Archiv der Kategorie: Mongolei

Terelj-Nationalpark – Die verborgene Schönheit

So – wieder in der Wildnis gelandet! Neieeeeeeeeeein! – das waren meine ersten Gedanken, als uns der nette Fahrer vor einem Family Ger mitten im Nationalpark ausgesetzt hatte – bei geschätzten 13 Grad und strömendem Regen. Und dann informierten uns die mongolischen hosts auch noch, dass die Pferde über Nacht abgehauen seien! Da musste ich doch mal wieder mit meinem Schicksal hadern… Doch die Rettung wurde uns auch direkt mit Händen und Füßen mitgeteilt. Die verrückten Mongolen hatten doch tatsächlich ein Karaoke Ger, was ich aber, bei dem Gesang, den wir Abends durch die Zeltwände nur wenig gedämpft zu hören bekommen haben, wirklich nicht als civilisatorische Errungenschaft werten würde…

Aber Gott sei Dank kam es – kurz nach meiner kleinen Panikattacke – dann doch ganz anders: Wir durften doch noch reiten – die Pferde konnten in der Zwischenzeit wieder eingefangen werden. Es war so schön, mal wieder auf einem Pferd zu sitzen! Auch wenn die mongolischen Pferde etwas bequem sind und sich nur äußerst schwer in einen gemütlichen Trab bringen ließen. Mein Glück: Ich durfte ganz alleine, sozusagen auf eigene Faust reiten, während der arme Stephan am Zügel geführt werden musste.

Aus Verständigungsproblemen heraus ließ sich der Grund hierfür leider nicht genau klären, es gibt aber mindestens 3 Theorien:1. Der Führer hat Stephan an der Nasenspitze angesehen, dass er noch nie auf einem Pferd geritten war. (unwahrscheinlich) 2. Der Führer hatte entschieden, dass Stephans Pferd das gefährlichste und unberechenbarste sei, und deshalb an der Leine geführt werden müsse (plausibler) 3. – mein persönlicher Favorit – Stephans Pferd musste an der Leine geführt werden, weil es sich sonst mit seiner schweren Last niemals freiwillig in Bewegung gesetzt hätte (LOL)

Nach dem Reiten klarte dann auch das Wetter wieder auf, und so machten wir uns zu Fuß auf, um in dem – wie wir jetzt entdeckten – wirklich wunderschönen Nationalpark wandern zu gehen – vorbei an zerklüfteten Feslformationen, über Hügel und Kuhweiden bis zu einem Kloster, das einem Elefanten nachempfunden ist und zu dem man an zahlreichen buddhistischen Lehrsprüchen vorbei über eine Indiana-Jones-mäßige Holzwackelbrücke gelangt.

Das Kloster ist außergewöhnlich farbenfroh und detailreich gestaltet, und auch der sehr alte Mann, der die Anlage bewacht, zeigte sich äußerst offen und bewirtete uns mit frischer (naja) Wassermelone und vergammelter Pferdemilch (ja ihr wisst schon – Airak – das berühmt berüchtigte Nationalgetränk) und wollte mich danach am liebsten gleich in seiner einsamen Höhle behalten, aber Stephan konnte mich ganz elegant loseisen…

Am Abend wurde es dann in der Jurte noch recht gemütlich, denn wegen der extrem kalten Temperaturen wurde ein Feuerchen im eigenen Ofen entfacht, wodurch wir in saunaähnliche Genüsse kamen und ohne Zitterattacken entschlafen (das ist jetzt aber eine freudsche Übertreibung der Situation) konnten.

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In der Nacht um drei schlich unser koreanischer Reisebegleiter (ja, irgendwie haben wir da diesemal einen Hang zu jungen Leuten aus Seoul) nach daußen, um atemberaubende Fotos von dem wirklich einzigartigen Sternenhimmel zu machen. Dementsprechend war dieser dann auch am Morgen um halb sieben nicht für den Sonnenaufgang wachzukriegen, was uns erlaubte, einen seeeeehr (;-) romantischen Spaziergang zu den Felsen zu unternehmen und diese bis zum höchsten Punkt zu beklettern – einfach herrlich!

Diesmal bei strahlendem Sonnenschein, knallblauem Himmel, absolut einsam – so erscheint einem die reale Welt doch gleich ganz ganz weit weg!

