Adelaide Hills – Wilder Westen, wilde Tiere

Nach unserem Tag in der Großstadt mussten wir heute dringend wieder mal raus in die Natur – was böte sich da besser an als die Adelaide Hills, in denen man herrlich wandern und den Blick über die Stadt schweifen lassen, aber auch einige Ausflugsziele abklappern kann?

Eben!

Also fuhren wir morgens auf den Eagles-Aussichtspunkt, um den Blick zu genießen und ein bisschen wandern zu gehen.

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Allerdings hielten wir das bei der Hitez nicht allzulange durch, und so entschieden wir am späten Vormittag, doch noch nach Hahndorf zu fahren – hierbei handelt es sich um die erste deutsche Siedlung, die in Südaustralien von Deutschen (Evangolen!) gegründet worden war und in der es auch heute noch „sehr deutsch“ zugehen soll!

Lustigerweise fühlten wir uns dann aber ganz und gar nicht heimisch hier – klar gab es in manchen Cafßes und Restaurants (vor allem übrigens von asiatischen Touristen aufgesucht) Bratwürstel und Breze, und in einem Souvenirshop mit Kuckucksuhren tragen wir eine Mindelheimerin, die seit 33 Jahren in Australien lebt (und unbedingt wieder heim will), ansonsten kam es uns aber eher so vor, als ob hier jemand Deutschaldn mit dem Wilden Westen  verwechselt und dementsprechend lauter Saloons und Ställe statt klassischer und bei der Tourist-Info angepriesener Fachwerkhäuser  errichtet hätte…

20150226_081229Nichtsdestotrotz war es hier sehr nett, wir schlenderten die Hauptstraße (ok, sagen wir es wie es ist- die einzige Straße) Hanhdorfs hinunter und besuchten dabei auch das Museum, in dem die Geschichte dieser ersten deutschen Siedlung erzählt und mit vielen sehr interessanten Anekdoten und Daten untermauert wird.

Nach einem kleinen Mittagsimbiss (angesichts der Preise für „typisch deutsche“ Produkte dann doch eine Gemüse-Quiche) verließen wir dann diesen vermeintlichen Heimweh-Ort und fuhren noch zum Cleland Wildlife-Park, der ähnlich wie unser Wildpark in Landsberg gestaltet ist: Die Tiere haben ein riesiges Areal von 35 ha zur Verfügung und Emus, Kängurus, Wallabys und kleine Beutelratten können sich hier frei bewegen, wohin sie möchten, und sich füttern und streicheln lassen, falls sie Bock darauf haben.

Augenscheinlich hatten sie das, denn wir kamen aus dem Füttern und Streicheln nicht mehr heraus und waren angesichts der exotischen Fülle dieser Tiere mit einem leicht dämlichen Grinsen im Gesicht unterwegs.

Als sich dann die Chance bot, einen Koala auf dem Arm zu  halten, wollten wir uns erst skeptisch zurückhalten, in der Annahme, dass das arme Tier zu Touristendiensten gezwungen würde. Nach einem längeren Gespräch mit der Tierpflegering hatten wir aber dann herausgefunden, dass Isaac (so heißt der betreffende Koala, der übrigens nächste Woche 5 Jahre alt wird) von Menschen per Flasche aufgezogen wurde und deshalb sehr zutraulich ist. Zudem beträgt seine „Kuschelzeit“ pro Tag auch nur etwa 15 Minuten, und oft ist er etwas ungehalten, weil er leiber noch weiter auf Touristen herumklettern bzw. herumhängen will, als wieder zurückgebracht zu werden. Derart beruhigt stellte ich mich also brav neben der Pflegerin auf, die Isaac heiß und innig liebt ( und umgekehrt, scheint es) und der sich an ihr wie an einem Baumstamm festkrallte, und nachdem sie mich als neuen „Baum“ angeboten hatte, streckte er doch tatsächlich seine Pfote aus und klammerte sich beim Hinüberkraxeln an meiner Schulter fest. Ich musste gar nichts tun, dürfte den dann aber doch recht schweren Brocken dann mit einem Arm unter seinem Körper abstützen. Klar dürften wir dann auch ein paar Fotos machen, und das Beste war: Isaac hing nicht einfach nur an mir, sondern kuschelte sich so richtig an mich. Ich hatte auch den EIndruck, dass die Pflegerin bemerkt hatte, wie wichtig es mir ist, dass es dem Tier gut geht, und darum dürfte ich ihn eine ganze Weile länger halten als sonst üblich. Sogar Stephan konnte sich für ein gemeinsames Fot mit dazustellen ( Übrigens ein nettes Bild: Sieht der kleine Süße nicht ganz aus wie der Papa;-)?)

20150226_114335 und so haben wir für immer eine kleine, aber feine Erinnerung an diesen extrem kuschligen und tatsächlich auch anschmiegsamen Koala…

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Nach vielen, vielen Stunden im Park, und nachdem wir dann noch etwa 25 verschiedene Arten Wildvögel in einem Schwemmlandgebiet beobachtet hatten,

konnten wir uns müde, aber dennoch sehr zufrieden auf dem Heimweg zu unserem netten kleinen Halteplatz über Adelaide machen…

Ein „wilder“ Tag!

 

 

 

Adelaide – A piercingly beautiful city oder: Adel verpflichtet…

… eine Stadt einfach dazu, eine Mixtur aus außergewöhnlicher Architektur, traumhaftem Wetter, vielfältigem Kulturangebot, grünen Parks und internationaler Küche zu bieten. All das gelingt Adelaide mal so nebenbei!

Hier haben wir uns fast so wohl gefühlt wie in Perth (und ihr wisst ja, dorthin würden wir fast sogar auswandern, wenn man uns ließe), als wir zu unserer großen Stadttour früh am Morgen (nach einer endlich endlich mal durchgeschlafenen Nacht, yes!) aufbrachen.

