Varanasi – Wirklichkeit und Illusion im Hindu-Disneyland

Achtung: Dieser Artikel soll die religiösen Gefühle nicht verletzen und gibt nur ganz individuelle Eindrücke wieder.

Varanasi, die heilige Stadt, kommt wie vieles in Indien auf den ersten Blick zwar spirituell und irgendwie mystisch daher, zeigt sich aber bei genauem Hinsehen recht „down-to-earth“ und wirkt zwischen Handygebimmel, Dreck, heiigen Kühen, Wäschewaschen und Leichenteilen recht weltlich. Hier spielt sich nämlich alles auf sehr engem Raum ab, so dass es passieren kann, dass während einer heiligen Zeremonie schon mal eine Kuh in den Weg trottet, man das laute Klatschen eines nassen Saris auf einem Waschstein hört oder sich ein Mann die Zähne putzt, während neben ihm eine Kinderleiche dem Ganges übergeben wird. Denn- so haben wir bei einem erneuten Besuch von der Wasserseite der Burning Ghats erfahren-

IMG_9462werden besonders „heilige“ Leichen – also die Körper von Schwangeren, Kindern und Mönchen – nicht verbrannt ( das wäre gotteslästerlich) sondern dem Ganges im Ganzen übergeben. Schade eigentlcih, dass die Überreste dann – ob heilig oder nicht – auf dem anderen Flussufer dann von wilden und meist tollwütigen Hunden angefressen werden.

IMG_9989Deshalb müssen wir nun bei jedem der zahllosen Straßenhunde, denen wir hier begegnen, daran denken, dass die lieben Wauwaus wahrscheinlich ein Teil von Shiva ( heilige Körper haben hier göttlichen Gehalt) im Gedärm herumtragen. Weiter möchte ich diesen Gedanken hier jedoch eigentlich nicht spinnen…
Es bleibt aber zu sagen, dass die Inder, die immer wieder mit Stöcken nach den Tieren schlagen, um sie zu vertreiben, von deren heiligen Interieur und manchmal auch heiligen Hinterlassenschaften nicht sehr begeistert zu sein scheinen. Hier von einer „Lebendsymbiose“ zu sprechen, ist auch übertrieben, obwohl die Menschen, die in den Dörfern hinter Varanasi leben, wohl nicht undankbar sind, dass somit nicht allzu viele Leichen vor ihrer Haustür vorbeitreiben.
Wir haben tatsächlich keine Körper im Fluss treiben, sondern nur die Hunde bei ihrer Mahlzeit am Ufer beobachten können. Mit dem dazugehörigen Sonnenaufgang sah das schon fast wieder majestätisch und irgendwie heilig aus.

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Für die Hindus gehört das einfach zu ihrem Glauben dazu, weshalb hier – so scheint es – nicht über derlei nachgedacht wird. Auch über die Verschmutzung ihres heiligen Flusses denken die Menschen in dieser verrückten Stadt, die übrigens zu 80% vom Tourismus lebt, nicht nach, wie uns ein örtlicher Führer indirekt bestätigte, als er uns stolz von den Wassertürmen erzählte, die das Gangeswasser in der ganzen Stadt ungefiltert in die Wasserleitungen pumpen. Diese Errungenschaft der modernen Technologie bewegte uns dazu, auf eine Dusche hier in Varanasi zu verzichten, die manchmal eingedenk der Asche in den Haaren, die sich nach dem Besuch eines Verbrennungsghates dort unweigerlich ansammeln, durchaus angezeigt gewesen wäre. So nimmt man sich quasi einen Teil der Stadt und vor allem ihrer Menschen mit ins Bett und kann sich so auch körperlich als Mitglied dieser spirituellen Gesellschaft begreifen. Jedem, der sich jetzt ein wenig ekelt, sei gesagt, dass von einer Dusche mit reinem Gangeswasser, obwohl dieses heilig ist, selbst im Lonely Planet, dem Reiseführer der Globetrotter, strengstens abgeraten wird, wenn die hoteleigenen Boiler es nicht schaffen, eine Wassertemperatur von über 60 Grad herzustellen. Da unser Boiler dies auch dann nicht schaffte, wenn der Strom gerade mal nicht ausgefallen war („ It´s the government, we´re sorry!“), stiegen wir auf die aus der Mongolei bekannte Katzenwäsche aus Plastikflaschen um. Zimperlich oder auch budgetiert sollte man als Besucher dieser Stadt in dieser Hinsicht nicht sein ( Das Hyatt hat bestimmt gute Boiler und Wasserfilter;-) Aber das gilt ja eigentlich für ganz Indien, ein Land, das überall von Gegensätzen gezeichnet ist.
Nach der morgendlichen Bootsfahrt, die die Wirklichkeit im nebligen Zwielicht verschwinden und bei uns tatsächlich spirituelle Gefühle entstehen ließ,

mussten wir auch bald wieder zurück in die Wirklichkeit, um im örtlichen (angeblich internationalen Standard entsprechendem) Krankenhaus Julias Fuß überprüfen zu lassen. ( Zitat Julia: „Wenn die irgendwas unter meiner Haust machen wollen, bin ich weg!“) Das Heritage Hospital scheint zwar für indische Verhältnisse durchaus sauber zu sein ( so berichteten andere Backpacker) wir empfanden es aber als ein… Drecksloch, in dem man sich mehr holt, als man hinbringt.

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Da versteht man gleich, wo resistente Killerbakterien herkommen… Wir wollten eigentlich nichts anfassen und uns nirgendwo hinsetzen. Nachdem wir jede Behandlung im Einzelnen im Vorhinein bezahlt hatten ( Ein Plus: Röntgenaufnahmen kosten hier nur 19 Euro und eine Schiene, die Julia später bekam, kostet hier nur 10 Euro, in D aber 150 Euro, aber wozu ist man schließlich versichert?)

