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Umbrella Revolution – „You can´t kill us all“?

Bereits während unseres Aufenthaltes in China bekamen wir – wenn auch nur am Rande und durch Familie und Freunde in Europa (in den chinesischen Medien wurde natürlich nicht darüber berichtet) – mit, dass in HongKong aufgrund einer „Änderung der Wahlgesetze“ Studenten demonstrieren würden. Natürlich sicherten wir im Vorfeld zu, dass wir uns aus diesen Protesten heraushalten und ganz einfach nicht betroffene Teile der Stadt aufsuchen würden. Und so war auch tatsächlich unser Plan – bis wir dann Freitag abend unser kleines Winzzimmer im Arbeiterstadtteil Monkok bezogen hatten und nochmal für einen kleinen Spaziergang durch die Nachtmärkte aufbrechen wollten: Kaum vor die Türe getreten, waren wir jedoch dann schon mittendrin in einer riesigen Menge junger, dunkelgekleideter Menschen, die Banner und Schilder trugen und konzentriert und ernst den Ansagen eines Aktivisten aus dem Megaphon lauschten.

Auch Polizeieinstzkräfte waren präsent – wobei für uns die Situation in diesem Moment sehr friedlich schien. Zwei Studenten erklärten uns dann auch in gebrochenem Englisch, dass man peacefully für Demokratie in Hongkong kämpfen wolle und es deshalb nicht zulassen würde, dass es zu offenen Konflikten kommt. Wir verstanden auch bald darauf, was die beiden gemeint hatten: Anscheinend waren in der Menge (von der Regierung?) gedungene Mafia-Schergen unterwegs, um die Demonstranten zu reizen und zu blutigen Schlägereien zu animieren. So hätte ein drastisches Eingreifen der Polizei begründet werden können. Doch die Demonstranten schienen sich nicht beirren zu lassen: Wir wurden Zeuge einer handgreiflichen Auseinandersetzung, im Zuge deren die Studenten um uns immer lauter an die Polizisten appellierten und skandierten: „Va-yan, Va-yan!“,

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was so viel bedeutet wie : „Nehmt ihn fest!“, also die Aufforderung an die Staatsgewalt, den gewaltbereiten Mann zu entfernen und somit die Ruhe und den Frieden zu wahren. Und tatsächlich wurde der Mann dann – gefilmt von einer Million Handykameras und zwei oder drei Handkameras von CNN – abgeführt.

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Überhaupt steht auch diese „Umbrella Revolution“ – die ihren Namen übrigens deshalb trägt, weil man sich ganz zu Anfang mit Regenschirmen gegen die Tränengasattacken der Obrigkeit schützte – ganz im Zeichen der neuen Medien: Überall waren Handys und Tablets auf das Geschehen gerichtet, um Fotos zu machen und zu filmen, und wir sahen auch viele Frauen und Männer, die über Twitter und Facebook den Stand der Dinge weitergaben oder Fotos und Videos teilten.

Die Studenten hatten auch zahlreiche Zugangsstraßen mit Straßenblockaden versehen, so dass es für den Verkehr überhaupt kein Vorankommen mehr gab, was wiederum zu einigen hitzigen Streitgesprächen mit ansässigen Geschäftsleuten und Busfahrern führte.

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An einer deser Straßensperren trafen wir dann auch – extremer Zufall in dieser riesigen Stadt, in diesem Gewühl – den Schweizer Journalisten wieder, dem wir zuvor schon in HongKong am Bahnhof begegnet waren. Auch er verfolgte die Geschehnisse sehr gespannt.

Am nächsten Tag stolperten wir dann auf HongKong Island über den Kern der Umbrella Revolution: Hier – im Finanzzentrum der Stadt, direkt vor den Regierungsgebäuden – haben die Studenten sich niedergelassen, Zelte aufgebaut, und sogar die dringend nötigen infrastrukturellen Vorkehrungen für ein langes Ausharren ( Essen, Getränke, Erste Hilfe-Zelte) getroffen.

Tausende von Menschen bezeugen ihre Unterstützung durch schwarze T-Shirts, Regenschirme und gelbe Schleifen, und überall hängen Plakate, Banner und Schilder, die die wichtigsten Forderungen der Demonstranten, aber auch die zahllosen Solidaritätsbekundungen von Menschen aus aller Welt bezeugen.

Wir gehen durch die Menschenmenge, unterhalten uns mit mehreren Studenten über die Situation und bekunden auch unsere Unterstützung – natürlich mit gelben Schleifchen, einem Post it an der Wall of Memory und durch die Teilnahme an einem Fotoprojekt, das die Demonstranten und ihre Forderungen unterstützen soll.

IMG_3734Link der Aktion: 852 unnamed documentary (https://www.facebook.com/852unnamed)

Die Einschätzung der Geschehnisse und der zu erwartenden Ergebnisse der Proteste fällt insgesamt schwer: Es ist überhaupt nicht abzusehen, wie und in welcher Form  die Regierung auf die Demonstranten und ihre Forderung reagieren wird, und natürlich denkt man immer wieder an die blutige Niederschalgung des Studentenprotestes am TiananMen-Platz in Peking 1989.

Allerdings: Das hier ist nicht Peking, und wir schreiben das Jahr 2014. Da in Hongkong Pressefreiheit herrscht, sind Film- und Kamerateams der internationalen Fernsehsender vor Ort und berichten live über die Geschehnisse. Die ganze Welt – außer Mainland-China, hier werden alle Berichte über HongKong derzeit geblockt – schaut auf die Studentendemos und verfolgt das Geschehen mit wachem Interesse.

Insofern wird die chinesische Regierung sehr vorsichtig vorgehen müssen, unabhängig davon, in welche Richtung die Aktionen verlaufen werden. Und auch die Tatsache, dass alle vernetzt sind und Ereignisse sofort und unverzögert im Internet landen, spielt den Demonstranten in die Hände – jegliche gewaltvolle oder wie auch immer geartete suppressive Handlung würde sofort im Netz landen und durch zahlreiche Aufnahmen bestätigt werden und somit Zeugnis ablegen vom Vorgehen der Obrigkeit.

Nichtsdestotrotz:  Wir vermuten, dass es am Ende keinen Schritt in Richtung Demkratie geben wird. Die momentane Taktik der Regierung scheint darauf hinzudeuten, die „Situation auszusitzen“, also die Studenten demonstrieren zu lassen, ohne zu reagieren oder auf irgendwelcche Forderungen einzugehen, bis die Bewegung in sich zusammenfällt und jeder irgendwann wieder zur Tagesordnung übergeht. Für Montag Morgen wurde nun ein Ultimatum gestellt, dass die Regierungsgebäude in Central Hong Kong geräumt werden müssten, sonst würden “ alle zur Wiederherstellung des sozialen Gleichgewichts  nötigen Schritte unternommen“ werden. Wir sind gespannt und hoffen, dass es den Studenten gelingen wird, diesen Sieg für die Demokratie zu erringen – und diese Hoffnung bleibt bestehen, trotz der realistischen Einschätzung, dass sich China gar nicht erlauben kann, hier die Zügel zu lockern, ohne auch Auswirkungen auf Mainland China befürchten zu müssen.

Prolog: Inzwischen (an unserem Abreisemorgen) haben die Studenten klugerweise dem Ultimatum gemäß die Regierungsgebäude freigegeben, um den friedlichen Protest weiter friedlich fortsetzen zu können. Allerdings hat Mainland China schon signallisiert, dass man hier nicht weichen wird. Man wrd in den nächsten Tagen bzw. Wochen sehen, wie sich die Situatuíon entwickelt…Es bleibt zu hoffen, dass sich die Botschaften, welche die Demonstranten auf etlichen Bannern und Plakaten verbreitet haben, in den Köpfen halten und sich irgendwann einmal tatsächlich auch hier umsetzen lassen. Es könnte sein, dass Hongkong somit ein Einfallstor für die Demokratie in China wird… Noch scheint es aber nicht so weit.

 

HONGKONG- Die g/st – eilste Stadt der Welt

Nach längerer Sendepause melden wir uns jetzt endlich wieder zurück – aber wir haben die Tage hier in HongKong so intensiv und extrem genutzt, dass wir abends einfach immer viiiiel zu müde waren, einen Blogeintrag zu schreiben, geschweige denn, auch noch Fotos auszuwählen und hochzuladen…

Aber diese Faulheit hat nun ein Ende, und hier kommt nun der – wie wir von fleißigen und gespannten Mitlesern wissen – heißersehnte Bericht über Hong Kong. Übrigens eine Traumstadt, die ideale Asien-Einsteiger-Stadt eigentlich – eine supersaubere Großagglomeration, jeder spricht Englisch, und man kann Kultur und Natur genießen, ohne sich um die Toiletten- und Krankenversorgung Sorgen machen zu müssen;-)

Am Samstag starteten wir unsere Tour in diese momentan in den Medien sehr präsente Metropole (über unsere politischen Eindrücke und Erfahrungen werden wir noch einen eigenen Artikel schreiben, deshalb bleibt das Thema hier weitestgehend außen vor).