Nachdem wir über die North Terrace (an der die Kulturmeile mit Unis, Staatsbibliothek und zahlreichen Museen liegt, die wir dann aber erst am späten Nachmittag aufsuchen wollten)

in die Stadt marschiert sind, flanieren wir erst mal über die Rundle Mall, die die längste Fußgängerzone der südlichen Hemisphäre sein soll und einen seeeehr europäischen Eindruck macht (dafür sind wir ja schließlich ans andere Ende der Welt geflogen, um eine europäische Stadt zu sehen;-).

Durch das traumhafte Wetter ist hier natürlich unglaublich viel los, und zahlreiche Straßenkünstler haben sich vor den außergewöhnlichen Skulpturen, die hier überall aufgestellt sind, niedergelassen und bieten unterschiedlichste musikalische Genüsse dar: Vom Geigenspieler über den Dudelsack-Schotten bis zum A-Cappella-Rapper (gruselig!) ist alles vertreten, und so fluten Melodien über die Einkaufsmeile und begleiten unseren Spaziergang.

20150225_092209Just, als ich mir gerade einen Saft hole (Maracuja-Ananas-Himbeere, meine Lieblingsmischung hier), entdeckt Stephan dann natürlich einen Piercing-Laden, und schleppt mich hinein: „ Du meintest doch, du wolltest vor deinem 30. Geburtstag noch was Verrücktes tun?“ (Außer dieser verrückten Reise, meint er wohl!) Tatsächlich hatte ich wohl mal in einem Anflug von waghalsigem Übermut behauptet, ich würde mir noch vor meinem runden Geburtstag im August ein Nasensteinchen setzen lassen, weil ich das bei den wahnsinnig hübschen Inderinnen so wahnsinnig hübsch fand… Hmm, aber daran kann ich mich plötzlich gar nicht mehr erinnern. Und nein, ich kann doch keine Schmerzen aushalten… Zwei Mal stehe ich vor dem Empfangstresen und stelle lächerliche Fragen in Bezug auf das Piercing, kann mich aber einfach nicht dazu durchringen, es tatsächlich machen zu lassen. Ich bin echt feige (Zitat meine Mama: „Ich liebe Feiglinge!“ Zitat Stephan, nachdem er mehrmals sehr dezent versucht hat, mich doch noch zu überreden: „Na gut, Julia, ich bin stolz auf dich, dass du dich nicht unter Druck setzen hast lassen!“ Ob das wohl als Kompliment gedacht war?) So oder so, Stephan wollte den laden dann aber auch nicht unverrichteter Dinge verlassen und ließ sich kurzerhand und absolut ohne mit einer Wimper zu zucken oder gar rumzujammern ein neues Piercing in das Ohr-Dreieck (wie heißt das eigentlich wirklich?) stechen. Ich hab´s gefilmt:

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Nach diesem Abenteuer ( ich war immmer noch schweißgebadet, alleine von der Vorstellung, dass mir womöglich auch so ein Röhrchen in den Körper gebohrt werde würde) gingen wir einfach weiter – die ganze Angelegenheit dauerte nicht mehr als etwa 10 Minuten. Hier in Australien ist das mit dem Piercen auch etwas günstiger und einfacher als zu Hause – hier wird im selben Laden Maniküre, Peidküre und Waxing angeboten, und man kann entweder einen Termin für die Körperverschönerung machen oder halt einfach so vorbeikommen – alles „no problem“.

Zur Stärkung schnabulierten wir dann ein Steak mit Pommes (gemeinsam, aber zum Sonderpreis von nur 10 Bucks . Echt ein unglaubliches Angebot!), dazu ein kleines Bierchen,

IMG_1122und fast wär ich doch noch mal zurück gegangen – aber nein nein, es hätte wohl größerer Alkoholmengen bedurft, um mich umzustimmen, und Trinken ist hier ja vierlerorts in der Öffentlichkeit strikt verboten…

Man nennt dies auch „B(P)raune-Papiertüten-Prohibition“!
Zum Dessert hatten wir uns dann etwas Besonderes vorgenommen: Der Besuch einer Schokoladenfabrik, in der man auch kosten würde dürfen, stand an. Und tatsächlich dürften wir nicht nur die Kakaobohnen erschnuppern und befühlen sowie den Produktionsprozess beobachten, sondern wurden auch reichlich mit Kostrpöbchen versorgt.

Als ich dann auch noch entdeckte, dass es hier kostelosen tee gab, waren wir die nächsten zwei Stunden versorgt und genossen das „süße“ Leben for free;-) Zur Klarstellung: Eigentlich sind wir ja sonst nicht solche Freibiergesichter wie viele unseres Berufsstandes es manchmal zu sein scheinen, aber wir recherchieren zur Zeit für unser neues Buch „Asien kann jeder – Gammeln durch die 1. Welt mit Julia und Stephan“, und deshalb müssen wir so etwas ausprobieren… (Lustigerweise bot uns dann später am Tag ein fremder Passant noch ein halbes Sub an – obwohl wir jetzt doch wirklich nicht gerade verhungert ausschauen, oder? Aber anscheinend hat sich die Mär vom „Schnorrer-Pärchen auf Bestsellerkurs“ hierzulande bereits verbreitet.
Nach getaner Arbeit 😉 begaben wir uns dann zum Central Market, den vielgerühmten Adelaider Markthallen. Jo, ein Markt halt, ist wohl nach den olfaktorischen Erlebnissen, die wir in China genossen haben, jetzt doch nicht mehr so spannend. Aber: Hier kriegt man wenigstens vergammelte Milch(=Käse!) und nach der Mangelzeit des letzten Herbstes sind wir dafür immer zu haben.
Nach einem kurzen Abstecher zum Victoria Square und in die Adelaide Arcade, die wie vor hundertfünfzig Jahren gestaltet ist und in der wir einen Einkaufsbummel für Arme machen wollten (=Alles antatschen, nichts kaufen, also das, was wir unseren Schülern immer verbieten) und in der Stephan stundenlang in einem Nerd-Shop für Nerd-Brettspiele, die auf Nerd-Serien basieren, stand und nicht mehr wegzukriegen war,