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brachte man uns direkt in den sterilen orthopädischen OP-Bereich, da der einzige verfügbare Orthopäde gerade mitten in einer surgery steckte. War aber kein Problem, da wir ja unsere Schuhe vor dem Betreten des sensiblen Bereiches ausziehen mussten. Wir durften dann im Aufwachraum warten, wo man uns, nachdem man festgestellt hatte, dass wir uns weigerten, uns hinzusetzen, frische Laken ohne Blut-,Schleim und andere Flecken brachte, die sich als nur wenig sauberer entpuppten. Wir vermuten, dass diese ebenso wie die meiste Hotelwäsche direkt im Ganges gewaschen und dann am Uferstreifen getrocknet wird. Nachdem der Arzt Julia kurz äußerst schmerzhaft auf den Fuß gedrückt hatte, schickte man uns zum Röntgen, und am Ende bekamen wir tatsächlich die dringend benötigte Schiene, damit Julia nach einigen Tagen Ausruhen wieder loshumpeln kann. Alles in allem war der Besuch im Krankenhaus äußerst „heilsam“, denn wir wollen hier kein Krankenhaus mehr von innen sehen und sind nun umso begeisterter von der deutschen Gesundheitsversorgung, die sich zwar leider in zwei Klassen spaltet, aber auch für jeden Kassenpatienten das Tausendfache von dem bietet, was man hier bekommt.

Nach diesem Besuch ( mittlerweile war es Nachmittag geworden) ging es in die Stadt, um etwas zu essen und die Wirklichkeit bei einem frisch gepressten O-Saft und Pfannkuchen in einem klimatisierten Café, das gefiltertes Wasser verwendet, zu verdrängen.

IMG_9683Hier waren wir inmitten von anderen Backpackern, die auf ihren Macs und/oder Tablets herumtippten, wieder in der heilen indischen Welt angekommen, und konnten entspannt auf dem Sofa über Indien vs China diskutieren ( eine Diskussion, die noch lange nicht ausgefochten ist, da ich der China-Fan bin und Julia nach wie vor Indien präferiert). Nur so viel sei dazu gesagt: Nach unseren Erfahrungen in Indien finde ich, dass der Kommunismus China eigentlich gar nicht so schlecht getan hat…
In diesem Café trafen wir auch ein französisches Pärchen, das seit eineinhalb Jahren rund um die Welt unterwegs ist und dabei versucht, auf Flüge zu verzichten Da die beiden auch in den Stans und Iran unterwegs waren, erzählten wir von unserem niederländischen Reisegefährten aus der Mongolei, mit dem wir viele schöne Stunden erlebt haben. Plötzlich fragte Alex, der französische Junge, der seit Monaten mit Diarrhoe kämpft, weshalb die beiden jetzt auch nach Frankreich fliegen, um sich in Behandlung zu begeben, wie dieser nette Niederlander heißt. Und so stellte sich heraus, dass die beiden unseren Will in Mittelasien kennengelernt und seitdem auch immer Kontakt gehalten haben. So klein ist doch die Backpacker-Welt!!!

Zur Erinnerung: Will ( mit uns in Ulan Baatar )

IMG_0642Nach dieser netten Unterhaltung ging es durch die engen Gässchen der Stadt

IMG_9729 IMG_9718in Richtung des Haupt-Verbrennungsghates, bei dem wir kurz nach Sonnenuntergang ankamen. Hier konnten wir von Nahem beobachten, wie die öffentlichen Verbrennungen – für uns fast ohne erkennbares Zeremoniell – von den so genannten Doms aus der Klasse der Harijans durchgeführt werden. Man verwendet tatsächlich für jede Leiche nur so viel Holz, wie notwendig ist ( Holz ist für Inder teuer, 50 Rupien pro Kilogramm, 5000 Rupien pro Monat ist wohl das Durchschnittsgehalt eines Inders pro Monat). So werden die Leichen zwar in Tücher verhüllt durch besagte Gassen getragen, aber dann relativ sang- und klanglos ausgepackt und von etwa 6 Männern auf den eigenen Scheiterhaufen gelegt und mit einer Reihe Hölzern zugedeckt. Nach einigen Andenkenfotos durch die Verwandten ( wir haben natürlich keine Fotos gemacht, das ist nicht angemessen), die wir als sehr pietätlos empfanden, ebenso wie die Tatsache, dass hier und da ein Handy klingelte, nebendran gegessen und Zähne geputzt wurde, wurden die Holzscheite mit glühenden Stücken aus anderen Scheiterhaufen entzündet und wohl duftende Kräuter dazugegeben, So roch es hier zwar intensiv, aber wir empfanden es nicht als unangenehm. Trotzdem würden wir keine Kinder oder empfindsame Menschen mit zu diesem Verbrennungsort nehmen, da man schon sehr explizit mit dem Tod konfrontiert wird.

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Übrigens bestehen die Trauergesellschaften, die der Verbrennung beiwohnen, hier ausschließlich aus Männern, weil die Frauen zu Hause die eigentliche Trauerarbeit leisten. Dies ist wiederum ein Eindruck, den wir von ganz Indien und der Gesellschaftsordnung hier erlangt haben: Man sieht nicht nur deshalb viel mehr Männer auf der Straße, weil hier oft – wie bekannt – Mädchen aus ökonomischen und traditionellen Gründen abgetrieben werden ( die Statistik setzt deutliche Zeichen), sondern auch, weil die Frauen hier an Heim, Kinder und Herd gebunden sind und deshalb – außer für ritulle Zeremonien – nichts in der Öffentlichkeit zu suchen haben. Dieses patriarchalische Lebensmodell sollte mir eigentlich liegen, dünkt mir aber äußerst ungerecht und zeigt wiederum, wie tief Indien noch – trotz anderslautender Gesetzeslage – in eigentlich überkommenen Traditionen verhaftet ist. ( vor allem bezüglich Kasten, Frauenunterdrückung und der Meinung „Saris are for Ladies, Jeans are for Rape“).
Alles in allem kann man in Varanasi zwei unterschiedliche, aber dennoch miteinander verknüpfte Welten entdecken: So sieht man hier ganz banales Leben direkt neben wirklichen Gläubigen, die in tiefer spiritueller Erfüllung ihren Göttern huldigen. Alles vermischt sich dabei für den etwas unbedarften Beobachter zu einem Crescendo von Eindrücken, das einen selbst auf jeden Fall berührt. Dabei lässt sich selbst der Religionskritiker in mir von dem unverrückbaren Glauben, der vielen Menschen hier ins Gesicht geschrieben steht, beeinflussen, so dass ich dazu geneigt bin, den Mönchen, die auf die Gaben der Gläubigen angewiesen sind, auch dergleichen Inbrunst bei der Durchführung ihrer Zeremonien zu unterstellen. Mir persönlich fällt es jedoch schwer, die Realität dabei auszublenden, wie dies viele Menschen hier scheinbar können.
( Zitat Julia: Und es fällt ihm schwer, sich kurz zu fassen!“)

Varanasi- Das echte indische Leben hat uns wieder

Heute sind wir in der Millionenstadt Varanasi angekommen – eine der heiligsten Städte des Hinduismus und der ideale Ort für jeden Gläubigen, hier zu sterben, weil 1. die Ghats für die Bestattung im heiligen Fluss Ganges nicht weit sind und 2. angeblich der Tod in dieser Stadt den Hindu aus dem ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt erlösen kann.