Da wir natürlich nicht auf HongKong Island selbst genächtigt haben (ist klar, ne?) machten wir uns morgens von Kowloon aus auf, um per Fähre auf die wirklich interessante Seite HongKongs überzusetzen.

Und das ist ein tolles Erlebnis – für umgerechnet etwa 28 Cent steigt man am Pier ein und fährt dann direkt auf die futuristische Skyline auf der anderen Meeresarmseite zu – ein erster Eindruck, den man nicht so schnell vergisst.

IMG_20141004_103511 IMG_20141004_103553Drüben angekommen, mussten wir allerdings vor der geplanten Sightseeing tour noch etwas Wichtiges erledigen – leider habe ich mir irgendeine Infektion auf der Haut am Oberkörper eingefangen, und deshalb suchten wir den ersten Oxford-zertifizierten und sündteuren Dermatologen auf,

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dessen Praxis wir über den Weg liefen. Nach kurzer Wartezeit und schneller und (bisher) sehr zufriedenstellender Behandlung konnten wir dann nach etwa einer Stunde auch schon weiter, diesmal bergauf Richtung Victoria Peak, dem höchsten Hügel über Hong Kong. Hatten wir erwähnt, dass es in dieser Stadt ganz schön steil zugeht? Die Hauptviertel HongKongs liegen nämlich, da das Stadtzentrum sich selbst auf einer hügeligen Insel befindet, direkt am Hang und können entweder zu Fuß ( was wir natürlich wieder gemacht haben) oder per Rolltreppen ( und ich spreche von zahllosen, allerdings nur nach oben führenden Rolltreppen) erreicht werden.

Ganz auf die Spitze haben wir es dann allerdings nicht zu Fuß gewagt – nach den Erfahrungen der letzten Woche sind wir da jetzt vorsichtiger – sondern nahmen die Tram, die von der Mittelstation aus ganz zum Gipfel und zum Top-Aussichtspunkt der Stadt führt.

Diese Tram ist aus mehreren Gründen sehr interessant: Erstens geht die Fahrt wirklich steil, teilweise fast senkrecht nach oben – was vor allem mir ein echt mulmiges Gefühl verursachte – zweitens ist die Tram zwar eine historische Fortbewegungsmöglichkeit, die bereits die Briten in Hongkong eingeführt haben, ganz früher ließen die „Weißen“ sich jedoch noch bequemer nach oben transportieren: Vor etwa 100 Jahren standen bequeme Stühle am Fuß des Hanges zur Verfügung, und dann wurden reiche Kolonialisten von den bedauernswerten Einheimischen nach oben getragen…

IMG_20141004_154148Wie dem auch sei, und auf welchem Weg auch immer man oben auf dem Victoria´s Peak anlangt: Die Aussicht rechtfertigt (fast) jedes Mittel;-) Wir machten natürlich wieder 1 Million Fotos

und stellten wieder einmal fest, dass man einfach keine chinesischen Mitmenschen bitten darf, Fotos von uns als Paar zu machen – aufgrund der gegebenen Winkelverhältnisse, die in direkter Korrellation mit der Körpergröße stehen (Übersetzung: weil Chinesen so klein sind;-) schaffen sie es einfach immer, unsere Köpfe oben abzuschneiden, seufz…

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Nachdem wir die Aussicht genossen und uns per Audioguide alle wichtigen Infos geholt hatten, vertrieben uns die Regenwolken von der Plattform und wir entschieden uns, im direkt darunter gelegenen Bubba Gumps Shrimp Restaurant eine feudale Mittagsmalhlzeit einzunehmen. Shrimps in allen Formen und Facetten – lecker, aber leider teuer, weshalb gleich klar war, dass das Abendessen würde ausfallen müssen.

Aber das war es wert – nicht nur die Shrimpsgerichte waren superlecker, sondern der ganze Laden steht unter dem Motto „Forrest Gump“ – jetzt wisst ihr auch, warum euch Bubba Gump so bekannt vorkam;-) – und macht diesem Motto wirklich alle Ehre!

IMG_3571Da wir den Aufstieg schon nicht zu Fuß erledigt hatten, wollten wir es uns nun zumindest nicht nehmen lassen, selbst hinunterzusteigen -sehr spaßig, aber eben auch ziemlich steil.

Die entgegenkommenden Jogger hatten auf jeden Fall unser vollstes Mitgefühl verdient! An zahllosen Bars und Restaurants vorbei gelangten wir dann gegen Nachmittag ins Finanzzentrum HongKongs, wo momentan die Protestanten der „Umbrella Revolution“ die Oberhand und alles mit ihrem friedlichen Protest stillgelegt haben.

Nachdem wir hier einige Stunden verbrachten, mit vielen Aktivisten redeten und unsere moralische Unterstützung zusicherten, bestiegen wir – etwas bedrückt ob der wohl anstehenden Ereignisse und der weiteren Entwicklungen, die diese Proteste nehmen könnten, die Fähre zurück auf die andere Seite. (Wir berichten).

IMG_3787 IMG_3788Hier wurden wir Zeuge einer Lichtshow, die sich Magic Symphony of Lights nennt – die ganz nett anzusehen, aber nicht wirklich magisch war.

IMG_3776 IMG_3794Danach fielen wir – nach etwa wieder einmal 15km -Gesamtmarsch – schlagkaputt ins Bett.

Am nächsten Morgen – nachdem wir mal wieder Hostels gewechselt hatten – packten wir alles Nötige in unseren kleinen Rucksack und machten uns auf den Weg zum Fährhafen, um den vierten Teilbereich des „magischen Reisequadrats “ (Kultur, Kommerz, Politik, Strand) abzuhaken – wir fuhren mit einer Fähre zur nahegelegenen Insel Cheung Chao, einer sehr kleinen und quirligen Dschungelinsel, auf der es wunderschöne Strände geben sollte.

Und genau so war es auch: kaum um zwei Ecken gebogen und eine Straße entlangspaziert, und schon standen wir an einem schönen Beach, den wir trotz der angekündigten „Menschenmassen“ fast ganz für uns hatten. Herrlich!

Auch das Wasser war angenehm warm und kaum verschmutzt, das haben wir an einigen Stränden am Mittelmeer schon ganz anders erlebt… Stephan genoss auch die Sonne im knappen Badehöschen, nur ich musste leider ob der Hautirritationen „verschleiert“ am Strand bleiben, was aber nicht hieß, dass ich die entspannenden Stunden im Sand weniger genossen habe, trotz Haiwarnung…

IMG_20141005_134154 IMG_20141005_134233_1 IMG_20141005_164210Auf dem Rückweg zum Fährhafen wählten wir eine andere Route, die uns durch den Dschungel über einen kleinen gemauerten Rundweg ( hier „Mini Great Wall“ genannt) nochmals zu einigen tollen Aussichtspunkten brachte, bevor wir wieder in der Zivilisation landeten.

Die hat aber auch ihre Vorteile, so haben wir heute für wenig Geld absolut deliziöses Seafood direkt am Meer genossen und uns ein letztes Mal chinesischen Tee und Gewürze schmecken lassen – ein wahrhaft krönender Abschluss unseres China-Abenteuers!

Und so beendeten wir unseren letzten Tag in China bei einem ausgezeichneten chinesischen Essen vor einer traumhaften Kulisse:

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Guangzhou – Der Hotpot Chinas

Zu Kanton, im Volksmund Guangzhou genannt, einer 6-Millionen-Stadt ganz im Süden Chinas, kann man vieles sagen. Leider wissen wir nicht, was, da die entsprechenden Seiten aus unserem Reiseführer herausgerissen waren;-)
So mussten wir Guangzhou ganz alleine, sozusagen auf eigene Faust erkunden. Wir starteten natürlich mit dem Canton Tower, dem einstmals höchsten Gebäude der Welt – jetzt ist es nur noch Nummer 3, und deshalb haben wir uns gar nicht die Mühe gemacht ( und nicht den überteuerten Eintritt bezahlt) hinaufzusteigen, sondern haben den Anblick von unten genossen.

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IMG_20141003_105128Nachdem wir dann in brütender Hitze die nahegelegene Brücke überquert hatten ( etwa 33Grad Celsisus, Luftfeuchtigkeit 90 %), kämpften wir uns – natürlich auch zu Fuß – zum Opernhaus durch und erreichten so das Gebiet, das die Stadtplaner auf Werbeschildern als das „Neue Guangzhou“ feiern. Und dieses zeigt sich wirklich von einer sehr schönen, aber ausschließlich stinkreichen Seite: Hier kann sich der Normalo-Chinese nichts außer der frischen Luft (wegen des Smogs aber eigentlich auch die nicht) leisten.

Für Touristen durchaus sehenswert bleibt die schönste Ecke Guangzhous – die Kombination aus architektonischen Meisterbauwerkenn, Hochhäusern und einem wieder einmal wunderschön angelegten Park – wie so oft den Reichen vorbehalten. Da wir zwar nicht recih, aber langnasig genug sind, dass uns die Chiensen für reich halten, kommen wir überall rein und dürften mal wieder in einem unglaublich chicen PizzaHut ( sehr stylish in der monstermodernen Oper gelegen) speisen.