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machten wir uns auf den Weg zu den vielgerühmten Museen dieser Kulturmetropole, um neben Kommerz und Kulinarik auch noch etwas (kostenlose) Kultur abzubekommen. Da standen wir dann also um 17:30 Uhr und mussten feststellen, dass hier zwar das Wetter durchaus mediterran ist, die Einstellung zu Öffnungszeiten hingegen sehr englisch anmutet: Punkt 5 Uhr machen sowohl das South Australian Museum, das Aboriginal Cultural Centre als auch die viktorianische State Library einfach zu. Punkt.
Sehr enttäuscht – ich hatte mich doch darauf gefreut – machten wir uns auf den Weg zum Auto – nicht ohne zuvor unsere technischen Geräte in der Empfangshalle der Bibliothek wieder aufzuladen;-) Gott sei Dank fiel uns dann im hippen East End – dem Ausgehstadtteil Adelaides – auf, dass hier momentan das Fringe-Festival, das wir in Perth ja schon ausgiebigst genießen konnten, gastiert. Dieses Festival verschiedenster Kabarett- und Unterhatungskünstler lag hier in einem noch schöneren Park (ach ja, hatten wür erwähnt, dass es in Adelaide tausende wunderschön grüner Parks gibt?),

was uns natürlich dazu bewegte, darüber zu streifen, dabei People Watching zu betreiben und einfach die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. Dabei stellten wir schnell fest, dass das Festivalprogramm hier in Südaustralien wesentlich prüder ausfällt, als das noch im „wilden“ Teil Australiens der Fall gewesen war: Dort gab es zahlreiche Burlesque- und Kinky Comedy-Shows, hier herrschen eben noch Sitten und Ordnung – kein Wunder, da in der Region einstmals 18 000 puritanische Lutheraner aus Deutschland siedelten und den Wertekanon dieser Region anscheinend nachhaltig prägten…
Wir entschieden uns diesmal – auch aus Kostengründen – dazu, nur einer sehr exklusiven und zutiefst erotischen Show beizuwohnen, ähnlich der, die wir in Perth fast besucht hätten (WA-Women reading naked): STEPHAN READING NAKED! (Und zwar Julia zum Einschlafen aus Harry Potter vor) Eine grandiose Show mit haarigen Special Effects, die leider neimand aus dem Publikum mitbekam, weil das Gros der Anwesenden nach über 21000 getanen Schritten am heutigen Tag bereits nach wenigen Minute aufgab und einschlief…

So war die Uraufführung dieses Stückes im Gegensatz zu unserem heutigen Besuch in Adelaide kein so großer Erfolg;-) Also diese Karriere scheidet für Stephan auch aus… Seufz…

Eine kurze Anekdote möchten wir euch zum Schluss noch mit auf den Weg geben: Auf dem Parkplatz, auf dem wir zur Zeit wild campen ( oder wie wir es nennen: uns im Auto über Nacht ausruhen) kommt jeden Abend um exakt 20 vor zehn ein leerer Bus, der nach Anzeige „out of service“ ist, hier vorbei, hält an und steht dann 20 Minuten bei laufendem Motor hier, bis er wieder von Dannen fährt. Wir wundern uns, was es damit auf sich hat, und haben verschiedene Theorien entwickelt:
1. Der Busfahrer hat soeben – wie jeden Abend – eine sehr hübsche Frau nach Hause gebracht und muss sich nun erst mal „beruhigen“, bevor er nach Haue zu Heim und Herd aufbrechen kann
2. Der Busfahrer zieht in Ruhe einen durch, bevor er weiterfährt
3. Der Busfahrer genießt die ein oder andere braune Tüte (ihr erinnert euch an die Prohibition), bevor er seine Nachtschicht beginnt
4. Der Busfahrer wurde als Jugendlicher auf diesem Parkplatz von Außerirdischen exakt um 20 vor zehn entführt und man hat Experimente an ihm vorgenommen, die ihn nicht mehr loslassen, weshalb er nun jeden Tag wiederkommt, um eventuell noch mal entführt zu werden
5. Der Busfahrer genießt einfach die herrliche Aussicht von hier oben auf die glitzernde Stadt
6. ?????
Was meint ihr?

Glenelg – Die sportlichste Stadt Australiens

… Ja, und wir fühlen uns hier fehl am Platz;-)

Nachdem wir heut ausgiebigst das kleine Städtchen durchbummelt

und dann eine kleine Verschnaufpause am Strand eingelegt hatten, wollten wir noch einen Spaziergang an der Küste entlang machen – Bewegung an der frischen Luft soll ja sehr gesund sein!

Aber anstatt uns besser zu fühlen,  bekamen wir jetzt erst ein richtig schlechtes Gewissen: Hier geht man nicht spazieren, hier wird gejoggt! Und zwar frenetisch und fanatisch! Vom kleinen Sohnemann eines passionierten Sportlers über die beiden Arbeitskollegen aus dem Büro in der Stadt bis zu älteren doch nicht mehr ganz schlanken Damen – man bewegt sich in Glenelg ausschließlich hüpfend und in sauteuren Hightech-Sportklamotten vorwärts.

A propos sauteuer:

Hier wohnen nicht nur die sportlichsten, sondern wohl mit auch die reichsten Menschen Australiens ( und eigentlich dachten wir, diese hätten wir schon anderswo entdeckt).  Man scheint hier dermaßen wohlhabend, dass man zwar eine „Nachbarschaftswache“ initiiert hat, diese aber lieber nicht selbst wahrnimmt, wenn man mit der Schicht dran ist, sondern lieber jemanden einstellt, der diese lästige Aufgabe übernimmt. Und genau so jemand erwischte uns heute abend leider an unserem gemütlichen Schlafplatz und verscheuchte uns, nicht ohne den mitfühlenden Kommentar: “ Sorry guys, but it´s my job!“ und tatsächlich einem guten Tipp, wo wir uns hinstellen könnten, ohne erwischt zu werden…

