Dali – Künstlerstadt mit Aussteigeratmosphäre

Nachdem wir uns heute mal so richtig ausgeruht hatten – Stephan machte gleich einen 4-Stunden-Mittagsschlaf, so müde war er – machten wir uns gegen 17 Uhr auf den Weg in die Altstadt der kleinen Stadt Dali, die wir heute früh per Zug von Lijiang aus erreicht hatten. Vor dem Ausruhen hatte es allerdings mal wieder eine Portion Abenteuer gegeben: Vom Bahnhof aus waren wir per Bus erst mal zum Old Town gefahren, diesen hatten wir dann komplett durchquert, um beim gegenüberliegenden East Gate nach unserem Hostel zu suchen – stundenlanges Gehen, leider ohne Erfolg. Irgendwann gaben wir genervt auf und baten in einem anderen Hotel, ins Internet gehen zu dürfen – so konnten wir in unserem Hostel anrufen und um Hilfe bitten. Und tatsächlich,, diese Hilfe kam prompt: Der Besitzer des Hostels sowie ein Gast, der Englisch spricht, holten uns per Motorroller – inklusive all unserem Gepäck – ab und brachten uns ins Hostel. Was für ein Service! Man freute sich wahnsinnig, uns zu sehen, und erklärte uns auch gleich, warum: Wir sind wohl die ersten internationalen Gäste in dieser Unterkunft – sozusagen Premiere!

Hier ist es auch recht nett und gemütlich, das Zimmer ist groß und hat ein großes Fenster Richtung Gemüsegarten und Gebirge, es gibt sogar einen Billardtisch im offenen Patio, nur leider, leider ist die Toilette wieder sehr chinesisch, aber Stephan wird das für eine Nacht schon schaffen;-)

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Dali ist ebenfalls eine Stadt im Yunnan, die von einer ganz besonderen Minderheiten-Kultur geprägt wird – hier allerdings dominieren nicht die Naxi, sondern das Volk der Hai. Auch in anderer Hinsicht erinnerte uns der „Old Town“ heute an Lijiang – hübsche Häuser mit Holzornamenten, kleine verwinkelte Gassen und Kanäle.

Aber das schöne hier: Klar ist es touristisch, aber erstens sind hier viel mehr normale Einheimische unterwegs, die ihren Erledigungen nachgehen, und zum anderen sind wahnsinnig viele – weiße – Rastafaris unterwegs. Dali scheint also die „Aussteigerstadt“ Chinas zu sein – und da wir uns gleich auf Anhieb richtig wohl gefühlt haben, können wir schon irgendwie nachvollziehen, dass jemand für immer hier bleiben möchte. Hierdurch ist die Stadt auch recht vielfältig und international geprägt – ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie happy ich heute war, eine deutsche Bäckerei mit Semmeln und Käse (!!!!!!) zu finden!

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IMG_3128Es hätte hier aber auch belgische Waffeln, Fish´n´Chips oder auch Cappuchino gegeben. Mjamm;-)
Auch Stephan stolperte im Laufe unserer Stadttour über eine lang vermisste Köstlichkeit – Bratwurst. Zwar nicht ganz so, wie man es von zu Hause gewöhnt ist – nämlich am Spieß statt in der Semmel und mit leicht süßlichem Geschmack im Abgang – aber er fand es lecker! IMG_3207Überhaupt haben wir heute gar nicht beim Essen gesessen, sondern haben alles bei Straßenhändlern gekauft und sozusagen „by the way“ gefuttert – und was für kulinarische Köstlichkeiten: Süßscharfer kalter Nudelsalat, eine Teigtasche gefüllt mit Tofu und Dill, frisch gepresster Granatapfelsaft, frisch frittierte Kartoffelscheiben – fein;-)
Und falls ihr euch jetzt wundert, warum wir heute so reinhauen – nachdem es gestern außer Pfannkuchen am Morgen und gaaaaanz viel Bewegung rein gar nichts gegeben hat, mussten wir heute natürlich aufholen. Außerdem konnten wir ohne schlechtes Gewissen schlemmen, denn ein Blick auf die Waage eines ortsansässigen Apothekers ergab: Julia hat endlich ihr „Traumgewicht“ vom Frühjahr wieder erreicht ( einerseits Freude: YES!, andererseits bedenklich: Da hatte ich mir in Deutschland schon wieder ganz schön viel Speck angefuttert…) und Stephan hat fast 15 Kilo abgenommen und nähert sich der magischen UHU-Grenze! Er behauptet zwar, dass ihm das gleichgültig sei, aber ich habe den hocherfreuten Blick auf der Waage über die glückliche „Fügung“ ( =Julias knallharter Sparplan plus jeden Tag kilometerweites Gehen) – ganz ohne irgendeine Diät oder auf Essen zu achten – durchaus wahrgenommen;-)

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Bin ein bisschen beleidigt, dass es bei ihm 15 Kilo und bei mir nur knapp 5 Kilo sind, aber nun gut…
In Dali trafen wir übrigens nicht nur verrückte Künstler und langhaarige Kiffer, sondern auch zahlreiche wahnsinnig süße Babyhunde – von denen wir die Finger natürlich nicht lassen konnten. Es scheint hier viel mehr als andernorts in China üblich zu sein, Haustiere zu halten und scheinbar auch gut zu behandeln. Was jedoch nicht für die Nutztiere gilt – so haben wir heute auf dem Markt live erlebt, wie ein Huhn zum Ausbluten in eine Tonne geworfen wurde, so dass der Kunde beim Sterben zusehen konnte ( Ich habe es mir nicht angeschaut, ich bin lieber weitergegangen und feile an meinen Vegetarierplänen). Leider trafen wir heute jedoch auch wirklich unfreundliche Chinesen – nämlich die Verkäufer in den zahllosen kleinen Lädchen, in denen Kleidung, Schmuck und lokales Kunsthandwerk angeboten wird. Kaum, dass jemand sich einmal zu einem Lächeln durchringen konnte – aber selbst, als wir etwas anprobieren oder kaufen wollten, waren diese Leute kaum dazu zu bewegen, ihre bequemen Stühle zu verlassen, um uns etwas zu reichen oder auch nur Geld entgegenzunehmen. So ist uns das auf all unseren Reisen noch nie passiert! Aber sei´s drum – wir kauften, was wir kaufen wollten (Julia hat ein Kleidchen und ein Blüschen sowie traditionellen Kopfschmuck ( naja, eher was für Fasching) bekommen, Stephan hat sich mit Früchten und Getränken eingedeckt),

IMG_3240 IMG_3267IMG_3259und begegneten den Herrschaften mit absolut übertriebener Höflichkeit – vielleicht haben sie es ja bemerkt, wahrscheinlich haben sie es in ihrer Lethargie aber gar nicht wahrgenommen…
Fazit: Dali ist wirklich einen Besuch wert und überzeugt sowohl tagsüber als auch in der Nacht mit einer gemütlichen und entspannten Atmosphäre und besticht durch die zahlreichen – mehr oder weniger internationalen – Leckereien.

Morgen wollen wir uns ein Zweisitzerfahrrad mieten ( kein Tandem, sondern diesmal Sitze nebeneinander – das Teil hat auch zwei Lenkräder, mal schauen, wer sich da bei uns beiden durchsetzen wird;-)) und damit zum nahegelegenen Er Hai-See und zu den drei berühmten Pagoden zu radeln. Drückt uns die Daumen, dass das Wetter so schön ist wie heute!

Fotos folgen morgen bei besserer Internetverbindung;-(

 

The Tiger Leaping Gorge oder: Die schönste und schrecklichste Wanderung unseres Lebens

Die Tiger Leaping Gorge ist eine berühmte chinesische Schlucht, deren Name von einer Legende inspiriert wurde, derzufolge ein Tiger dem Jäger mit einem beherzten Sprung auf einen Felsen in den reissenden Stromschnellen im Tal entkommen konnte.

Und genau diese Felsen und diese Stromschnellen, die nach Auskunft unseres schirmaufbauenden Hosts nach einer zweistündigen Wanderung zur Mittelebene und einer darauffolgenden dreistündigen Wanderung hinab zum Fluss zu erreichen wären, wollten wir heute anschauen.

Gesgat, getan – nach einem reichhaltigen Früstück ( Pfannkuchen mit Honig! Und das in China! Es leben die Naxis!) machten wir uns an den vermeintlich leichten zweistündigen Abstieg zur Mittelebene. Und dieser Abstieg war wiederum grandios, wenn auch nicht ganz so easy going wie gehofft ( Julia rutschte trotz phänomenal guten Schuhwerks aber wegen ihres fehlenden Gleichgewichtssinnes mehrmals aus und landete auf den Gott sei Dank gut gepolsterten Podex, außerdem managte sie es immer, Richtung Felswand und nicht Richtung Abgrund zu stolpern, was man ihr hoch anrechnen muss).

Wir kamen an Wasserfällen vorbei – ach was, mittendurch – und ließen uns so richtig nass plätschern.

Kein Problem beim wiederum brennenden Sonnenschein. Bei Regen wäre die überhaupt nicht gesicherte Route auch wirklich nicht zu begehen gewesen (Hier fehelen tatsächlich Schilder mit der Aufschrift: Lebensgefahr!- oder ist das jetzt zu deutsch gedacht?)

