Peking oder: Der Tag der toten Ente

Woaaaah! Peking lebt! Eine supercoole wenn auch recht versmogte chinesische Großstadt…

IMG_20140830_113221Nach dem absolut anstrengenden Tag gestern (Powerwalk inklusive Marschgepäck, etwa 20 000 Schritte) mussten wir heute erst mal ausschlafen.

Nach einem längeren Spaziergang durch umliegende Slums, die – wie Stephan mich bald aufklärte- in China als ganz normale Mittelstands-Wohngebiete gelten (die fetten Autos vor den winzigen verfallenen Steinhütten beweisen das),

IMG_20140830_054223sind wir dann gemütlich mit der U-Bahn in die Stadt gefahren ( nur etwa 20 Cent pro Person, da kann nicht mal Julia meckern;-) .

IMG_20140830_055740Hier erwartete uns dann der krasse Gegensatz: In einer von gefühlten tausend Luxus-Shoppingmalls kann man einfach alles kaufen – von der teuren Armani-Jeans über Schiesser-Unterwäsche (jawoll) bis zum Häagen Dazs-Eis, das pro Kugel nur schappe 4 Euro kostet – vollklimatisiert, superchic und klinisch rein.

IMG_20140830_060913 IMG_20140830_061050Das Beste aber an diesem Riesentempel des Konsums: Es gab im Untergeschoss eine „GourmetLane“- und was das bedeutet, kann sich ein Europäer angesichts der verfressenen ( und trotzdem so dünnen) Chinesen kaum vorstellen: Ein großer Essenstempel mit tausenden verschiedenen asiatischen Speiseangeboten erwartete uns – natürlich mussten wir gleich frische Nudelsuppe ( die Nudeln werden direkt vor den Augen der Gäste zubereitet) und gedämpfte Teigtaschen probieren- mmmh, lecker!

IMG_20140830_062646Total vollgefressen konnten wir danach erst mal nur langsam weiter durch die Stadt rollen – schafften es aber immerhin die Haupteinkaufsstraße hinunter. Dort herrschte ein Massenandrang – weil das Model, das die Marke AUPRES repräsentiert, öffentlich auftrat. Unseres Erachtens war der Aufwand um die sehr kindlich und reizlos wirkende 19-Jährige ja etwas zu groß, aber: So viele Chinesen gleichzeitig ihre Ipads,Phones, Samsungs und was auch immer für technische Spielereien heben zu sehen, war schon sehr lustig!

IMG_20140830_082005Übrigens reagieren Chinesen nicht nur auf Promis euphorisch bzw. leicht übertrieben: Ein chinesisches Kind fing heute, als es unserer ansichtig wurde, doch tatsächlich zu weinen an, weil es so etwas noch nie gesehen hatte – krass, oder? Aber hier sind einfach tatsächlich kaum Touristen, und wenn, dann nur chinesische und kaum Europäer bzw. Amerikaner (die sowieso nicht).

Von der Hauptstraße wendeten wir uns dann nach links in die berühmt berüchtigte Food-Street, wo man alles essen kann, was das Herz begehrt (oder auch nicht): Glasierte Früchte, Dumplings und Teigtaschen aller Art, aber eben auch lebendige Skorpione, auf Holzstangen gespießt, oder frittierte Spinnen und Kakerlaken. Und -ja, es ist im echten Leben genauso eklig und unvorstellbar, wie das im Fernsehen bei Anthony Bourdain zu sehen ist…

IMG_20140830_074930Am Nachmittag wendeten wir uns dann weniger dem Konsum, sondern mehr der Kultur zu: Nachdem wir uns kostenfrei über eine Baustelle ( natürlich unbeabsichtigt:-) in den Palast der Arbeiter eingeschlichen

IMG_20140830_105149 IMG_20140830_105440und dort den Proben einer Soldatengruppe für den anstehenden Feiertag zur Staatsgründung gelauscht hatten (die waren wirklich gut!),

IMG_20140830_101058besuchten wir den durch die blutige Niederschlagung des Studentenaufstandes 1989 weltbekannten Tia´an Men-Platz, der streng kontrolliert und von bewaffneten Soldaten bewacht wird. Interessanterweise wurden wir beim Sicherheitscheck keines Blickes gewürdigt – von uns weißen Touristen droht dem sozialisitischen System ja schließlich keine Gefahr. Der Platz selbst ist riesig und von zahllreichen Monumentalbauten eingerahmt – die Stimmung, die hier herrscht, ist irgendwie verhalten, eine ganz besondere Atmosphäre.

IMG_20140830_112259Nach diesem nun doch etwas bildungsrelevanten Ausflug konnten wir uns dann doch wieder dem schnöden Mammon zuwenden und widmeten uns der Verschönerung unserer Köpfe: Julia kaufte superkitschigen Haarschmuck, IMG_1045IMG_1030

und Stephan besuchte (endlich, endlich, Gott sei Dank) einen hiesigen Friseursalon, wo die Dame sich wirklich alle Mühe gab, aus dem Gegebenen eine sinnvolle Frisur zu zaubern – und es ist ihr echt gut gelungen:

IMG_20140830_123823Stundenlang spazierten wir dann noch durch die nächtlichen und beleuchteten Straßen, umgeben von chinesischen (gefakten und echten) Prachtbauten.

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Hier und da wurde noch mal geshoppt (aber zwei Sommerkleider zum Preis von 7 Euro? Da kann man einfach nicht anders!)

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und insgesamt bestimmt 50 000 km zurückgelegt. Total entkräftet mussten wir dann erst mal einkehren – in ein chinesisches Spezialitätenlokal, das frische Pekingente anbot. Eigentlich wollten wir diese dann gemeinsam verspeisen, aber nachdem die hiesige Küche leider alles an dieser Ente mitverarbeitet und serviert, nahm Julia schnell Abstand davon, und Stephan konnte die ganze Ente – inklusive Schwanz und Schnabel – alleine vertilgen.

114100So fühlt er sich jetzt übrigens auch:

IMG_1049A Propos: China ist übrigens ein Land der Fresser – jeder zweite Laden ist ein Lokal, und allenthalben wird gekocht, gebraten oder zumindest gegessen. Stephan genießt besonders die fleischigen Genüsse, während Julia natürlich ihre Liebe zu Nudeln aller Art und zu Dumplings entdeckt hat.

Mal sehen, ob wir jeden Tag genug Schritte laufen können, um die vielen Kalorien wieder loszuwerden;-)

 

 

 

Transsibirische – hoppla – transmongolische Eisenbahn ;-)

So, nach 30 Stunden Zugfahrt heute wohlbehalten in Peking angekommen. Es war laaaaaang, aber es war auch ein echtes Erlebnis! Doch vielleicht fange ich lieber von vorne an:

Gestern früh um 5 Uhr (brrr, eklig früh) mussten wir aufstehen

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und liefen dann zu Fuß zum Bahnhof, wo man sich laut Reiseführer mindestens eine Stunde vor Abfahrt der Bahn einfinden sollte, um sich zu orientieren – was im Nachhinein nicht wirklich nötig war, sind wir doch des Lesens mächtig und konnten dementsprechend unseren Waggon (Nummmer 3, DREI) recht leicht finden.

Was uns zuerst stutzig machte: Alle anderen „Langnasen“, also die Bleichgesichter, stiegen in andere Waggongs ein… Und bald war auch klar, warum: Diese verwöhnten Luxusbonzen hatten natürlich alle 2er-Abteile gebucht – nur wir hatten – sonst hat man ja die echte kulturelle Erfahrung nicht!- ein echt authentisches 4er-Abteil gebucht! Somit waren wir also die einzigen Nicht-Asiaten in Waggon 3, und ernteten dementsprechend auch einige irritierte Blicke. Nach einer kurzen Unstimmigkeit (ohje, wir hatten beide die Liegen mit der entgegengesetzten Fahrtrichtung zugeteilt bekommen – ich schon halb grün im Gesicht wegen der anzunehmenden sofort einsetzenden Reiseübelkeit) konnten wir dann aber hin und hertauschen und endeten somit mit zwei jungen Mongolen, die beide zurück an ihre Universitäten in China fuhren und sogar etwas englisch sprachen.

So vergingen viele Fahrtstunden im angeregten Gespräch, in dem einige interkulturelle Aspekte beleuchtet wurden (Die Mongolen halten z.B. die Chinesen für unfreundlich – kann man das glauben;-) Es scheint aber so, dass die Chinesen großzügig Vollstipendien an schlaue Mongolen verleihen, um sich deren Arbeitskraft und auch deren Loyalität zu sichern? (Unsere Vermutung – das hat doch alles Kalkül und sicher nicht nur mit reiner Menschenliebe zu tun) Bei unserem Mongolen hat das aber nicht geholfen, da er weiterhin alle Chinesen mit nicht sehr freundlichen Adjektiven bedenkt.

