Albany – Schiffe, Schiffe und nochmals Schiffe

Ein Reisetraum für Männer also;-) Warum das allerdings in Albany so ist, liegt auf der Hand: Diese Stadt – angeblich sogar als Siedlung noch zwei Jahre vor der Swan River-Siedlung ( heutiges Perth) gegründet – hat einen der größten natürlichen geschützten Häfen der Welt – den King Georges Sound – und war nicht nur Anlaufstelle für Siedler und Versorgung aus Europa im 19. Jahrhundert, sondern in beiden Weltkriegen auch Abfahrtsort für sämtliche Soldaten, die Australien nach Europa entsenden musste.

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Das nette kleine Städtchen, in dem es einige hübsche historische Bauten und Kirchen

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sowie eine hervorragende Bücherei gibt

20150217_125118( die übrgens neben freiem W-Lan auch kostengünstige gebrauchte Kinderbücher anbietet – weil Julia sich bei den Preisen direkt für den Englisch-Unterricht der nächsten 10 Jahre eindeckte,

20150217_134542dachte Stephan sogar -getreu dem Motto „Home is where your backpack is“ darüber nach, sich einen neuen, nun ja, etwas geräumigeren Rucksack zuzulegen;-)

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, hat unter anderem auch eine originalgetreue Nachbildung der Amity Brig, dem Schiff, das hier mit den ersten Siedlern auf Aborigine-Gebiet anlandete, zu bieten.

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Dieses Schiff wurde von uns natürlich sofort erkundet,

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und es war wirklich spannend, nachzuempfinden, wie das Leben der Besatzung in dieser Enge, bei Seegang und schrecklichem Gestank gewesen sein muss.

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Aber auch der neueren Seefahrts-Geschichte wird hier Tribut gezollt: Auf dem Mount Clarence, von dem aus man übigens auch einen herrlichen Blick über den King George´s Sound hat, steht eine alte Befestigungsanlage, die man für den Verteidigungsfall einrichtete

(welchen Verteidigungsfall, fragt sich der Historiker an dieser Stelle), und ein ganzes Ausstellungszentrum, das sich mit den ANZACS- also den Australian and New Zealand Army Corpse – beschäftigt und aufzeigt, wie es ausgesehen haben muss, als 47 Kriegsschiffe mit insgesamt 30 000 Mann Besatzung im Jahr 1914 den Hafen gen Europa verließen, um die Männer und Frauen einem ungewissen Schicksal im dortigen Krieg entgegenzutragen.
Wir beschlossen ob der facettenreichen Geschichte der Stadt dann noch eine Nacht zu bleiben, um am nächsten Morgen die historische Walfangstation etwa 20 km außerhalb aufzusuchen. Nachdem wir zähneknirschend den (australischen!) Eintrittspreis bezahlt hatten, stellten wir bald fest, dass es sich aber wirklich gelohnt hatte: Hier sind alle Stationen, die für den Walfang, der hier im Jahre 1973 verboten wurde, genutzt wurden, authentisch erhalten, und man kann sowohl das Walfängerschiff

als auch die angeschlossene Fabrik, in der die Wale zerlegt und weiterverarbeitet wurden,

20150218_111636  20150218_11180020150218_110312im damaligen Zustand besichtigen. Irgendwie ekelhaft, aber interessant… (Zitat Stephan: „So wie eine hässliche Frau auf der Straße – man muss sie immer wieder ansehen, ohne es zu genießen.“ „Iiih, Stephan, was für ein Macho-Spruch!“)

Auch die angeschlossenen Kinosäle, in denen unter anderem ein 3D-Film über – na ihr erratet es bestimmt – Wale gezeigt wird,

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vermitteln ein umfassendes Bild. Wenn man zwischen Juni und Oktober hier vorbeikommt, hat man besonderes Glück, denn direkt an der Walstation ziehen die Pottwale auf ihrer jährlichen Wanderung vorbei und man kann intensives Whale Watching betreiben.

20150218_121503Wir mussten uns eingedenk der Jahreszeit leider, leider mit den Spielplatz-Walen vergnügen.

20150218_125536Richtig imposant wurde es dann im Museum (und das kann man ja nicht immer behaupten): Dort sind die Skelette von verschiedenen Walen, darunter auch das einer gigantischen Blauwales, der hier 1999 strandete und verendete, ausgestellt.