Für viel reichte es nicht, so dass noch genug Platz in unseren Mägen blieb, um uns spter wieder einmal chinesisch zu verköstigen. Diesmal fanden wir ein nettes chinesisches Lokal in einer Mall, in dem man verschiedene Zutaten wählen und frisch zubereiten lassen konnte. Und wie die Bilder zeigen, trug das Etablissement seinen Namen „Chili Party“ zu Recht;-)

IMG_20141002_180935 IMG_20141002_181856Alles très chic, wir hatten den Eindruck, manchmal etwas zu chic für den Normalbürger.

Das ist natürlich etwas übertrieben, mit dem wahren Leben in dieser Stadt hat das aber eben rein gar nichts zu tun. Das spielt sich in diesem HotPot nämlich sehr bunt und durcheinander ab. So schwimmt in der heißen Brühe, die Guangzhous Luft zu dieser Jahreszeit darstellt, alles Mögliche umher (australische Eiscreme, bayerische Grillrestaurants, chinesische Schneider, europäische Touristen, amerikanische Englischlehrer, Schweizer Aussteiger).

All diesen begegneten wir schon in den ersten beiden Stunden um die East Railway Station herum, wo wir – am Ende mit Erfolg – versuchten, Tickets nach Hong Kong zu ergattern. Insofern sollte man von Guangzhou also nicht von einem „Melting Pot“, sondern von einem „Hot Pot“ sprechen. Die Hauptzutaten: Der knackige Kanton-Tower, superheiße Temperaturen und fleischige Architekturbrocken jeglichen Zuschnitts.
Über das bayerische Restaurant, über das wr zufällig stolperten, hat sich besonders Julia gefreut, die endlich endlich mal wieder einen (leidlich gelungenen) Apfelstrudel essen konnte ( An alles hatten die Chinesen gedacht, selbst Rosinen waren darin, aber: Zitat Julia: „ Jetzt müsste jemand den Chinesen noch sagen, dass man Apfelstrudel normalerweise nicht in Erdbeersauce tränkt und mit Ananas serviert!“ Undankbares Weib! ) Wir haben es zwar versucht, aber die kommunikative Lücke wr überraschenderweise auch in einem bayerischen Lokal leider nicht jodelnd zu überwinden. Dies kommt vielleicht auch daher, dass die Franchise-Kette „Bavarian Grill und Bar“ auf australischem und nicht urbayerischem Mist gewachsen ist. Deshalb gab es hier auch hauptsächlich fränkische Spezialitäten, und der wirkliche Bayer weiß, dass der gemeine Franke nur im Ausland Bayer ist und sonst Franke bleibt ( Zitat Julia: „ Die Elite Bayerns eben!“ )


Insgesamt hat Guangzhou zwar bestimmt viel zu bieten, aber wir hatten erstens nur einen kurzen Tag Zeit, und zweitens hätten wir uns bei den ectremen Temperaturen bzw. Luftfeuchtigkeitsbedingungen am liebsten unter unsere Klimaanlage geklemmt und das Haus nicht verlassen. Wir gingen sogar so weit, uns gegenseitig zuzuraunen, dass wir nun den exzessiven Gebrauch von Klimaanlagen in China verstehen würden, und hüpften von einem Schattenplatz bzw. einer unterirdischen Gehmöglichkeit zur nächsten. Aber. Abends sind die Temperaturen und das Klima sehr angenehm, sommerlich-tropisch warm eben, weshalb wir uns in einem langen Spaziergang entlang der Skyscraper-Aussicht und an Parks und Brunnen vorbei ergingen:

Um zu verdeutlichen, wie drückend das Klima tatsächlich war, sei nur so viel gesagt: Julia akzeptierte kritiklos und ohne über die Ausgaben, die sich auf 10 Yuan beliefen, zu klagen, eine Taxifahrt zur Railwaystation, über die wir heute den Hotpot Guangzhou und damit auch die foodrepublic China verlassen werden, um uns in das Gewühl Hong Kongs – und da ist ja gerade einiges los – zu stürzen.

Best of Dali – Er Hai Lake und The Three Pagodas

Trotz unserer grausamen Muskelkater in den Oberschenkeln (woher kommt der bloß;-) standen wir heute früh bei strahlendem Sonnenschein und wunderschön blauem Himmel hochmotiviert auf, um uns wie geplant ein Doppel-Fahrrad zu mieten und damit durch die Stadt zu gondeln und den nahegelegenen Er Hai-See zu umrunden. Für schlappe 6 Euro für den ganzen strahlenden Tag konnten wir uns auch bald ein hellblaues (!!!) Vehikel mit gestreiftem Sonnendach sichern, und los ging die wilde Fahrt!

Zuerst radelten wir durch die Altstadt, denn schließlich wollten wir ja noch eine Brotzeit für unser Picknick am See besorgen (wenn man mal eine deutsche Bäckerei gefunden hat, darf man sie nie wieder gehen lassen). Bepackt mit Semmeln, Käse und Wasser strampelten wir dann Richtung Osten, bogen aber außerhalb der Stadtmauern falsch ab und landeten auf einem steinigen und äußerst hinternunfreundlichen Feldweg.

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Dementsprechend war ich anfangs ein bisschen motzig und fürchtete bei jedem Schlagloch, die Achse könnte brechen oder ähnliches passieren und unser schönes Fahrrad darob kaputt gehen.Aber was für ein Glück der Umweg über den Feldweg tatsächlich war! So wurde aus unserer Tour zugleich eine richtige Landpartie, denn so fuhren wir an zahlreichen Feldern vorbei, auf denen Einheimische ernteten oder das bereits abgeklaubte Korn auf der Straße trockneten. Ein Superzufall, dass wir so sozusagen in letzter Minute auch noch einen echten Eindruck vom Leben auf dem Land bekamen!

Bald erblickten wir dann auch die ersten Ausläufer des Sees, nämlich Weiler, in denen ganze Wälder im Wasser zu stehen schienen.

Und dann, strahlend in der Sonne, tauchte der große See inmitten der Bergkulisse auf – wieder einmal ein echt schöner Anblick!

Hier gibt es bis auf einige Fahrradfahrer und zwei oder drei Hotels auch keine Touristen, so dass wir uns einfach ein Fleckchen auf der Ufermauer für unser Picknick aussuchen und dort entspannen konnten.

Nach einer guten Stunde am See machten wir uns dann aber doch wieder auf – lag doch noch ein ziemlich langer Weg vor uns, und heute wollten wir uns auf keinen Fall stressen lassen;-) Da es interessanterweise immer bergauf ging, wurde aus unserer geplanten Seeumrundung doch nur ein paar Kilometer am See entlangfahren, dann machten wir uns doch lieber auf den Rückweg. Da wir eine andere Route als auf dem Hinweg wählten, kamen wir in einem kleinen scheinbar sehr wohlhabenden Dorf vorbei, wo die Menschen ihre Häuser wie Tempel gestaltet haben.

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Aber am bemerkenswertesten waren dort die Straßenlaternen: Hier befinden sich riesige Spinnennetze, und in diesen sitzen zahlreiche riesige Spinnen! Brrrr!

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Da wir am Horizont die drei berühmten Pagoden Dalis erblickten, entschieden wir spontan, auch dort vorbeizufahren. Da es aber ziemlich bergauf ging und wir bald beim Radeln stöhnten, kam Stephan auf eine brilliante Idee: Er stellte sich hinter unser Fahrradgespann und schob an, während ich vorne die Füße in den Lenker klemmte und die Richtung vorgab (Stephans Kommentar: „ Wie immer in unserer Beziehung halt!“) So gelangten wir auch wirklich schnell in höhere Gebiete und erreichten bald die Pagoden, die an exponierter Stelle direkt vor dem nahen Gebirge im Westen liegen.

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Der Rückweg war herrlich: Jetzt konnten wir uns einfach eine lange Prachtstraße hinabrollen lassen und genossen den Fahrtwind um unsere Gesichter und die Tatsache, dass wir so sogar zwei Motorroller überholen konnten;-)

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Dieses Glück währte aber nicht lange, bald mussten wir wieder strampeln. Gott sei Dank war es aber nur noch ein guter Kilometer bis in unser Hostel, wo wir jetzt noch mal einige ruhige Stunden genießen, bevor es zum Bahnhof geht, wo uns der Nachtzug schnell und gemütlich nach Kunming bringen wird. Das einzige, was wir dabei nicht bedacht haben – heute ist ja eigtl. Nationalfeiertag in China, und es gibt Nachts Feuerwerke – aber leider natürlich nicht, wenn man im Zug unterwegs ist… Aber naja, wir werden sicher noch öfter Gelegenheit haben, Feuerwerke zu bewundern, auf dieser langen Reise…

The Tiger Leaping Gorge oder: Die schönste und schrecklichste Wanderung unseres Lebens

Die Tiger Leaping Gorge ist eine berühmte chinesische Schlucht, deren Name von einer Legende inspiriert wurde, derzufolge ein Tiger dem Jäger mit einem beherzten Sprung auf einen Felsen in den reissenden Stromschnellen im Tal entkommen konnte.