Gegen 20 Uhr dann eine furchtbare Nachricht: Man solle jetzt für etwa 4 Stunden wegen der anstehenden Passkontrollen nicht auf die Toilette gehen können. Vor Schreck bin ich erst mal Angstpieseln gegangen – und konnte diese Zeit dann auch tatsächlich aushalten. Aber was – bitte schön – hätten sie denn gemacht, wenn ich es nicht gekonnt hätte? Was ist eigentlich mit den vielen Kindern in diesem Zug? Fragen, die leider ungeklärt blieben.

Die chinesischen Grenzbeamten waren auf jeden Fall alle sehr höflich – ich würde sogar sagen freundlich -, was der durch die europäische Hetzmedien infiltrierte Geist, im ersten Moment so nicht erwartet. In der Zwischenzeit, in der wir den Zug nicht verlassen durften, ereigneten sich spannende technische Vorgänge rund um unsere Bahn: Da der mongolische Zugverkehr auf alten russichen Schienen und der chinesische auf standardisierten (also z.B. auch von den Amis genutzten) Schienen läuft, musste jeder Waggon einzeln umgebaut und umgesetzt werden, was bis etwa 1 Uhr morgens dauerte – ich fand es nach etwa 7 Minuten nicht mehr sooo spannend und bin Schlafen gegangen, aber Stephan hat alles akribisch für die bestimmt rasend interessierten Mitmenschen festgehalten:

Dabei stellte sich heraus, dass die chinesischen Arbeiter zwar sozialistisch organisiert (also überbesetzt und übertrieben arbeitsteilig hierarchisch strukturiert) sich aber dennoch bei ihrer Arbeit eigentlich wie die Schlümpfe verhalten. Alles folgt dem Kommando von Papa Schlumpf, dem einzigen rotbemützten und dadurch über die andern erhobenen Anführerschlumpf! Gut hier sind die Helme der einfachen Schlümpfe zwar gelb, aber so genau wollen wirs heute nicht nehmen!

Jetzt wollte ich gerade hier ein witziges Youtubevideo der Schlümpfe einpflegen, in dem die Schlümpfe als Arbeiterfront zur sozialistischen Revolution aufrufen, bin dabei aber gegen die Great Firewall der Chinesen gelaufen. Tja, antifaschistische Schutzwälle haben, so ist uns Deutschen ja durchaus bekannt, leider auch einige Nachteile…

Wer sich das Video dennoch nicht entgehen lassen möchte, der sollte einfach, „Die Schlümpfe“ und „Arbeiterfront“ googeln, dann müsste es zu finden sein. Genau kann ich euch das leider von hier aus auch nicht sagen, da ich das entsprechende Video, das ich in Deutschland gleich finden konnte, hier nun nicht mehr angezeigt bekomme. Tja auf die Integrität von Googles Suchalgorithmus ist halt immer Verlass…

(Kann ich das jetzt bedenkenlos posten? – Ach was solls, ich machs einfach…)

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Heute morgen sind wir dann durch eine wunderschöne Landschaft in China eingefahren, um dann nur für die Durchquerung Pekings bis zum Bahnhof nochmals eine gute Stunde zu brauchen (so kann man sich vorstellen, wie riesig hier die Städte sind!).

Am Banhof angekommen erwartete uns ein kleiner Kulturschock, da hier Massen an Fahrgästen ankamen und gleichzeitig darauf warteten die Gleise zu stürmen. Man hätte meinen können, Peking würde evakuiert werden, weil beispielsweise die Zombies ausgebrochen sind – ein Eindruck, der durch die Anwesenheit von schwer bewaffneten Polizei- und Armeeeinheiten noch verstärkt wurde. Welche Katastrophe war hier ausgebrochen?

Es war… Freitag! Ein ganz normaler Freitag und Alltag in und vor einem Großstadtbahnhof in China.

Also einmal kurz durchgeatmet und auf ins Getümmel, bzw. vom Getümmel mitgerissen ging sie los, unsere Chinaexpedition.

Nachdem wir erstmal eine geschlagene Stunde verzweifelt nach einem Wifi-Spot gesucht hatten, um unser Hotel (wie immer sind wir gut vorbereitet!) zu googeln, konnten wir schließlich in einem wirklich hervorragenden Dumpling-Restaurant die benötigten Infos beschaffen und uns nebenbei hervorragende chinesische Teigtaschen schmecken lassen:

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Die Innenstadt von Peking ist super-modern, aber dazu werden wir sicher die nächsten Tage noch genug schreiben.

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Vorerst sind wir nur etwa 20 000 Schritte mit unserem Riesengepäck auf dem Rücken zum Hotel gelaufen – nur, um uns zu beweisen, dass wir ja jetzt schon ssssssooooooooo fit sind und gar kein Taxi oder U-Bahn brauchen, nein, nein! (Wessen Idee war das wohl?)

War aber – obwohl natürlich furchtbar schrecklich anstrengend, aber keiner wollte es zugeben;-) – sehr erhellend, kamen wir doch so an einigen authentischen chinesischen Wohngegenden vorbei, wo uns die Menschen freundlich zunickten und begrüßten. Was für ein krasser Unterschied zu den vielen Mongolen, die uns einfach ignorierten, wenn wir sie um Hilfe baten – hier erklärt jeder mit Händen und Füßen den Weg oder bemüht sich verzweifelt, sich zu entschuldigen, dass er leider kein Englisch versteht! Wirklich total freundlich!

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Am Hotel angekommen – das eigentlich für die 20 Euro, die das Doppelzimmer inkl. eigenem Bad (welch Luxus! Werdet ihr denken, aber muss ja auch mal sein), sehr gepflegt ist, mussten wir leider feststellen, dass wir wohl schon wieder (manch einer erinnert sich vielleicht an unseren Kanada-Blogeintrag aus Montréal) in einem Puff gelandet sind – oder was denkt ihr, wenn man Zimmer „stundenweise“ mieten kann und das zum Zimmer gehörige Badezimmer so präsentiert wird:

Naja, uns soll es nicht stören – wir sind ja auch nur zwei Tage da, und zu Stephans Gebrutstag lassen wir es mal richtig krachen und ziehen für eine Nacht in ein „echtes“ Hotel!;-)

Zum Abschluss des Abends sind wir dann noch schnell kurz vor die Tür gegangen um etwas zu essen. Dabei kam uns unsere bis dato errungene chinesische Sprachkompetenz sehr zupass, da wir durch Fingerdeuten auf Nachbarteller im Verbund mit den Worten [wo jiau!] (=Ich will das!) nämlich gutes chinesisches Essen und gleichsam Kontakt zu den Einheimischen knüpfen konnten, die sich so darüber freuten, dass zwei Langnasen hier im Armenviertel mit ihnen zu Abend essen, dass sie uns gleich überreichlich mit einer komischen eingelegten Frucht versorgt haben, die wie eine schwarze Wurst ausgesehen hat. Stephan musste da mal wieder herhalten und wurde dafür aber dann mit teuren Schrimps entschädigt.

Auch lukullisch stehen uns wohl noch so einige Abenteuer ins Haus, da in den Restaurants, die zu unseren Budgetvorstellungen passen, keine englische Speisekarten zu finden sein werden. Aber die Chinesen sind wie gesagt wirklich sehr nett und bemühen sich stets darum, einem zu helfen. Vielleicht kommt das auch daher, dass Stephan und ich versuchen so viele Wörter wie möglich auf chinesisch einzustreuen, was zwar meistens blöd klingen dürfte, aber oft zu einem Lächeln oder in manchen Fällen sogar zu einem verstehenden Nicken geführt hat.

Beim Abendessen hat Stephan auch festgestellt, dass ihm in den letzten zwei Wochen, in denen er fast immer nur Mütze getragen hat, auch die letzten Reste seines Haupthaares ausgegangen sind.

Hierzu gibt es wiederum mehrere Theorien:

1. Das Essen in der Mongolei in Verbindung mit der Nichtexistenz von Duschen führt bei Stephan zu akutem Haarausfall

(Nicht sehr wahrscheinlich: Zuhause isst Stephan auch oft nicht gesund und duscht eh nicht häufig:-)

2. Ich stresse Stephan so sehr, dass seinem schütteren Haar das so wichtige Betakarotin ausgeht

(Kann schon sein, aber dafür ist er ja auch schon verheiratet!)