Ein bisschen Zivilisation – sozusagen Hochkultur – haben wir aber auf diesem Ausflug auch noch mitbekommen: Direkt zwischen dem Terelj-Park und der Hauptstadt steht die größte Pferdestatue der Welt, die – natürlich, wie sollte es auch anders sein- den absoluten Nationalheld der Mongolen, Dschingghis Khaan, darstellt.

Angeschlossen an diese wirklich riesige Figur aus 250 000 Tonnen rostfreiem Edelstahl ist ein Museum, in dem der größte Mongolenreiterstiefel der Welt (erinnert irgendwie an die größte Bierdose der Welt in Wajoming)  sowie einige Fundstücke aus der Ära Dschingghis Khaans bewundert werden können. Ich habe aber natürlich gleich die wirklich interessante Attraktion entdeckt: In einer Nische hingen zahlreiche Kostüme und Outfits – nachempfunden den Gewändern des großen Heerführers und seiner Frauen. Aber seht selbst:

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Ulaan Baator – DO IT! (If you feel like doing it, do it)

Heute haben wir noch mal zu dritt die Stadt unsicher gemacht. Irgendwie war das aber heute irgendwie nicht so unser Tag, weil nicht alles so geklappt hat, wie wir wollten. Zuerst wollten wir nämlich mit Bus 23 ab der Peace Avenue zum Black Market fahren, angeblich super einfach. Da standen wir dann nun, etwa 30 Minuten, und alle möglichen Busse kamen vorbei – nur nicht die 23! Der Ghostbus! Als ich im nahegelegenen 5-Sterne-Hotel nachfragen wollte, hieß es: „Wir können nicht helfen, die Buspläne sind gestern gerade geändert worden“, was zunächst ganz plausibel schien, dann aber bei genauerem Nachdenken wohl als: „Das fragen ständig bescheuerte arme Touristen, die den Bus nehmen müssen, was geht uns das an! Wir sind ein fünf Sterne Hotel und jetzt raus, ihr Penner!“ gedeutet werden muss.
Irgendwann verließ uns die Lust und wir nahmen uns doch ein Taxi – hat dann halt pro Person 60 Cent statt 20 Cent gekostet. (Ich wäre die 40 Minuten auch zu Fuß gelaufen;-) Auf dem Black Market war es in etwa so, wie wir uns das vorgestellt hatten, nur in RIESIG: Hier gab es Stände mit Kleidung, Schuhen, Nippes – ist ja klar, wie auf jedem Schwarzmarkt, aber eben auch buddhistisches gebetszubehör, alles, was der gemeine Nomade in der Steppe so braucht (Sättel, Trommeln, Kamelhaarbekleidung), Motorräder, Haushaltswaren, Schreibwaren sowie – man glaubt es kaum, Großmöbel, also Schränke, Tische, Truhen…

Wir wurden- trotz mehrfacher Warnungen von allen Seiten – dort auch nicht ausgeraubt, obschon wir mit typischer mongolischer Ignoranz (oder positiv gesagt: Gelassenheit) oft nicht beachtet wurden, was wir einfach auf die Sprachbarriere schieben und nicht auf uns beziehen. Nach zwei anstrengenden Stunden im Gewühle und nach dem erfolgreichen Erwerb einer riesigen Trommel nebst Zubehör (Will) und Reiseföhn(Julia) ließen wir uns von zwei jungen Privatmongolen wieder ins Stadtzentrum fahren. In der Mongolei ist man nämlich nicht auf Taxis angewiesen, da jeder Autofahrer einen für einen gewissen Geldbetrag gerne überall in der Stadt hinbringt, wenn es gelingt, sich zu verständigen und den gewünschten Ort mit Händen und Füßen mitzuteilen, was aber bei den Taxifahrern keineswegs einfacher ist.
Wieder angekommen, mussten wir erst mal etwas typisch Mongolisches tun: Wir aßen in einem französischen Bistro zu Mittag – typisch mongolisch war es dort insofern, als dass neben den Burgern gerade heute auch die Pommes und die Frozen Joghurts aus waren.