Standesgemäß zogen wir heute in einen Ashram ein, in dem man sich direkt am Ganges ( herrlicher Blick) vom krass hektischen und superlauten Stadtleben erholen und, falls man sich nicht den Fuß verletzt hat ;-( Yoga-Stunden nehmen kann. (Anmerkung: Über uns ist leider eine Baustelle – zwischen 10 und 17 Uhr ist es also leider nicht so spirituell-besinnlich, wie wir gehofft hatten;-)

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Der Ashram liegt  im Süden des westlichen Uferstreifens der Stadt, und von hier aus ist es nicht weit zum Assi-Ghat ( einem der wichtigsten heiligen Ghats) und in die Old City von Varanasi, wo sich ein Ghat an das nächste drängt.
Gegen halb fünf bestiegen wir dann- rechtzeitig vor Sonnenuntergang – ein kleines Ruderboot und ließen uns auf dem Ganges an den Ghats entlang paddeln, um das momentane Fest „Chang“ beobachten zu können.

IMG_9344 IMG_9348Zu diesem Fest sind zahlreiche Familien aus teilweise sehr weit entfernten Orten angereist, und die Frauen nutzen die Gelegenheit, um jeweils zu Sonnenuntergang und zu Sonnenaufgang Opfer darzubringen und sich für das Glück von Ehemann und Kindern im Ganges heiligen Waschungen zu unterziehen. Übrigens : Der Ganges ist ja DER heilige Fluss der Hindus ( Mata Ganga, also Mutter Ganges genannt), aber er ist so dreckig, dass jedem normalen Touristen abgeraten wird, auch nur einen Finger in das Wasser zu stecken ( angeblich 30-fache Schmutzkonzentration dessen, was der menschliche Körper aushalten kann). Die Hindus scheint das aber nicht zu stören, sie baden, planschen, unterziehen sich rituellen Waschungen, reinigen ihre Wäsche und trinken sogar aus dem heiligen Fluss.

IMG_9441 IMG_9373Dies und die Tatsache, dass die Toten an den Verbrennungsghats eingeäschert und dann die (mehr oder weniger „stückige“) Asche an den Fluss übergeben wird ( angeblich schwimmen oft auch noch Leichenteile herum, davon war aber heute überhaupt nichts zu sehen), erklärt schon mal einen guten Teil der extremen Verschmutzungen, und hinzu kommt noch die allgemein intensive Umweltbelastung, die hier überall vorherrscht.
Das Boot brachte uns also an den Ghats ( auch an einem Verbrennungsghat) vorbei zum Dashashwamet Ghat, wo jeden Abend gegen 18 Uhr das gaanga arti ( Flussvererhrungszeremonie) stattfindet, dem wir so vom Wasser aus live beiwohnen konnten.

IMG_9496 - Kopie IMG_9607 IMG_9646Hierbei führen 5 Hindu-Mönche in 5 Schritten Feuerzeremonien durch, durch die der heilige Fluss verehrt werden soll.

IMG_9601 IMG_9591Wir organisierten auch zwei kleine Bluemschiffchen mit Kerzen, die wir nach der Zeremonie entzündeten und auf das Wasser entließen, natürlich nicht, ohne unsere persönlichen Wünsche mit auf den Weg zu schicken.

IMG_9630Morgen wollen wir die Ghats – so weit das möglich ist – zu Fuß erkunden und noch weiter in die Spiritualität dieser Stadt eintauchen. Eventuell können wir sogar einer rituellen Verbrennung an einem der Verbrennungsghats beiwohnen – das ist sicher sehr interessant und eröffnet einen ganz anderen Blick auf die religiöse Wirklichkeit der Menschen hier…

Kajuharo – Kamasutra-Tempel und Kleinstadtidylle

Nach einer sehr gewöhnungsbedürftigen Zugfahrt (hierzu wird noch berichtet werden) erreichten wir frühmorgens beim strahlendem Sonnenschein das kleine Städtchen Kajuharo. Nachdem wir uns zusammen mit zwei kanadischen Mädels ein Tuctuc aus der Armada der Kleingefährte ausgewählt hatten,

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ließen wir uns direkt ins Hotel und damit auch direkt in die Innenstadt ( nicht schwer bei einer so kleinen Siedlung) und in die Laufentfernung zu den berühmten Ruinen bringen.

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Nach einem faulen Tag im Zimmer (fehlenden Schlaf der Zugfahrt nachholen) rafften wir uns abends nochmals auf, um mit Sonnenuntergangsstimmung und Tempelblick zu Abend zu speisen.

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Wir wollten in ein Lokal, das einen „Baum-Tisch“ in exponierter Position anzubieten hat,. Dort nahmen wir auch tatsächlich kurz Platz bis man uns klar machte, dass an diesem Platz ein „Sitzgeld“ fällig wäre, wenn wir dort zu bleiben gedächten.

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Da hatten sie aber die Rechnung ohne uns gemacht, und so stiegen wir wieder hinab und besuchten stattdessen ein kleines Schweizer Restaurant nebenan, wo wir bei gleichem Blick, aber mit freundlichem Service eine Schweizer Pizza genießen konnten;-)

Am nächsten Tag machten wir uns dann direkt am Morgen auf, um die West-Tempel zu besuchen. Der Himmel blau, die Sonne strahlend, der Fotoapparat geladen -alles bestens also, um sich so richtig der Kamasutra-Kultur zu widmen. Nur mal zur Info: Kamasutra ist die hinduistische Lehre der zahlreichen sexuellen Spialarten und Positionen, natürlich aus rein spirituellen Gründen praktiziert. Und tatsächlich: Die Tempel sind mit außergewöhnlichen Statuen und Steinskulpturen geschmückt, die kurvige Damen, leicht bäuchige, aber muskulöse Männer und teilweise auch Tiere in sehr gewagten Positionen zeigen.