3. Stephans Haar ergreift angesichts seines anstehenden 31. Geburtstages schonmal vorneweg die Flucht. In diesem Fall wäre Stephans Haar Franzose!

4. Wir wissen jetzt doch endlich, was Brucellosis bedeutet…-aktuer Haarausfall?

Egal was der Grund ist, Stephan steckt the thing, wie wir es inzwischen nennen, ganz gut weg:-) (soviel gibts da ja auch nicht mehr zum wegstecken…

Vielleicht hilft ihm dabei ja auch sein weiterwachsender Bart, der auf jeden Fall von seinem Haupthaarschwund ablenkt und hier im nahezu bartlosen Asien erschreckend gut ankommt. Wollen wir hoffen, dass die nächsten Tage hier wieder ebenso spannend werden und weitere Erkenntnisse für uns bereit halten! Wir halten euch auf dem Laufenden!

Terelj-Nationalpark – Die verborgene Schönheit

So – wieder in der Wildnis gelandet! Neieeeeeeeeeein! – das waren meine ersten Gedanken, als uns der nette Fahrer vor einem Family Ger mitten im Nationalpark ausgesetzt hatte – bei geschätzten 13 Grad und strömendem Regen. Und dann informierten uns die mongolischen hosts auch noch, dass die Pferde über Nacht abgehauen seien! Da musste ich doch mal wieder mit meinem Schicksal hadern… Doch die Rettung wurde uns auch direkt mit Händen und Füßen mitgeteilt. Die verrückten Mongolen hatten doch tatsächlich ein Karaoke Ger, was ich aber, bei dem Gesang, den wir Abends durch die Zeltwände nur wenig gedämpft zu hören bekommen haben, wirklich nicht als civilisatorische Errungenschaft werten würde…

Aber Gott sei Dank kam es – kurz nach meiner kleinen Panikattacke – dann doch ganz anders: Wir durften doch noch reiten – die Pferde konnten in der Zwischenzeit wieder eingefangen werden. Es war so schön, mal wieder auf einem Pferd zu sitzen! Auch wenn die mongolischen Pferde etwas bequem sind und sich nur äußerst schwer in einen gemütlichen Trab bringen ließen. Mein Glück: Ich durfte ganz alleine, sozusagen auf eigene Faust reiten, während der arme Stephan am Zügel geführt werden musste.

Aus Verständigungsproblemen heraus ließ sich der Grund hierfür leider nicht genau klären, es gibt aber mindestens 3 Theorien:1. Der Führer hat Stephan an der Nasenspitze angesehen, dass er noch nie auf einem Pferd geritten war. (unwahrscheinlich) 2. Der Führer hatte entschieden, dass Stephans Pferd das gefährlichste und unberechenbarste sei, und deshalb an der Leine geführt werden müsse (plausibler) 3. – mein persönlicher Favorit – Stephans Pferd musste an der Leine geführt werden, weil es sich sonst mit seiner schweren Last niemals freiwillig in Bewegung gesetzt hätte (LOL)

Nach dem Reiten klarte dann auch das Wetter wieder auf, und so machten wir uns zu Fuß auf, um in dem – wie wir jetzt entdeckten – wirklich wunderschönen Nationalpark wandern zu gehen – vorbei an zerklüfteten Feslformationen, über Hügel und Kuhweiden bis zu einem Kloster, das einem Elefanten nachempfunden ist und zu dem man an zahlreichen buddhistischen Lehrsprüchen vorbei über eine Indiana-Jones-mäßige Holzwackelbrücke gelangt.

Das Kloster ist außergewöhnlich farbenfroh und detailreich gestaltet, und auch der sehr alte Mann, der die Anlage bewacht, zeigte sich äußerst offen und bewirtete uns mit frischer (naja) Wassermelone und vergammelter Pferdemilch (ja ihr wisst schon – Airak – das berühmt berüchtigte Nationalgetränk) und wollte mich danach am liebsten gleich in seiner einsamen Höhle behalten, aber Stephan konnte mich ganz elegant loseisen…

Am Abend wurde es dann in der Jurte noch recht gemütlich, denn wegen der extrem kalten Temperaturen wurde ein Feuerchen im eigenen Ofen entfacht, wodurch wir in saunaähnliche Genüsse kamen und ohne Zitterattacken entschlafen (das ist jetzt aber eine freudsche Übertreibung der Situation) konnten.

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In der Nacht um drei schlich unser koreanischer Reisebegleiter (ja, irgendwie haben wir da diesemal einen Hang zu jungen Leuten aus Seoul) nach daußen, um atemberaubende Fotos von dem wirklich einzigartigen Sternenhimmel zu machen. Dementsprechend war dieser dann auch am Morgen um halb sieben nicht für den Sonnenaufgang wachzukriegen, was uns erlaubte, einen seeeeehr (;-) romantischen Spaziergang zu den Felsen zu unternehmen und diese bis zum höchsten Punkt zu beklettern – einfach herrlich!

Diesmal bei strahlendem Sonnenschein, knallblauem Himmel, absolut einsam – so erscheint einem die reale Welt doch gleich ganz ganz weit weg!

Ein bisschen Zivilisation – sozusagen Hochkultur – haben wir aber auf diesem Ausflug auch noch mitbekommen: Direkt zwischen dem Terelj-Park und der Hauptstadt steht die größte Pferdestatue der Welt, die – natürlich, wie sollte es auch anders sein- den absoluten Nationalheld der Mongolen, Dschingghis Khaan, darstellt.

Angeschlossen an diese wirklich riesige Figur aus 250 000 Tonnen rostfreiem Edelstahl ist ein Museum, in dem der größte Mongolenreiterstiefel der Welt (erinnert irgendwie an die größte Bierdose der Welt in Wajoming)  sowie einige Fundstücke aus der Ära Dschingghis Khaans bewundert werden können. Ich habe aber natürlich gleich die wirklich interessante Attraktion entdeckt: In einer Nische hingen zahlreiche Kostüme und Outfits – nachempfunden den Gewändern des großen Heerführers und seiner Frauen. Aber seht selbst:

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Ulaan Baator – DO IT! (If you feel like doing it, do it)

Heute haben wir noch mal zu dritt die Stadt unsicher gemacht. Irgendwie war das aber heute irgendwie nicht so unser Tag, weil nicht alles so geklappt hat, wie wir wollten. Zuerst wollten wir nämlich mit Bus 23 ab der Peace Avenue zum Black Market fahren, angeblich super einfach. Da standen wir dann nun, etwa 30 Minuten, und alle möglichen Busse kamen vorbei – nur nicht die 23! Der Ghostbus! Als ich im nahegelegenen 5-Sterne-Hotel nachfragen wollte, hieß es: „Wir können nicht helfen, die Buspläne sind gestern gerade geändert worden“, was zunächst ganz plausibel schien, dann aber bei genauerem Nachdenken wohl als: „Das fragen ständig bescheuerte arme Touristen, die den Bus nehmen müssen, was geht uns das an! Wir sind ein fünf Sterne Hotel und jetzt raus, ihr Penner!“ gedeutet werden muss.
Irgendwann verließ uns die Lust und wir nahmen uns doch ein Taxi – hat dann halt pro Person 60 Cent statt 20 Cent gekostet. (Ich wäre die 40 Minuten auch zu Fuß gelaufen;-) Auf dem Black Market war es in etwa so, wie wir uns das vorgestellt hatten, nur in RIESIG: Hier gab es Stände mit Kleidung, Schuhen, Nippes – ist ja klar, wie auf jedem Schwarzmarkt, aber eben auch buddhistisches gebetszubehör, alles, was der gemeine Nomade in der Steppe so braucht (Sättel, Trommeln, Kamelhaarbekleidung), Motorräder, Haushaltswaren, Schreibwaren sowie – man glaubt es kaum, Großmöbel, also Schränke, Tische, Truhen…

Wir wurden- trotz mehrfacher Warnungen von allen Seiten – dort auch nicht ausgeraubt, obschon wir mit typischer mongolischer Ignoranz (oder positiv gesagt: Gelassenheit) oft nicht beachtet wurden, was wir einfach auf die Sprachbarriere schieben und nicht auf uns beziehen. Nach zwei anstrengenden Stunden im Gewühle und nach dem erfolgreichen Erwerb einer riesigen Trommel nebst Zubehör (Will) und Reiseföhn(Julia) ließen wir uns von zwei jungen Privatmongolen wieder ins Stadtzentrum fahren. In der Mongolei ist man nämlich nicht auf Taxis angewiesen, da jeder Autofahrer einen für einen gewissen Geldbetrag gerne überall in der Stadt hinbringt, wenn es gelingt, sich zu verständigen und den gewünschten Ort mit Händen und Füßen mitzuteilen, was aber bei den Taxifahrern keineswegs einfacher ist.
Wieder angekommen, mussten wir erst mal etwas typisch Mongolisches tun: Wir aßen in einem französischen Bistro zu Mittag – typisch mongolisch war es dort insofern, als dass neben den Burgern gerade heute auch die Pommes und die Frozen Joghurts aus waren.

