… eine Stadt einfach dazu, eine Mixtur aus außergewöhnlicher Architektur, traumhaftem Wetter, vielfältigem Kulturangebot, grünen Parks und internationaler Küche zu bieten. All das gelingt Adelaide mal so nebenbei!
Hier haben wir uns fast so wohl gefühlt wie in Perth (und ihr wisst ja, dorthin würden wir fast sogar auswandern, wenn man uns ließe), als wir zu unserer großen Stadttour früh am Morgen (nach einer endlich endlich mal durchgeschlafenen Nacht, yes!) aufbrachen.
Nachdem wir über die North Terrace (an der die Kulturmeile mit Unis, Staatsbibliothek und zahlreichen Museen liegt, die wir dann aber erst am späten Nachmittag aufsuchen wollten)
in die Stadt marschiert sind, flanieren wir erst mal über die Rundle Mall, die die längste Fußgängerzone der südlichen Hemisphäre sein soll und einen seeeehr europäischen Eindruck macht (dafür sind wir ja schließlich ans andere Ende der Welt geflogen, um eine europäische Stadt zu sehen;-).
Durch das traumhafte Wetter ist hier natürlich unglaublich viel los, und zahlreiche Straßenkünstler haben sich vor den außergewöhnlichen Skulpturen, die hier überall aufgestellt sind, niedergelassen und bieten unterschiedlichste musikalische Genüsse dar: Vom Geigenspieler über den Dudelsack-Schotten bis zum A-Cappella-Rapper (gruselig!) ist alles vertreten, und so fluten Melodien über die Einkaufsmeile und begleiten unseren Spaziergang.
Just, als ich mir gerade einen Saft hole (Maracuja-Ananas-Himbeere, meine Lieblingsmischung hier), entdeckt Stephan dann natürlich einen Piercing-Laden, und schleppt mich hinein: „ Du meintest doch, du wolltest vor deinem 30. Geburtstag noch was Verrücktes tun?“ (Außer dieser verrückten Reise, meint er wohl!) Tatsächlich hatte ich wohl mal in einem Anflug von waghalsigem Übermut behauptet, ich würde mir noch vor meinem runden Geburtstag im August ein Nasensteinchen setzen lassen, weil ich das bei den wahnsinnig hübschen Inderinnen so wahnsinnig hübsch fand… Hmm, aber daran kann ich mich plötzlich gar nicht mehr erinnern. Und nein, ich kann doch keine Schmerzen aushalten… Zwei Mal stehe ich vor dem Empfangstresen und stelle lächerliche Fragen in Bezug auf das Piercing, kann mich aber einfach nicht dazu durchringen, es tatsächlich machen zu lassen. Ich bin echt feige (Zitat meine Mama: „Ich liebe Feiglinge!“ Zitat Stephan, nachdem er mehrmals sehr dezent versucht hat, mich doch noch zu überreden: „Na gut, Julia, ich bin stolz auf dich, dass du dich nicht unter Druck setzen hast lassen!“ Ob das wohl als Kompliment gedacht war?) So oder so, Stephan wollte den laden dann aber auch nicht unverrichteter Dinge verlassen und ließ sich kurzerhand und absolut ohne mit einer Wimper zu zucken oder gar rumzujammern ein neues Piercing in das Ohr-Dreieck (wie heißt das eigentlich wirklich?) stechen. Ich hab´s gefilmt:
Nach diesem Abenteuer ( ich war immmer noch schweißgebadet, alleine von der Vorstellung, dass mir womöglich auch so ein Röhrchen in den Körper gebohrt werde würde) gingen wir einfach weiter – die ganze Angelegenheit dauerte nicht mehr als etwa 10 Minuten. Hier in Australien ist das mit dem Piercen auch etwas günstiger und einfacher als zu Hause – hier wird im selben Laden Maniküre, Peidküre und Waxing angeboten, und man kann entweder einen Termin für die Körperverschönerung machen oder halt einfach so vorbeikommen – alles „no problem“.
Zur Stärkung schnabulierten wir dann ein Steak mit Pommes (gemeinsam, aber zum Sonderpreis von nur 10 Bucks . Echt ein unglaubliches Angebot!), dazu ein kleines Bierchen,
und fast wär ich doch noch mal zurück gegangen – aber nein nein, es hätte wohl größerer Alkoholmengen bedurft, um mich umzustimmen, und Trinken ist hier ja vierlerorts in der Öffentlichkeit strikt verboten…
Man nennt dies auch „B(P)raune-Papiertüten-Prohibition“!
Zum Dessert hatten wir uns dann etwas Besonderes vorgenommen: Der Besuch einer Schokoladenfabrik, in der man auch kosten würde dürfen, stand an. Und tatsächlich dürften wir nicht nur die Kakaobohnen erschnuppern und befühlen sowie den Produktionsprozess beobachten, sondern wurden auch reichlich mit Kostrpöbchen versorgt.
Als ich dann auch noch entdeckte, dass es hier kostelosen tee gab, waren wir die nächsten zwei Stunden versorgt und genossen das „süße“ Leben for free;-) Zur Klarstellung: Eigentlich sind wir ja sonst nicht solche Freibiergesichter wie viele unseres Berufsstandes es manchmal zu sein scheinen, aber wir recherchieren zur Zeit für unser neues Buch „Asien kann jeder – Gammeln durch die 1. Welt mit Julia und Stephan“, und deshalb müssen wir so etwas ausprobieren… (Lustigerweise bot uns dann später am Tag ein fremder Passant noch ein halbes Sub an – obwohl wir jetzt doch wirklich nicht gerade verhungert ausschauen, oder? Aber anscheinend hat sich die Mär vom „Schnorrer-Pärchen auf Bestsellerkurs“ hierzulande bereits verbreitet.