Das Highlight: Eine Darstellung eines Mannes, der gerade ein Pferd beglückt ( nicht zu verwechseln mit der Geschichte von Katharina der Großen: Hier war es genau umgekehrt).

Nicht zu vergessen auch die zahlreichen Orgiendarstellungen und die Skulpturen, in denen die verschiedensten und äußerst akrobatischen Stellungen präsentiert werden.

Vor lauter Akrobatik hat Julia sich leider (mal wieder) den Knöchel verstaucht bzw. die Bänder gerissen – nein, nein, nicht weil wir die tollen Positionen nachstellen wollten, sondern weil man die Tempel wieder mal nur schuhlos betreten darf und sie auf den unebenen Treppenstufen auf dem Weg hinunter unglücklich ausrutschte und dabei mit dem gesamten Körpergewicht auf den umgeknickten Knöchel fiel;-)

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War aber nicht so schlimm, Stephan besorgte einen Bambus-Krückstock, und so konnte die Besichtigung zumindest noch zu Ende geführt werden. Der Rest des Tages wurde dann allerdings etwas gemütlicher verbracht als gedacht, und Stephan kam endlich mal in den Genuss eines „Freizeit-Tuctucs“ ohne triftigen Grund für eine Strecke, die eigentlich ja zu Fuß zurückgelegt hätte werden sollen;-)

Agra – TAJ,TAJ und noch mehr TAJ!

Alles in dieser – im Staat Uttar Pradesh gelegenen Stadt – dreht sich nur um eines: Das Taj Mahal!

Welches Hotel hat den besten Blick auf das Taj, wann sollte man kommen, was hat es jetzt wirklich damit auf sich, wo bekommt man die besten Fotos und aus welchem Winkel, was soll ich hier in dieser Touristenhochburg eigentlich?

Ganz klar, jetzt wissen wir es: Es dreht sich zu recht alles um das Taj Mahal. Sollten wir daran gezweifelt haben, ob es sich wirklich lohnen würde, extra hierher zu fahren, nur um dieses Grabmal zu besuchen, so waren spätestens nach Betreten der Taj-Gärten alle Zweifel wie weggeblasen: Das Taj Mahal ist wirklich das schönste Gebäude der Welt und hat den Ruf, den es weltweit genießt, verdient.

IMG_8614Auch der Tipp, gleich morgens gegen 6 Uhr hierherzukommen, hat sich ausgezahlt: Erstens sind es morgens nur kleine Menschenmassen, die sich hier durchschieben, und zweitens ergibt der Sonnenaufgang östlich des Taj Mahal ganz besondere Lichteffekte. Und überhaupt: Das Taj Mahal ist die ideale Fotolocation, weshalb Stephan sich gleich zu einem ganzen Fotoshooting berufen fühlte ( Das Taj von vorne, hinten, oben, unten, mit Julia sitzend, stehend, liegend, ohne Julia, mit Pool, ohne Pool, mit Julia…) Seht selbst:

Nachdem wir das Taj Mahal ausgiebig genossen und uns natürlich intensiv informiert hatten ( ja, es wurde vom Schah Jahan tatsächlich für seine geliebte Frau erbaut, die bei der Geburt des gemeinsamen 14. Kindes verstarb – und nein, sie verstarb nicht im Krankenwagen auf dem Weg in die Klinik;-) (falls jemand zu viel Slumdog Millionaire geguckt haben sollte), mussten wir erst mal einen ausgiebigen Morgenschlaf ( Schlaf nach dem Frühstück, zwischen neun Uhr und elf Uhr) halten. Danach ging es weiter auf den Spuren des Taj: Diesmal zum „Baby Taj“, einem weiteren imposanten Grabmal in Agra, das zwar kleiner, aber auch aus feinem, halbtransparenten weißen Marmor erbaut ist und außerdem noch filigraner ausgestaltet wurde als das „große“ Taj.

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Schließlich besuchten wir noch einen wunderschönen Park auf der anderen Flussseite, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Rückseite des Taj Mahal und die – mittlerweile kaum mehr zu überblickenden – Menschenmassen dort hat:

Die Einheimischen genossen derzeit lieber den Blick auf uns ( okay, sie starrten wieder stundenlang mich an – wie es wohl sein wird, daheim keine Aufmerksamkeit mehr von der Männerwelt zu bekommen?! Aber ich hab ja Stephan, der darf mich weiter anhimmeln;-)

Alles in allem ist das Taj Mahal nicht nur aufgrund des sozialen Drucks der Daheimgebliebenen ( Zitatvermutung: „Was, ihr wart in Indien und habt nicht das Taj Mahal gesehen?!“) sondern auch wegen der puren und reinen Ästhetik einen Besuch und viele, viele Fotos wert! Zitat Stephan: “ Mit Julia und Taj Mahal vor der Linse könnte ich mir fast vorstellen, eine Canon Eos zu kaufen.“ Und das von unserem Fotomuffel;-)

 

 

 

Fathepur Sikri – Des Sultans neue Weiber

… oder hieß es nicht neue Kleider?

Egal, für Fatepur Sikri – eine Ruinenstadt etwa 40 Kilometer vor Agra – gilt aber unsere Überschrift: Der Herrscher, der den hiesigen Palast bauen ließ ( also, nicht als Ruine, der war schon mal ganz „normal“), hat nämlich angeblich drei Frauen gehabt – keine Seltenheit unter Maharajas, also mehrere Frauen, aber hinzu kommt ein pikantes Detail: Eine seiner Frauen war Muslima, eine war Hindu, und eine war – so vermutet man wegen ihres Namens – Christin. Und tatsächlich finden sich auf dem Palastgelände ( das man nur in einem heillos überfüllten indischen Kleinbus erreicht) drei Bauten, die jeweils einer der Frauen zugeordnet werden und dementsprechend mit christlichen, islamischen und hinduistischen Stilelementen erbaut bzw. bestückt wurden.