Danach machten wir uns auf den Weg zum kulturellen Höhepunkt des Tages: Dem Lama Temple Museum, das wir alle schon seit Tagen besuchen wollten. Nach langem Fußmarsch dort angekommen, erfuhren wir von dem einladenden Schild an der Tür, dass Montags das Museum leider geschlossen bleibt. So! Da steht man dann, und weiß nicht, wie man sich bilden soll! Also scharf nachgedacht und überlegt: Dann eben auf ins vielfach empfohlene, angeblich atemberaubende Dinomuseum (ihr erinnert euch: keine Dinos im Dinotal, aber im Museum!) Dort angekommen, fanden wir tatsächlich auch einige spannende Exponate im ersten Raum vor. Doch als wir weitergehen wollten, entpuppte sich der erste Raum des Museums auch als der einzige Raum des Museums….

Das hätten wir vom – ich zitier – beliebtesten und meistbesuchten Museum in der Mongolei 2012-2014 nicht erwartet!
Aber wir wollten doch ins Museum! Durch einen Raum noch nicht kulturell gesättigt, zog es uns also zum nächsten Museumshotspot: Auf ins Mongolische Nationalmuseum nahe der deutschen Botschaft. Ab hier wurde jetzt endlich alles besser;-) Die Ausstellung ist zwar langweilig, aber immerhin über drei Stockwerke ausgebreitet, und ich entdeckte – typisch Grundschultussi – sofort den museumspädagogischen Bereich (education room) in dem normalerweise Schulklassen und heute natürlich ich selbst handelnd und mit allen Sinnen die Mongolei erfassen können. Nachdem ich unsere Namen feinsäuberlich vom Kyrillischen ins Altmongolische übertragen hatte, wollte ich eigtl. Noch verschiedene mongolische Hüte aufsetzen und einen typischen mongolischen Knoten ausprobieren, aber Stephan zerrte mich leider ungeduldig fort! Schade, man hätte auch noch Spiele ausprobieren und auch noch ein Puzzle machen können;-)

Da ich aber kein Laminiergerät dabei hatte, ließ ich es dabei bewenden und mich zum nahegelgenen Top-Indien-Restaurant führen. Falls ihr euch wundert, dass wir in Ulaan Baator nicht mongolisch speisen: 1. haben wir das nach einer Woche Wüste ein bisschen über, und 2. essen die Mongolen zu Hause mongolisch und gehen nicht in mongolische Restaurants, sondern eben in Lokalitäten mit internationalen Spezialitäten. 3. Ist die mongolische Küche eben sehr speziell…
Das indische Essen heute war einfach super, und dementsprechend freuen wir uns auch schon wie die Schnitzel auf unseren Indienaufenthalt.

Leider musste ich die Jungs nach dem Essen etwas rumhetzen, weil ich unbedingt den Sonnenuntergang über der Metropole in dem großen Sky Tower, dessen Architekt wohl ein Liebhaber der weiblichen Anatomie war, ansehen wollte. Und tatsächlich haben wir es auch gerade noch rechtzeitig in den 23. Stock , den es – im Gegensatz zum 23. Bus – auch wirklich gab, und die dort befindliche Lounge/Bar geschafft. Ganz anders als im Rabowroom im New Yorker Rockefeller Center, wo ein Cocktail 58 Dollar und somit 3 Tage Verpflegung kosteten (ich erinnere an den damaligen schockierten Blogeintrag)– war der Virgin Colada hier schon für 4 Euro zu haben. Und so genossen wir in der stinking rich atmosphere mit fancy Violinenspiel den leicht smogverhangenen Sonnenuntergang und den Blick auf das nächtlich pulsierende Ulaan Baator.

Während wir dort saßen, haben wir mehr als 3 Autounfälle bezeugen dürfen, was jedoch bei der atemberaubenden Fahrweise der Mongolen wirklich kein Wunder ist. Hier gilt nämlich im Straßenverkehr das Recht des Stärkeren – ganz oben in der Hackordnung: der Lexus, der hier zahlreich anzutreffen und oft auch nach russischem Vorbild mit Polizeilicht ausgestattet ist, und die wirklich wichtigen -also reichen Bewohner der Stadt – befördern. Danach kommen die normalen Jeeps, Autos , Fahrradfahrer und ganz zuletzt die Fußgänger. Logisch, oder? Zebrastreifen sind eher Vorschläge, und auch Ampeln lassen großen Interpretationsspielraum.
Nach dem Sundowner in der coolen Bar sind wir dann allerdings vom Abschiedsschmerz geplagt gleich nach Hause gegangen, ohne die Tandems auf dem Square auszuprobieren – vielleicht schaffen wir das ja noch am 27.08….Übrigen haben wir heute auch ein interessantes Tandemgespann beobachten können, was dem unbeteiligten Zuschauer wieder einmal vor Augen führt, warum manche Menschen dünn und gestresst, manche anderen aber fett und entspannt sind..

IMG_0740(Wer jetzt lacht: WIR sind heute über 23000 Schritte zu Fuß gegangen!)

Morgen geht’s jetzt nochmals in die Wildnis – Gott sei Dank nur eine Nacht;-) – um im Nationalpark Terelj reiten zu gehen – diesmal auf richtigen Pferden…und natürlich schauen wir uns noch die mongolische „Freiheitsstatue“- Dschingghis Khan mit begehbarem Kopf, natürlich hoch zu Rosse – auf dem Rückweg an.

Ulan Baator : Großstadt mit Charme

Endlich wieder in der Zivilisation! Als wir unser Hostelzimmer betreten haben, musste ich erst einmal ein paar Freudenhüpfer unternehemn – es ist soooo schön, wieder in der richitgen Welt zu sein! Und Ulan Baatar ist ganz anders, als es uns am ersten Morgen erschien – so fanden wir heraus, nachdem wir erst mal ausgiebigst (!) geduscht und gefacebookt und telefoniert und geblogt hatten ( Mein Papa sagte ganz treffend zu meinem Wüstengejammer: „Na, du hast es ja überlebt“;-)

Also, Ulan Baator war mächtig bevölkert gestern nachmittag – superviel los, es war ja schließlich Samstag. Zum Abendessen trafen wir uns nochmals mit unseren mittlerweile echt sehr ans Herz gewachsenen Mitreisenden, und Hatong führte uns in ein koreanisches Restaurant aus ( ausführen stimmt tatsächlich – sie ließ es sich nicht nehmen, uns alle einzuladen) Koreaner essen alle am liebsten koreanisch, was wir jetzt – nach diesem Essen- durchaus verstehen können, da es wirklich sehr sehr lecker und einzigartig war. Man bestellt ein Hauptgericht ( zB Fisch oder Fleisch oder einen vegetarischen Topf) und bekommt immer zahlreiche side dishes- etwa eingelegtes Gemüse, Teigtaschen, Salat etc – umsonst dazu- und zwar, so viel man vertilgen kann. Ihr könnt euch vorstellen, das hat Stephan ausnehmend gut gefallen! Und Ha-Tong ist so lieb, sie hat sich wahnsinnig gefreut, dass es uns geschmekct hat, und dass sie uns ihre Kultur näher bringen konnte. Außerdem hat sie uns eine große Hilfe dagelassen – nämlich ihren Mongolei-Führer – den wir eigtl in Frankfurt am Flughafen kaufen wollten, wo man uns aber mitteilte, dass man dies nicht führe, da die Mongolei als Reiseziel zu speziell sei.

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Anschließend sind wir noch auf einen German Cake in den Department Store gegangen und haben uns dann in unserem zugegebenermaßen überdimensionierten Hostelzimmer nidergelassen, um noch Fotos auszutauschen. leider musste Ha-Tong bald fahren, da sie ihren Heimflug ganz früh am nächsten Morgen erwischen musste! Der Abschied fiel uns allen schwer, aber wir hoffen, dass wir in Kontakt bleiben! Vielleicht verändern wir sogar die Route, um sie in Seoul zu besuchen…

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Heute morgen wechselten wir zuallererst – notgedrungen, aber nicht ganz unfreiwillig – das Hostel.