Und genau diese Felsen und diese Stromschnellen, die nach Auskunft unseres schirmaufbauenden Hosts nach einer zweistündigen Wanderung zur Mittelebene und einer darauffolgenden dreistündigen Wanderung hinab zum Fluss zu erreichen wären, wollten wir heute anschauen.

Gesgat, getan – nach einem reichhaltigen Früstück ( Pfannkuchen mit Honig! Und das in China! Es leben die Naxis!) machten wir uns an den vermeintlich leichten zweistündigen Abstieg zur Mittelebene. Und dieser Abstieg war wiederum grandios, wenn auch nicht ganz so easy going wie gehofft ( Julia rutschte trotz phänomenal guten Schuhwerks aber wegen ihres fehlenden Gleichgewichtssinnes mehrmals aus und landete auf den Gott sei Dank gut gepolsterten Podex, außerdem managte sie es immer, Richtung Felswand und nicht Richtung Abgrund zu stolpern, was man ihr hoch anrechnen muss).

Wir kamen an Wasserfällen vorbei – ach was, mittendurch – und ließen uns so richtig nass plätschern.

Kein Problem beim wiederum brennenden Sonnenschein. Bei Regen wäre die überhaupt nicht gesicherte Route auch wirklich nicht zu begehen gewesen (Hier fehelen tatsächlich Schilder mit der Aufschrift: Lebensgefahr!- oder ist das jetzt zu deutsch gedacht?)

Wir bewältigten den Abstieg zwar nicht in der vorgegebenen Zeit, aber für uns in einer sehr guten zeit von knapp drei Stunden. Diese drei Stunden erklären sich auch deshalb, weil wir „Ziegen lieben“. Uns begegneten nämlich auf dem Weg wilde Ziegen, die keinerlei Anstalten machten, den Pfad zu räumen, um uns Touristen eine sichere Passage zu ermöglichen.

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Wir blieben deshalb nur allzugerne stehen, um die Ziegen ausgiebigst zu bewundern und zu streicheln. Besonders die Ziegenbabys hatten es Julia angetan. Als wir die für unsere Wanderung motivierend wirkenden Ziegen endlich hinter uns gealssen hatten, stellte Julia in einem Anflug von Tierliebe fest, dass der Weg normalerweise in zwei Stunden zu bewältigen sei, dass es aber länger dauert, wenn man Ziegen liebt, was durchaus zweideutig zu verstehen ist;-)

Von Lachkrämpfen geplagt, erreichten wir schließlich glücklich und etwas hungrig, teilweise etwas erschöpft die Mittelebene, wo wir eigentlich ein kleines Mittagessen einnehmen wollten. Da jedoch der letzte Bus zurück in die Stadt – so sagte man uns dort – bereits um 15:30 uhr abfahren würde und es bereits 12 Uhr mittags war, entschlossen wir uns, sofort zur unteren Tiger Leaping Gorge aufzubrechen.

Wir wählten den Pfad, den uns einheimische für 15 Yuan Wegegeld empfohlen, mit der Aussage dieser steile Pfad sei extra für die Touristen von local families gesichert und heregerichtet worden. Leider zeigte sich auch hier wieder einmal die unterschiedliche Definitonswahrnehmung der Wörter „begehbar“ und „gesichert“.

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Hier ging es nämlich sausteil über hölzerne Brücken, riesige Steinstufen und riesige, furchteinflößende, am Berg festgeschraubte Metalleitern in die Tiefe. Julia hatte eine leichte Panikattacke, wehslab wir entschieden, für den Aufstieg ganz sicher einen anderen Weg zu wählen.

Aber erst mal waren wir unten angekommen, wor die Wassermassen mit Riesenwucht gegen besagten Felsen und die Steilwände der Schlucht klatschen. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, das man von verschiedenen Blickwinkeln bewundern konnte. So zahlten wir nochmals 10 Yuan pro Person, um über eine Indiana-Jones-mäßige Holzhängebrücke zu besagtem Felsen zu gelangen.

Dabei wurde uns auch aus dem Grund mulmig, dass ein Schild am Eingang zur Brücke die Touris stolz darüber informierte, dass die Regierung nichts mit dem Bau und der Wartung der Brücke zu tun habe, sondern alles von einer Einheimischen Familie gemanagt würde. In diesen Momenten darf man einfach nicht an das Geschick mancher Einheimischer beim Aufbau gewisser Sonnenschirme denken. Doch wir kamen gut drüben an, und genossen das Gefühl, auf dem Felsen die Strömung um uns herumsausen zu lassen. Tatsächlich wippte der Felsen ganz leicht hin und her, wenn ihn große Brecher trafen.

Eingedenk der schon weit fortgeschrottenen Zeit mussten wir jedoch alsbald, natürlich ohne richtige Pause, wieder aufbrechen.

Leider stellte sich nun überraschenderweise heraus, dass man die ganzen Höhenmeter, die man zuvor bergab mühevoll zurückgelegt hatte, nun würde noch mühevoller auch wieder hinaufsteigen müsse. Dass hätte man uns aber auch wirklich vorher sagen können (Naja, Julia hatte so was in ihrer Panikattacke angedeutet, aber da es am Wegesrand des Öfteren Stühle zum Rücktransport überantsrengter Touristen zu geben schien, wischte ich diese Bedenken einfach beiseite). Nachdem wir nun alles hinter uns haben, ist festzustellen, dass ein soclher Transport erstens aufgrund unseres Gewichtes und generell aufgrund der Gravitation und der fehlenden Sicherungsmaßnahemn unmöglich scheint. Wahrscheinlich sind das nur Placebos, die die einfältigen Touristen auf dem Runterweg beruhigen sollen. Bei mir hat es auf jeden Fall geklappt. Julia weigerte sich jedoch, die Leitern wieder nach oben zu steigen, so dass wir den anderen Weg hinauf mit dem klingenden Namen “ Ray of sunshine“ nahmen. Und dieser machte seinem Namen alle Ehre, da die SOnne die ganze Zeit über ungeschützt auf unsere Köpfe knallte. Nach einem kurzen Stück den Fluss entlang, währenddessen ich es nicht vermeiden konnte, die ein oder andere Bemerkung darüber zu äußern, dass der Aufsteig doch gar nicht so schlimm sei wie gedacht und dass das doch ein ganz schöner Weg sei,

hatte der Spaß jedoch plötzlich ein Loch: Es ging serpentinenartig steil in der prallen Sonne hinauf – gefühlte 5000 Höhenmeter, nee, also ehrlich eine riesiges Stück. Nach kurzem Aufsteig machten sich auch die zuvor zurückgelegten Höhenmeter und die Strecke bemerkbar: Fast zur Gänze erschöpft erreichten wir einen lokalen Verkaufsstand, der auf eine Klippe am Wegesrand gebaut wurde. Dort deckten wir uns mit Wasser ein und konnten jetzt auch mit eigenen Augen feststellen, dass es hier überall Marihuana zu kaufen gibt. Besser wre alleridngs angesichts des krasen Aufsteiges wohl Kokain (haben wir gehört;-)

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Ich unterleiß es auch nicht, bei dieser Gelegenheit mit den Einheimischen ins Gesprch zu kommen und fragte, wie lang es denn dauern würde, bis man oben angekommen sei. 30 Minuten – so die Antwort – was mich wiederum darin bestärkte, Julia herablassend anzusehen und siegesgewiss voranzuschreiten. Als sich nach 30 Minuten herausstellte, dass diese Angabe eine glatte Lüge gewesen war (da habe ich die nach 5 Minuten nötigen Pausen bei diesem steilen Aufsteig nicht eingerechnet), pfiff ich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem letzten Loch. Die Luft stand und die Onne strahlte zu allem Übel superfreundlich und megaheiß auf uns nun weniger lustige Wandersleut hinab. Zwar durchaus Deutsche, aber nicht mit dem Namen Müller beehrt, war das Wandern nun nicht mehr des Petrys Lust, vielmehr verwandelten wir uns mit jedem Schritt in Miesepetrys. Mit den letzten Atemzügen presste ich Verwünschungen der uns fehlinformierenden Person heraus, worauf Julia, die übrigens zu diesem Zeitpuntk, an dem ich, der starke Mann mit dem großen Ego (hier synonym verwendet für meine Männlichkeit), schon fast am Ende war, sich noch überraschend fit zeigte, darauf hinwies, dass sie es erstens ja gewusst habe und zweitens die Person nichts dafür könne, dass man den Weg, den man runter geht, auf jeden Fall, egal wie lange es dauert, auch wieder rauf gehen muss. Das sei ein Naturgesetz, was sie insbesondere so genau zu wissen glaubte, weil sie etwas derartiges auch im Heinmat- und Sachunterricht vermitteln würde.