Außerdem findet sich auf diesem Gelände auch ein großer Hof, auf dem der Maharaja Audienzen abhielt und den ein oder anderen zum Tode Verurteilten schon mal von Elefanten zertrampeln ließ ( das heißt dann: EleFtrischer Stuhl) (sorry, schon wieder politisch inkorrekt)

Die nebenan stehende extrem beeindruckende Moschee zeigt aber eigentlich noch viel mehr Eleganz und Erhabenheit, wie uns von einem gewieften Achtjährigen erklärt wurde. „Ihr wolltet doch Kindern nichts geben oder ihnen was abkaufen, damit sie zur Schule gehen!“, werdet ihr jetzt zu Recht sagen. Und eigentlich wollten wir die Dienste des jungen Mannes gar nicht, aber er war so hartnäckig und erklärte uns trotzdem alles zur Moschee in perfektem Englisch, dass wir ihm am Ende trotzdem etwas dafür gaben, denn er hatte seinen Job wirklich gut gemacht ( besser als die erwachesenen Guides, die wir hier und da beschäftigten) und nahmen ihm das Versprechen ab, zur Schule zu gehen ( was er natürlich tue, versicherte er, er führe die Touris nur am Wochenende herum).

IMG_8312 IMG_8327 IMG_8313Ich finde die Situation, hier ständig mit bettelnden, verkaufenden oder guidespielenden Kindern konfrontiert zu sein, wirklich als sehr sehr belastend: Wer bin ich denn, einem armen abgemagerten Kind mit zerrissenen Klamotten, das mir die Hand hinstreckt, nicht ein paar Rupien zu geben? Aber aller Welt ist sich ja einig, man darf Bettelkindern nichts geben, weil es entweder an die Bettelmafia geht und/oder die Kinder dann nicht mehr zur Schule geschickt werden könnten, weil sie ja mehr Geld verdienen, wenn man sie betteln schickt. Aber… ist das wirklich so? Oder würde ich den Kindern nicht viel mehr mal für einen Abend einen vollen Magen schenken?  Und was ist mit den Kindern, die wie der Junge hier in Fatepur Sikri sich ganz toll informieren und Englisch lernen, um den Touris etwas Geld abzunehmen? ISt doch auch ziemlich geschäftstüchtig und gewieft, einerseits, aber macht er das wirklich freiwillig, „freiwillig“, also schon notgedrungen, um an Geld zu kommen, aber irgendwie aus freier Entscheidung, wie das Geld beschafft werden soll? – oder wird er wiederum dazu gezwungen und nur von Erwachsenen ausgebeutet, und sollten wir dementsprechend den armen Jungen während seiner Erklärungen ignorieren ( was wir anfangs versuchten) und ihm dann am Ende nichts geben? Und hat ein Kind wirklich hier bessere Chancen, wenn es noch ein bisschen länger zur Schule geht, als wenn es sich schon früh im einträglichen Touristengeschäft etabliert und seine Fremdprachen perfektioniert?

Ich bin ratlos. Ratlos überhaupt angesichts der krassen Armut, die einem hier überall begegnet – in den Städten in den Slums, auf dem Land in schwer arbeitenden und bis auf die Knochen abgemagerten Menschen. Hier als Tourist zu sein – Fluch oder Segen? Nutzen wir die Armut aus, oder helfen wir, zumindest Devisen ins Land zu bringen? Sind die Menschen auf den Tourismus angewiesen, oder ist der Tourismus auf die Menschen angewiesen?  Können wir uns für ein paar Euro den Bauch vollfressen, wenn Menschen nicht mal das Geld haben, sich Chapati für 10 Rupien zu kaufen?

Letztens kam ein zerlumpter Junge auf uns zu, der wieder mal betteln wollte – leider haben wir ihm nicht richtig zugehört, denn erst, als er wieder verschwunden war, habe ich realisiert, dass er um „ein Chapati“ gebettelt hat. Wäre das der Ausweg – zumindest aus der Bettelfrage – jedem bettelnden Kind ein Chapati zu kaufen? So zumindest dafür zu sorgen, dass es etwas zu essen hat? Leider lässt sich das nicht so einfach realisieren, aber wir haben uns vorgenommen, das zumindest jetzt zu versuchen.

So, nun ist dieser Artikel leider in ein sehr ernstes Milieu abgedriftet, aber wer Indien sagt, sagt eben nicht nur „Schönheit“, sondern auch „Armut“. Wir müssen selber noch herausfinden, wie wir in diesem Spannungsfeld zu verorten sind…

 

 

Ranthambore (NO) Tiger Reservat

Wie ihr diesem Titel sicher leicht entnehmen könnt hat unsere geplante Tigersafari im Ranthambore Reservat leider nicht ganz den erwünschten Erfolg gehabt;-)

Klar, man hatte uns gesagt, dass die Chancen – bei knapp über 60 Exemplaren im Naturreservat – einen echten bengalischen Tiger zu sehen, bei etwa 40% liegen. Und ja: Wir hatten natürlich auf tripadvisor von Touristen gelesen, die während ihres Urlaubs in Indien 6,7 oder sogar 8 Safaris in Ranthambore unternahmen und dennoch nicht mal eine gestreifte Schwanzspitze erblickten. Und klar, wir waren ja nur einen halben Tag da, und von einer einzigen Safari darf man ja nicht gleich den großen Erfolg erwarten. Aber: Ich hatte es doch so gehofft;-) Wie oft hat man schon die Chance im Leben, ein vom Aussterben bedrohtes Tier in freier Wildbahn zu erleben? Leider viel zu selten, und hier präsentierte sich unsere Möglichkeit!

Nun ja, jetzt sind wir zwar ein bisschen enttäuscht, aber erstens kann man ja nicht immer Glück haben, und zweitens haben wir auch so bei der Safari einiges erlebt:

– Morgens um 6 Uhr aufstehen und bei klirrender Kälte vor Sonnenaufgang in einem Jeep-Cabrio rumdüsen ( Zitat Stephan: „Klirrende Kälte? Es hatte etwa 20 Grad!“)

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– Zwei Jeep-Mit-Safa(h)rer ( Hach, noch eine Wortneuschöpfung;-)kennen lernen, die ihre Flitterwochen in Indien verbringen ( Zitat Stephan: “ Flitterwochen in Indien?! Die mögen wohl keinen Sex?!“ Anmerkung der Redaktion: Da es hier oft doch sehr dreckig und unhygienisch ist, verzichten viele Paare nach unseren Recherchen bis auf das notwendige Minimum auf körperliche Eskapaden)

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– Viele wilde Tiere ( außer Tiger, siehe oben) sehen, die uns dann doch noch vors Auto bzw. die Linse gehüpft sind: Riesige Antilopenbullen, Rehe plus Kitse, Wildschweine, Affen,  Adler, Schlangen bzw. Schlangenfressende Adler…

– Zumindest eine Ahnung von den Tigern bekommen: Fußspuren im Sand entdeckt, Fauchen gehört ( Stephan und ich haben das Fauchen gehört, und: Nein, es war nicht nur mein Magen, der geknurrt hat!), erfahren, dass in der befahrenen Zone ein Weibchen mit zwei Tigerbabies lebt und ein Männchen rumstreicht, dass die Babies zum Fressen gern hat.