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Zwar ist das Zimmer nun eher ein Wandschrank

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, aber: hier kann man Wäsche waschen und die Hostelmutter ist total nett und hat uns tatsächlich innerhalb kürzester Zeit die herißersehnten Transsibirischen Eisenbahn-Tickets für unser Wunschdatum – den 28.08. -organisiert. So bestens für die nächsten Tage gerüstet, konnten wir mit dem in UB verbliebenen niederländischen Lulatsch ;-9 Will gegen 14 Uhr unsere Entdeckertour in dieser Millionenstadt starten. Cool ist, dass man alles für Touristen zu Fuß erreichen kann – das kommt manchen von uns (Julia) sehr entgegen ( kostet kein Geld, verbennt Kalorien), und auch Stephan und Will sind damit sehr einverstanden. Zunächst wandern wir in das große Kloster, in dem eine etwa 35 Meter hohe buddhistische Statue verborgen ist.

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In einem der Nebengebäude können wir dann noch einer Art buddhistischer Andacht beiwohnen, und auch der Tantra-Tempel – ja, genau das, was man sich darunter vorstellt;-)

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– ist ganz interessant anzusehen. Aber das beste ist: Wir können dem Gesang und dem Musizieren der Mönche lauschen – man nennt das wohl „Chant“- und es ist brutal lustig, weil jeder Mönch ein anderes Instrument spielt und sich jeder wirklich Mühe gibt – mich hat es aber stark an meine Schulklasse erinnert, wenn wir mit Orff-Instrumenten musiziert haben – jeder tut, was er kann, aber musikalisch ist das ja nicht gerade;-)

Ach ja: Auf dem Klostergelände gibt es – natürlich – auch einen Geldautomaten;-)

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Auf dem Rückweg vom Kloster werden uns dann mal wieder die krassen sozialen Gegensätze vor Augen geführt: Direkt hinter riesigen Hochglanzwerbeplakaten befinden sich die Slums – teilweise kleine Holzhütten, teilweise Stadt-Gers- und direkt davor brausen die dicken Jeeps vorbei.

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Wir überlegen, ob wir durch eine dieser Slum-Straßen gehen sollen, um wieder in die Innenstadt zu gelangen, und entscheiden uns dafür – meine Ansicht: “ ich hab ja kein Geld dabei, und meine Virginity hab ich schließlich auch schon verloren!“, worüber sich die beiden ängstlichen Herren doch gut amüsieren, und natürlich passieren wir hier unbehelligt diese Seitengasse.

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Danach geht es erst mal zum Koffeintanken in ein europäisches Café – und lustigerweise trifft Will hier einen Reisegefährten aus einer früheren Reise wieder – was für ein Zufall! Dieser empfiehlt uns auch gleich ein Restaurant für den Abend – einen sehr chicen Italiener, bei dessen Preisen wir ( lso für UB-Verhältnisse) fast aus den Latschen kippen – aber ein superfancy Schuppen, und am Ende zahlen wir für Antipasti, Pizza und Pasta zu dritt dann doch nur 28 Euro, geht also noch.

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Zuvor besuchen wir noch im Staatstheater eine „Traditional Mongolian Show“, die wir zunächst für Nepp halten – aber: Das Theater gleicht eher einem Opernhaus, und die Show, die etwa eineinhalb Stunden dauert, ist eine Art Variété – mit traditionellem mongloischen tanz in atemberaubenden Kostümen, einem Orchester mit traditionellen monglolischen Instrumenten plus feinstem Gesang und – last but not least – throat singing. Dies ist eine ganz eigene musikalische Kunstform, und wer das noch nicht gehört hat, sollte dringend mal auf youtube nachsehen  echt supercool!

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Total geplättet von den heutigen Einsrücken und superbegeistert von dieser sehr charmanten und irgendwie außergewöhnlichen Metropole gehen wir ganz zum Schluss nochmals über den großen Dschingghis Khan-Platz – der, auf dem am ersten Tag so viele Bräute aufgelaufen waren ( ach ja, heute sind wir wieder drei Hochzeitsgesellschaften begegnet – soll das ein Zeichen sein? Wir sind doch schon verheiratet;-).

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Am Abend ist hier eine absolut einnehmende Atmosphäre, es ist bei 15 Grad noch richtig mild, und man kann sich ein Tandem, Tridem oder sogar- äh?- Vierrad ausleihen und damit eben zu zweit, zu dritt oder zu viert über den riesigen Platz radeln. Leider hatten die zwei Jungs heute keine Lust mehr, aber ich hoffe, dass wir es morgen schaffen können!

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Also, bis dann!

 

 

Letzter Tag Wüstentour: Die Mongolen sind also doch gastfreundlich!

Komischer Titel, werdet ihr euch denken – und es ist ja nicht gerade so, als ob wir die letzten Tage nicht freundlich aufgenommen worden wären – aber eben nur als einigermaßen lästige Touristen, denen man einen Milchtee ausgibt und die man dann schleunigst in ihre Gers verfrachtet (leichte Übertreibung). Heute aber endlich mal das authentische Bild: Wir werden von einer Großfamilie mit Oma und Enkeln empfangen, die gerade die Ziegen melken. Sie bewirten uns fürstlich – mit Milchtee, selbstgebranntem Wodka, Ziege aus einem großen Kochtopf und dann auch noch mit der aus dem Sud gewonnenen Reissuppe! Wir können sogar Fragen stellen und die Menschen möchten wissen, woher wir kommen. Ha-Tong, unsere koreanische Mitreisende, hat sogar an ein wirklich cooes Gimmick gedacht, um den Nomaden eine freude zu machen: Sie hat eine Polaroid-Sofortbildkamera dabei, mit der sie Fotos machen und diese dann sofort entwickelt an die Einheimischen, die über keinerlei technisches Equipment verfügen, geben kann. Als die Familie dann glücklich und in feinsten Zwirn herausgeputzt – die wirklich schwer arbeitende Ger-Herrin hat sich extra in ihr schönstes traditionelles gewand geworfen – funktionierte aber leider die japanische Kamera plötzlich nicht mehr! What a pity! Wir vermuten, dass es an den arschkalten Temperaturen dort bei der Familie im Gebirge lag… Das ist übrigens noch ein weiterer Grund für die Koreaner, die Japaner zu hassen, die zum Einen bei ihrer Eroberung Koreas  dort schlimme Kriegsverbrechen begangen, den Koreanern ihre – jetzt als japanisch bekannte – Kultur gestohlen und nun eben auch nicht funkionierende Kameras produziert haben…

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Aber natürlich wusten wir uns zu helfen – wir machten einfach einige Digitalfotos – nun auch inklusive der drei Söhne und der besten Pferde – und unser Guide Otkor hat versprochen, sie bei seinem nächsten Besuch ausgedruckt mitzubringen. Alles, was die Familie uns anbot, war zwar nicht gerade nach unserem europäischen Geschmack, aber durchaus genießbar, obwohl man es in den Gers mit der Hygiene beim Kochen nicht so genau nimmt. Man muss aufpassen, dass der eigene Kopf, also die Vorstellungen, die man so zu Essenszubereitung hat, einem nicht den Appetit und damit die Neugierde auf lukullische Erfahrungen dieser Art nehmen. Aber wir sind ja schließlich gegen alles Mögliche geimpft, und wir hatten auch tatsächlich an diesem Abend keinerlei Probleme nach dem Essen.

In der Mongolei wird außerhalb Ulan Baators hauptsächlich mit Tierdung geheizt, was wir in unserem heutigen Nachtlager – dem eigentlichen Wintercamp der Nomadenfamilie – durchaus zu schätzen wussten und gerne den dort befindlichen Ofen einheizten ( bei etwa 2 Grad plus durchaus empfehlenswert).

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Da Stephan, sobald er der Behausung ansichtig wurde, „Dibs!“ ausrief, konnten wir beide im einzigen Bett schlafen ( wir wollten die anderen beiden dafür mit einem Bier entschädigen, hat aber bisher leider noch nicht geklappt;-) Auch hier war die Aussicht wieder grandios, die Nacht aber eher unbefriedigend – bezüglich der geschlafenen Stunden, versteht sich, da auch hier im feudalen Holzbett leider keine Matratze zu finden war.