Wir bewältigten den Abstieg zwar nicht in der vorgegebenen Zeit, aber für uns in einer sehr guten zeit von knapp drei Stunden. Diese drei Stunden erklären sich auch deshalb, weil wir „Ziegen lieben“. Uns begegneten nämlich auf dem Weg wilde Ziegen, die keinerlei Anstalten machten, den Pfad zu räumen, um uns Touristen eine sichere Passage zu ermöglichen.

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Wir blieben deshalb nur allzugerne stehen, um die Ziegen ausgiebigst zu bewundern und zu streicheln. Besonders die Ziegenbabys hatten es Julia angetan. Als wir die für unsere Wanderung motivierend wirkenden Ziegen endlich hinter uns gealssen hatten, stellte Julia in einem Anflug von Tierliebe fest, dass der Weg normalerweise in zwei Stunden zu bewältigen sei, dass es aber länger dauert, wenn man Ziegen liebt, was durchaus zweideutig zu verstehen ist;-)

Von Lachkrämpfen geplagt, erreichten wir schließlich glücklich und etwas hungrig, teilweise etwas erschöpft die Mittelebene, wo wir eigentlich ein kleines Mittagessen einnehmen wollten. Da jedoch der letzte Bus zurück in die Stadt – so sagte man uns dort – bereits um 15:30 uhr abfahren würde und es bereits 12 Uhr mittags war, entschlossen wir uns, sofort zur unteren Tiger Leaping Gorge aufzubrechen.

Wir wählten den Pfad, den uns einheimische für 15 Yuan Wegegeld empfohlen, mit der Aussage dieser steile Pfad sei extra für die Touristen von local families gesichert und heregerichtet worden. Leider zeigte sich auch hier wieder einmal die unterschiedliche Definitonswahrnehmung der Wörter „begehbar“ und „gesichert“.

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Hier ging es nämlich sausteil über hölzerne Brücken, riesige Steinstufen und riesige, furchteinflößende, am Berg festgeschraubte Metalleitern in die Tiefe. Julia hatte eine leichte Panikattacke, wehslab wir entschieden, für den Aufstieg ganz sicher einen anderen Weg zu wählen.

Aber erst mal waren wir unten angekommen, wor die Wassermassen mit Riesenwucht gegen besagten Felsen und die Steilwände der Schlucht klatschen. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, das man von verschiedenen Blickwinkeln bewundern konnte. So zahlten wir nochmals 10 Yuan pro Person, um über eine Indiana-Jones-mäßige Holzhängebrücke zu besagtem Felsen zu gelangen.

Dabei wurde uns auch aus dem Grund mulmig, dass ein Schild am Eingang zur Brücke die Touris stolz darüber informierte, dass die Regierung nichts mit dem Bau und der Wartung der Brücke zu tun habe, sondern alles von einer Einheimischen Familie gemanagt würde. In diesen Momenten darf man einfach nicht an das Geschick mancher Einheimischer beim Aufbau gewisser Sonnenschirme denken. Doch wir kamen gut drüben an, und genossen das Gefühl, auf dem Felsen die Strömung um uns herumsausen zu lassen. Tatsächlich wippte der Felsen ganz leicht hin und her, wenn ihn große Brecher trafen.

Eingedenk der schon weit fortgeschrottenen Zeit mussten wir jedoch alsbald, natürlich ohne richtige Pause, wieder aufbrechen.

Leider stellte sich nun überraschenderweise heraus, dass man die ganzen Höhenmeter, die man zuvor bergab mühevoll zurückgelegt hatte, nun würde noch mühevoller auch wieder hinaufsteigen müsse. Dass hätte man uns aber auch wirklich vorher sagen können (Naja, Julia hatte so was in ihrer Panikattacke angedeutet, aber da es am Wegesrand des Öfteren Stühle zum Rücktransport überantsrengter Touristen zu geben schien, wischte ich diese Bedenken einfach beiseite). Nachdem wir nun alles hinter uns haben, ist festzustellen, dass ein soclher Transport erstens aufgrund unseres Gewichtes und generell aufgrund der Gravitation und der fehlenden Sicherungsmaßnahemn unmöglich scheint. Wahrscheinlich sind das nur Placebos, die die einfältigen Touristen auf dem Runterweg beruhigen sollen. Bei mir hat es auf jeden Fall geklappt. Julia weigerte sich jedoch, die Leitern wieder nach oben zu steigen, so dass wir den anderen Weg hinauf mit dem klingenden Namen “ Ray of sunshine“ nahmen. Und dieser machte seinem Namen alle Ehre, da die SOnne die ganze Zeit über ungeschützt auf unsere Köpfe knallte. Nach einem kurzen Stück den Fluss entlang, währenddessen ich es nicht vermeiden konnte, die ein oder andere Bemerkung darüber zu äußern, dass der Aufsteig doch gar nicht so schlimm sei wie gedacht und dass das doch ein ganz schöner Weg sei,

hatte der Spaß jedoch plötzlich ein Loch: Es ging serpentinenartig steil in der prallen Sonne hinauf – gefühlte 5000 Höhenmeter, nee, also ehrlich eine riesiges Stück. Nach kurzem Aufsteig machten sich auch die zuvor zurückgelegten Höhenmeter und die Strecke bemerkbar: Fast zur Gänze erschöpft erreichten wir einen lokalen Verkaufsstand, der auf eine Klippe am Wegesrand gebaut wurde. Dort deckten wir uns mit Wasser ein und konnten jetzt auch mit eigenen Augen feststellen, dass es hier überall Marihuana zu kaufen gibt. Besser wre alleridngs angesichts des krasen Aufsteiges wohl Kokain (haben wir gehört;-)

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Ich unterleiß es auch nicht, bei dieser Gelegenheit mit den Einheimischen ins Gesprch zu kommen und fragte, wie lang es denn dauern würde, bis man oben angekommen sei. 30 Minuten – so die Antwort – was mich wiederum darin bestärkte, Julia herablassend anzusehen und siegesgewiss voranzuschreiten. Als sich nach 30 Minuten herausstellte, dass diese Angabe eine glatte Lüge gewesen war (da habe ich die nach 5 Minuten nötigen Pausen bei diesem steilen Aufsteig nicht eingerechnet), pfiff ich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem letzten Loch. Die Luft stand und die Onne strahlte zu allem Übel superfreundlich und megaheiß auf uns nun weniger lustige Wandersleut hinab. Zwar durchaus Deutsche, aber nicht mit dem Namen Müller beehrt, war das Wandern nun nicht mehr des Petrys Lust, vielmehr verwandelten wir uns mit jedem Schritt in Miesepetrys. Mit den letzten Atemzügen presste ich Verwünschungen der uns fehlinformierenden Person heraus, worauf Julia, die übrigens zu diesem Zeitpuntk, an dem ich, der starke Mann mit dem großen Ego (hier synonym verwendet für meine Männlichkeit), schon fast am Ende war, sich noch überraschend fit zeigte, darauf hinwies, dass sie es erstens ja gewusst habe und zweitens die Person nichts dafür könne, dass man den Weg, den man runter geht, auf jeden Fall, egal wie lange es dauert, auch wieder rauf gehen muss. Das sei ein Naturgesetz, was sie insbesondere so genau zu wissen glaubte, weil sie etwas derartiges auch im Heinmat- und Sachunterricht vermitteln würde.

IMG_20140929_134450_1Das half mir in der momentanen Verfassung jedoch nicht weiter, so dass ich den letzten mir verbliebenen Stolz hinunterschluckte, und auf Julias Drängen hin ihr unseren prall gefüllten Rucksack übergab. Wer konnte denn wissen, dass die uns anlügende Person ihre Entfernungs- und Zeitmessung wohl bei der deutschen Bundeswehr gelernt hatte, wo ich in meiner Grundausbildung ähnliches erleben durfte.

Doch es half alles nichts: Wir waren beide fix und fertig und mitten am Hang verloren. Und dabei mussten wir doch den Bus erreichen! an Julias zu diesem Zeitpunkt ständig wiederholten Mantra: “ Stephan, mach langsam ist nicht so schlimm, wenn wir den Bus verpassen, wird halt dann etwas teurer, macht nichts!“ konnte man zum Einen erkennen, wie viel Sorgen sie sich um mich machte und zum Anderen, in was für einer schlechten Verfassung wir uns befanden. Es war schrecklich, schrecklich, schrecklich – die schlimmste Wanderung unseres Lebens. Wir schleppten uns von Stein zu Stein, und die Pausen wurden länger und länger, die dazwischen zurückgelegten Wegstrecken dafür umso kürzer. Erst als ich ominöse Fahrgeräusche von oben wahrnahm, bekam ich einen letzten Energieschub und stürmte mit dem Aufschrei: „Julia, die Straße!!!!“ voran. Und tatsächlich: Wir hatten es geschafft! Und wir erwischten sogar noch den Bus.