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– Erfahren, dass das Dschungelbuch doch recht hatte: Tatsächlich helfen alle Tiere des Dschungels gegen den Tiger zusammen – wenn er kommt, stoßen die Wildvögel wild gellende Schreie aus, um die anderen zu warnen, etc… Sheer Khan hat es da wirklich schwer, kein Wunder,  dass es nur noch so wenige bengalische Tiger gibt ( Ok, sorry, politisch inkorrekt)

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-Sand in den Haaren, den Klamotten und den gewissen Körperöffnungen ( die Ohren!) gefunden

– einen schönen Vormittag – trotz fehlender Tiger- Sichtung – in der Natur verbracht

Also, wenn ihr mal nach Rajasthan kommen solltet- macht auch eine solche Safari ( oder vielleicht sicherheitshalber zwei oder drei ?) mit und findet heraus, ob es hier überhaupt Tiger gibt oder ob das wieder mal nur ein Nepp ist, um Touristen anzulocken;-)

Ach nee, es gibt sie wirlich, hier das Beweisfoto eines anderen Ranthambore-Besuchers:

Ranthambore-National-Park

 

 

 

 

 

 

DIWALI- Silweihnachten auf indisch

Fast so was Cooles wie Weihnukka;-)

Heute – am 23.10.- war es schließlich so weit: Hier in Indien wird das Lichterfest, eine der beiden sehenswertsten, so versichertre man uns immer wieder – Festlichkeiten in Indien gefeiert und wir waren auch schon ganz aufgregt, weil nicht nur unser Fahrer uns schon die ganze Zeit erzählt hat, wie glücklich wir uns schätzen können, an Diwali in Jaipur zu sein.  Hier würde Diwali „very famous“ gefeiert werden ( keine Ahnung, was das in dem Zusammenhang heißen soll) Auch das Fernsehprogramm in Indien, insbesondere die auf Diwali zugechnittenen Werbespots, die hier seit unserer Ankunft rauf und runter laufen, sprach die selbe Sprache. („Happy Diwali, Mrs. Brahma!“-„Same to you, Mr. Brahma!“- Find gifts on Amazon.in)

Das Fest wird hier mit aufwendigen Lichtinstallationen, vielen vielen Kerzen und dem Verzehr pappsüßer und teilweise sehr feuchter Süßigkeiten zelebriert. Auch an Feuerwerk wird nicht gespart – dieses lässt die ganze Nacht über ohne Unterlass die Wände unseres Hotelzimmers wackeln und lässt sich von der Dachterasse aus wunderbar genießen.

Insbesondere die jungen Männer hier, die wir den ganzen Tag über vor den nicht immer lizensierten Feuerwerksverkäufern stehen sahen, lassen es an Diwali – im wahrsten Sinne des Wortes – richtig krachen.  Nach dem Sightseeing machten wir uns also nach Anbruch der Dunkelheit wieder einmal auf in die pink City, um uns dort in das Diwali-Getümmel zu schmeißen.

Unser Fahrer hatte uns ganz lieb Süßigkeiten und ein bisschen Feuerwerk besorgt, so dass wir vollausgestattet losrennen konnten. Rennen ging dann aber doch nicht, da sich die Massen hier – nur unterbrochen von wild hupenden Motorradfahrern ( für Autos war die Innenstadt heute zum Glück gesperrt) – durch die Straßen schieben. So wirken auch zweispurige „Stadtautobahnen“ schnell mal beengt. Wie alle anderen Frauen, die uns begegneten ( außer natürlich die Muslima – vollverschleiert bis auf die Augen) hatte sich Julia zur Feier des Tages in ihren neuen türkisen Sari geschmissen und versuchte so, in der bunt gekleideten Menge die artgerechte Assimilation – also in der Menge unterzugehen. Wie zu erwarten war (sie ist einfach zu hübsch- Zitat Julia: “ Nee, einfach zu groß und zu weiß!“) gelang ihr das nicht, was an den starrenden Blicken der Inder ( insbesondere der männlichen) leicht zu erkennen war. Es gehört hier anwcheinend nicht zur Grunderziehung dazu, dass man Menschen nicht anstarren darf.

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Dabei war Julia nicht nackiger als die einheimischen Grazien, sondern bedeckter, als sie ursprünglich sein wollte ( Tuch einfach um den ganzen Oberkörper verschlungen). Von den Blicken ließen wir uns nicht ( naja, Stephan ein wenig, es ist so süß, wenn er eifersüchtig ist) stören und schoben uns durch die Menschenmenge. An den bunt geschmückten und beleuchteten Häusern vorbei. Der ein oder andere böse Blick aus meinem bärtigen Gesicht führte dann auch dazu, dass zu offensichtliche Blickficke nicht zu häufig vorkamen. Da wir die pappsüßen Naschereiern schon am Vormittag probiert hatten, entscheiden wir uns dazu, einige Bettler damit und einer kleinen Diwali-Spende zu beschenken ( die können die Kalorien auch viel besser gebrauchen als wir).  Auch unsere Feuerwerkskörper haben wir dann etwas später unserem Tuktuk-Fahrer für dessen Kinder mitgegeben.

Alles in allem ist dieses Fest, dass irgendwo zwischen Weihnachten und Silvester zu verorten ist, durchaus sehenswert, besonders das Feuerwerk die ganze Nacht. Aber unser Weihnachten und unser Silvester gefallen uns dann doch einfach besser, nur das Wetter hier, das zum längeren Verweilen auf der durch Feuerwerk  immer wieder erhellten Dachterasse einlädt, ist dem bitterkalten deutschen Dezemberwetter in jedem Fall vorzuziehen.