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Am nächsten Morgen brachen wir dann nach fürstlichem Frühstück ( french Toast) auf Richtung UB und erreichten damit nach einer letzten Lunchpause in der Steppe alsbald die Zivilisation, von der wir euch das nächste Mal berichten…

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GOTTSEIDANK SIND DINOSAURIER MOSTLY leiser als Kamele (weil sie bereits lange ausgestorben sind)

Heute haben wir unseren heimeligen und kaum touristischen Standort (;-) nahe der Sanddünen, die Julia und ich trotz größter Anstrengung nicht ganz besteigen konnten, verlassen. Da unsere äußerst sportlichen Mitreisenden jedoch den Gipfel auch nur auf Händen und Knien erreichen konnten, war eine lange Pause, die bis zur Rückkehr unserer Begleiter dauerte, eine durchaus wohlüberlegte und trotz des schönen Sonnenuntergangs, den es zu sehen gegeben hätte, eine weise Entscheidung. Am Ende unserer langen Reise würden wir es vielleicht auch schaffen – Mal sehen.

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Leider mussten wir am Ende der Wanderung den süßen zahmen Hund alleine in den Dünen zurücklassen, das uns „anvertraute/untergeschobene“ ritalinbenötigende mongolische Kind mussten wir hingegen leider wieder mit ins Camp nehmen, da sein Verschwinden wahrscheinlich aufgefallen und uns Langnasen zur Last gelegt worden wäre. Wenigstens war Julia durch die soeben überstanden Strapatzen trotz der bescheidenen Bettstatt so müde, dass sie bis 5 Uhr fast durchgängig „ausschlafen“ konnte. Heute beklagte sie sich hauptsächlich nur über die üblichen Rückenschmerzen (bumpy roads) und einen roten Hintern, für den ich ausnahmsweise nicht, sondern die Kamele, die übrigens wirklich stinken, verantwortlich sind. Aber wer kommt schon auf die Idee die Viecher zu reiten. Na gut die Araber, aber die spinnen ja eh! (Der Hintern tut ihr übrigens immer noch weh. Ob er noch rot ist kann ich nicht sagen, aber Julia betreibt schon seit Tagen Paviankörperpflege bei mir, was zu diesem Bild durchaus passen würde.)

IMG_20140819_105304Nach diesem Exkurs in unsere duschfreie Körperpflege zurück zum Tagesgeschäft („Tages-Geschehen bitte, sonst kommt das blöd rüber!“)
Nach einem sehr gesunden Frühstück (Müsli, sehr mongolisch!) machten wir uns wieder mit unserem scheinbar unkaputtbaren russischen Minivan auf den Weg Richtung Red Cliffes, dem mongolischen Dinosauriertal. Hier von Straßen zu reden wäre eine Farce, weshalb der Spruch „on the road again“ hier doch eher unpassend erscheint.

IMG_20140821_042952Mit dem Ausspruch „Hoffentlich sind die Dinosaurier nicht so laut wie die Kamele!“ ging es also los und über Huckel, Hügel und Berge weiter auf mongolischen Wegen, die zwar eher wahllos strukturiert, aber stets ans Ziel zu führen scheinen. Als wir uns gerade im Van darüber ausließen, wie stabil dieser doch sei, hatten wir natürlich eine Panne, was Julias Hang zum Aberglauben wieder einmal bestärkte.

IMG_20140821_043358Wie bei russischen Vans aber so üblich, war alles schnell mit Hilfe von etwas Kleber und Panzertape behoben, so dass wir bald die Kleinstadt (400 Einwohner, was für mongolische Verhältnisse wirklich groß ist) erreichten, in der es eine öffentliche Dusche geben sollte.

IMG_20140821_073235Natürlich war diese geschlossen, was uns nicht wirklich schocken konnte, da wir ja erstens Sterilium, zweitens Babaywaschtücher und drittens vom Sand verstopfte Nasen hatten. Nach einem kurzen „Einkaufsbummel“ in der „Einkaufsstraße“

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der Region und einem Lunch bei einer dem Guide bekannten Familie in einem richtigen, wenn auch schiefen Haus
(Na, die hätten wirklich das duale Ausbildungssystem in der Mongolei einführen sollen)

IMG_20140821_094228fuhren wir dann weiter zu den Redcliffes, wo man schon 1923 Dinausaurierknochen gefunden hat und diese dann natürlich direkt damals noch per Kamelkarawane über China in die USA verschifft hatte. Julia war trotz atemberaubender Kulisse sehr enttäuscht darüber, dass es im Dinosauriertal keine Dinos gibt – bei jeder Schulklasse hätte dieser Umstand zu einer Meuterei geführt… Die Mongolen sind halt kreativ bei der Benennung der Sights, deshalb halten wir uns jetzt an die zweite offizielle Bezeichnung der herrlichen Felsenkulisse; „Flaming Cliffs“.

IMG_20140821_102534Diese brennen zwar nicht, sind aber aufgrund ihrer Eisenhaltigkeit und dem entstehenden Rost rot gefärbt und wirken wie aus einer anderen Zeit, so dass durchaus eine prähistorische Stimmung bei uns aufkam.

IMG_20140821_103330Außerdem stellten wir wieder einmal fest, dass es in der Mongolei wirklich keinerlei Sicherheitsvorkehrungen gibt und man die Touristen bei ihren Wanderungen hier noch ihrem gesunden Menschenverstand und ihrem hoffentlich vorhandenen Selbsterhaltungstrrieb überlässt.

IMG_20140821_105425Da Julia vor allem Ersteres manchmal vermissen lässt, musste ich sie heroisch retten, weil sie unbedingt auprobieren wollte, ob die nicht sehr stabil wirkenden Überhangklippen aus dem porösen Material tatsächlich brechen und hinabstürzen würden, wenn dicke Toruisten darauf steigen. Ich konnte sie davon überzeugen, mir ihre Hand vorher zu reichen, und habe sie nur so im letzten Moment noch hinaufreißen und vor dem Absturz bewahren können (@mitlesende Mütter: leichte Übertreibung;-)
Am Ende haben wir dann doch noch einige paläontologische Überbleibsel, nämlich halb im Gestein verborgene Dino-Eier entdeckt,

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was Julia so weit zufriedenstellte, dass sie sich mit einiger Mühe zurück in den Van bugsieren ließ, wo sie den Guide zum wiederholten Male damit nervte, ihn zu fragen, wo denn nun hier die Dinosaurier seien – ein Witz, den dieser sicher noch nie zu hören bekommen hat. Ohnehin beschwert sich Julia ständig über alles, und ich bin supertapfer (aber wehe, man verlangt von ihm in Deutschland auf einen nicht perfeten Lattenrost zu schlafen oder zehn Meter zu Fuß zu gehen- das geht gar nicht 😉 [Kommentar Julia]
Ohnehin ist in der Mongolei vieles anders! So ist bis hierher in die Steppe die Info über die Existenz von Matratzen oder Toiletten nicht vorgedrungen – aber wir haben uns jetzt echt fast dran gewöhnt. Nur, als ich heute vorschlug, noch eine weitere Woche in der Wildnis zu verbringen, kam es fast zum Aufstand. Wir konnten uns zunächst auf zwei Tage Ulan Baator einigen (kommt eben immer darauf an, wie man Wildnis definiert;-)

Gen Abend haben wir dann wieder ein Gercamp einer Familie aufgesucht und uns mehr oder weniger (je nachdem wen man fragt) häuslich eingerichtet.