Ach ja, heute haben wir uns auch mit dem Bildungssystem in Glenelg ( wohl zumindest teilweise auch symptomatisch für Australien) auseinandergesetzt, indem wir eine Infoveranstaltung für das örtliche private College besuchten. Erstens stellten wir hierbei fest, dass uns beiden die Schule und die Kids ganz gehörig fehlen ( ein gutes Zeichen, oder?) und zweitens konnten wir ein paar sehr interessante Einblicke erhaschen. Zum Einen konnten wir feststellen, dass die Schule erstaunlich gut ausgestattet und auf neuestem technischen Stand war – allerdings gilt dies wohl auch für zahlreiche teilweise privat geführte Schulen in Deutschland. Zum Anderen lernten wir eine Form des „Team Teaching“ kennen, die eigentlich sehr leicht umzusetzen ist, und zwar ohne die Lehrerressourcen aufstocken zu müssen (für diese Erkenntnis müsste das Ministerium uns eigentlich bezahlen): Man verbindet zwei Klassen durch zwei Klassenzimmer, die direkt nebeneinander liegen und die komplett geöffnet werden können und ermöglicht so zum Einen den Unterricht mit allen Kindern einer Jahrgangsstufe auf einmal und zum anderen innere Differenzierung, indem der eine Lehrer zum Beispiel die schwachen Schüler in einem Klassenzimmer übernimmt, während der andere Lehrer sich der Starken im anderen Raum annimmt – eigentlich ziemlich praktikabel, ohne groß aufwendig zu sein, oder? Sollte ich eine „willige“  Parallelkollegin (Zitat Stephan: „So eine hätte ich auch gerne;-)!“) im nächsten Jahr bekommen und sollte dies räumlich und organisatorisch irgendwie machbar sein, möchte ich das unbedingt versuchen! Auch das Konzept der Mono-Edukation, das an diesem College umgesetzt wird – es handelt sich um eine reine Mädchenschule – fand ich sehr ansprechend und sinnvoll: Die Grundschuljahre ( hier von Klasse 1 bis 5) verbringen Jungen und Mädchen gemeinsam, in den kritischen Pubertätsjahren 6 mit 9 werden die Jugendlichen dann monoedukativ unterrichtet, und in der Oberstufe, wenn Selbstbewusstsein und Persönlichkeit sich gefestigt haben, werden die Geschlechter für die Oberstufe wieder kombiniert. Insbesondere die Studien, die jenen Mädchen einen viel höheren Erfolg in MINT-Fächern bescheinigen (sowohl im Leistungsbereich als auch in der Selbsteinschätzung), die nur mit Geschlechtsgenossinnen unterrichtet werden, dürften ein solches System begrüßen. Stephan ist aus verschiedenerlei Gründen dagegen – aber zum Thema Bildung gibt es ja immer zahlreiche verschiedene Blickwinkel.

Am Rande zu erwähnen ist vielleicht noch, dass die hier besuchte Schule ein eigenes IPad-Lernumfeld geschaffen hat und die Schülerinnen das eigene IPad ständig und überall nutzen – dies hat mitnichten mit dem australischen Schulsystem zu tun, sondern ist ein spezieller Einzelfall, mit dem dieses College sich ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten möchte – das umgesetzte Konzept regte mich und Stephan zu einer langen und hitzigen Diskussion an, die ich gewann (Ätsch!) (Zitat Stephan: „Wie? Das hab ich aber anders in Erinnerung!“)  und die ich sehr gerne auch im pädagogischen Rahmen zu Hause weiterführen würde…

Freiwillige vor!

Nullarbour Plains – 2000 km durch das Nichts

… oder: Wie man einen Nationalpark benennen kann, der nichts Besonderes beinhaltet ( Nullarbour Plains heißt einfach: Eine weite, weite flache Landschaft mit ohne Bäumen –  deshalb auch NULLARBOUR genannt).

Insgesamt haben wir jetzt mit dieser letzten großen Strecke (übrigens von Stephan an 2 langen, langen Fahrtagen tapfer alleine zurückgelegt, während ich hintendrin schlief (man gönnt sich ja sonst nichts, und irgendwie muss ich ja mein Schlafdefizit aufholen!) insgesamt über 9000 km auf unser altes, ohnehin schon hochbeziffertes Auto (435000 km) draufgeschrubbt.

Anbei ein paar Eindrücke von Naturphänomenen, denen wir auf dieser langen Etappe zwischen Westaustralien und Südaustralien begegnet sind (neben hunderten (!) überfahrenen Kängurus unter anderem ausgetrocknete Salzseen, Küstenstriche, die Berglandschaft der Flinders Ranges und eben die baumlosen Ebenen):

Kleine Anekdote nebenbei, sozusagen das einzige richtige Abenteuer der letzten beiden Tage: Stephan ist doch tatsächlich 9 km/h zu viel gefahren – und natürlich hat uns sofort ein Polizei-Auto erwischt. Wohlgemerkt kamen die uns eigentlich entgegen, drehten dann auf dem Highway mit eingeschaltetem Blaulicht um und verfolgten uns einige hundert Meter, bis wir eine Stelle zum Anhalten fanden. Sehr freundlich ( das muss man ihnen lassen), aber dennoch sehr geschäftstüchtig, wiesen sie uns darauf hin, dass sie uns während des Fahrens ( selber waren sie wohl mit 111km/h unterwegs gewesen) gemessen hätten und wir nun eigtl. 200 Dollar Strafe zahlen müssten. Aus reiner Kulanz und Großzügigkeit uns Touristen gegenüber wolle man uns aber entgegenkommen und uns mit „läppischen“ 100 Dollar davonkommen lassen… ( „Just 100 Dollars, no problem!“)

Ein Schnäppchen, oder???????? Ich glaube die haben den Sinn für Realitäten und Relationen verloren – was bekommt man in Deutschland als Strafe für 9 km/h zu viel? 15 Euro? Und darf man überhaupt während des Fahrens die Geschwindigkeit entgegenkommender Fahrzeuge messen? Hier anscheinend schon… Zähneknirschend akzeptierten wir das Knöllchen – was bleibt uns anderes übrig ( Zitat Stephan: “ Julia, willst du noch mal jemals in deinem Leben nach Australien???“) und nehmen uns für die verbleibenden etwa 3000 km vor, ganz genau die Tachonadel im Blick zu behalten!