So long: Happy Diwali!

Die korrekte Antwort hierauf wäre übrigens: Same to you, Sir! ( Auf jeden Fall, wenn ihr uns etwas verkaufen wolltet…)

PS: Wenn man Indien im Oktober bereist, sollte man Diwali auf keinen Fall im Hotelzimmer verschlafen – wenn man aber die Wahl hat zwischen diesem Fest und dem Holi-Fest im März, sollte man sich ob der noch wilderen kulturellen Ausschweifungen ( laut unserem Fahrer ist das Beste an Holi der übermäßige Verzehr von Bhang-Lassis ( Übersetzung: Magic Lassi – einen mit Drogen versetzten Yoghurt-Drink, der dann reihenweise Touristen umhaut)für letzteres entscheiden… Wer einen kleinen Vorgeschmack auf dieses Fest haben will, bei dem es hauptsächlich darum geht, ssich gegenseitig mit buntem Farbpulver zu bewerfen und soch mit Wasser abzuspritzen, kann das auf einem der inzwischen in Deutschland jährich stattfindenden HoliRaves tun. Wir raten allen Asthma-Patienten und allen Personen über 35 aus gesundheitlichen Gründen allerdings dringend davon ab;-)

 

Rajasthan – Die Affen sind los!

Neben Kühen- von denen noch gesondert berichtet werden soll -, Schafen, Ziegen und Wildschweinen,

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die die Straßen Nordindiens bevölkern, möchten wir einen ganz speziellen Artikel Stephans Lieblingstier ( er behauptet, diese nicht nur wegen der engen, nicht abzuleugnenden Verwandtschaft faszinierend zu finden) widmen: Den Affen!

Nachdem wir ja bereits vor einigen Tagen Kontakt mit wilden und recht frechen Äffchen hatten ( wir berichteten), konnten wir den Kontakt jetzt noch intensivieren:

Hoch über der Stadt Pushkar thront auf einem Berg der Tempel, der Brahmas erster Frau geweiht ist.

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Da wir abends den Blick auf diesen Tempel besonders genossen hatten und die Vorstellung, Spiritualität auf dem Gipfel eines Berges finden zu können, sehr ansprechend fanden, machten wir uns am nächsten Morgen in aller Frühe an den Aufstieg. Tatsächlich gestaltete sich dieser etwas mühsam (Treppenstufen nach oben, brrrr) bis die Stufen von Felsplateaus abgelöst wurden und wir herrliche Aussichten auf die Landschaft um uns herum und die Stadt Pushkar unter uns geboten bekamen.

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IMG_7117Den besten Teil des Aufstiegs fanden wir dann aber hinter einer Biegung: Hier saßen mehrere Affenfamilien mitten im Weg und ließen sich von den vorbeikommenden Pilgern ( und uns zwei verrückten Touristen) nicht aus der Ruhe bringen.

IMG_7125Stattdessen hüpften sie lustig durch die Gegend und zeigten uns, wie man Affenbabies stillt und vor frechen Affengeschwistern bechützt.

IMG_7128Als dann auch noch ein Mönch vorbeikam, der auch auf dem Weg zum Kloster war und Erdnüsse sowie Blumengirlanden dabei hatte, wurde es noch lustiger:  Die Affen knabberten die Nüsschen aus unseren Händen und schnappten sich frech – nachdem sie ein paar Mal brav Männchen gemacht hatten – die Blüten, die ein besonderer Leckerbissen zu sein scheinen.

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Natürlich konnten wir uns stundenlang nicht losreißen, und die Tempelerfahrung konnte es leider nicht mit der hautnahen Begegnung mit den Äffchen aufnehmen…

Und auch im Amber-Fort in Jaipur konnten wir ähnliches erleben: Hier gibt es ebenfalls Affen, die einzelne Türme zu bewohnen scheinen. Als wir vorbeikamen, gaben sie ihre zuvor an den Tag gelegte Coolness auf und wurden richtig zutraulich, ja geradezu aufdringlich – und während wir uns noch wunderten, weshalb sie gerade uns so interessant fanden, klaute sich ein Affe meine Blütengirlande ( die wir zu Diwali geschenkt bekommen hatten) und machte sich damit aus dem Staub! Also die Blüten schienen die Affen wieder mal ganz verrückt zu machen. Stephan machte sich dann daran, die Äffchen mit einzelnen Blüten zu füttern – ein herzallerliebstes Schauspiel, bei dem er am Ende ganz betrübt war, als wir keine Blümchen mehr hatten und weitergehen mussten… ( Zitat: „Stephan, du sollst denen jetzt kein Geld geben, die gehen doch sonst nicht zur Schule!“)

Da es hier noch zahlreiche Orte gibt, an denen freche Äffchen leben, werden wir sicher noch einiges mit den kleinen „Verwandten“ erleben,…

 

Jaipur – The pink city

So wird die Stadt, die wir heute angefahren haben, nämlich genannt. Der Grund: Der Maharaja hieß einmal anlässlich des Besuchs des englischen Prinzen alle seine Untertanen, ihre Häuser in der Willkommens-Farbe rosa zu streichen. Und willkommen haben wir uns gleich gefühlt – Jaipur ist eine große und dementsprechend teilweise recht schmutzige Stadt, aber die Menschen hier sind alle superfreundlich und haben uns den ganzen Tag – egal, was wir vorhatten – ohne Hintergedanken und meist, ohne uns dabei etwas verkaufen oder aufschwatzen zu wollen, weitergeholfen.

Und was haben wir in Jaipur nicht schon wieder alles erlebt:

– Wir dürften zusehen, wie Stoffe mit Teakholz-Stempeln und Pflanzenfarben von Hand bedruckt werden ( und konnten natürlich auch nicht widerstehen, ein hübsches Stück Stoff für Diwali zu kaufen). Nebenbei haben wir den Bruder des Chefs getroffen (und wir meinen jetzt nicht Ben (Insider), der seit zehn Jahren in Deutschland lebt und viele Jahre in Aschaffenburg verbracht hat – was für ein Zufall, und viel Gesprächsstoff natürlich;-)

– Wir machten die „pink City“ – also die Altstadt unsicher, obwohl man eigentlich von „orange City“ sprechen müsste, aber wer sind wir schon, to judge the color of your hair( or house)? Und hier sind wirklich alle Häuserreihen in dieser Farbe gestrichen, ebenso wie die Paläste, die sich zwischen die normalen Shops und Wohnhäuser drängen!