IMG_20140821_134335Beim Dinner haben wir dann mit unserem Guide Otkor, der einen Bruder hat, der in Nürnberg lebt, über die Vorzüge der Civilisation im Allgemeinen, und Deutschlands im Besonderen gesprochen. Dabei führte Otkor uns wiedereinmal vor Augen, wie gut es uns geht, als er uns aus seiner mongolischen Sichtweise von seinen Besuchen in Deutschland, dem Land der Nörgler, erzählte und dabei über fast alles ins Schwärmen geriet. Besonders Schwimmbäder und, da kann ich ihn voll und ganz verstehen, Hot tubs haben es ihm angetan. Einfach so ins Wasser springen zu können, wenn man das will, ist halt ein Luxus, den man erst richtig zu schätzen weiß, wenn man die Wüste besucht hat. Er der hier aufgewachsen ist, ist ganz fasziniert von uns Deutschen, unserer Pünktlichkeit, unserer Arbeitsmoral und unsern – na was denkt ihr? Klar, Straßen!
Während dieses Gesprächs kam übrigens die mir völlig unbekannte Tatsache zu Tage, dass Koreaner in ihrer Sprache ein deutsches Wort entlehnt haben (aufgenommen). Dabei handelt es sich nicht um Blitzkrieg, damit hatten die Koreaner ja auch wenig zu tun, sondern um das schöne Wort „Arbeit“. So nennen die Koreaner nämlich einen Halbtagsjob ohne notwendige Ausbildung, was recht viel über die koreanische Meinung über unsere „Arbeits“moral aussagt. Da die Koreaner aber wie wir Deutschen als Complaining people bekannt sind, muss man auf diesen Umstand nicht viel geben. Übrigens haben wir festgestellt, dass nicht Ha Tong sondern Julia die Koreanerin unserer kleinen Reise-Gruppe ist, da sie sich über viel mehr beschwert als unsere richtige Koreanerin. Diesen Umstand hat sie übrigens selbst so festgestellt und sich damit insbesondere bei Ha Tong sehr beliebt gemacht. Natürlich war das nur ein Scherz, den unsere Mitreisenden auch als solchen verstanden, so dass keine spontane Hetzjagd mit anschließender Steinigung nötig war, um die Situation zu bereinigen.
Die Situation bereinigen wollte ich übrigens heute nacht auch, als ich nochmals 15 Minuten Spaziergang in völliger und ich meine damit wirklich völliger Dunkelheit unternahm, um mein Toilettenpapier zu verbrennen.

IMG_20140821_112009Ich Trottel hatte nämlich beim ersten Toilettengang (und hier hat das wirklich mit gehen zu tun, da das hiesige Toilettenhäuschen so stinkt, dass man lieber die nächsten Freiluftmöglichkeiten (Hügel in 10 Minuten Entfernung) aufsucht) das Feuerzeug vergessen. Der Boden war zu hart um ein Loch zu graben und um Feuer auf Indianerart zu machen fehlte mir ebenso die Zeit, wie das Equipment und auch die Kenntnis, so dass ich eben versuchte mir die Richtung zu merken und zurückkam, um alles zu bereinigen. Doch der gemeine Mongoleitourist und dazu gehöre ich nunmal, findet sich in der dunklen Steppe nicht so gut zurecht, so dass ich mich ziemlich verlaufen habe. Zu meiner Rettung muss ich aber feststellen, dass ich erst aufgegeben habe zu suchen, als ich von Augen beobachtet wurde, die von meiner kleinen Taschenlampe angestrahlt sogleich verschwanden. Ob Wolf oder wilder Wüstenhund, das war genug für mein ökologisches Gewissen und ich machte mich unverrichteter Dinge auf den Rückweg. Leichte Bedenken im Hinterkopf, ob eine so weite Wanderung für einen Toilettengang mitten in der Nacht wirklich sinnvoll war, beschleunigte ich meine Schritte in die Richtung, in welcher ich das Lager vermutete und stieß dabei auf einen grusseligen Platz, über dessen Zweck ich nur Vermutungen anstellen kann, welche von satanistischen Messen über Tierfriedhof bis hin zu ordentlich aufbewahrten Küchenabfällen reichen.

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So weiter motiviert ging ich noch ein wenig schneller und fand als bald das sprichwörtliche Licht, hier nicht im Tunnel sondern eben in der Steppe, das mich nach Hause führte. Sogleich musste ich mein eben überstandenes Abenteuer erzählen, was dazu führte, dass Julia mich nun wohl wecken wird, wenn sie Nachts mal kurz das Pferd suchen geht. (Mongolische Redewendung für den Toilettengang in der Steppe)
Nun das ist mir auch lieber, da ich euch allen ja versprochen habe unsere Prinzessin wieder gesund zurückzubringen, und gesund heißt, da bin ich ziemlich sicher, nicht von einem Hund/Wolf gefressen zu werden!

Mongolia – Gobi: Erster richtiger Wüstentag

Bin soeben durch äußerst seltsame Geräusche aus dem mittäglichen Wüstenschlaf aufgeschreckt. Nach kurzer Orientierungslosigkeit war aber klar: Es sind nur die Kamelbabys, die nach ihren Müttern (=Milchquelle) rufen. Wirklich herzzerreissend! Man muss sich aber trotzdem keine Sorgen machen – sobald die Kamele von ihren Ausritten zurück sind, werden sie sofort zu den Kleinen gebracht, um sie zu säugen.

IMG_20140819_135810A propos Kamelausritt:

Auch wir hatten einen solchen heute morgen auf dem Programm stehen. In unserer kleinen Vierergruppe – plus 4 Kamele, versteht sich – brachen wir vom Jurtenlager über die Steppe um einen kleinen Schlammfluss herum in Richtung Dünen auf. Wie es ist, auf einem Kamel zu reiten? –  Mmmh – äh- interessant! Nein, also, anfangs war es gar nicht mein Ding, und der Rücken tat weh, aber wenn man die richtige Position auf diesen zugegebenermaßen ziemlich stinkigen (aber kein Problem, wir müffeln ja nach 5 Tagen ohne Dusche alle;-) Tieren gefunden hat (Position=wie ein nasser Sandsack im Sattel hängen), ist es eigentlich sehr lustig und man fühlt sich in dieser Höhe auf den zweihöckrigen Wüstenschiffen über alles erhaben. Für Menschen mit motion sickness ist das aber nicht unbedingt empfehlenswert.

IMG_20140820_051825Bis man wieder absteigt, was übrigens eine heikle Angelegenheit ist: Der Hintern tut richtig weh vom langen Scheuern auf diesem Sattel…  Ist aber nur eine kleine Unannehmlichkeit neben all den anderen fehlenden Luxusgütern: Dusche, WC, Schlaf;-)

Der Ausflug auf den kamelrücken hat sich aber in jedem Fall gelohnt, die Dünen sind atemberaubend schön und wirken beinahe unberührt. Barfuß steigen wir alle hinauf und genossen von da aus den Blick auf die umliegenden Hügel und das Gefühl von Sand auf unserer Haut. Lusitg war, dass wieder mal die großen Unterschiede zwischen us und und unseren reiseerprobten Weggefährten zu Tage traten: „They are running, not walking!“ sagten wir, wohingegen die beiden meinten: „Why are you so slow? Are you injured?“ Frei übersetzt heißt das so viel wie: Zwei deutsche Touris sind einfach noch zu ungeübt und zu fett, um mit den Leichtgewichten mithalten zu können.

IMG_20140820_052429 IMG_20140820_052434_1 Dafür sind wir aber romantischer, was vielleicht auch daran liegt, das wir das einzige Pärchen auf der Tour sind, welche sich nicht gerade als der klassische romantische Liebesurlaub entpuppt;-) Trotzdem hat Stephan für mich ein großes Herz in den Sand gezaubert (nein, nciht was ihr denkt;-)

IMG_20140820_052413Mal sehen, wie es heute abend wird – gegen 18 Uhr fahren wir zur höchsten Düne der Gobi-Wüste, um von da aus den Sonnenuntergang zu genießen. Also dann, wenn Stephan und ich es auch on time schaffen;-) Drückt uns die Daumen, dass wir den Gipfel erreichen werden.

TAG 4 in der Mongolei – „Today just bumpy roads!“

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So, am 4. Tag im Land Dschinghis Khans – und auf den sind die Leute hier auch heute noch sehr stolz – ging es im Süden der Wüste Gobi für uns weiter in Richtung Sanddunes.

Weitergehen meint hier das Befahren von „Straßen“, die man in Europa zurecht nicht mal als schlimme Feldwege im Wald bezeichnen würde. Unser Guide Otgor nennt die Wege, die als solche oft nicht mal zu erkennen oder gar existent sind, trotzdem Straßen, und warnt uns – mit einem Lächeln- vor „today, only seven hours of bumpy roads!“ Übersetzt heißt das so viel wie: Haltet euch fest ( von Gurten hat hier nämlich auch noch nie jemand gehört);-) Also lassen wir uns mal so richtig durchschütteln… Und der gemeine Mongole hält, was er verspricht, was zugegebenermaßen für unser aller Rücken doch eine herausforderung war ( interessant; Julia ist aber trotzdem nicht schlecht geworden!)

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Wenn man sich stets festhalten muss, ist Schlafen allerdings auch keine valide Option, was dem offenen Geist jedoch Zeit zum Schweifen lässt. Und dabei, oder einfach auch,, weil das Gehirm mal wieder so richtig durchgeschüttelt wurde, sind mir folgende circa 10 Dinge aufgefallen, die die Mongolei für mich ausmachen:

1. In der Mongolei haben nur Hunde Namen. Frag also nicht nach dem Namen eines Nutztieres, da dich der gemeine Mongole dann erst unverständig anschaut und dann später herzhaft über dich lacht.