IMG_20140929_150611Im Bus sitzend konnte ich dann auch schon anch zwei Stunden Julia wieder darauf hnweisen, dass es doch gar nicht so schlimm gewesen sei, wie sie bei ihrer Panikattacke vermutet hatte. Die anschließende Stille sagte merh als tausend Worte und ließ mich schnurstracks kleinlaut zurückrudern. Zurück ist jetzt auch das richtige Stichwort, leigen wir nämlich schon im Hotelbett in Lijiang, das wir auch für ein Abendessen – was wiederum zeigt, wie fertig wir sind – nicht mehr verlassen werden. Morgen lassen wir es in Dali dann sehr viel ruhiger angehen, versprochen!

 

Red Hiking – oder – Wanderung mit Happy End

Gestern mussten wir wieder früh aufstehen – wir hatten nämlich Großes vor: Wir wollten eine Schlucht im nahegelegenen Gebirge durchwandern. In einem sehr komfortablen Reisebus – diesmal nur mit Europäern, nicht mit kotzgefährdeten Chinesen ( die ja ohnehin Bewegung und Sonne zu meiden scheinen) – fuhren wir etwa 3 Stunden bis zum Eingang der Klamm. Dort musste natürlich wieder Eintritt bezahlt werden – ist ja klar, handelt sich ja schließlich um eine AAAA-Attraktion – diesmal hielt dich der Preis mit 7,50 € aber glücklicherweise in Grenzen.

Direkt hinter dem Eingang stiegen alle unsere Mitreisenden (lauter Verrückte;-) aus dem Bus aus, um die 6-8-Stunden-Wanderung bis zum Halfway-Dorf anzugehen. Nach einer intensiven Diskussion (Stephan, der unverbesserliche Optimist, meinte,dass wir das schon schaffen würden, Julia, die schullandheimerfahrene bzw -geplagte Pessimistin, legte ein striktes Veto ein) einigten wir uns schließlich auf einen Kompromiss und ließen uns vom Busfahrer etwa 5 Kilometer nach unseren Mitreisenden an einem bergauf führenden Feldweg aussetzen, der uns in etwa 3 Stunden zu besagtem Bergdorf bringen würde.

Der Aufstieg bei strahlendem Sonnenschein war wunderschön und auch nicht allzu anstrengend, und als wir den oberen Bergpass erreichten, der direkt unterhalb des Grates verläuft, wurden wir mit einer herrlichen Aussicht belohnt: Der Blick auf die gegenüberliegenden Berge ist einfach grandios, und sogar der „Icy Mountain“ ist von dieser Stelle aus gut zu sehen.

Da wir uns von der Gruppe getrennt hatten, hatten wir sozusagen den ganzen Berg für uns und genossen die Einsamkeit bzw. Zweisamkeit intensiv;-) Für China-Experten: Dies erklärt übrigens auch die heutige Blogeintragsüberschrift. Der einzige Unterschied zum Red Karaoke: Man muss – wie das bei Wandersleuten üblich ist – alles was man braucht selbst mit auf den Berg nehmen;-)

Im Bergdorf angekommen, wollten wir eigentlich im dort gelegenen Hostel kurz lunchen und uns dann direkt an den Abstieg zur mittleren Gratebene machen. Als wir jedoch an einem Hotel mit dem klingenden Namen „Come Inn“ vorbeikamen, erspähte Julia mit Adleraugen zwei Sonnenliegen ( und das in China!!!!!), die uns von einer Sonnenterasse herab anlachten.

Spontan entschieden wir, die Nacht doch dort oben auf dem Berg zu verbringen. Schließlich hatten wir ja schon drei Stunden Wanderung hinter uns und konnten deshalb mit uns und unserer Leistung durchaus zufrieden sein. Au0erdem war die Aussicht von dieser Terrasse so grandios, dass wir die Chance einfach nicht verstreichen lassen konnten. Und würde man in Europa ein Zimmer mit dieser Aussicht und Privatterrasse buchen, würde das in die Hunderte gehen – hier natürlich auch, aber eben in Yuan, und so leisteten wir uns den Luxus für umgerechnet etwa 23 Euro.

Da konnte selbst Julia sehr schnell überzeugt werden, das stinkige Dorm gegen ein solches Luxuszimmer einzutauschen. Übrigens ist das Hotel absolut neu und wir waren die allerallerersten, die diese Terrasse und die darauf befindlichen Sonnenliegen ihrem eigentlichen Sinn entsprechend nutzen konnten! Sofort rissen wir uns alle Wanderkleider vom leib und fläzten uns in Unterwäsche (unser Hauptgepäck war im Hostel in Lijiang geblieben, aber dafür hat man ja eine private Terrasse;-) und hier kennt uns ja eh keiner) in die pinken Sonnenliegen. zu unserem Glück fehlte nun nur noch ein Sonnenschirm, den man uns bereits beim Einchecken versprochen hatte. Es stellte sich jedoch alsbald heraus, dass dieser Sonnenschrim noch originalverpackt im keller stand. Kein Problem, denkt sich der durchschnittlich begabte Mitteleuropäer in diesem Fall, die sind zu zweit, die müssten den Schirm in etwa 10 Minuten aufgebaut haben. Wir haben es immer noch nicht gelernt: In China läuft das anders! Nach etwa zwei Stunden sah Stephan sich bemüßigt, in den Aufbauprozess unterstützend einzugreifen. Und siehe da: Ein deutscher Ingenieur und chinesische Arbeiter, das ist ein System, das sich schon länger in China bewährt hat.

So konnten wir uns dann schließlich unter dem Schirm vor der Sonne in Sicherheit bringen, nachdem Stephan höchstselbst noch dabei helfen durfte, den Schirmständer mit allerlei gewichtigem Gestein (die Chinesen hatten beide Rücken) windfest zu machen. Dafür wurden uns die gekühlten getränke aber direkt an die Liege geliefert, und so konnten wir endlich endlich einmal richtig relaxen.So lagen wir zwei Stunden still in der Sonne, bis Julia der Rappel packte und sie alle fünf Minuten der Sonne gemäß ihren Standpuntk ändern musste. Mit diesem charakteristischen Verhalten zeigte sie in einer nonverbalen Kommunikation,dass nun genug ausgerut worden sei, und es Zeit war, sie wieder zu bespaßen.Also sangen wir – eigentlich wollten wir mit den Handys Musik hören, aber leider gab es einen Stromausfall, der nach wenigen Stunden behoben sein sollte ( allerdings hatten wir dann die ganze Tour über überhaupt keinen Strom mehr, auch das lääuft in China anders)  – deshalb machten wir unsere Musik eben selbst und beschallten die Klamm mit wunderschönem Gesang (Ansichtssache;-)

IMG_2945 IMG_2925 IMG_2907 Gegen Abend packten wir uns dann zusammen und besuchten – ohne Dusche (ohne Striom kein Wasserdruck) – die anderen Backpacker im benachbarten Hostel.

Die anderen hatten ziemlich lange gebraucht, so dass einige noch recht erschöpft wirkten, als wir ankamen und die kommunikationslose Verschnaufpause für ein Naxii-Abendessen ( wie chinesisch, nur weniger gewürzt) einnahmen.

IMG_2957Bald kam jedoch wieder Stimmung auf, und wir reihten uns in eine immer größere Runde ein.

IMG_2960 IMG_2962Wie bei solchen Runden üblich, ging es neben der Kommunikation auch um Bier und Drogen. So erzählte man uns, dass überall auf dem ersten Abschnitt, den wir ja verpast hatten, Verkaufsstände der Locals zu finden waren, wo man neben kalten Getränken, Snickers und Zigaretten auch Weed – also Gras – kaufen konnte. Zwei Jungs aus der lustigen und internationalen Truppe ( wir waren diesmal auch nicht die ältesten, Tschakka, aber die untrainiertesten) machten sich dann auch auf, um dieses Zauberkraut zu besorgen. Flugs beim Hostelpersonal nachgefragt, wurde ihnen mitgeteilt: dass der Konsum von Marihuana in China aufs Strengste verboten sei und – nach einer kurzen Pause – sie welches beim Nachbarn kriegen könnten. Also auf zum Nachbarn und kurz geklopft, um nach Gras zu fragen. Zuerst bot man ihnen an, sich doch einfach selber frisches zu pflücken, aus Gründen der Zeitnot mussten sie dieses großzügige Angebot jedoch ablehnen und kamen alsbald mit einem großen beutel für 20 Yuan mit getrocknetem und so konsumfreundlicheren Material zurück.

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Als das Hostelpersonal den gigantischen Beutel erblickte, wurde flugs die hauseigene Mini-Bong ausgepackt und den Gästen zur Verfügung gestellt. Schnell machte die Bong in der Runde – wie in solchen Runden üblich – die Runde. Nur dem Geruch nach zu urteilen, befand sich in dem Beutel jedoch wohl mehr Heu als Gras. Dies schadete der Stimmung jedoch in keinster Weise, da die wenig erfahrenen Konsumenten – zu denen wir natürlcih nicht zählen – sich wenigstens einbilden konnten, stoned zu sein.

Nur weil sich keiner mit dem Zeug fotografieren lassen wollte, nahm auch Beutel und Bong zur Hand ( als Anschauungsmaterial für seine Schüler, also für unterrichtliche Zwecke (Ethik/Philosophie).