Zum Abschluss noch einige Weisheiten, die wir auf der langen Fahrt gelernt haben:

Drowsy Drivers Die

Fatigue is Fatal

Stop-Revive-Survive

 

Kalgoorlie-Boulder – Goldstadt im Outback

Von der Küste wendeten wir uns jetzt wieder landeinwärts – und wagten uns hiermit nochmals in die Gluthitze des Outbacks vor. Auf unserem Plan:

Coolgardie – Ein süßes kleines Goldgräberstädtchen, in dem 1886 in Westaustralien zum ersten Mal von einem Iren größere Goldfunde gemacht wurden und deren Bevölkerung dann innerhalb weniger Jahre wegen des Goldrausches von 500 auf 15000 anwuchs…

20150220_130636 20150220_133103Hier besichtigten wir eine Art „Geisterstadt“ – klar leben hier schon noch Menschen, aber eben nur sehr wenige – und wenn man sich so die Fotos von Anfang des 20. Jahrhunderts ansieht (als die Bevölkerung ihren Piek erreichte), dann kommt es einem hier schon recht ausgestorben vor. Dafür gibt es aber ein wunderschönes kleines Museum, in dem Gegenstände des alltäglichen Lebens der damaligen Goldgräber ausgestellt sind, und die früheren Grabungsstätten lassen sich auch besichtigen.

Kalgoorlie-Boulder: Die Hauptattraktion unseres heutigen „Gold-Ausflugstages“. Der Unterschied zu Coolgardie – hierbei handelt es sich um eine richtig große Stadt, in der die Menschen auch heute noch hauptsächlich vom „Gold“ leben – aber anders als früher nicht durch eigenhändiges Goldwaschen, sondern durch die Arbeit in der riesigen Goldmine „Superpit“.

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Diese kann man auch von oben aus besichtigen (es hätte auch eine Tour gegeben, die uns in das „Loch“ geführt hätte, die war aber leider auf eine Woche ausgebucht), und das ist echt beeindruckend: Dieses Super Pit ist eine sehr weite und sehr tiefe Ausgrabungsstätte, in der monströse  Bagger und Trucks – auf den 10xfach-Zoomfotos in Ameisengröße zu sehen

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– hier hatte jetzt auch mal das Fernglas einen sinnvollen Einsatz gefunden (Danke, Ben!)

20150220_163247(Wer übrigens auch mal ein echt sinnvolles Fernglas braucht, sollte bei www.optik-pro.de vorbeischauen. Unsere Empfehlung: Mehr Durchblick mit OMEGON (Zitat Julia: “ Ey Stephan, wie viel bezahlen sie dir denn für deine schleimende Schleichwerbung???????“ (Julia ist halt doch eine Alliterations-Aqcuisiteurin!) – emsig hunderte von Tonnen Geröll abtragen, um daraus Gold zu waschen (heute alles maschinell, versteht sich) – und obwohl auf ene LKW-Ladung von 230 Tonnen nur ein halbes Kilo Gold entfällt, scheint sich das trotzdem zu rentieren;-)

Nach der Super Pit besichtigten wir dann noch die Tourist Mine – eine coole, wenn auch- wie der Name schon sagte – sehr touristische Veranstaltung, die wir aber am Nachmittag ob der Temperaturen von über 40 Grad für uns ganz allein hatten. So konnten wir in RUhe die riesigen Bagger und Trucks erklettern ( @Stefanie: Jonas würde vor Begeisterung ausrasten), die drüben in der Super Pit ausgemustert wurden und nun hier den Besuchern zur Verfügung stehen,
und außerdem selbst Gold waschen – wider Erwarten war es nicht Julia, die nicht mehr vom Goldrausch zu kurieren war („Einfach zu anstrengend für den miesen Ertrag!“)-sondern Stephan, der lange und intensiv wusch, bis er tatsächlich einige winzige Goldplättchen entdeckt hatte!
Wie ihr seht, überschüttet er mich geradezu mir Gold;-)
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Hurra – jetzt wissen wir, wo die berufliche Zukunft abseits des Lehramtes hinführen könnte… Und die Erfolgsaussichten sind ja auch ähnlich vielversprechend;-)

A propos Gold: Überhaupt merkt man in diesem Städtchen, warum Australien so reich ist: Der Boden hier ist nicht nur voll von Gold und Opalen, auch andere Edelmetalle sowie Öl sind im Überfluss vorhanden…

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Was uns allerdings stutzig macht, und dies ist uns nicht nur hier, sondern auch in anderen Städten aufgefallen: Es gibt kaum Armut – aber wenn man arme bzw. leicht verwahrloste Menschen sieht, sind es ausnahmslos Aborigine-Stämmige. Man hat es anscheinend von Seiten der weißen Siedler aus geschafft, die Menschen nicht nur von ihrem Land zu drängen und ihnen ihre Lebensgrundlagen zu nehmen, nein, man lässt sie bis heute nicht am Reichtum der Gesellschaft partizipieren – das Kolonialzeitalter herrscht in manchen Teilen der Welt, wenn auch in veränderter Form, immer noch vor!Krass!

 

Esperance – Die Stadt der hundert Strände (oder waren es hundert Inseln?)

Heute möchten wir euch gar nicht mit laaaaangen Blogeinträgen langweilen – stattdessen zeigen wir euch wunderschöne Bilder von der Küste vor Esperance:

(Hier war es übrigens so kalt, dass wir uns nicht ins Meer getraut haben  gestern haben wir uns noch die Seele aus dem Leib geschwitzt – lustiges australisches Wetter)

 

 

Albany – Schiffe, Schiffe und nochmals Schiffe

Ein Reisetraum für Männer also;-) Warum das allerdings in Albany so ist, liegt auf der Hand: Diese Stadt – angeblich sogar als Siedlung noch zwei Jahre vor der Swan River-Siedlung ( heutiges Perth) gegründet – hat einen der größten natürlichen geschützten Häfen der Welt – den King Georges Sound – und war nicht nur Anlaufstelle für Siedler und Versorgung aus Europa im 19. Jahrhundert, sondern in beiden Weltkriegen auch Abfahrtsort für sämtliche Soldaten, die Australien nach Europa entsenden musste.