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Zitat Stephan: „Gut, Julia, dass du den Leuten auch mitgeteilt hast, dass er nicht nur gestrandet sondern auch verendet ist, sonst wäre die ganze Veranstaltung doch etwas barbarisch gewesen…“) Aber seht selbst, wie winzig man neben dem Skelett eines Tieres ausschaut, das im quicklebendigen Zustand so viel wiegt wie 30 afrikanische Elefanten, in das locker ein Kleinwagen passen würde und durch dessen Arterien ein Kleinkind ohne Probleme krabbeln könnte…

(Zitat Stephan: „Wenn ich da drin krabbeln würde, gälte das wohl als Walherzkranzverfettung;-)“) Aber der Blauwal ist ja nicht zu Unrecht das heutzutage größte lebende Tier der Welt!
A propos Größe: 1967 holten die Walfänger aus dem Magen eines Exemplars einen gigantischen Riesenkraken, der unzerkaut und im Ganzen („Allerdings tot!“) geborgen und fotografiert werden konnte. Das Bildle brachte uns beide zum gleichen Ausruf: „Oh, so was würden wir jetzt auch gern essen!“
Stattdessen verdrückten wir Hähnchen beim KFC (Super-Mittwoch) und genossen so unser Aschermittwoch-Schlachtfest (Julia hatte ganz vergessen, dass Aschermittwoch ist… und Stephan ist eh ein Ketzer).
Am Nachmittag dann machten wir uns auf den Weg in die vermeintliche Nachbarstadt Esperance. Knapp 450 Kilometer später waren wir auch schon da und wollten uns ein Parkplätzchen für unser Nachtlager suchen. Zur Info an alle, die es nicht wissen: Da wir ja einen Campervan haben, schlafen wir immer im Auto, und da man hier auf Campingplätzen pro Nacht um die 35 Dollar verlangt, haben wir das sofort aufgegeben und stattdessen entschieden, wild zu campen. Das ist auch durchaus möglich und legal – nur eben nicht in Stadtgebieten, sondern nur auf Highway-Parkplätzen ( wie uns die nette Rangerin erklärt hatte – ihr erinnert euch). Normalerweise ist das auch kein Problem – nur heute gestaltete sich das – nach fünfstündiger Autofahrt versteht sich, da hat man ja dann noch so viel Lust, einen Parkplatz zu suchen- etwas schwierig: Auf dem Hinweg gab es zwar Parkplätze, aber kein Internet, also fuhren wir in die Stadt hinein und auf der anderen Seite wieder auf den Highway, um den nächstgelegenen Haltplatz anzusteuern. Da gab es auch einen – aber Campen hier streng verboten – Also zurück nach Esperance, in einer anderen Richtung gestartet – auch hier innerhalb der nächsten 20 km kein Parkplatz weit und breit, statt dessen immer wieder der Hinweis auf nahegelegene Campingplätze – grrr… In dieser blöden Touristadt hat man anscheinend sämtliche Parkplätze eliminiert, um die Leute auf Campingplätze zu zwingen und Kohle aus ihnen herauszupressen. Aber nicht mit uns! Nach so verfahrenen 10 Euro Sprit – also etwa 80 km hin und her – fuhren wir dann doch wieder retour, aus dem Stadtgebiet hinaus auf nationales Straßengebiet, also 20 Kilometer in die Richtung, aus der wir ursprünglich gekommen waren, und schlafen jetzt auf einem Parkplatz, auf dem sich gefühlt alle Camper der Gegend breit gemacht haben ( weil es ja auch der einzige legale Schlafplatz im Umkreis von 50km zu sein scheint!!!!)

Na dann: Gute Nacht!

3 Gedanken zu „Albany – Schiffe, Schiffe und nochmals Schiffe“

  1. Hast du bei den buchen auch an meinen Englischunterricht gedacht?
    Naja, aber ihr müsst das Zeug ja auch transportieren 🙂
    Ich habe also Nachsicht, wenn nicht. 😉

  2. Hallo Stefanie,

    also um alle deine Fragen endlich mal zu beantworten (sorry, ich bin vor lauter neuer Blogeinträge schreiben da manchmal etwas nachlässig;-)
    1. Ja, der Hunger hat über den Geiz gesiegt – allerdings kostet eine Pizza bei Dominos regulär umgerechnet 7,50 €, das geht gard noch, und an Montagen und Dienstagen nur 4 Euro, da schlagen wir jetzt immer zu;-)
    2. Das Karri-Bäume-Erklettern war tatsächlich GRATIS
    3. Ich habe natürlich an dich gedacht und daran, dass du dir gerne jederzeit alle diese Englisch-Bücher für deinen Unterricht ausleihen kannst;-)
    Julia

  3. Das Foto mit dem Mega-Rucksack ist echt der Bruner- das muss ich unbedingt meiner Klasse zeigen, vorausgesetzt Stephan gibt das frei. Ich werde auch nicht wegen des Lochs in der Hose maulen. Das passiert eben, wenn man ein solches Gewicht stemmt. R E S P E K T !!!!! Schaut echt irre cool aus.

    Mum

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