IMG_2980Nach diesem Abenteuer verabschiedte sich Julia ( es wurde schließlich schon dunkel, und es gab ja keinen Strom!), um ins Zimmer zurückzugehen. Stephan verabschiedete sie mit den Worten: “ Wenn du kleiner süßer roter Panda meine Frau siehst, sag ihr, dass ich in 10 Minuten nachkomme!“ Julia hatte sich nämlich im Zuge unseres ausgedehnten Sonnenbades einen klitzekleinen Sonnebrand geholt, und sah durch die Abdrücke ihrer Sonnenbrille nun diesem poussierlichen Tierchen ähnlicher denn je.

IMG_2986Das Versprechen, bald nachzukommen, löste Stephan alsbald ein, konnte sich jedoch nur bei den Backpackern loseisen, indem er ihnen folgenden Grund für seine verfrühte Heimkehr mitteilte: „I have a wife to please!“  Dies beendete die Häme jedoch nicht, so dass ein schnell eingeworfenes „Twice!“ die Situation retten musste. Und so zog er dann auch von dannen, fand im Dunkeln überraschenderweise ohne Knochenbrüche de Weg ins andere Hotel in unsere Luxussuite, wo wir noch auf unserer privaten Terrasse die Sternenpracht am nächtlichen Himmel genossen.

Was für ein Tag!

 

Lijiang – Transformer-City oder Disneyworld für Erwachsene auf chinesisch

Mit dem luxuriösesten Hardsleeper ever mit dem schönsten Zug ever nach der gemütlichsten Nacht ever heute früh ausgeschlafen und gut ausgeruht in Lijiang – der Heimat des Naxi-Volkes – angekommen.

IMG_2434 IMG_2441 IMG_2444 IMG_2453 Direkt nach einer kurzen Busfahrt vom Bahnhof zum „Old Town“ bei Sonnenaufgang

standen wir auch schon mittendrin in diesem schönen kleinen Städtchen (übrigens auch UNESCO-Weltkulturerbe;-) und AAAAA-Wertung) und genossen den Sonnenaufgang über dem nahegelegenen Gebirge und über den zahlreichen Kanälen, Brücken und kleinen Hotels – einfach wunderschön;-) und menschenleer.

Bald (naja, nach etwa einer Dreiviertelstunde;-) hatten wir unser Hostel gefunden – MAMA NAXIs- das von Einheimischen geführt wird und in einer ruhigen Seitengasse gelegen ist.

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Gegen zehn machten wir uns wieder auf den Weg – diesmal in ein scheinbar vollständig verändertes Städtchen, Die Stadt hatte sich whrend unsere kurzen Zeit im Hostel in ein von Touristen überschwemmtes Shopping-Paradies transformiert: Jetzt waren alle Lädchen geöffnet, und eine Menge Menschen waren unterwegs. Stundenlang wanderten wir durch die Gassen, bezaubert von den tausenden wirklich malerischen Impressionen:

 

Mittags kehrten wir in einem Naxi-Restaurant ein, und hier konnten wir live erleben, dass es sich bei diesem Stamm um eine ganz eigene Kultur handelt: Bei den Naxi haben die Frauen das Sagen, sie verdienen das Geld und verwalten alles, während die Männer sich um Haus, Garten und Kinder kümmern. Und tatsächlich: Im Lokal wurden wir zwar von einem Mann bedient, als es dann aber ans Bezahlen ging, rechnete er mit mir ab und brachte das Geld dann direkt seiner Frau, die ihm dann auch das genau abgezählte Wechselgeld für uns übergab. Ihr könnt euch vorstellen, dass mir diese Art der Lebensführung sehr nahe liegt;-) ( Julia: happy), während Stephan von der Vorstellung, ein Leben in einer frauendominerten Gesellschaft zu führen, ganz und gar nicht begeistert ist;-)

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Die Naxi-Kultur zeigt sich auch andernorts in Lijiang: Zum Einen sind die meisten der kleinen Häuschen im Naxi-Stil – also aus Holz und mit überbordenden Schnitzereien verziert – erbaut, zum Anderen trifft man überall Frauen in traditionellen Trachten und mit wunderschönem Kopfschmuck.

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Ich wollte mir dann auch ein solch traditionelles Gewand zulegen, aber wie immer in China musste ich mal wieder die Erfahrung machen: Hosen und Röcke sind generell viel zu kurz und viel zu eng… ( Blöde chinesische S-Einheitsgröße, grrrrr)

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Auch der traditionelle Kopfschmuck schien mir dann nicht so für den Alltag geeignet, deshalb habe ich mich heute für eine modernere Variante entschieden:

Am Nachmittag kamen wir dann am Hauptamüsierviertel Lijiangs vorbei – und hier würde es auch meiner Mama super gefallen: An den Kanälen, die mit zahlreichen Blumen geschmückt sind, liegen zahllose wunderschön gestaltete Cafés und Restaurants sowie Boutique-Hotels – alle enders eingerichtet – in denen Live-Musik gespielt und der OpenAir-Kultur gefröhnt wird. Hier trieben wir uns verständlicherweise lange herum und wählten etwa 15 Restaurants aus, in denen wir heute abend gerne essen würden;-)

Nach dem Besuch des hiesigen Marktes, der mich nochmals dazu angeregt hat, darüber nachzudenken, Vegetarierin zu werden (Zitat Stephan; „Wieso? Schau doch – die schlachten die Hühner direkt hier, ist doch total frisch, da kannst du dabei zusehen! “ EBEN!),

und  einem (zugegebenermaßen leider ekligen) Nachmittagssnack (Reiskuchen mir Nussfüllung – hört sich gut an, schmeckt aber gaaaanz komisch)

IMG_2662wollten wir die Kalorien wieder loswerden ( wer weiß, ob ein 10-Kilometer-Spaziergang ausreicht?) und schlossen uns deshalb einem traditionellen Kreistanz am Street Square an. Und das macht echt Spaß: Jeder, der Lust hat- egal wie alt, welches Geschlecht, „normaler“ Chinese, Naxi oder Touri aus dem Ausland – kann sich in den Kreis stellen und zu lustigen Flötenweisen im Schritt mitwiegen, wenn man erst mal den Rhythmus raus hat, ist das von der Schrittfolge her auch gar nicht so schwierig;-)(@Magic: Leider gibt es hierzu keine Videos, weil wir erstens zu sehr mit Tanzen beschäftigt waren und zweitens beide Handys nach stundenlangem Dauerfotoeinsatz leider wieder mal saft- und kraftlos waren)

Ebenso saft- und kraftlos torkelten wir dann auch ins Hostel zurück, um einen kleinen Mittagsschlaf zu machen – heute abend gehts dann noch mal auf die Piste, Live-Musik und Lichtzauber genießen!

Prolog: Waren nachts auf der Piste – und anders kann man es auch wohl nicht nennen: Die Stadt hat sich nochmals verwandelt (sozusagen Transformer-City) – diesmal in ein chinesisches Mallorca. Überall gab es Live-Musik, diesmal aber discoartige Klänge in ohrenbetäubender Lautstärke. Auch nackte Haut hat nicht gefehlt!

Dazu wiegte sich mehr oder minder professionelle Tänzer und Tänzerinnen, um niccht zu sagen, traditionell gekleidete  Gogos zu den wummernden Bässen. Glücklicherweise konnte man aber die wirklich wieder mal einmaligen Lichter und die nächtliche Atmosphäre trotzdem genießen. Die Stadt hat nachts wiederum einen ganz eigenen Charme, und bietet trotz der Touristenmassen und die auf diese zugeschnittenen Amüsierkneipen auch verteckte Winkel und Gassen sowie lauscige Plätzchen, an denen man sich zu zweit niederlassen und romantisch werden kann. Über die kleinen Bäche schwimmen ab Sonnenuntergang Wunschinselchen mit Kerzen, was der ganzen Kanallandschaft ein mystisches Aussehen verleiht, aber gleichzeititg sehr kitschig wirkt. Da Stephan auch einen Hang zu übertreibener Romantik hat, mussten wir natürlich gleich mehrere dieser Lichter ins Wasser setzen und in die Freiheit entlassen. Das war zwar kitschig, passt in diesem Fall aber perfekt zur Location.

Den besten Standort fanden wir dann beim Essen: Wir haben wirklich den schönsten Tisch in ganz Lijiang gefunden – und genossen dort ( wir haben die ausgetrickst) die zwei biilligsten Gerichte auf der Karte, plus ganz viel Reis;-) Dazu tranken wir „Weißnasen-Tee“, ein Neologismus, den Stephan für heißes Wasser ganz und gar ohne Teebeutel bzw. Teeblätter erfunden hat, das die Touristen hier vorgesetzt bekommen, wenn sie die Frechheit haben, keine völlig überteuerten Getränke zu bestellen.