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Das nette kleine Städtchen, in dem es einige hübsche historische Bauten und Kirchen

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sowie eine hervorragende Bücherei gibt

20150217_125118( die übrgens neben freiem W-Lan auch kostengünstige gebrauchte Kinderbücher anbietet – weil Julia sich bei den Preisen direkt für den Englisch-Unterricht der nächsten 10 Jahre eindeckte,

20150217_134542dachte Stephan sogar -getreu dem Motto „Home is where your backpack is“ darüber nach, sich einen neuen, nun ja, etwas geräumigeren Rucksack zuzulegen;-)

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, hat unter anderem auch eine originalgetreue Nachbildung der Amity Brig, dem Schiff, das hier mit den ersten Siedlern auf Aborigine-Gebiet anlandete, zu bieten.

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Dieses Schiff wurde von uns natürlich sofort erkundet,

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und es war wirklich spannend, nachzuempfinden, wie das Leben der Besatzung in dieser Enge, bei Seegang und schrecklichem Gestank gewesen sein muss.

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Aber auch der neueren Seefahrts-Geschichte wird hier Tribut gezollt: Auf dem Mount Clarence, von dem aus man übigens auch einen herrlichen Blick über den King George´s Sound hat, steht eine alte Befestigungsanlage, die man für den Verteidigungsfall einrichtete

(welchen Verteidigungsfall, fragt sich der Historiker an dieser Stelle), und ein ganzes Ausstellungszentrum, das sich mit den ANZACS- also den Australian and New Zealand Army Corpse – beschäftigt und aufzeigt, wie es ausgesehen haben muss, als 47 Kriegsschiffe mit insgesamt 30 000 Mann Besatzung im Jahr 1914 den Hafen gen Europa verließen, um die Männer und Frauen einem ungewissen Schicksal im dortigen Krieg entgegenzutragen.
Wir beschlossen ob der facettenreichen Geschichte der Stadt dann noch eine Nacht zu bleiben, um am nächsten Morgen die historische Walfangstation etwa 20 km außerhalb aufzusuchen. Nachdem wir zähneknirschend den (australischen!) Eintrittspreis bezahlt hatten, stellten wir bald fest, dass es sich aber wirklich gelohnt hatte: Hier sind alle Stationen, die für den Walfang, der hier im Jahre 1973 verboten wurde, genutzt wurden, authentisch erhalten, und man kann sowohl das Walfängerschiff

als auch die angeschlossene Fabrik, in der die Wale zerlegt und weiterverarbeitet wurden,

20150218_111636  20150218_11180020150218_110312im damaligen Zustand besichtigen. Irgendwie ekelhaft, aber interessant… (Zitat Stephan: „So wie eine hässliche Frau auf der Straße – man muss sie immer wieder ansehen, ohne es zu genießen.“ „Iiih, Stephan, was für ein Macho-Spruch!“)

Auch die angeschlossenen Kinosäle, in denen unter anderem ein 3D-Film über – na ihr erratet es bestimmt – Wale gezeigt wird,

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vermitteln ein umfassendes Bild. Wenn man zwischen Juni und Oktober hier vorbeikommt, hat man besonderes Glück, denn direkt an der Walstation ziehen die Pottwale auf ihrer jährlichen Wanderung vorbei und man kann intensives Whale Watching betreiben.

20150218_121503Wir mussten uns eingedenk der Jahreszeit leider, leider mit den Spielplatz-Walen vergnügen.

20150218_125536Richtig imposant wurde es dann im Museum (und das kann man ja nicht immer behaupten): Dort sind die Skelette von verschiedenen Walen, darunter auch das einer gigantischen Blauwales, der hier 1999 strandete und verendete, ausgestellt.

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Zitat Stephan: „Gut, Julia, dass du den Leuten auch mitgeteilt hast, dass er nicht nur gestrandet sondern auch verendet ist, sonst wäre die ganze Veranstaltung doch etwas barbarisch gewesen…“) Aber seht selbst, wie winzig man neben dem Skelett eines Tieres ausschaut, das im quicklebendigen Zustand so viel wiegt wie 30 afrikanische Elefanten, in das locker ein Kleinwagen passen würde und durch dessen Arterien ein Kleinkind ohne Probleme krabbeln könnte…

(Zitat Stephan: „Wenn ich da drin krabbeln würde, gälte das wohl als Walherzkranzverfettung;-)“) Aber der Blauwal ist ja nicht zu Unrecht das heutzutage größte lebende Tier der Welt!
A propos Größe: 1967 holten die Walfänger aus dem Magen eines Exemplars einen gigantischen Riesenkraken, der unzerkaut und im Ganzen („Allerdings tot!“) geborgen und fotografiert werden konnte. Das Bildle brachte uns beide zum gleichen Ausruf: „Oh, so was würden wir jetzt auch gern essen!“
Stattdessen verdrückten wir Hähnchen beim KFC (Super-Mittwoch) und genossen so unser Aschermittwoch-Schlachtfest (Julia hatte ganz vergessen, dass Aschermittwoch ist… und Stephan ist eh ein Ketzer).
Am Nachmittag dann machten wir uns auf den Weg in die vermeintliche Nachbarstadt Esperance. Knapp 450 Kilometer später waren wir auch schon da und wollten uns ein Parkplätzchen für unser Nachtlager suchen. Zur Info an alle, die es nicht wissen: Da wir ja einen Campervan haben, schlafen wir immer im Auto, und da man hier auf Campingplätzen pro Nacht um die 35 Dollar verlangt, haben wir das sofort aufgegeben und stattdessen entschieden, wild zu campen. Das ist auch durchaus möglich und legal – nur eben nicht in Stadtgebieten, sondern nur auf Highway-Parkplätzen ( wie uns die nette Rangerin erklärt hatte – ihr erinnert euch). Normalerweise ist das auch kein Problem – nur heute gestaltete sich das – nach fünfstündiger Autofahrt versteht sich, da hat man ja dann noch so viel Lust, einen Parkplatz zu suchen- etwas schwierig: Auf dem Hinweg gab es zwar Parkplätze, aber kein Internet, also fuhren wir in die Stadt hinein und auf der anderen Seite wieder auf den Highway, um den nächstgelegenen Haltplatz anzusteuern. Da gab es auch einen – aber Campen hier streng verboten – Also zurück nach Esperance, in einer anderen Richtung gestartet – auch hier innerhalb der nächsten 20 km kein Parkplatz weit und breit, statt dessen immer wieder der Hinweis auf nahegelegene Campingplätze – grrr… In dieser blöden Touristadt hat man anscheinend sämtliche Parkplätze eliminiert, um die Leute auf Campingplätze zu zwingen und Kohle aus ihnen herauszupressen. Aber nicht mit uns! Nach so verfahrenen 10 Euro Sprit – also etwa 80 km hin und her – fuhren wir dann doch wieder retour, aus dem Stadtgebiet hinaus auf nationales Straßengebiet, also 20 Kilometer in die Richtung, aus der wir ursprünglich gekommen waren, und schlafen jetzt auf einem Parkplatz, auf dem sich gefühlt alle Camper der Gegend breit gemacht haben ( weil es ja auch der einzige legale Schlafplatz im Umkreis von 50km zu sein scheint!!!!)

