Back to life, back to reality

Gestern früh sind wir jetzt also tatsächlich in Frankfurt gelandet… Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass wir jetzt wieder im guten alten Deutschland sein sollen – nach 20 Reisestunden, einfach so, wieder zurück in der Realität! Aber so ist es, der Beweis steht vor mir: Mein Papa, der extra ganz früh aufgestanden ist um uns als unser privates Begrüssungskommittee am Flughafen in Empfang zu nehmen – der beste Papa überhaupt, der es auf sich genommen hat, uns bei der Hand zu nehmen und ganz sanft in die Wirklichkeit zurückzuführen! Ich freu mich wahnsinnig, ihn nach der langen Zeit zu sehen – wie ich mich überhaupt wahnsinnig auf zu Hause, auf alle lieben Menschen, die ich vermisst habe, freue!

Ju und Ste Airport

Auf der anderen Seite ist da aber auch ein ganz leeres, sehr wehmütiges Gefühl in mir: Soll dieses außergewöhnliche Jahr tatsächlich schon vorbei sein? Ich kann es einfach nicht glauben, nicht er- fassen. Es wird mir sehr fehlen, immer unterwegs zu sein und jeden Tag ganz andere Erfahrungen zu machen und ständig etwas Neues zu sehen, und – ganz im Ernst, auch wenn sich das viele nicht vorstellen können, mit ihrem Partner alleine so lange unterwegs zu sein- es wird mir auch wahnsinnig fehlen, so viel Zeit mit meinem Mann zu haben. In das Gefühlschaos mischen auch noch Vorfeude auf das Kommende, irgendwie Bekannte aber auch irgendwie Veränderte hinein, und auch ein wenig Sorge, wie sich die Zukunft jetzt weiter entwickeln wird ( neue Schule für mich, neuer Job für Stephan? Wie geht es überhaupt für uns weiter? Bleiben wir auf Dauer in Bayern, oder müssen wir in ein anderes Bundesland „auswandern“? Wollen wir jetzt eine Familie gründen?……)

So oder so ist es wohl an der Zeit, Bilanz zu ziehen, was ich an dieser Stelle in recht gegliederter Form tun möchte, um meine Gedanken zu ordnen und euch die Chance zu geben, Das ganze Gedankenchaos nachzuvollziehen, wenn ihr dies denn wollt.;-)

Diese und ähnliche Fragen haben wir uns in den letzten Tagen gestellt und versucht, sie ehrlich zu beantworten.

1.Würde ich die Reise noch mal machen?

Definitiv ja. Es war einfach einmalig- so eine Chance bekommt man nie wieder! Ich bin einfach dankbar für die vielen schönen Minuten, Stunden, Tage und Wochen…

2.Würde ich die Reise noch mal genau so machen?

Bis auf kleinste Details ( weniger Zeit in Australien, dafür 1-2 Wochen Zwischenstopp in Malaysia) würde ich die Reise wieder so durchführen. Vielleicht an der einen Stelle etwas mehr, an der anderen etwas weniger Geld ausgeben, vielleicht insgesamt etwas langsamer machen, aber alles in allem würde ich die gleichen Länder, im gleichen Rhythmus bzw. in gleicher Reihenfolge wieder besuchen wollen…

3. Habe ich meine „Quarterlife-Crisis“ jetzt überwunden und nicht mehr das Gefühl, was verpasst zu haben?

Wie? Was für ne Quarterlife-Crisis? Nie davon gehört;-) Ich sage nur: Chancen nutzen! Diese einmalige Gelegenheit mussten wir doch einfach ergreifen – herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an den Freistaat Bayern, der uns durch die Einstellungspolitik diese Chance beschert hat (Achtung Ironie!;-)

4. Ist die Reiselust jetzt bei mir verflogen?

Mitnichten! Klar haben wir jetzt viel gesehen, aber die Welt ist so groß und es gibt noch so viel zu entdecken! Auf meinem Plan stehen als nächstes noch Brasilien, Argentinien und Chile, Kuba, Malaysia, Indonesien, Namibia, Südafrika, Marokko… Aber ok, das hat ja Zeit – dieses Jahr geht’s wohl höchstens noch nach Italien;-)

5. Was würde ich jetzt – nach Abschluss dieser Reise – anderen Weltreisenden empfehlen?

Glaubt an euch und euren Traum- auch, wenn der Eurokurs grade nicht wirklich budgetfreundlich ist 😉 Jeder kann das machen, wenn er will und ein bisschen sparsam ist – in vielen Ländern, vor allem in Asien, kann man wirklich mit ziemlich wenig Geld auskommen und ganz viel von anderen Kulturen lernen! Und beachtet einige wichtige Tipps:

Vergesst nicht, KLOPAPIER! Klebeband, Notizzettel, Kugelschreiber, eine Luftmatratze, warme Decke und unterschiedlichste Kabel mitzunehmen! – Besonders in wenig erschlossenen Ländern wie der Mongolei ist sonst an ein zivilisiertes Überleben nicht zu denken… ( Wer erinnert sich nicht an die stundenlangen Nachtwachen ohne Elektrizität auf dem harten Holzbrett, mit Käfern im Haar und Klo in der Natur?)