IMG_20140929_134450_1Das half mir in der momentanen Verfassung jedoch nicht weiter, so dass ich den letzten mir verbliebenen Stolz hinunterschluckte, und auf Julias Drängen hin ihr unseren prall gefüllten Rucksack übergab. Wer konnte denn wissen, dass die uns anlügende Person ihre Entfernungs- und Zeitmessung wohl bei der deutschen Bundeswehr gelernt hatte, wo ich in meiner Grundausbildung ähnliches erleben durfte.

Doch es half alles nichts: Wir waren beide fix und fertig und mitten am Hang verloren. Und dabei mussten wir doch den Bus erreichen! an Julias zu diesem Zeitpunkt ständig wiederholten Mantra: “ Stephan, mach langsam ist nicht so schlimm, wenn wir den Bus verpassen, wird halt dann etwas teurer, macht nichts!“ konnte man zum Einen erkennen, wie viel Sorgen sie sich um mich machte und zum Anderen, in was für einer schlechten Verfassung wir uns befanden. Es war schrecklich, schrecklich, schrecklich – die schlimmste Wanderung unseres Lebens. Wir schleppten uns von Stein zu Stein, und die Pausen wurden länger und länger, die dazwischen zurückgelegten Wegstrecken dafür umso kürzer. Erst als ich ominöse Fahrgeräusche von oben wahrnahm, bekam ich einen letzten Energieschub und stürmte mit dem Aufschrei: „Julia, die Straße!!!!“ voran. Und tatsächlich: Wir hatten es geschafft! Und wir erwischten sogar noch den Bus.

IMG_20140929_150611Im Bus sitzend konnte ich dann auch schon anch zwei Stunden Julia wieder darauf hnweisen, dass es doch gar nicht so schlimm gewesen sei, wie sie bei ihrer Panikattacke vermutet hatte. Die anschließende Stille sagte merh als tausend Worte und ließ mich schnurstracks kleinlaut zurückrudern. Zurück ist jetzt auch das richtige Stichwort, leigen wir nämlich schon im Hotelbett in Lijiang, das wir auch für ein Abendessen – was wiederum zeigt, wie fertig wir sind – nicht mehr verlassen werden. Morgen lassen wir es in Dali dann sehr viel ruhiger angehen, versprochen!

 

Red Hiking – oder – Wanderung mit Happy End

Gestern mussten wir wieder früh aufstehen – wir hatten nämlich Großes vor: Wir wollten eine Schlucht im nahegelegenen Gebirge durchwandern. In einem sehr komfortablen Reisebus – diesmal nur mit Europäern, nicht mit kotzgefährdeten Chinesen ( die ja ohnehin Bewegung und Sonne zu meiden scheinen) – fuhren wir etwa 3 Stunden bis zum Eingang der Klamm. Dort musste natürlich wieder Eintritt bezahlt werden – ist ja klar, handelt sich ja schließlich um eine AAAA-Attraktion – diesmal hielt dich der Preis mit 7,50 € aber glücklicherweise in Grenzen.

Direkt hinter dem Eingang stiegen alle unsere Mitreisenden (lauter Verrückte;-) aus dem Bus aus, um die 6-8-Stunden-Wanderung bis zum Halfway-Dorf anzugehen. Nach einer intensiven Diskussion (Stephan, der unverbesserliche Optimist, meinte,dass wir das schon schaffen würden, Julia, die schullandheimerfahrene bzw -geplagte Pessimistin, legte ein striktes Veto ein) einigten wir uns schließlich auf einen Kompromiss und ließen uns vom Busfahrer etwa 5 Kilometer nach unseren Mitreisenden an einem bergauf führenden Feldweg aussetzen, der uns in etwa 3 Stunden zu besagtem Bergdorf bringen würde.

Der Aufstieg bei strahlendem Sonnenschein war wunderschön und auch nicht allzu anstrengend, und als wir den oberen Bergpass erreichten, der direkt unterhalb des Grates verläuft, wurden wir mit einer herrlichen Aussicht belohnt: Der Blick auf die gegenüberliegenden Berge ist einfach grandios, und sogar der „Icy Mountain“ ist von dieser Stelle aus gut zu sehen.

Da wir uns von der Gruppe getrennt hatten, hatten wir sozusagen den ganzen Berg für uns und genossen die Einsamkeit bzw. Zweisamkeit intensiv;-) Für China-Experten: Dies erklärt übrigens auch die heutige Blogeintragsüberschrift. Der einzige Unterschied zum Red Karaoke: Man muss – wie das bei Wandersleuten üblich ist – alles was man braucht selbst mit auf den Berg nehmen;-)

Im Bergdorf angekommen, wollten wir eigentlich im dort gelegenen Hostel kurz lunchen und uns dann direkt an den Abstieg zur mittleren Gratebene machen. Als wir jedoch an einem Hotel mit dem klingenden Namen „Come Inn“ vorbeikamen, erspähte Julia mit Adleraugen zwei Sonnenliegen ( und das in China!!!!!), die uns von einer Sonnenterasse herab anlachten.

Spontan entschieden wir, die Nacht doch dort oben auf dem Berg zu verbringen. Schließlich hatten wir ja schon drei Stunden Wanderung hinter uns und konnten deshalb mit uns und unserer Leistung durchaus zufrieden sein. Au0erdem war die Aussicht von dieser Terrasse so grandios, dass wir die Chance einfach nicht verstreichen lassen konnten. Und würde man in Europa ein Zimmer mit dieser Aussicht und Privatterrasse buchen, würde das in die Hunderte gehen – hier natürlich auch, aber eben in Yuan, und so leisteten wir uns den Luxus für umgerechnet etwa 23 Euro.

Da konnte selbst Julia sehr schnell überzeugt werden, das stinkige Dorm gegen ein solches Luxuszimmer einzutauschen. Übrigens ist das Hotel absolut neu und wir waren die allerallerersten, die diese Terrasse und die darauf befindlichen Sonnenliegen ihrem eigentlichen Sinn entsprechend nutzen konnten! Sofort rissen wir uns alle Wanderkleider vom leib und fläzten uns in Unterwäsche (unser Hauptgepäck war im Hostel in Lijiang geblieben, aber dafür hat man ja eine private Terrasse;-) und hier kennt uns ja eh keiner) in die pinken Sonnenliegen. zu unserem Glück fehlte nun nur noch ein Sonnenschirm, den man uns bereits beim Einchecken versprochen hatte. Es stellte sich jedoch alsbald heraus, dass dieser Sonnenschrim noch originalverpackt im keller stand. Kein Problem, denkt sich der durchschnittlich begabte Mitteleuropäer in diesem Fall, die sind zu zweit, die müssten den Schirm in etwa 10 Minuten aufgebaut haben. Wir haben es immer noch nicht gelernt: In China läuft das anders! Nach etwa zwei Stunden sah Stephan sich bemüßigt, in den Aufbauprozess unterstützend einzugreifen. Und siehe da: Ein deutscher Ingenieur und chinesische Arbeiter, das ist ein System, das sich schon länger in China bewährt hat.

So konnten wir uns dann schließlich unter dem Schirm vor der Sonne in Sicherheit bringen, nachdem Stephan höchstselbst noch dabei helfen durfte, den Schirmständer mit allerlei gewichtigem Gestein (die Chinesen hatten beide Rücken) windfest zu machen. Dafür wurden uns die gekühlten getränke aber direkt an die Liege geliefert, und so konnten wir endlich endlich einmal richtig relaxen.So lagen wir zwei Stunden still in der Sonne, bis Julia der Rappel packte und sie alle fünf Minuten der Sonne gemäß ihren Standpuntk ändern musste. Mit diesem charakteristischen Verhalten zeigte sie in einer nonverbalen Kommunikation,dass nun genug ausgerut worden sei, und es Zeit war, sie wieder zu bespaßen.Also sangen wir – eigentlich wollten wir mit den Handys Musik hören, aber leider gab es einen Stromausfall, der nach wenigen Stunden behoben sein sollte ( allerdings hatten wir dann die ganze Tour über überhaupt keinen Strom mehr, auch das lääuft in China anders)  – deshalb machten wir unsere Musik eben selbst und beschallten die Klamm mit wunderschönem Gesang (Ansichtssache;-)

IMG_2945 IMG_2925 IMG_2907 Gegen Abend packten wir uns dann zusammen und besuchten – ohne Dusche (ohne Striom kein Wasserdruck) – die anderen Backpacker im benachbarten Hostel.

Die anderen hatten ziemlich lange gebraucht, so dass einige noch recht erschöpft wirkten, als wir ankamen und die kommunikationslose Verschnaufpause für ein Naxii-Abendessen ( wie chinesisch, nur weniger gewürzt) einnahmen.

IMG_2957Bald kam jedoch wieder Stimmung auf, und wir reihten uns in eine immer größere Runde ein.