Na dann: Gute Nacht!

Südküste – Natur pur

Der heutige Tag stand wieder ganz unter dem Motto „Natur pur“.
Als uns ganz früh morgens eine Rangerin durch beherztes Klopfen an unserer Fensterscheibe geweckt und darauf hingewisen hatte, dass wir uns durch wildes Camping strafbar machen und sie uns jetzt eigentlich pro Person 100$ Strafe abknüpfen müsste, hatten wir gedacht, dass dieser Tag ja schon mal „gut“ anfangen würde. Wir probierten es mit „Oh nein“-  „Wir wussten gar nicht, dass man das nicht darf… Hier steht doch gar kein Schild (hüstel, hüstel),“ hatten aber eigetnlich keine große Hoffnung, dass das Ziehen würde. Gott sei Dank hatte die Rangerin aber ihren Drucker nicht dabei (wir glauben, sie wollte einfach nur nett sein) und sah deshalb davon ab, uns einen Strafzettel auszustellen, sondern verscheuchte uns nur gutmütig. So schon um 6 Uhr morgens zum Aufbruch gezwungen, erfreuten wir uns an der langsam aufgehenden Sonne und dankten unserer großmütigen Gönnerin insgeheim für ihre Nachsicht mit uns zwei Budget-Travelern ( sonst hätte es wieder tagelang nichts Ordentliches zu essen gegeben, jawoll (Zitat Stephan: „Äh, ich habe schon seit Aschaffenburg nichts Ordentliches mehr zu essen bekommen!“). Dafür kamen wir bereits gegen sieben Uhr auf dem Highway erst an trumhaften (Bonzen-) Weingütern,

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dann an einer wunderschönen Küste vorbei, die Ausblicke bot, für die andere Leute in ihrem Urlaub töten würde – uns sprang dieser Blick heute ganz unverhofft in den Weg.

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Da es hier im Süden morgens ziemlich (bibber) kalt ist, schnappten wir uns unsere Strickjacken und besorgten einen heißen Tee und einen Frühstückskeks und machten uns dann auf, an der Felsküste entlangzuwandern.

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Nachdem wir noch einige andere Europäer getroffen hatten, die mit den gleichen Autos unterwegs waren, fuhren wir weiter, um ein Aborigine-Discovery-Center und eine Höhle zu besuchen – leider erwies sich diese Absicht jedoch als haltlos, da für beide Aktivitäten Fantasie-Touristenpreise aufgerufen wurden, die uns die Zornesröte ins Gesicht und uns persönlich weit weg treiben sollten.

So entwickelten wir aber einen Alternativplan, der aber viel Natur versprach: Erst wollten wir den Bumblebee-Nationalpark aufsuchen, um dort die Wasserfälle zu bewundern, danach sollte es zu den Karri-Bäumen beim Dörfchen Pemberton gehen.

Der Nationalpark war – wie gehofft – wunderschön, wenn auch der „Wasserfall“ im momentanen trockenen Sommer eher ein „Wasserrinnsalchen“ ist.

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Außer uns war kein Mensch unterwegs, und so konnten wir ungestört die Geräusche des Waldes und die abenteuerliche Brücke über den Wasserfall genießen…

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Als wir dann in Pemberton (dem winzigsten Kaff auf Erden – also geich nach Ludenhausen) ankamen, reagierten wir erst etwas irritiert auf die freundliche Frage einer Einheimischen: „U stayin´ some days in town?“ – Julia: „No! (I´d rather die;-)“ließen wir uns direkt den Weg zum Gloucester Tree, einem 65 Meter hohen Karri-Baum leiten, der mit riesigen Metallstiften ausgestattet ist, damit man zu seiner Spitze hinaufklettern kann (Dieser Baum wurde früher als strategisch wichtiger Aussichtspunkt benutzt). Begeistert stürzte ich mich dann direkt die Nagel-Stufen hinauf – nur um nach einigen Metern feststellen zu müssen, dass es hier überhaupt (!) keine Sicherheitsmaßnahmen gibt und jeder selber aufpassen muss, dass er sich von den Metallstufen aus nicht in den sicheren Tod stürzt

20150216_155809(Und wir hatten uns noch gewundert, warum die erste Frage der FAQs gewesen war: „Have people died climbing the tree?“ (Noch beruhigender die Antwort: „No, but two people suffered from a heart attack after having climbed the tree…“) In Europa wäre so etwas ohne Schutzmaßnahmen oder wenigstens Aufsichtspersonal sicher nicht möglich!

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Dieser Erkenntnis vernünftigerweise folgend (ich sagte es glaub ich schon – ich bin manchmal so ungeschickt, dass es an eine Behinderung grenzt) , stieg ich direkt wieder hinunter und bewunderte meinen männlichen Mann, der sich trotz seiner Höhenangst nach oben wagte und tatsächlich auch bald die „Spitzenstation“ erreichte.