Zum Abschluss erklommen wir noch einen Hügel am Rande der Altstadt und genossen von dort aus den einsamen Blick auf die hell erleuchteten Dächer und das Gewusel unter uns. Nach gefühlten 2 Stunden Rückweg (die Stadt hatte sich nicht nur dem ussehen nach transormiert, wir sind zemlich sicher, dass sich auch die Straßenführung verändert hat, sonst hätten wir mit unserem Orientierungssinn den Rückweg leicht finden müssen;-)

IMG_20140927_215228 IMG_20140927_220828 IMG_20140927_221737So kamen wir mehrmals an den gleichen Geschäften vorbei, was uns wahrscheinlich zum Kauf animieren sollte.  Auch waren wir plötzlich nochmals am Hauptplatz angelant, wo wir schnell in einen Kreistanz integriert wurden und ein paar Runden mitwippten – superlusitg, und diesmal sogar mit einigen – alleridngs sehr dunklen – Fotos.

IMG_20140927_214751 IMG_20140927_214817Zu guter Letzt fanden wir unser Hostel dann doch noch, da Stephan herausfand, dass sich die Straßen hier anscheinend zyklisch, im Uhrzeigersinn drehen, (er hat anscheinend zu viele Science Fiction Filme gesehen)  oder hat einfach nur Glück gehabt, dass er den Weg doch noch gefunden hat. Jetzt sinken wir müde in die Kissen und träumen von dieser hübschen Stadt!

(Zitat Stephan: „Also das ist jetzt echt ein bisschen cheesy!“)

ShiLin Stone Forest- „Ich dachte das wären versteinerte Bäume oder so“

Heute standen  wir schon wieder sehr früh auf ( verdammt, das wird noch zur Gewohnheit;-) „Mitten in der Nacht, und dann nicht mal ein richtiges Klo hier!“), um einen Zug nach Shi Lin, zum berühmten Steinwald ( übrigens auch UNESCO-Weltkulturerbe und chinesische AAAAA-Top-Sehenswürdigkeit-Bewertung ( die zählt allerdings nicht viel, weil diese wohl oft auch politisch motiviert ist, siehe die AAAAA-Wertung des laaaaaaangweiligen Dammes) zu nehmen- schließlich wollten wir ja ganz früh da sein, deshalb wollten wir den Zug gleich morgens um sieben nehmen. Wir erreichten den Bahnhof nach 20 Minuten Powerwalk, und ließen uns keuchend und schnaufend in unsere Sitze fallen. Und diese Sitze – so wie der ganze Zug – versprühten einen nostalgisch-asiatischen Charme, der durch die an der Decke befestigten Ventilatoren noch verstärkt wurde (vollklimatisiert ist eben vollklimatisert).

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Hatten wir uns gestern noch gefreut, dass eine Zugfahrt nur 80 Cent pro Mann kostete, bekamen wir heute die Erklärung geliefert: Der Zug hielt an jeder hinzigen und kunzigen winzigen Haltestelle und blieb dort auch jeweils geschlagene 15 Minuten stehen. So erreichten wir unser Ziel – das wir ja eigtnelich schon gaaaaaanz früh morgens besuchen wollten – erst gegen 11 Uhr, nach einer fast vierstündigen Bahnfahrt ( für 90 km);-) Das ist halt China!

Angekommen, waren wir nun ein wenig in Zeitnot, und stürmten Hals über Kopf aus dem Bahnhof und leßen dabei den freundlich winkenden Busfahrer links liegen. Da dieser wahrscheinlich Kommunist ist, machte ihm das wohl nichts aus, und er fuhr wenige Minuten später lächelnd und winkend mit seinem vollbepackten Bus an uns, die uns zu Fuß aufgemacht hatten, die 4 km zum Eingang zu überwinden, vorbei Richtung Steinwald. Glücklicherweise las uns jedoch bald auf dem Weg eine alte Oma mit ihrem TucTuc auf

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und fuhr uns für einen Euro zum Ticketoffice, in dem Julia eingedenk der Eintrittspreise von 175 Yuan plus 25 Yuan für das Cable Car fast einen Herzkasper bekam. Der Preis ist an und für sich für die Top-Sehenswürdigkeiten, die man an diesem Tag beishctigen könnte, in Ordnung – allerdings liegen diese Anlagen jeweils eine Dreiviertelstunde auseinander, so dass man sowieso nur eine schafft – geschickt gemacht, Herr Mao Tsetung.

Endlich endlich angekommen, passierten wie die Brücke des ewigen Streites,

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 die ihrem (heute frei erfundenen ) Namen angesichts der wegen der Preislage und der Zeitnot angespannten Stimmungslage mehr als gerecht wurde. Gott sei Dank passierten wir einige Zeit später die etwas abseits gelegenen und deswegen nur wenig frequentierten Schluchten der körperlichen Versöhnung  und konnten daraufhin unseren Tag im Steinwald ausgiebig genießen.

IMG_20140926_121940A propos Steinwald: Hierbei handelt es sich mitnichten um eine fossile Baumebene, sondern um eine Jahrtausende alte Karstlandschaft, in der wilde Felsen und Steinformationen durch Erosion und die Wechsel der Zeiten in spektakuläre Höhlen- und Schluchtenlandschaft verwandelt wurden. Das ganze (9ha große) Gelände würde sich hervorragend für den nächsten James Bond (aber bitte nicht Daniel Craig) eignen. Hier wäre eine Verfolgungsjagd besonders spannend und Sean Connery könnte hinter Felsvorsprüngen hervorlugen, um die Bösewichte, die mit ihren MGs natürlich immer daneben schießen würden, einzeln zu erledigen. Problematisch dabei wäre nur, dass es hier sehr viele Treppen gibt, an denen bis dato keine Treppenlifte angebracht sind (Anspielung auf Connerys Alter, falls es jemand nicht verstanden haben sollte;-)  Auch wir hatten da unsere Schnaufprobleme ( Zitat Freundin J.F.K.: “ Stephan, du bist nicht altmodisch, du bist einfach nur alt!“), bewältigten aber alle Klettertouren ohne Probleme.

Die Felsen, die sich steil nach oben recken und zackig vom Himmel abheben,

sind im Hauptwald sehr eng verzahnt, in dem Gebiet, das wir danach besuchten, gibt es dafür mehr urwaldähnliche Szenerien zwischen den Steinsäulen, was uns fast noch besser gefallen hat.

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Manche Wege sind für dicke Touristen ( also noch dickere;-) kaum begehbar, die wir auch nur deshalb erkunden konnten, weil wir inzwischen ein wenig Gewicht verloren haben.

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Besonders die Schluchten und die abgebrochenen Felsspitzen sowie die felsgesäumten Seen haben es uns angetan!

Toll war auch, dass wir entgegen der Befürchtungen unseres „ausgeliehenen“ Reiseführers kaum einer Menschenseele begegnet sind und deshab meist ganz alleine durch die Wunderwelt wandeln konnten. Herrlich!

Wenn wir mal einem chinesischen Touristen begegneten, kündigte dieser sich entweder durch lautes Geplapper oder durch die Musik aus seinen tragbaren Lautsprechern (Chinesen mögen scheinbar keine Stille) an, so dass wir immer auf andere Pfade ausweichen konnten.

Als wir den Park dann verließen, sahen wir, dass nun die ganzen Touristenmassen uns entgegenströmten – wir waren also trotz des Bummelzuges tatsächlich früh genaug dran gewesen, um dieses Naturschauspiel, das wirklich einzigartig ist, richtig genießen zu können. Binnen weniger Minuten war dann eine Busstation ausfindig gemacht und nach eineinhalb Stunden waren wir wieder im guten alten Kunming angekommen, wo wir heute Nacht einen Hardsleeper nach Lijiang – weiter in die Berge- nehmen werden.

 

 

KUNMING- Stadt des ewigen Frühlings

Warum die Hauptstadt der Provinz Yunnan so genannt wird, wissen wir nicht genau – vielleicht aber, weil hier alles so lebendig ist, und zwar bis tief in die Nacht.

Selbst, als wir gestern nacht um 2 Uhr durch die Stadt liefen, um unser Hostel zu suchen, waren noch Street Cooks an den Ecken und versuchten, den zahlreichen Fußgängern ihre Speisen anzudrehen. Wir hielten lieber kurz beim goldenen M, um dann frisch gestärkt unsere Bleibe ausfindig zu machen. Bald wurden wir fündig, und das Hostel machte auch erst einmal einen sehr guten Eindruck: Viele Couches, Fotos, ein toller Außenbereich. Auch unser Zimmer – für 80 Yuan ein echtes Schnäppchen – schien geräumig und privat, bis wir einige kleinere Mängel entdeckten, die vor allem Großvater Stephan Magenschmerzen (im wahrsten Sinne des Wortes) bereiteten:

1. Die Matratzen sind nur etwa 5 cm dick

2. Das Zimmer hat ein Fenster – allerdings keine Scheibe, was in 2000 m Höhe doch etwas kühl werden kann

3. Last, but not least, wir haben zwar ein Klo, aber dieses ist als zweckmäßiges Loch im Boden gestaltet

Aber was solls- dafür ist es ja billig;-)

Heute früh mussten wir dann erst mal ausschlafen und uns um dringende Angelegenheiten ( duschen! Wäsche waschen!) kümmern, bevor wir zu Fuß in die 2-Milionen-Stadt aufbrachen.