Beantragt mehrere Kreditkarten und diese auch rechtzeitig ;-)- sonst kann es passieren, dass man pleite in Peru steht und plötzlich kein Bargeld mehr bekommt…( Danke an die DKB für Ihre schnelle Nothilfe)

Esst nie an Ständen am Straßenrand, bei denen ihr nicht mal vorbeigehen könnt, ohne die Nase zu rümpfen ( oder die vor Fliegen wimmeln)- und denkt daran: Cook ist, Boil it, Peel it Or Forget it!;-) – euer Verdauungssystem (und eure Reiseapotheke) werden es euch danken!

Immer Augen offen halten: Manchmal findet man in Bus, Zug und Bahn äußert nützliche Gegenstände oder überlebenswichtige Dinge (zB ausgelesene Romane in Deutsch, Englisch, Französisch oder gar Spanisch –  wenn einem in China der Lesestoff ausgeht, ist man sonst nämlich echt verratzt)

Bleibt zu Hause, wenn ihr an Reiseübelkeit leidet- sicherheitshalber

6. Habe ich mich durch die Reise verändert?

Hmm, schwer zu sagen. Ich glaube, Stephan hat sich nicht so sehr verändert, ich bin wohl etwas ruhiger und geduldiger geworden – ich kann jetzt auch mal eine Stunde “ Chillen“ ohne etwas Sinnvolles zu tun zu haben… Ansonsten werden wohl die nächsten Wochen erst zeigen, ob und inwiefern wir uns verändert haben… Ihr dürft mich gerne drauf hinweisen!

7. Ist uns auch etwas Negatives auf der Reise widerfahren?

Von schwierigen Situationen haben wir euch ja bereits an dieser Stelle aus jeweils aktuellem Anlass berichtet. Aber, ganz ehrlich: Es ist nichts passiert, was wirklich von Bedeutung gewesen wäre. Wir sind weder beschissen, noch überfallen und ausgeraubt und schon gar nicht entführt worden… Klar, Bens Tasche ist in Thailand am Strand verschwunden, und manch ein Taxifahrer wollte unsere weißen Nasen extra Blechen lassen, aber: Alles in allem wirklich harmlos – wir hatten Glück!

8. Was habe ich auf der Reise gelernt?

Die Eindrücke dieser Reise – und damit auch das, was wir gelernt haben – sind zu vielfältig, um das hier so einfach zusammenfassen zu können, aber einige Grunderkenntnisse über das Leben konnte ich doch gewinnen:

A) Insbesondere in Indien hat sich sehr deutlich gezeigt, wie extrem die Armut ist, die auf unserer Erde herrscht, und wie viel man schon mit ganz wenig Geld bewegen kann- eine Erkenntnis, die mich in meinen Bestrebungen, anderen zu helfen, weiter bestärkt hat, und die uns auch motiviert, Mitmenschen davon zu berichten und diese dafür zu begeistern, selbst auch etwas für andere tun zu wollen

B) Nach über 40 Wochen Leben aus dem Rucksack und insgesamt 8 Wochen Leben im Auto (= zu zweit auf etwa 3 qm, nur ein Bett, kein Bad, keine Küche…) ist absolut klar, mit wie wenig man tatsächlich auskommen kann und wie luxuriös unser Leben zu Hause – selbst das momentane im Keller der WG- eigentlich ist

C) Überall auf der Welt sind uns wahnsinnig nette und hilfsbereite Menschen begegnet- selbst dort, wo man es am wenigsten vermuten würde… und: man kann sich wirklich mit jedem verständigen, und sei es mit Hand und Fuß!

D) Gesundheit ist unser wichtigstes Gut – das wird einem erst recht bewusst, wenn man in Ländern unterwegs ist, in denen es tödliche Krankheiten, aber für die meisten Menschen keine Krankenversorgung gibt…

E) Heimat ist – trotz des auf Reisen gültigen Spruches „Home is, where your Backpack is“ – eben nicht auf der ganzen Welt, sondern da, wo man mit Familie und Freunden zusammen sein kann

F) Ich habe so viele schöne Städte und lebenswerte Orte gesehen- und trotzdem weiß ich jetzt: Ich würde niemals auswandern – trotz des suboptimalen Wetters in Deutschland 😉

9.

10.

Falls ihr noch Fragen habt, die ihr gerne geklärt haben möchtet, postet sie doch einfach in den Kommentaren – ich werde sie nach bestem Wissen und Gewissen beantworten…

Ab Dienstag sind wir jetzt also wieder im kleinen blauen Schlösschen mit dem kleinen blauen Rösschen – wer vorbeikommen will, ist herzlich jederzeit eingeladen, wir freuen uns über ganz viele liebe Menschen und ein freudiges Wiedersehen!