Auch der Bicintennial-Tree, noch etwas höher als der Gloucester-Tree, reizten uns nochmals zum Klettern. Hier gab es eine Zwischenstation, die auf 25 Meter Höhe lag, und ich nahm mir fest vor, diese zu erreichen – bis, ja bis mein Gehirn sich wieder einschaltete und ich leider ab dem Moment keinen Fuß mehr zum Aufstieg heben konnte…. Macht nichts, immerhin war ich hier höher hinaufgekommen als zuvor, und so konnte ich zumindest einigermaßen stolz auf mich sein…

Nach diesem Adrenalinschub (auch Stephan wollte es nochmals wissen und erstieg auch diesen, noch zehn Meter höheren Baum bis hoch zum „Gipfel“) folgte auch gleich der nächste:


Stephan, total relaxt: „Julia, schau mal, da auf der Straße – ein Skorpion!“
Julia, leicht piepsig:„Wo???“
Stephan, nachdem wir aus dem Auto gestiegen waren, um uns das aus der Nähe anzusehen, total relaxt: „Nee, falscher Alarm, ist gar kein Skorpion – ist nur eine riesige Hornisse, die eine Tarantel wegschleppt…“ (Sorry @Ben und Stefanie, ihr wartet ja auf Skorpion-Bilder)

Julia, total entspannt:„Ach ja, nur eine Hornisse und eine Tarantel… NUR eine HORNISSE und eine TARANTEL?????!!!!“ kreischte ich dann aufgelöst und rannte zurück zum Auto, um mich in Sicherheit zu bringen.

Jetzt liegen wir (nach einem echten Würstel- Camping- Abendessen unter traumhaftem Sternenhimmel) in unserem Auto und uns fallen vor lauter Aufregung die Augen zu…

Gute Nacht!

 

Busselton – Hübsches Kaff mit hübscher Aussicht

Heute machten wir uns auf den Weg nach Busselton – in die Weltstadt mit Charme;-)

Nein, eigentlich handelt es sich hierbei nur um einen Ort, der direkt an der traumhaften Südküste Wesaustraliens liegt,

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an dem sich die Leute gerne bei strahlendem Wetter im Freien zum Grillen und Chillen im Park am Strand treffen 20150215_132815

– das wär auch etwas für uns- wir sollten das in Deutschland unbedingt auch übernehmen! (also in Bayern dann halt ohne Küste, ne, wobei vielleicht am See?),und: In dem sich der längste historische Steg der südlichen Hemisphäre befindet…

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Dieser wurde im Jahr 1865 begonnen und ragt insgesamt 1,8 km in die Geographe Bay hinaus, und an seinem Ende – wo dann eben das seichte Uferwasser in richtig tiefes Ozeanwasser abfällt, hat man in 6 Metern Tiefe ein Unterwasser-Observatorium angebaut, von wo aus man, ohne nass zu werden, die Unterwasserwelt nutzen kann. Da wir ja große Schnorchler (und außerdem für den Eintrittspreis von 35 Dollar zu geizig) sind, besuchten wir zwar nicht das Observatorium, machten aber einen herrlichen langen warmen und salzig-winidgen Spaziergang über den Steg,

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konnten von oben in dem klaren Wasser einen Rochen entdecken und lasen neugierig die vielen Gedenkpaletten, die den Menschen gewidmet sind, die hier gerne angelten oder einfach geliebt hatten, auf dem Steg Zeit zu verbringen.

20150215_135419Wir fanden beide, dass es eine schöne Idee ist, die Menschen (also deren Asche) hier sowohl zu bestatten ( auf einem Schild stand: „He said, when it´s time, just toss them – and so we didi!“) als auch sich dann zur Erinnerung auf dem wunderschönen Steg zu treffen und dort seiner Lieben zu gedeneken – das würde uns auch gefallen, vielleicht nicht genau an diesem Steg hier, aber an einem schönen Ort, an den unsere Kinder und Enkelkinder später mal gerne kommen werden, um sich an uns zu erinnern…
Nach diesen tiefgründigen , wenn auch etwas morbiden Überlegungen schlenderten wir weiter zum Ende des Stegs und konnten noch viele viele Segelbotte bei einer Sonntagsregatta bewundern.

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Bei herrlichem Sonnenschein ging es dann auch zurück Richtung Land, wo wir uns heute mal (harhar!) selbst bekochen wollten. Auf dem Plan standen Nudeln mit Tomatensauce… Leider kam dabei das hier heraus –

20150215_182830wir vermuten, dass der Campingkocher aufgrund des sehr starken Meereswindes hier seine Hitze in alle möglichen Richtungen, aber nicht unter den Topf verströmte, und Spirelli in Wasser kochen zu wollen, dass eben nicht kocht, war keine gute Idee…

Also mussten wir die Pamse wohl oder übel wegschmeißen und holten uns stattdessen eine Pizza, die wir dann standesgemäß im Sonnenuntergang auf dem Steg verspeisten…

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Merke: Auch kleine Orte können große Sehenswürdigkeiten und besonders interessante Einblicke in die Welt der Einheimischen bieten!

Perth – Mr. and Mrs. Perthry enjoying Valentine´s Day

Hatten wir schon erwähnt, dass wir Perth lieben?;-)
Nachdem wir ja wegen des Autos zwangsläufig nochmals in die Innenstadt mussten, nutzten wir auch gleich die Chance, nochmals eine Aufführung im Rahmen des FRINGE Festivals zu besuchen (ein deutscher Comedian, Paco Erhard, der auf englisch die Show „5 Steps to being German“ aufführt – zum Brüllen komisch für jeden echten Deutschen und die, die es noch werden wollen), das Museum of Western Australians Art („Ist das Kunst, oder kann das weg?“) aufzusuchen und auch noch die GIANTS, die im Rahmen des nun beginnenden Kunstfestivals ein Wochenende in Perth herumwandern, zu bewundern…

… und auch die Menschenmassen, die sich ob dieser Großveranstaltung in der ja sonst eher verschlafenen Großstadt eingefunden hatten, zu bestaunen…

Nach unserer Stadttour machten wir dann am Strand ein romantisches Picknick im Auto (draußen zu windig) –

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Ein außergewöhnlicher Valentinstag, den wir sicher nie vergessen werden…