IMG_2960 IMG_2962Wie bei solchen Runden üblich, ging es neben der Kommunikation auch um Bier und Drogen. So erzählte man uns, dass überall auf dem ersten Abschnitt, den wir ja verpast hatten, Verkaufsstände der Locals zu finden waren, wo man neben kalten Getränken, Snickers und Zigaretten auch Weed – also Gras – kaufen konnte. Zwei Jungs aus der lustigen und internationalen Truppe ( wir waren diesmal auch nicht die ältesten, Tschakka, aber die untrainiertesten) machten sich dann auch auf, um dieses Zauberkraut zu besorgen. Flugs beim Hostelpersonal nachgefragt, wurde ihnen mitgeteilt: dass der Konsum von Marihuana in China aufs Strengste verboten sei und – nach einer kurzen Pause – sie welches beim Nachbarn kriegen könnten. Also auf zum Nachbarn und kurz geklopft, um nach Gras zu fragen. Zuerst bot man ihnen an, sich doch einfach selber frisches zu pflücken, aus Gründen der Zeitnot mussten sie dieses großzügige Angebot jedoch ablehnen und kamen alsbald mit einem großen beutel für 20 Yuan mit getrocknetem und so konsumfreundlicheren Material zurück.

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Als das Hostelpersonal den gigantischen Beutel erblickte, wurde flugs die hauseigene Mini-Bong ausgepackt und den Gästen zur Verfügung gestellt. Schnell machte die Bong in der Runde – wie in solchen Runden üblich – die Runde. Nur dem Geruch nach zu urteilen, befand sich in dem Beutel jedoch wohl mehr Heu als Gras. Dies schadete der Stimmung jedoch in keinster Weise, da die wenig erfahrenen Konsumenten – zu denen wir natürlcih nicht zählen – sich wenigstens einbilden konnten, stoned zu sein.

Nur weil sich keiner mit dem Zeug fotografieren lassen wollte, nahm auch Beutel und Bong zur Hand ( als Anschauungsmaterial für seine Schüler, also für unterrichtliche Zwecke (Ethik/Philosophie).

IMG_2980Nach diesem Abenteuer verabschiedte sich Julia ( es wurde schließlich schon dunkel, und es gab ja keinen Strom!), um ins Zimmer zurückzugehen. Stephan verabschiedete sie mit den Worten: “ Wenn du kleiner süßer roter Panda meine Frau siehst, sag ihr, dass ich in 10 Minuten nachkomme!“ Julia hatte sich nämlich im Zuge unseres ausgedehnten Sonnenbades einen klitzekleinen Sonnebrand geholt, und sah durch die Abdrücke ihrer Sonnenbrille nun diesem poussierlichen Tierchen ähnlicher denn je.

IMG_2986Das Versprechen, bald nachzukommen, löste Stephan alsbald ein, konnte sich jedoch nur bei den Backpackern loseisen, indem er ihnen folgenden Grund für seine verfrühte Heimkehr mitteilte: „I have a wife to please!“  Dies beendete die Häme jedoch nicht, so dass ein schnell eingeworfenes „Twice!“ die Situation retten musste. Und so zog er dann auch von dannen, fand im Dunkeln überraschenderweise ohne Knochenbrüche de Weg ins andere Hotel in unsere Luxussuite, wo wir noch auf unserer privaten Terrasse die Sternenpracht am nächtlichen Himmel genossen.

Was für ein Tag!

 

Lijiang – Transformer-City oder Disneyworld für Erwachsene auf chinesisch

Mit dem luxuriösesten Hardsleeper ever mit dem schönsten Zug ever nach der gemütlichsten Nacht ever heute früh ausgeschlafen und gut ausgeruht in Lijiang – der Heimat des Naxi-Volkes – angekommen.

IMG_2434 IMG_2441 IMG_2444 IMG_2453 Direkt nach einer kurzen Busfahrt vom Bahnhof zum „Old Town“ bei Sonnenaufgang

standen wir auch schon mittendrin in diesem schönen kleinen Städtchen (übrigens auch UNESCO-Weltkulturerbe;-) und AAAAA-Wertung) und genossen den Sonnenaufgang über dem nahegelegenen Gebirge und über den zahlreichen Kanälen, Brücken und kleinen Hotels – einfach wunderschön;-) und menschenleer.

Bald (naja, nach etwa einer Dreiviertelstunde;-) hatten wir unser Hostel gefunden – MAMA NAXIs- das von Einheimischen geführt wird und in einer ruhigen Seitengasse gelegen ist.

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Gegen zehn machten wir uns wieder auf den Weg – diesmal in ein scheinbar vollständig verändertes Städtchen, Die Stadt hatte sich whrend unsere kurzen Zeit im Hostel in ein von Touristen überschwemmtes Shopping-Paradies transformiert: Jetzt waren alle Lädchen geöffnet, und eine Menge Menschen waren unterwegs. Stundenlang wanderten wir durch die Gassen, bezaubert von den tausenden wirklich malerischen Impressionen:

 

Mittags kehrten wir in einem Naxi-Restaurant ein, und hier konnten wir live erleben, dass es sich bei diesem Stamm um eine ganz eigene Kultur handelt: Bei den Naxi haben die Frauen das Sagen, sie verdienen das Geld und verwalten alles, während die Männer sich um Haus, Garten und Kinder kümmern. Und tatsächlich: Im Lokal wurden wir zwar von einem Mann bedient, als es dann aber ans Bezahlen ging, rechnete er mit mir ab und brachte das Geld dann direkt seiner Frau, die ihm dann auch das genau abgezählte Wechselgeld für uns übergab. Ihr könnt euch vorstellen, dass mir diese Art der Lebensführung sehr nahe liegt;-) ( Julia: happy), während Stephan von der Vorstellung, ein Leben in einer frauendominerten Gesellschaft zu führen, ganz und gar nicht begeistert ist;-)

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Die Naxi-Kultur zeigt sich auch andernorts in Lijiang: Zum Einen sind die meisten der kleinen Häuschen im Naxi-Stil – also aus Holz und mit überbordenden Schnitzereien verziert – erbaut, zum Anderen trifft man überall Frauen in traditionellen Trachten und mit wunderschönem Kopfschmuck.

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Ich wollte mir dann auch ein solch traditionelles Gewand zulegen, aber wie immer in China musste ich mal wieder die Erfahrung machen: Hosen und Röcke sind generell viel zu kurz und viel zu eng… ( Blöde chinesische S-Einheitsgröße, grrrrr)

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Auch der traditionelle Kopfschmuck schien mir dann nicht so für den Alltag geeignet, deshalb habe ich mich heute für eine modernere Variante entschieden:

Am Nachmittag kamen wir dann am Hauptamüsierviertel Lijiangs vorbei – und hier würde es auch meiner Mama super gefallen: An den Kanälen, die mit zahlreichen Blumen geschmückt sind, liegen zahllose wunderschön gestaltete Cafés und Restaurants sowie Boutique-Hotels – alle enders eingerichtet – in denen Live-Musik gespielt und der OpenAir-Kultur gefröhnt wird. Hier trieben wir uns verständlicherweise lange herum und wählten etwa 15 Restaurants aus, in denen wir heute abend gerne essen würden;-)

Nach dem Besuch des hiesigen Marktes, der mich nochmals dazu angeregt hat, darüber nachzudenken, Vegetarierin zu werden (Zitat Stephan; „Wieso? Schau doch – die schlachten die Hühner direkt hier, ist doch total frisch, da kannst du dabei zusehen! “ EBEN!),

und  einem (zugegebenermaßen leider ekligen) Nachmittagssnack (Reiskuchen mir Nussfüllung – hört sich gut an, schmeckt aber gaaaanz komisch)

IMG_2662wollten wir die Kalorien wieder loswerden ( wer weiß, ob ein 10-Kilometer-Spaziergang ausreicht?) und schlossen uns deshalb einem traditionellen Kreistanz am Street Square an. Und das macht echt Spaß: Jeder, der Lust hat- egal wie alt, welches Geschlecht, „normaler“ Chinese, Naxi oder Touri aus dem Ausland – kann sich in den Kreis stellen und zu lustigen Flötenweisen im Schritt mitwiegen, wenn man erst mal den Rhythmus raus hat, ist das von der Schrittfolge her auch gar nicht so schwierig;-)(@Magic: Leider gibt es hierzu keine Videos, weil wir erstens zu sehr mit Tanzen beschäftigt waren und zweitens beide Handys nach stundenlangem Dauerfotoeinsatz leider wieder mal saft- und kraftlos waren)

Ebenso saft- und kraftlos torkelten wir dann auch ins Hostel zurück, um einen kleinen Mittagsschlaf zu machen – heute abend gehts dann noch mal auf die Piste, Live-Musik und Lichtzauber genießen!

Prolog: Waren nachts auf der Piste – und anders kann man es auch wohl nicht nennen: Die Stadt hat sich nochmals verwandelt (sozusagen Transformer-City) – diesmal in ein chinesisches Mallorca. Überall gab es Live-Musik, diesmal aber discoartige Klänge in ohrenbetäubender Lautstärke. Auch nackte Haut hat nicht gefehlt!