Zwischendurch konnten wir auch noch auf ein ehemaliges Minarett steigen, um die Pink City von oben zu bewundern – zwar nicht ganz so hoch wie unsere Skyscraper-Expeditionen in China, allerdings ist die Stadt ja auch nicht annähernd so groß wie Shanghai oder Guangzhou;-)

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Hier kann man außerdem alles kaufen, was das Herz begehrt ( habe ich erwähnt, dass man in Indien shoppingsüchtig werden könnte?): Schönste Stoffe, Lederwaren, Schmuck, Sitzpoufs, reich bestickte Kissen, handgeschöpfte Notizbücher, Bindis in allen Farben und Formen – also alles, was man eigentlich jetzt nicht dringend braucht, aber alles sooooo hübsch und sooo günstig ( ok, also für echte Männer ist nichts dabei, sagt Stephan, aber Mädchenträume können hier wahr werden). ich bin aber ganz brav und habe angesichts des Budgets nur ausgewählte Stücke mitgenommen ( hehe).

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– Wir besichtigten natürlich auch die Top-Sehenswürdigkeit vor Ort – Das Amber- Fort. Dieses steht auf einem Berg westlich der Stadt und ist von 18 Kilometern besterhaltener wehrhafter Mauer umgeben – ein Schelm, wer da Vergleiche zur chinesischen Mauer zieht. Das Fort selbst, das selbstverständlich wieder mal mit eindrücklichen Spiegelgalerien und Gärten sowie einem See und einem automatischen Elefanten-Bringdienst aufwarten kann ( fürdie faulen/reichen Touristen – uns haben die Elefanten leid getan, deshalb sind wir zu Fuß raufgestiegen), ist durch unterirdische Tunnel mit zwei weiteren Festungsanlagen verbunden.

Mein Ding war das jetzt mit dem Fort allerdings nicht, es machte vielmehr den Anschein, als dass es mich dirngend loszuwerden suchte: Nachdem ich mich an einer wieder mal viel zu flachen Torbogen-Tür beinahe selbst skalpiert hätte, wäre ich dann zu allem Überfluss auch noch fast in den Tunnel hinuntergestolpert, wenn mich meine famosen Wanderstiefel nicht gehalten hätten…  Immerhin, die Giftschlange, die ich beim Flötentanz betrachten dürfte, hat das Werk nicht vollendet, und mir gehts gut;-)

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Heute abend werden wir noch die Altstadt unsicher machen, denn hier ist „DIWALI“ und was das genau bedeutet, erfahrt ihr im nächsten Artikel;-)

 

Pushkar – Hindustadt und Hippiefreude

Nach einer langen und heißen Fahrt (trotz Klimaanlage, die Temperaturen und vor allem die Sonnenstrahlung hier sind wirklich extrem) erreichten wir heute gegen Nachmittag die Kleinstadt Pushkar – eines der Hippie-Zentren Indiens, durch das man – an alten Palästen auf autofreien Straßen an alternativen Jugendlichen vorbeistromernd, wandeln kann –

aber – noch viel wichtiger – eine der wichtigsten heiligen Städte des Hinduismus und Wallfahrtsort vieler Gläubiger, die am hiesigen heiligen See rituelle Waschungen vornehmen oder in einem der wenigen Brahma-Tempel der Welt beten möchten.

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Wir wollten das eigentlich nicht – also beten, den Tempel anschauen natürlich schon;-) – gerieten aber in die Fänge eines „Touristen-Hinduisten“ ( Wortneuschöpfung), also eines angeblich gläubigen Mannes, der uns im Tempel herumführte und uns die Rituale zeigte, die von den Gläubigen ausgeführt werden müssen ( Blüten spenden, Hand auf Schwelle und Stirn legen, Glocken läuten..) – was wirkich ein sehr interessanter Einblick in den hinduistischen Glauben zu werden versprach. Danach führte er uns an eine der heiligen Ghats -also Treppenzugänge zum heiligen See – wo wir dann mit heiligen Männern für unsere Familie beten und wünschen dürften. Leider konnte ich mich angesichts der Aussicht, bald furchtbar hartnäckig abgezogen zu werden, nicht auf die rituellen Gesänge und die fremdklingenden Worte, die es nachzusprechen galt, sprich, das Zeremoniell konzentrieren, und es kam, was kommen musste: Am Ende „bat“ man mich, für diesen oder jenen Grund eine Spende von 1000 Rupien zu leisten, sonst würde mein Karma für immer zerstört werden. Etwas hilflos blickte ich mich suchend nach Stephan um – der hatte uns den Schlamassel schließlich eingebrockt – aber der löste die Situation elegant mit einer kleinen Spende und hartnäckiger Freundlichkeit und Bestimmtheit. Im Nachhinein blieb – zumindest bei mir, die ich ja bekanntermaßen sehr abergläubisch bin – ein mulmiges Gefühl, ich habe mir jedoch vorgenommen, die 1000 Rupien in jedem Fall zu spenden, nur halt nicht an die semikriminellen Touristenmönche. Insgesamt – und trotz dieser ärgerlichen Masche – haben das Ritual am heiligen See und auch die Zeremonien im Tempel allerdings einen nachhaltig spirituellen Eindruck hinterlassen, und wir können verstehen, dass so viele gläubige Hindus hierher pilgern, um sich in dieser heiligen Stadt ihrem Glauben zu widmen.

( Hier gibt es übrigens keine Fotos, da natürlich weder Tempel noch Ghats – zu Recht- fotografiert werden dürfen)

Kurz vor Sonnenuntergang betraten wir dann ein Restaurant, was mir ein Omen zu sein schien: Von oben bis unten sowie innen und außen in strahlendem türkisblau angestrichen und passenderweise „Out of the blue“ genannt und auch noch köstliche italienische Speisen auf der Karte? Da musste ich hin!

Und tatsächlich konnten wir von der herrlichen Dachterasse nicht nur die ganze Stadt sowie den heiligen See überblicken, sondern auch den Sonnenuntergang bewundern und endich endlich mal wieder – recht leckere – Nudelspezialitäten genießen – ein richtig schöner Ausklang für einen von Spiritualität und Kommerz geprägten Tag!