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IMG_20140925_183740Und dort empfing uns wieder trubelndes, pulsendes Leben: Am Bahnhof standen etwa 5000 Menschen um ein Ticket an – also reihten wir uns in die Endlos-Schlangen ein, und verlagerten dann unwillentlich immer wieder unseren Schlangen-Standpunkt, weil Schalter einfach so zumachten oder uns das Personal, als wir endlich vorne waren, an einen anderen Schalter verwies ( Langnasen an Schalter 1, bitte) und an diesem Schalter erhielten wir dann schon nach 90 Minuten  von der zuständigen Dame ( die superviel zu tun hatte, während ihr etwa 4 Kollegen lässig mit verschränkten Armen dabei zusahen, wie sie gleichzeitig telefonierte, Karten verkaufte, Geld zählte und in Infoheften blätterte) die Tickets zum Steinwald in Shilin.

IMG_20140925_170631Nachdem wir unsere Nerven nach dieser mal wieder sehr intensiven kulturellen Erfahrung beruhigt hatten, brauchten wir erst ml eine Stärkung, und- ob ihr es glaubt oder nicht – machten Brotzeit! Wir hatten nämlich einen echten Bäcker entdeckt, bei dem es echtes Brot zu kaufen gab! Also schnell noch im Walmart einen Kanten Butter ( aus dem Import-Regal) und ein Messer gekauft,  und losgesfuttert. Einfach herrlich!

IMG_20140925_145635Im Laufe des Tages machten wir noch einige kuliarisch-erfreuliche Entdeckungen: Stephan vernaschte eine knallpinke stachlige Frucht, die wie eine Drachenfrucht, aber doch ganz anders, aussah und so ähnlich wie eine Lychee schmeckte.

IMG_20140925_155027_1 IMG_20140925_155031Und Julia ließ sich noch ein Softeis schmecken – allerdings in rosa, mal was ganz Experimentelles!

IMG_20140925_203659Und zum Abendessen gingen wir endlich endlich mal wieder in ein richtig schönes Lokal ( nachdem es tagelang nur Tütchensuppen und Kekse gegeben hatte) und ließen es uns schmecken;-)

Stephan gefiel aus zwei Gründen am besten die Toilette in diesem Restaurant:

1. Die bloße Existenz der Toilette ( in China nicht selbstverständlich)

2. Pastiktütchen über dem Toilettensitz, die für vollkommene Hygiene sorgten und per Knopfdruck ausgewechselt wurden

Die Stadt, die tagsüber vor allem skurrile Eindrücke für uns bereithielt, ( Baustellen, in die jeder einfach hineinfallen kann – massenweise Roller auf den Straßen – Shaolin-Mönche, die mit ihrer Alkoholsucht scheinbar nicht zurechtkommen – Tempel, die sich bei genauerem Hinsehen als Bierschuppen entpuppten – Möchtegern-Jackie Chans, die ihre Kampfkunst in der Öffentlichkeit zelebrieren müssen – Polizisten, die den Eindruck des dreifachen Chinas (Glaube, Kapitalismus, Überwachungsstaat) bestätigen)

wandelte sich nach Einbruch der Dunkelheit in eine pulsierende und wiederum sehr lebendige Metropole, die mit verschiedenen gut ausgeleuchteten Sehensüwrdigkeiten und Shoppingtempeln glänzen kann.

Die Stadt, die in China als Kleinsadt gilt ( unter 3 Mio Einwohner), hat eine ganz besondere Atmosphäre, und die Menschen sind wieder mal superquirlig und aktiv – sie tanzen PasoDoble, fahren auf Skates durch Parcours oder spielen Badminton über ein improvisiertes Rollernetz.

Wir haben heute die Stadt einfach auf uns wirken lassen und einen richtig schönen Tag genossen, der – zu allem Überfluss- in einer Taxifahrt gipfelte, die Julia selbstlos für 1,50 € dem fußkranken Stephan ( seine Waden sind vom Plumpsklo zu stark gefordert) spendierte. Na, wenn das mal kein Luxus ist;-)

 

Den Drei-Schluchten-Damm sehen – und sterben?

Diese Frage stellte sich uns in der Früh ( man hatte uns bereits um 7 Uhr morgens von Bord komplimentiert) angesichts der riesigen Ausmaße des berühmten und weltgrößten Dammes – des Drei-Schluchten-Dammes am Yangtse.

Da wir uns im Vorfeld bereits über die enormen technischen Ausmaße dieses Monster-Projektes informiert hatten, freuten wir uns auf diese moderne Konstruktion, eine Meisterleistung chinesischer ( und teilweise auch deutscher) Ingenieurskunst, auf ein Bauwerk, das insgesamt 12 Rekorde gebrochen hat ( zum Beispiel höchster Energie-Output, Men-Power beim Bau, Investitionssumme, etc…)

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Vor Ort zeigte sich uns zunächst der rund um den Damm angelegte Touristen-Park, in dem es zahlreiche Rolltreppen (deutschen Fabrikates!)

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, Brunnen und Modelle zu sehen gibt.

Dann, endlich, der große Moment –

jo, ein Damm halt…

Wer sich für Technik und solches Gedönse interessiert, kommt hier sicher voll auf seine Kosten, und obwohl Stephan sich dem Anlass entsprechend kleidete ( Karohemd und Samenstau – der Kerl studiert Maschinenbau),

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konnten wir beiden Geisteswissenschaftler/Pädagogen dem Mammut-Betongebilde jetzt nicht allzu viel Schönheit abgewinnen.

IMG_20140924_084814Sicher, sicher, alles ist riesig, aber es ist eben auch sehr zweckmäßig und keineswegs architektonisch irgendwie besonders gebaut worden. Stephan hat stattdessen etwas viel Faszinierenderes enntdeckt: Einen überdimensionierten chinesischen Tausendfüßler – spannend, oder? (Übersprunghandlung???)

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 Lediglich die Schleusen – in insgesamt 5 Stufen unterteilt – konnten uns alten Bootsfahrern ein entzücktes „Oha!“ entlocken.

IMG_20140924_082859 IMG_20140924_090452Nachdem man dann noch mit einer kleinen Bimmelbahn rumgefahren wurde,

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um den Damm auch wirklich von allen Seiten genießen zu können (vorne-hinten-rechts-links)

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hofften wir, dass wir ihn nun auch begehen würden dürfen – das wäre sicher eindrücklich und spannend gewesen. Ist aber für Touristen leider nicht erlaubt.

IMG_20140924_095613 IMG_20140924_084325Lustig war noch, dass ein älterer Herr an einem Tischchen vor dem Damm saß und fleißig Autogramme in Bücher geschrieben hat. Es stellte sich heraus, dass dies wohl der „Vater“ des Dammes, also der Hauptverantwortliche Ingenieur/Architekt/Ideengeber, war, der wohl von der Regierung dazu zwangsverpflichtet wurde, nun den Rest seines Lebens als signierender Einsiedler auf dem Viewing Point 1 zu fristen.

IMG_20140924_093351Summa Summarum: Ein ganz netter Ausflug, aber ob wir jetzt da gewesen wären oder in China wäre ein Sack Reis geplatzt (ha! wie passend!)- hätte keinen Unterschied gemacht.

Jetzt sitzen wir seit fast sieben Stunden am Flughafen in Yichang ( siupermodern und supersauber, das muss mal gesagt werden) und warten auf unseren Flug nach Kunming. Mal sehen, was uns dort in fast 2000 Meter Höhe so erwartet…

 

 

Die (überschwemmten) Schönheiten der Yangtse-Region

Nein, nicht ganz ernst gemeint – natürlich sind nicht alle schönen Fleckchen rund um den Yangtse-Fluss beim Bau des riesigsten Staudammes der Welt verschwunden, aber es hat sich wohl im Gegensatz zu früher schon einiges verändert.

Unser Reiseführer, den wir im letzten Hostel gegen unseren Mongolei-Führer getauscht haben, gab sich sehr zwiespältig gegenüber dieses Dammbaus. Auf der einen Seite die enorme Kapazität an Energie-Output ( vergleichbar 10 Atomkraftwerken), auf der anderen Seite Umsiedlung von Millionen von Menschen und Zerstörung von Natur- und Lebensraum sowie Kulturschätzen. Der Autor des Buches hatte dabei schon im Jahr 2006 im Vorhinein Erkundungen angestellt, wie der Yangtse nach der Stauung für Toursten aussehen würde. So weit wir bisher wissen, hatte er mit fast allem Recht.
Den ersten Tag an Bord verbrachten wir auf dem Sonnendeck,

IMG_20140922_130429_1 IMG_20140922_130305 IMG_20140922_130121das sich Gott sei Dank als menschenleer herausstellte – wir hatten wieder mal nicht daran gedacht, dass der gemeine Asiate wie ein Vampir versuht, das Sonnenlicht zu meiden. ( Wenn die Herrschaften dann doch mal rausmüssen, haben sie alle lustige Regenschirme gegen die – hier übrigens ständig strahlende – Sonne dabei)

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So genossen wir den Fahrtwind und den Sonnenschein ganz alleine und nutzten die zweite Bank, um unsere Füße hochzulegen, um uns so etwas ähnliches wie eine Liege zu schaffen. Eigentlich cooler, ein ganzes Deck für sich zu haben als mit 1000 AIDA-Hummern teilen zu müssen;-)

IMG_20140923_102034 IMG_20140923_102248 IMG_20140923_102814 IMG_20140923_102640Auch das Restaurunt, das wir mittags aufsuchten, stellte sich als kleines kulinarisches Kleinod heraus, wo man für etwa 5 Euro richtig leckeres chinsisches Essen und Reis-all-you-can-eat bekommt. Da die Küche sich ganz tief im Schiffsinneren befindet und das Essen per Aufzug auf das dritte Deck transportiert wird, konnten wir glücklicherweise auch nicht sehen, wie es zubereitet wurde, und es gelang uns so, die Bilder vom schmutzigen Yangtse-wasser, das hier aus allen Leitungen kommt, und die Gerüche an Bord zu verdrängen. (Das Essen war stets heiß und das Fleisch stets durchgegart).
Die vorbeiziehende Landschaft stellte sich als schöner heraus, als der Reiseführer propheziet hatte: Die hügelige Umgebung zieht harmonisch und sehr grün an uns vorbei.