Dazu wiegte sich mehr oder minder professionelle Tänzer und Tänzerinnen, um niccht zu sagen, traditionell gekleidete  Gogos zu den wummernden Bässen. Glücklicherweise konnte man aber die wirklich wieder mal einmaligen Lichter und die nächtliche Atmosphäre trotzdem genießen. Die Stadt hat nachts wiederum einen ganz eigenen Charme, und bietet trotz der Touristenmassen und die auf diese zugeschnittenen Amüsierkneipen auch verteckte Winkel und Gassen sowie lauscige Plätzchen, an denen man sich zu zweit niederlassen und romantisch werden kann. Über die kleinen Bäche schwimmen ab Sonnenuntergang Wunschinselchen mit Kerzen, was der ganzen Kanallandschaft ein mystisches Aussehen verleiht, aber gleichzeititg sehr kitschig wirkt. Da Stephan auch einen Hang zu übertreibener Romantik hat, mussten wir natürlich gleich mehrere dieser Lichter ins Wasser setzen und in die Freiheit entlassen. Das war zwar kitschig, passt in diesem Fall aber perfekt zur Location.

Den besten Standort fanden wir dann beim Essen: Wir haben wirklich den schönsten Tisch in ganz Lijiang gefunden – und genossen dort ( wir haben die ausgetrickst) die zwei biilligsten Gerichte auf der Karte, plus ganz viel Reis;-) Dazu tranken wir „Weißnasen-Tee“, ein Neologismus, den Stephan für heißes Wasser ganz und gar ohne Teebeutel bzw. Teeblätter erfunden hat, das die Touristen hier vorgesetzt bekommen, wenn sie die Frechheit haben, keine völlig überteuerten Getränke zu bestellen.

Zum Abschluss erklommen wir noch einen Hügel am Rande der Altstadt und genossen von dort aus den einsamen Blick auf die hell erleuchteten Dächer und das Gewusel unter uns. Nach gefühlten 2 Stunden Rückweg (die Stadt hatte sich nicht nur dem ussehen nach transormiert, wir sind zemlich sicher, dass sich auch die Straßenführung verändert hat, sonst hätten wir mit unserem Orientierungssinn den Rückweg leicht finden müssen;-)

IMG_20140927_215228 IMG_20140927_220828 IMG_20140927_221737So kamen wir mehrmals an den gleichen Geschäften vorbei, was uns wahrscheinlich zum Kauf animieren sollte.  Auch waren wir plötzlich nochmals am Hauptplatz angelant, wo wir schnell in einen Kreistanz integriert wurden und ein paar Runden mitwippten – superlusitg, und diesmal sogar mit einigen – alleridngs sehr dunklen – Fotos.

IMG_20140927_214751 IMG_20140927_214817Zu guter Letzt fanden wir unser Hostel dann doch noch, da Stephan herausfand, dass sich die Straßen hier anscheinend zyklisch, im Uhrzeigersinn drehen, (er hat anscheinend zu viele Science Fiction Filme gesehen)  oder hat einfach nur Glück gehabt, dass er den Weg doch noch gefunden hat. Jetzt sinken wir müde in die Kissen und träumen von dieser hübschen Stadt!

(Zitat Stephan: „Also das ist jetzt echt ein bisschen cheesy!“)

ShiLin Stone Forest- „Ich dachte das wären versteinerte Bäume oder so“

Heute standen  wir schon wieder sehr früh auf ( verdammt, das wird noch zur Gewohnheit;-) „Mitten in der Nacht, und dann nicht mal ein richtiges Klo hier!“), um einen Zug nach Shi Lin, zum berühmten Steinwald ( übrigens auch UNESCO-Weltkulturerbe und chinesische AAAAA-Top-Sehenswürdigkeit-Bewertung ( die zählt allerdings nicht viel, weil diese wohl oft auch politisch motiviert ist, siehe die AAAAA-Wertung des laaaaaaangweiligen Dammes) zu nehmen- schließlich wollten wir ja ganz früh da sein, deshalb wollten wir den Zug gleich morgens um sieben nehmen. Wir erreichten den Bahnhof nach 20 Minuten Powerwalk, und ließen uns keuchend und schnaufend in unsere Sitze fallen. Und diese Sitze – so wie der ganze Zug – versprühten einen nostalgisch-asiatischen Charme, der durch die an der Decke befestigten Ventilatoren noch verstärkt wurde (vollklimatisiert ist eben vollklimatisert).

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Hatten wir uns gestern noch gefreut, dass eine Zugfahrt nur 80 Cent pro Mann kostete, bekamen wir heute die Erklärung geliefert: Der Zug hielt an jeder hinzigen und kunzigen winzigen Haltestelle und blieb dort auch jeweils geschlagene 15 Minuten stehen. So erreichten wir unser Ziel – das wir ja eigtnelich schon gaaaaaanz früh morgens besuchen wollten – erst gegen 11 Uhr, nach einer fast vierstündigen Bahnfahrt ( für 90 km);-) Das ist halt China!

Angekommen, waren wir nun ein wenig in Zeitnot, und stürmten Hals über Kopf aus dem Bahnhof und leßen dabei den freundlich winkenden Busfahrer links liegen. Da dieser wahrscheinlich Kommunist ist, machte ihm das wohl nichts aus, und er fuhr wenige Minuten später lächelnd und winkend mit seinem vollbepackten Bus an uns, die uns zu Fuß aufgemacht hatten, die 4 km zum Eingang zu überwinden, vorbei Richtung Steinwald. Glücklicherweise las uns jedoch bald auf dem Weg eine alte Oma mit ihrem TucTuc auf

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und fuhr uns für einen Euro zum Ticketoffice, in dem Julia eingedenk der Eintrittspreise von 175 Yuan plus 25 Yuan für das Cable Car fast einen Herzkasper bekam. Der Preis ist an und für sich für die Top-Sehenswürdigkeiten, die man an diesem Tag beishctigen könnte, in Ordnung – allerdings liegen diese Anlagen jeweils eine Dreiviertelstunde auseinander, so dass man sowieso nur eine schafft – geschickt gemacht, Herr Mao Tsetung.

Endlich endlich angekommen, passierten wie die Brücke des ewigen Streites,

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 die ihrem (heute frei erfundenen ) Namen angesichts der wegen der Preislage und der Zeitnot angespannten Stimmungslage mehr als gerecht wurde. Gott sei Dank passierten wir einige Zeit später die etwas abseits gelegenen und deswegen nur wenig frequentierten Schluchten der körperlichen Versöhnung  und konnten daraufhin unseren Tag im Steinwald ausgiebig genießen.

IMG_20140926_121940A propos Steinwald: Hierbei handelt es sich mitnichten um eine fossile Baumebene, sondern um eine Jahrtausende alte Karstlandschaft, in der wilde Felsen und Steinformationen durch Erosion und die Wechsel der Zeiten in spektakuläre Höhlen- und Schluchtenlandschaft verwandelt wurden. Das ganze (9ha große) Gelände würde sich hervorragend für den nächsten James Bond (aber bitte nicht Daniel Craig) eignen. Hier wäre eine Verfolgungsjagd besonders spannend und Sean Connery könnte hinter Felsvorsprüngen hervorlugen, um die Bösewichte, die mit ihren MGs natürlich immer daneben schießen würden, einzeln zu erledigen. Problematisch dabei wäre nur, dass es hier sehr viele Treppen gibt, an denen bis dato keine Treppenlifte angebracht sind (Anspielung auf Connerys Alter, falls es jemand nicht verstanden haben sollte;-)  Auch wir hatten da unsere Schnaufprobleme ( Zitat Freundin J.F.K.: “ Stephan, du bist nicht altmodisch, du bist einfach nur alt!“), bewältigten aber alle Klettertouren ohne Probleme.

Die Felsen, die sich steil nach oben recken und zackig vom Himmel abheben,

sind im Hauptwald sehr eng verzahnt, in dem Gebiet, das wir danach besuchten, gibt es dafür mehr urwaldähnliche Szenerien zwischen den Steinsäulen, was uns fast noch besser gefallen hat.

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Manche Wege sind für dicke Touristen ( also noch dickere;-) kaum begehbar, die wir auch nur deshalb erkunden konnten, weil wir inzwischen ein wenig Gewicht verloren haben.

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Besonders die Schluchten und die abgebrochenen Felsspitzen sowie die felsgesäumten Seen haben es uns angetan!

Toll war auch, dass wir entgegen der Befürchtungen unseres „ausgeliehenen“ Reiseführers kaum einer Menschenseele begegnet sind und deshab meist ganz alleine durch die Wunderwelt wandeln konnten. Herrlich!

Wenn wir mal einem chinesischen Touristen begegneten, kündigte dieser sich entweder durch lautes Geplapper oder durch die Musik aus seinen tragbaren Lautsprechern (Chinesen mögen scheinbar keine Stille) an, so dass wir immer auf andere Pfade ausweichen konnten.

Als wir den Park dann verließen, sahen wir, dass nun die ganzen Touristenmassen uns entgegenströmten – wir waren also trotz des Bummelzuges tatsächlich früh genaug dran gewesen, um dieses Naturschauspiel, das wirklich einzigartig ist, richtig genießen zu können. Binnen weniger Minuten war dann eine Busstation ausfindig gemacht und nach eineinhalb Stunden waren wir wieder im guten alten Kunming angekommen, wo wir heute Nacht einen Hardsleeper nach Lijiang – weiter in die Berge- nehmen werden.