2. Das Hauptfortbewegungsmittel in der Mongolei sind nicht mehr Pferde, sondern russische Mininvans und Motorräder auch russischer Bauart, aufgemotzt mit Teppichen. Man reitet aber auch weiterhin fleißig auf allem, was 4 Beine hat.

3. Die Landschaft in der Mongolei wechselt während der Fahrt genau so schnell wie das Wetter – hinter jeder Ecke kann beides sich komplett verändern.

4. In der ganzen Mongolei gibt es außerhalb UB höchstens 14 Toiletten für 1,5 Millionen menschen ( auf einer Fläche, die etwa drei Mal so groß ist wie die Bundesrepublik) Deshalb macht jeder einfach da, wo er ein Plätzchen findet.

5. Von allen Hinterlassenschaften, die man hier finden kann, und dass sind wirklich viele außergewöhnlichster Art und Größe (von klein nach groß geordnet: Pikas, Goats, sheep, horses, camels…) ist nur eine zur Gänze unnütz und muffelt am stärksten – wie sollte es anders sein – die des Menschen.

6. Es gibt circa 3 Millionen Mongolen, wovon ungefähr 1,6 Millionen in UB (so nennen die wirklich „coolen“ Backpacker Ulan Baatar) wohnen, was dazu führt, dass dieses Land fast zur Gänze leer zu sein scheint. Das gilt übrigens auch für Touristen, die einem auf der countryside nur sehr selten begegnen.

7. Die Mongolen sind zwar nicht die freundlichsten Menschen, aber dafür die gelassensten, die oft mit entblößtem Bauch in einer Toilettenhockstellung herumsitzen, die Europäern sportliche Schwierigkeiten bereiten würde, und einfach mal nichts tun. Nichtstun ist hier wirklich beliebt, was wahrscheinlich auch an den fehlenden Möglichkeiten liegt. Natürlich arbeiten die Leute auf dem land sehr hart, aber ihr wisst schon, was ich meine.

8. Die mongolische Wüste verfügt nur über eine geringe Anzahl von Dünen, die adäquat in die Landschaft eingepasst zwar schön und sehenswert, aber nicht unbedingt beeindruckend sind. Aber das wird die globale Erwärmung, die unser niederländischer Begleiter übrigens für eine große, verschwörerische Lüge hält, um die Massen ruhig zu halten, wahrscheinlich noch richten.

9. Am sehenswertesten in der Mongolei ist Julia, aber das ist nicht wirklich länderspezifisch.

10. Jedes Ger (Jurte) verfügt heutzutage übrigens oft dank deutscher Technologie über ein Solarpaneel und somit über Strom, was dazu geführt hat, dass selbst i der tiefsten Steppe nun stets der Fernseher läuft und sich des Nachts die Geräusche schlecht nachvertonter chinesischer Soaps mit denen der Tiere und des Windes vermengen. Es lebe die Technik!

11. Bereist man die noch nicht wirklich touristisch erschlossene Mongolei, sollte man stets gut vorbereitete, campingerfahrene und sehr nette Mitreisende finden, die die Tour philosophisch bereichern und sich so wenig „korean“ wie möglich verhalten (Privatscherz)

12. Fermentierte Pferdemilch ist wesentlich ekliger als fermentierte Kamelmilch, was man nicht glauben würde, wenn man die Hinterteile beider Tiere und deren Geruch miteinander vergleicht. Die Milch heißt hier auf jeden Fall „Airak“, haben in etwa5 % Alkohol(je nachdem, wie lange es schon gegammelt hat) und wird von morgens bis abends von ganz jung bis ganz alt getrunken. Auf den Geschmack ist dies, so glaube ich mit meinem europäischen Gaumen sagen zu können, nicht zurückzuführen.

13. Die melancholische Musik von Eddie Vedder (Pearl Jam) passt perfekt zur abendlichen Stimmung in der Wüste und zum Geschrei der Kamele.

14. Trinkt nichts, was aus Milch gemacht wird, ohne vorher nachzuschlagen, was das Wort „brucellosis“ bedeutet!;-)

Mongolia – Das Land der Wünsche

So, ihr Lieben, jetzt bin ich mal dran mit Schreiben! In diesem Land bekommt man wirklich viele Gelegenheiten, sich etwas zu wünschen:
Gestern nacht dürften wir den besten Sternenhimmel bestaunen, den ich je zu Gesicht bekommen habe: Alles richtig klar, die Sternbilder deutlich sichtbar, die Milchstraße im Blick und abertausende von Sternschnuppen! Einfach der Hammer! Und ihr wisst ja: Zu jeder Sternschnuppe gehört ein Herzenswunsch – und die haben wir uns natürlich auch nicht nehmen lassen…IMG_20140819_105305
Aber auch sonst haben die Mongolen überall im Land genug Gelegenheit, um Wünsche loszuschicken: So ist es Brauch, Steine auf große aufgeschichtete Steinpyramiden zu werfen und dann im Uhrzeigersinn drei Mal darum herumzugehen. Natürlich habe ich das schon mehrmals gemacht – iht kennt ja mein abergläubisches Wesen – und ich hoffe wirklich, das etwas dran ist an dieser Tradition.

IMG_20140818_105302Zuletzt konnten wir einen derartigen Steinhaufen heute übrigens in dem Nationalpark sehen, den wir am späten Nachmittag nach einer sehr anregenden Busfahrt mit Diskussionen über Gott und die Welt, Vorurteile der anderen Nationen gegenüber den Deutschen und tiefsinnigen Betrachtung der „Marktsituation der ÜBER30-Jährigen“ besuchten.
Nur ein kleiner Exkurs zum Nationalpark: Überwältigende Natur und -was noch besser ist- hunderte sehr aktiver und poussierlicher kleiner Tiere, die Pika genannt werden und unseren Feldmäusen gar nicht unähnlich sind…

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IMG_20140818_110846Aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Wünsche…
Viele Wünsche, die man an einen Traumurlaub stellt, werden hier erfüllt: Atemberaubende Landschaften, vielfältiges Tierreich, aber kaum Insekten, ein angenehmes Klima, Stille und Ruhe, kaum Touristen, exotisches Essen, romantische Sonnenuntergänge…
Leider, leider – und ich muss es wohl so sagen – bleibt die Mongolei ein Traumland vor allem für Hartgesottene. Viele meiner ganz persönlichen Wünsche bleiben unerfüllt: Toiletten gibt es so gut wie gar keine, und wenn, sind sie eine Zumutung für Augen und Ohren. Von Duschen brauchen wir gar nicht sprechen, In den Gers -also den Jurten – ist es zwar gemütlich, allerdings gibt es hier keine Matratzen, sondern Betten, die lediglich mit Holzbrettern ausgestattet sind, was mich um zwei sehr wichtige Wünsche bringt: Angenehmen, geruhsamen Schlaf und rückenschmerzenfreie Tage und Nächte.
Dazu kommen noch einige Kleinigkeiten, die einen durchaus verzweifeln lassen können – etwa die Straßenlage oder auch die Tatsache, dass in der Hauptstadt mit über 1,5 Millionen Menschen kaum jemand Englisch spricht bzw. überhaupt mit uns sprechen will… Die Mongolen sind leider auch nicht so freundlich, wie immer behauptet wird: Spricht man die Großstädter auf der Straße an, drehen sie sich weg oder schütteln nur ängstlich und verzweifelt den Kopf, und in der Steppe, wo die Gastfreundschaf zumindest früher groß geschrieben wurde, serviert man uns – eventuell – einen schnellen Milchtee, und dann werden wir zu den Jurten gebracht bzw. abgeschoben.

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Bitte versteht mich nicht falsch – hier ist es wirklich schön, aber man muss einiges in Kauf nehmen, um eben unberührte Landschaften und Stille genießen zu können – und dazu gehören eben auch einige Annehmlichkeiten der Zivilisation, ohne die ich für eine Woche zwar schon mal auskomme, die ich aber auf keinen Fall länger missen möchte… Ich hoffe, Stephan sieht das genau so, und wir können dann nach einigen Tagen Ulaan Baator weiter nach China, das uns sicher wieder einoge andere Überraschungen präsentieren wird…

PS: Das hört sich ja jetzt doch negativer an, als ich wollte – aber so ist das halt um halb drei morgens, wenn alle Welt schläft, es kein elektrisches Licht gibt und man außerdem schon seit Stunden nicht schlafen kann, weil die verdammte Matratze ein Holzbrett ist! So;-)