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Nur die großen Betonstädte, die man während der Umsiedlung gebaut hat ( und immer noch baut) stören, obschon sie nachts sehr hübsch leuchten – ein wenig das idyllische Bild.

IMG_20140922_190422IMG_20140922_140530So beruhigt, genossen wir den Tag und entschieden uns, für den nächtsen Tag eine Tour in die so genannten „Three lesser Gorges“ zu buchen, in denen die Landschaft sich nun so darstellt wie früher der gesamte Yangtse-River in dieser Gegend. Der Führer versprach für dieses Gebiet eine Tour auf kleinen Schiffen, die von Männern an Seilen durch das seichte und glasklar Wasser gezogen werden und die von Zeit zu Zeit ein Liedschen für die Touristen und die ab und zu vorbeikommenden Affen, die es dort in freier Wildbahn zu bestaunen gibt, trällern.

Und fast genau so war es dann auch, nur halt ein bisschen anders: Zunächst stiegen wir von unserem Dampfer auf einen etwas kleineren Touristentanker um, um in die Mündungsgebiete zu gelangen.

IMG_20140923_132800Nach einer halben Stunde der Organisation durch den verplanten Guide waren dann auch alle Tickets verteit, und wir konnten als eine der letzten Gruppen das Schiff entern. In der Befürchtung, nun am obsersten Deck keinen Platz mehr zu bekommen, stürmten wir hinauf – und stellten fest, dass wir wieder mal fast ( bis auf mutige Chinesen und ein nettes französisches Paar), die einzigen waren, die die frische Luft,den Sonnenschein und die wirklich außergewöhnliche Aussicht gneießen wollten. Einen Haken gab es allerindgs: Das Viewing-Deck stellte sich als improviertes Teehaus heraus, in dem man für 30 Yuan Tee trinken musste, um dort sitzen zu dürfen. IMG_20140923_132603Da aber nicht mal Julia das Geld sparen und wie die Sardinen eingepfercht unten sitze wollte, blieben wir und zahlten mit zusammengebissenen Zähnen. Die 30 Yuan stellten sich als im Vergleich kleine Investition heraus, da sich die Natur wirklich als wunderschön entpuppte.

So schipperten wir stundenlangüber Seitenarme des Flusses, die keineswegs mehr als seicht zu bezeichnen sondern seit der Stauung etw 70 Meter tiefes und leider nun auch verschmutztes Yangtse-Wasser führen. Hier gab ed auch Begräbnisstätten, die in die Steilwände gehämmert wurden, zu bewundern ( Zitat „Wie haben die eigtnlich den Sarg da rauf gebracht?“). In der Zwischenzeit knabberten wir Sonnenblumenkerne und lycheeartige Früchte, die uns unsere wieder mal sehr netten chinesischen Mitreisenden im Austausch gegen schöne Fotos mit uns anboten. Als wir dann wiederum an einem improvisierten Hafensteg ankamen, folgte wir einer netten Chinesin, die uns mit Handzeichen dazu aufforderte, schnell von Bord zu gehen.
Wir wunderten uns zwar, dackelten aber brav hinterher. Bald erkannten wir den Grund für die Eile, als sich hinter uns eine Horde alter chinesischer Damen sammelte, die sich für den Strum auf die Bastille – oder angebrachter: auf denTiaánmen- Platz -bereit zu machen schienen. Stattdessen ging es nur um die Eroberung kleiner Bootchen, mit denen e nun weitergehen sollte. Nach einigem Gerangel – eine alte Dame setzte sich sogar auf Stephans Schoß, um ihn zu vertreiben, und wollte eine halbe Minute nicht mehr aufstehen – ging es dann mit einem lächelnden und singenden Begleiter in die Tiefen der Schluchten.

Zwar nicht per Hand, aber motorbetrieben, wurden wir so von alten chinesischen Weisen begleitet, durch die immer unzugänglicher werdenden Schluchten geschippert und entdeckten zahlreiche sehr lohnende Motive und Stephan erfreute alle Mitreisenden mit Gejodel. Ein wenig bayersche Kultur schadet ja schließlich nie und kam bei den Chinesen durchweg gut an. Selbst die versprochenen Affen konnten gesichtet werden, leider waren sie aber zu fix für unsere Fotoapparate. Sie sind halt an Touristen gewöhnt und lassen sich nicht umsonst fotografieren. Die Affen scheinen klüger zu sein als wir beide, die sich immer umsonst fotografieren lassen;-)

Insgesamt war die Tour sehr anregend und jeden ausgegebenen Yuan wert, so dass wir uns dazu entschieden haben, auch die morgige Tour zur Ursache all der Veränderungen im Yangtse-Tal – zum berühmt berüchtigten Three- Gorges-Damm – zu machen. Aber dazu dann morgen abend mehr!
PS: Obwohl es schon mehr mals erwähnt wurde, möchten wir darauf hinweisen, dass die eisten Chinesen wirklich außergewöhnlich freundlich sind und halt nur einige für uns Langnasen schwer nachzuvollziehende Eigenarten pflegen, viele freuen sich wirklich darüber, dass ihr Land sich langsam für Besucher öffnet, und finden es sehr spannend, mit uns in Kommunikation – wecher Art auch immer – zu treten. Putzen müssen sie aber noch lernen, oder wie Julia es ausgedrückt hat: „ Die können da aber nichts dafür, denen fehlt halt jegliche Gesundheits- und Hygiene-Erziehung in der Grundschule!“) Wie so vieles hier hat sich der Yangste in den letzten zehn Jahren stark verändert, ob zum Guten oder zum Schlechten, können wir aber nicht entscheiden. Wer sich selbst ein Bild machen will, sollte einfach selbst herkommen und – so unser Tipp – die wirklich authentische Erfahrung mit einer chinesischen Reisegruppe auf einem domestic ship suchen. Ales andere ist verweichlichte westliche Pille Palle ( @Mama und alle, die ebenso hygienebewusst und/oder geruchsempfindlich sind: Bitte reist niemals, niemals nach China!)

Eine Yangtse-Kreuzfahrt die ist lustig, eine Yangtse-Kreuzfahrt, die ist schön…

… dachten wir jedenfalls. Und als man uns diese dann auch noch zum Schnäppchenpreis von etwa 1000 Yuan für 3 Nächte/4 Tage in der ersten Klasse eines chinesischen Kreuzfahrtschiffes anbot, mussten wir natürlich zuschlagen. Aber wir hatten die Rechnung natürlich wieder einmal – wann lernen wir es endlich – ohne die Chinesen gemacht.

Am Abfahrtsort angekommen, erfuhren wir zunächst einmal, dass es Aufpreis kostet, wenn man ein Doppelbett haben will – noch ok, sahen wir ein. Dann hieß es plötzlich, der Fluss sei „wegen der Flut“ so hoch, dass die Schiffe nicht in Chonqing, sondern erst etwa 100 km später, in Fegdu, starten könnten. Von Flut war zwar überhaupt nichts zu sehen, aber so mir nichts dir nichts wurde so einfach mal ein Viertel der Flussstrecke gestrichen und durch eine wunderschöne ( Achtung, Ironie) Busfahrt ersetzt.