 

 

KUNMING- Stadt des ewigen Frühlings

Warum die Hauptstadt der Provinz Yunnan so genannt wird, wissen wir nicht genau – vielleicht aber, weil hier alles so lebendig ist, und zwar bis tief in die Nacht.

Selbst, als wir gestern nacht um 2 Uhr durch die Stadt liefen, um unser Hostel zu suchen, waren noch Street Cooks an den Ecken und versuchten, den zahlreichen Fußgängern ihre Speisen anzudrehen. Wir hielten lieber kurz beim goldenen M, um dann frisch gestärkt unsere Bleibe ausfindig zu machen. Bald wurden wir fündig, und das Hostel machte auch erst einmal einen sehr guten Eindruck: Viele Couches, Fotos, ein toller Außenbereich. Auch unser Zimmer – für 80 Yuan ein echtes Schnäppchen – schien geräumig und privat, bis wir einige kleinere Mängel entdeckten, die vor allem Großvater Stephan Magenschmerzen (im wahrsten Sinne des Wortes) bereiteten:

1. Die Matratzen sind nur etwa 5 cm dick

2. Das Zimmer hat ein Fenster – allerdings keine Scheibe, was in 2000 m Höhe doch etwas kühl werden kann

3. Last, but not least, wir haben zwar ein Klo, aber dieses ist als zweckmäßiges Loch im Boden gestaltet

Aber was solls- dafür ist es ja billig;-)

Heute früh mussten wir dann erst mal ausschlafen und uns um dringende Angelegenheiten ( duschen! Wäsche waschen!) kümmern, bevor wir zu Fuß in die 2-Milionen-Stadt aufbrachen.

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IMG_20140925_183740Und dort empfing uns wieder trubelndes, pulsendes Leben: Am Bahnhof standen etwa 5000 Menschen um ein Ticket an – also reihten wir uns in die Endlos-Schlangen ein, und verlagerten dann unwillentlich immer wieder unseren Schlangen-Standpunkt, weil Schalter einfach so zumachten oder uns das Personal, als wir endlich vorne waren, an einen anderen Schalter verwies ( Langnasen an Schalter 1, bitte) und an diesem Schalter erhielten wir dann schon nach 90 Minuten  von der zuständigen Dame ( die superviel zu tun hatte, während ihr etwa 4 Kollegen lässig mit verschränkten Armen dabei zusahen, wie sie gleichzeitig telefonierte, Karten verkaufte, Geld zählte und in Infoheften blätterte) die Tickets zum Steinwald in Shilin.

IMG_20140925_170631Nachdem wir unsere Nerven nach dieser mal wieder sehr intensiven kulturellen Erfahrung beruhigt hatten, brauchten wir erst ml eine Stärkung, und- ob ihr es glaubt oder nicht – machten Brotzeit! Wir hatten nämlich einen echten Bäcker entdeckt, bei dem es echtes Brot zu kaufen gab! Also schnell noch im Walmart einen Kanten Butter ( aus dem Import-Regal) und ein Messer gekauft,  und losgesfuttert. Einfach herrlich!

IMG_20140925_145635Im Laufe des Tages machten wir noch einige kuliarisch-erfreuliche Entdeckungen: Stephan vernaschte eine knallpinke stachlige Frucht, die wie eine Drachenfrucht, aber doch ganz anders, aussah und so ähnlich wie eine Lychee schmeckte.

IMG_20140925_155027_1 IMG_20140925_155031Und Julia ließ sich noch ein Softeis schmecken – allerdings in rosa, mal was ganz Experimentelles!

IMG_20140925_203659Und zum Abendessen gingen wir endlich endlich mal wieder in ein richtig schönes Lokal ( nachdem es tagelang nur Tütchensuppen und Kekse gegeben hatte) und ließen es uns schmecken;-)

Stephan gefiel aus zwei Gründen am besten die Toilette in diesem Restaurant:

1. Die bloße Existenz der Toilette ( in China nicht selbstverständlich)

2. Pastiktütchen über dem Toilettensitz, die für vollkommene Hygiene sorgten und per Knopfdruck ausgewechselt wurden

Die Stadt, die tagsüber vor allem skurrile Eindrücke für uns bereithielt, ( Baustellen, in die jeder einfach hineinfallen kann – massenweise Roller auf den Straßen – Shaolin-Mönche, die mit ihrer Alkoholsucht scheinbar nicht zurechtkommen – Tempel, die sich bei genauerem Hinsehen als Bierschuppen entpuppten – Möchtegern-Jackie Chans, die ihre Kampfkunst in der Öffentlichkeit zelebrieren müssen – Polizisten, die den Eindruck des dreifachen Chinas (Glaube, Kapitalismus, Überwachungsstaat) bestätigen)

wandelte sich nach Einbruch der Dunkelheit in eine pulsierende und wiederum sehr lebendige Metropole, die mit verschiedenen gut ausgeleuchteten Sehensüwrdigkeiten und Shoppingtempeln glänzen kann.

Die Stadt, die in China als Kleinsadt gilt ( unter 3 Mio Einwohner), hat eine ganz besondere Atmosphäre, und die Menschen sind wieder mal superquirlig und aktiv – sie tanzen PasoDoble, fahren auf Skates durch Parcours oder spielen Badminton über ein improvisiertes Rollernetz.

Wir haben heute die Stadt einfach auf uns wirken lassen und einen richtig schönen Tag genossen, der – zu allem Überfluss- in einer Taxifahrt gipfelte, die Julia selbstlos für 1,50 € dem fußkranken Stephan ( seine Waden sind vom Plumpsklo zu stark gefordert) spendierte. Na, wenn das mal kein Luxus ist;-)

 

Den Drei-Schluchten-Damm sehen – und sterben?

Diese Frage stellte sich uns in der Früh ( man hatte uns bereits um 7 Uhr morgens von Bord komplimentiert) angesichts der riesigen Ausmaße des berühmten und weltgrößten Dammes – des Drei-Schluchten-Dammes am Yangtse.

Da wir uns im Vorfeld bereits über die enormen technischen Ausmaße dieses Monster-Projektes informiert hatten, freuten wir uns auf diese moderne Konstruktion, eine Meisterleistung chinesischer ( und teilweise auch deutscher) Ingenieurskunst, auf ein Bauwerk, das insgesamt 12 Rekorde gebrochen hat ( zum Beispiel höchster Energie-Output, Men-Power beim Bau, Investitionssumme, etc…)

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Vor Ort zeigte sich uns zunächst der rund um den Damm angelegte Touristen-Park, in dem es zahlreiche Rolltreppen (deutschen Fabrikates!)

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, Brunnen und Modelle zu sehen gibt.

Dann, endlich, der große Moment –

jo, ein Damm halt…

Wer sich für Technik und solches Gedönse interessiert, kommt hier sicher voll auf seine Kosten, und obwohl Stephan sich dem Anlass entsprechend kleidete ( Karohemd und Samenstau – der Kerl studiert Maschinenbau),

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konnten wir beiden Geisteswissenschaftler/Pädagogen dem Mammut-Betongebilde jetzt nicht allzu viel Schönheit abgewinnen.

IMG_20140924_084814Sicher, sicher, alles ist riesig, aber es ist eben auch sehr zweckmäßig und keineswegs architektonisch irgendwie besonders gebaut worden. Stephan hat stattdessen etwas viel Faszinierenderes enntdeckt: Einen überdimensionierten chinesischen Tausendfüßler – spannend, oder? (Übersprunghandlung???)

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 Lediglich die Schleusen – in insgesamt 5 Stufen unterteilt – konnten uns alten Bootsfahrern ein entzücktes „Oha!“ entlocken.

IMG_20140924_082859 IMG_20140924_090452Nachdem man dann noch mit einer kleinen Bimmelbahn rumgefahren wurde,

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um den Damm auch wirklich von allen Seiten genießen zu können (vorne-hinten-rechts-links)

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hofften wir, dass wir ihn nun auch begehen würden dürfen – das wäre sicher eindrücklich und spannend gewesen. Ist aber für Touristen leider nicht erlaubt.

IMG_20140924_095613 IMG_20140924_084325Lustig war noch, dass ein älterer Herr an einem Tischchen vor dem Damm saß und fleißig Autogramme in Bücher geschrieben hat. Es stellte sich heraus, dass dies wohl der „Vater“ des Dammes, also der Hauptverantwortliche Ingenieur/Architekt/Ideengeber, war, der wohl von der Regierung dazu zwangsverpflichtet wurde, nun den Rest seines Lebens als signierender Einsiedler auf dem Viewing Point 1 zu fristen.

IMG_20140924_093351Summa Summarum: Ein ganz netter Ausflug, aber ob wir jetzt da gewesen wären oder in China wäre ein Sack Reis geplatzt (ha! wie passend!)- hätte keinen Unterschied gemacht.

Jetzt sitzen wir seit fast sieben Stunden am Flughafen in Yichang ( siupermodern und supersauber, das muss mal gesagt werden) und warten auf unseren Flug nach Kunming. Mal sehen, was uns dort in fast 2000 Meter Höhe so erwartet…