Nach getaner Arbeit 😉 begaben wir uns dann zum Central Market, den vielgerühmten Adelaider Markthallen. Jo, ein Markt halt, ist wohl nach den olfaktorischen Erlebnissen, die wir in China genossen haben, jetzt doch nicht mehr so spannend. Aber: Hier kriegt man wenigstens vergammelte Milch(=Käse!) und nach der Mangelzeit des letzten Herbstes sind wir dafür immer zu haben.
Nach einem kurzen Abstecher zum Victoria Square und in die Adelaide Arcade, die wie vor hundertfünfzig Jahren gestaltet ist und in der wir einen Einkaufsbummel für Arme machen wollten (=Alles antatschen, nichts kaufen, also das, was wir unseren Schülern immer verbieten) und in der Stephan stundenlang in einem Nerd-Shop für Nerd-Brettspiele, die auf Nerd-Serien basieren, stand und nicht mehr wegzukriegen war,
machten wir uns auf den Weg zu den vielgerühmten Museen dieser Kulturmetropole, um neben Kommerz und Kulinarik auch noch etwas (kostenlose) Kultur abzubekommen. Da standen wir dann also um 17:30 Uhr und mussten feststellen, dass hier zwar das Wetter durchaus mediterran ist, die Einstellung zu Öffnungszeiten hingegen sehr englisch anmutet: Punkt 5 Uhr machen sowohl das South Australian Museum, das Aboriginal Cultural Centre als auch die viktorianische State Library einfach zu. Punkt.
Sehr enttäuscht – ich hatte mich doch darauf gefreut – machten wir uns auf den Weg zum Auto – nicht ohne zuvor unsere technischen Geräte in der Empfangshalle der Bibliothek wieder aufzuladen;-) Gott sei Dank fiel uns dann im hippen East End – dem Ausgehstadtteil Adelaides – auf, dass hier momentan das Fringe-Festival, das wir in Perth ja schon ausgiebigst genießen konnten, gastiert. Dieses Festival verschiedenster Kabarett- und Unterhatungskünstler lag hier in einem noch schöneren Park (ach ja, hatten wür erwähnt, dass es in Adelaide tausende wunderschön grüner Parks gibt?),
was uns natürlich dazu bewegte, darüber zu streifen, dabei People Watching zu betreiben und einfach die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. Dabei stellten wir schnell fest, dass das Festivalprogramm hier in Südaustralien wesentlich prüder ausfällt, als das noch im „wilden“ Teil Australiens der Fall gewesen war: Dort gab es zahlreiche Burlesque- und Kinky Comedy-Shows, hier herrschen eben noch Sitten und Ordnung – kein Wunder, da in der Region einstmals 18 000 puritanische Lutheraner aus Deutschland siedelten und den Wertekanon dieser Region anscheinend nachhaltig prägten…
Wir entschieden uns diesmal – auch aus Kostengründen – dazu, nur einer sehr exklusiven und zutiefst erotischen Show beizuwohnen, ähnlich der, die wir in Perth fast besucht hätten (WA-Women reading naked): STEPHAN READING NAKED! (Und zwar Julia zum Einschlafen aus Harry Potter vor) Eine grandiose Show mit haarigen Special Effects, die leider neimand aus dem Publikum mitbekam, weil das Gros der Anwesenden nach über 21000 getanen Schritten am heutigen Tag bereits nach wenigen Minute aufgab und einschlief…
So war die Uraufführung dieses Stückes im Gegensatz zu unserem heutigen Besuch in Adelaide kein so großer Erfolg;-) Also diese Karriere scheidet für Stephan auch aus… Seufz…
Eine kurze Anekdote möchten wir euch zum Schluss noch mit auf den Weg geben: Auf dem Parkplatz, auf dem wir zur Zeit wild campen ( oder wie wir es nennen: uns im Auto über Nacht ausruhen) kommt jeden Abend um exakt 20 vor zehn ein leerer Bus, der nach Anzeige „out of service“ ist, hier vorbei, hält an und steht dann 20 Minuten bei laufendem Motor hier, bis er wieder von Dannen fährt. Wir wundern uns, was es damit auf sich hat, und haben verschiedene Theorien entwickelt:
1. Der Busfahrer hat soeben – wie jeden Abend – eine sehr hübsche Frau nach Hause gebracht und muss sich nun erst mal „beruhigen“, bevor er nach Haue zu Heim und Herd aufbrechen kann
2. Der Busfahrer zieht in Ruhe einen durch, bevor er weiterfährt
3. Der Busfahrer genießt die ein oder andere braune Tüte (ihr erinnert euch an die Prohibition), bevor er seine Nachtschicht beginnt
4. Der Busfahrer wurde als Jugendlicher auf diesem Parkplatz von Außerirdischen exakt um 20 vor zehn entführt und man hat Experimente an ihm vorgenommen, die ihn nicht mehr loslassen, weshalb er nun jeden Tag wiederkommt, um eventuell noch mal entführt zu werden
5. Der Busfahrer genießt einfach die herrliche Aussicht von hier oben auf die glitzernde Stadt
6. ?????
Was meint ihr?
Ich konnt den Video nicht anschauen und bin ehrlich gesagt fast froh darüber. Ich hätte mich sicher wieder aufgeregt.
“ Ach was da alles passieren könnte…..!“(whew)
Für das Warten des Busfahrers ist mir auch keine sinnvolle Lösung eingefallen, schade finde ich jedoch, dass er den Motor so lange laufen lässt. Schade eigentlich ! ( Kreuzfahrtreisender Umweltschützer spricht- dieses Jahr fahren wir mal nicht -so!