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Natrlich gab es dann beim Einsteigen in die Busse ( die übrigens mit zwei Stunden Verspätung abfuhren) wieder Gedrängel und Altweiberschlägereien um die besten Plätze im Bus. Und als wir dann abends gegen 22 Uhr ( eigtl sollte die Kreuzfahrt um 17 Uhr starten) endlich über einen äußerst authentischen wackligen „Steg“ hinter dem Guide

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auf ein wirklich schön aussehende Schiff ( Zitat Julia: „He, das sieht doch viel besser aus als gedacht!“ ) zusteuerten, wurde unsere Laune jedoch wieder besser. Dies hielt so lange vor, bis wir vor dem vermeintlichen Cruise Liner scharf rechts abbogen und über einen noch wackligeren Steg zu einem – mit Verlaub- recht unsolide wirkenden, alten Kahn geführt wurden. Das war nun tatsächlich UNSER „Kreuzfahrtschiff“. Nachdem man uns an der Rezeption erst für dumm verkaufen wollte

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– wir hatten ja schließlich einen Upgrade gebucht, angeblich einer der besten zwei Kabinen an Bord , sollten aber in ein normales Zimmer ziehen- da gab es Terror;-) Die Chinesen hatten nicht mit Julia gerechnet ( Zitat Guide: „You´re Germans, right?“) und schließlich – nach einer halben Stunde Diskussion- wurden wir in die uns zustehende Kabine geführt. Und was das für eine hübsche Kabine war – in den Ecken des Teppichs häufte sich der Staub, die Fenster hatte seit Baujahr 1972 keiner mehr geputzt, und das Klo war allem Anschein nach aus einem noch älteren Schiff – quasi second ass – eingebaut und wohl noch nie gereinigt worden. Noch dazu präsentierte es sich mit dem Duschkopf in der Schüssel, die von braunem Flusswassser gesprenkelt war. Da dieses Zimmer noch besser war als das, das man uns zuerst geben wollte ( das WC im anderen Raum hatte ein Leck, weshalb Flusswasser auf den Fliesen stand), nahmen wir es und baten freundlichst um sofortige Kloreinigung. Und tatsächlich organisierte uns der Guide, der ein paar Brocken Englisch behrrscht, die zuständige Putzkraft, die mit einem Handbesen (!!!) anrückte und binnen 20 Sekunden a la Wischi Waschi das Klo „reinigte“! So konnten wir hautnah erleben, was Toilettenreinigung in China bedeutet. Und wer uns kennt, weiß, dass wir da wirklich nicht besonders zimperlich sind! Nahe dem Hygienezusammenbruch ( Julia wollte schon fast auf die Kreuzfahrt verzichten, trotz des Geldes, stellt euch das mal vor! Und das Schiff verlassen) widmeten wir uns dem Bett, das – so wurde uns mehrmals versichert – frisch bezogen worden sei. War natürlich nicht der Fall, und schon nach einer weiteren halben Stunde Diskussion erhielten wir frisches Bettzeug, das wir selbst beziehen durften. Nachdem Stephan dann das Klo mit unseren Desifektionstüchern noch ausgiebig geputzt und unser Moskitonetz aufgehängt hatte, war es dann endlich einigermaßen aushaltbar in unserer Kabine,

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und wir konnten die Vorzüge genießen: Nämlich drei Fenster und einen eigenen Balkon! Und das hatten wir auf einem Kreuzfahrtschiff schließlich noch nie.

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Wer sich übrigens wundert, wie das alles in der 1. Klasse passieren konnte, dem sei Folgendes gesagt: Zweite Klasse bedeutet vier Menschen in einem Zmmer, und in der dritten Klasse schläft man dann in einem 8er- Schlafsaal.

Sobald unsere „Honeymoon-Suite“ dann ordentlich durchgelüftet war, konnte konnte die Reise dann endlich beginnen, und wir hatten Zeit, den Rest des Schiffes zu erkunden. Ganz oben auf dem Schiff – ist ja eigentlich klar, oder – fanden wir ein Deck, das eigentlich ganz angenehm aussah und versprach, dort viele sonnige Stunden genießen zu können. Wir freuten uns, bis wir feststellten, dass es dort keine einzige Sitzgelegenheit außer zwei verrosteter Bänke für alle Passagiere gibt. Was für eine Verschwendung! Als wir anschließend ins Restaurant pilgerten, um endlich – gegen halb zwölf – etwas zu essen zu bekommen, machte man uns per Gestik klar, dass dieses bereits seit 19:30 Uhr – also zweieinhalb Stunden vor unserer Ankunft – geschlossen sei.

Hungrig und immer noch ein klein wenig angeekelt kletterten wir dann also ins Bett, um der morgigen Ereignisse zu harren.

Und von denen berichten wir euch natürlich nächstes Mal;-)

Chinesische Natur, fast unberührt?

Nun also der versprochene Bericht über den Ausflug, für den es sich gelohnt hat, alle Unbillen einer chinesischen Ausflugsfahrt auf sich zu nehmen:

Huanglong und Jiuzhaigou Nationalparks!

Beide Anlagen, so fanden wir später heraus, im Quelltal des Yantse-Flusses liegen und außergewöhnliche Berglandschaften und Wasserschönheiten für den Besucher bereithalten. Beide gehören zu Recht zum UNSECO-Weltkulturerbe.IMG_20140918_165218_1

Hier ist die Natur für chinesische Verhältnisse quasi unberührt und so geschützt, dass auch kein Tourist die Chance hat, die Idylle zu zerstören bzw. zuzummüllen. Sogar das Spucken, das den Chinesen kulturell doch sehr wichtig ist, ist an den Scenic Spots untersagt.

IMG_20140918_164711_1Huanglong ist eine große Landschaft an Pools, die auf etwa 3500 Meter Höhe in den Bergen liegen und sich in verschiedensten Blau- und Grüntönen präsentieren:

IMG_20140918_165555 IMG_20140918_165548Unser Aufstieg erfolgte per Seilbahn, der Abstieg an zahlreichen Naturschönheiten dann zu Fuß über in den Wald ausgelegten Holzstegen. Stephan machte etwa 1200 Fotos, ich glaube, das sagt schon einiges;-)

IMG_20140918_183942_1Schon unten an der Bodenstation bemerkten wir, dass all die Busse, denen wir am Morgen und während der Fahrt begegnet waren (meistens hatten wir sie waghalsig überholt) , alle das gleiche Ziel hatten. Touristenmassen strömten auf die Seilbahn zu, die Wartezeit war jedoch gut organisiert, so dass man nach knapp 50 Minuten das Cable Car besteigen und so sehr schnell dienHöhenmeter überwinden konnte. Dies führte bei Stephan auch zu leichtem Schwindelgefühl und einem Anflug von Höhenkrankheit, der sich erst am späteren Abend wieder aus Stephans Kopf und Gliedern zurückzog.

IMG_20140918_181707Oben angekommen, der herrlichste Blick:

Die Touristenmassen verliefen sich auf dem riesigen Areal jedoch sehr schnell, so dass man dann ausgiebig Zeit hatte, die Natur auf unterschiedlichen Wegen und fast ungestört genießen zu können.

Auch am nächsten Tag – diesmal bei wriklcih strahlend baluem Himmel und etwa 25 Grad – konnte man nun im Jiuzhaighou- Nationalpark, der auch das Tal der neun Dörfer genannt wird, wunderschöne Natur bestaunen.

Diese Dörfer waren ursprünglich von tibetischen Siedlern gegründet worden und dienen heute für etliche Nachkommen lst Wohnstätte und inzwischen eingedenk der vorbeitrömenden Besuchermassen auch als erquickliche Einkommensquelle.

Hier wird alles verkauft, was das Touristenherz begehrt. Auch Stephan konnte nicht widerstehen, mir etwas zukaufen.

IMG_20140919_133355Nein, nein, nicht das traditionele Gewand, das war nur fürs Foto, sondern hübschen Schmuck;-)

IMG_20140919_163118Insgesamt zeugt das Grenzgebiet in der Provinz Sichuan ganz deutlich die Nähe zu Tibet, weshalb die Region auch oft von europäischen Touristen dazu genutzt wird, Tibet, das nur mit einem besonderen Visum und einem personal guide (recht teuer) besucht werden kann, zumindest ein bisschen zu entdecken. Hier leben viele Tibeter und man kann überall Folkore-Shows und typische einheimische Familien besuchen. Alles in allem scheint das tibetische Volk lauter und selbstbewusster aufzutreten als die chinesischen Nachbarn, was bei der politischen Situation überrascht. Da die Shows auf die chinesischen Besucher ausgerichtet sind, kann sie der gemeine europäische Torusit nur schwer nachvollziehen – ich glaube, wir sind da einfach die falsche Zielgruppe. Kulinarisch scheint die tibetische Kultur enger mit der mongolischen als mit der chinesischen Küche verwandt zu sein (getrocknetes Fleisch, Pilze, Kartoffeln, wenig Gewürze). Auch, was die traditionellen Trachten und die eurasische Schönheit der Frauen angeht, sind die beiden Bergvölker sich sehr ähnlich.

Die Region ist in jedem Fall einen Besuch wert und gerade für Naturliebhaber ein Muss! Der Nationalperk ist nicht nur von seinen Ausmaßen her gigantisch, sondern bietet abseits der Touristenströme ruhige Wanderwege vorbei an wunderschönen türkisfarbenen Seen und anderen außergewöhnlichen Naturschauspielen.

Der Park ist nur mit Bussen zu erschließen, wir haben zwar versucht von der Mittelstation zu Fuß ins Tal zu gelangen, mussten aber nach 17,5 km, weil die Zeit drängte, doch noch einen Bus besteigen, der dann nochmals diese Entfernung zum Ausgang zurücklegte – nur dass ihr euch das auch vorstellen könnt;-)

IMG_20140919_173058 IMG_20140919_173050Im Anschluss an unseren Parkbesuch haben wir dann auch das Torusitenstandardprogramm durchgemacht und mal beim tibetsichen Gesang und Tanz zugesehen und mal sogar selber mitgetanzt…