Danach machten wir uns auf den Weg zum kulturellen Höhepunkt des Tages: Dem Lama Temple Museum, das wir alle schon seit Tagen besuchen wollten. Nach langem Fußmarsch dort angekommen, erfuhren wir von dem einladenden Schild an der Tür, dass Montags das Museum leider geschlossen bleibt. So! Da steht man dann, und weiß nicht, wie man sich bilden soll! Also scharf nachgedacht und überlegt: Dann eben auf ins vielfach empfohlene, angeblich atemberaubende Dinomuseum (ihr erinnert euch: keine Dinos im Dinotal, aber im Museum!) Dort angekommen, fanden wir tatsächlich auch einige spannende Exponate im ersten Raum vor. Doch als wir weitergehen wollten, entpuppte sich der erste Raum des Museums auch als der einzige Raum des Museums….

Das hätten wir vom – ich zitier – beliebtesten und meistbesuchten Museum in der Mongolei 2012-2014 nicht erwartet!
Aber wir wollten doch ins Museum! Durch einen Raum noch nicht kulturell gesättigt, zog es uns also zum nächsten Museumshotspot: Auf ins Mongolische Nationalmuseum nahe der deutschen Botschaft. Ab hier wurde jetzt endlich alles besser;-) Die Ausstellung ist zwar langweilig, aber immerhin über drei Stockwerke ausgebreitet, und ich entdeckte – typisch Grundschultussi – sofort den museumspädagogischen Bereich (education room) in dem normalerweise Schulklassen und heute natürlich ich selbst handelnd und mit allen Sinnen die Mongolei erfassen können. Nachdem ich unsere Namen feinsäuberlich vom Kyrillischen ins Altmongolische übertragen hatte, wollte ich eigtl. Noch verschiedene mongolische Hüte aufsetzen und einen typischen mongolischen Knoten ausprobieren, aber Stephan zerrte mich leider ungeduldig fort! Schade, man hätte auch noch Spiele ausprobieren und auch noch ein Puzzle machen können;-)

Da ich aber kein Laminiergerät dabei hatte, ließ ich es dabei bewenden und mich zum nahegelgenen Top-Indien-Restaurant führen. Falls ihr euch wundert, dass wir in Ulaan Baator nicht mongolisch speisen: 1. haben wir das nach einer Woche Wüste ein bisschen über, und 2. essen die Mongolen zu Hause mongolisch und gehen nicht in mongolische Restaurants, sondern eben in Lokalitäten mit internationalen Spezialitäten. 3. Ist die mongolische Küche eben sehr speziell…
Das indische Essen heute war einfach super, und dementsprechend freuen wir uns auch schon wie die Schnitzel auf unseren Indienaufenthalt.

Leider musste ich die Jungs nach dem Essen etwas rumhetzen, weil ich unbedingt den Sonnenuntergang über der Metropole in dem großen Sky Tower, dessen Architekt wohl ein Liebhaber der weiblichen Anatomie war, ansehen wollte. Und tatsächlich haben wir es auch gerade noch rechtzeitig in den 23. Stock , den es – im Gegensatz zum 23. Bus – auch wirklich gab, und die dort befindliche Lounge/Bar geschafft. Ganz anders als im Rabowroom im New Yorker Rockefeller Center, wo ein Cocktail 58 Dollar und somit 3 Tage Verpflegung kosteten (ich erinnere an den damaligen schockierten Blogeintrag)– war der Virgin Colada hier schon für 4 Euro zu haben. Und so genossen wir in der stinking rich atmosphere mit fancy Violinenspiel den leicht smogverhangenen Sonnenuntergang und den Blick auf das nächtlich pulsierende Ulaan Baator.

Während wir dort saßen, haben wir mehr als 3 Autounfälle bezeugen dürfen, was jedoch bei der atemberaubenden Fahrweise der Mongolen wirklich kein Wunder ist. Hier gilt nämlich im Straßenverkehr das Recht des Stärkeren – ganz oben in der Hackordnung: der Lexus, der hier zahlreich anzutreffen und oft auch nach russischem Vorbild mit Polizeilicht ausgestattet ist, und die wirklich wichtigen -also reichen Bewohner der Stadt – befördern. Danach kommen die normalen Jeeps, Autos , Fahrradfahrer und ganz zuletzt die Fußgänger. Logisch, oder? Zebrastreifen sind eher Vorschläge, und auch Ampeln lassen großen Interpretationsspielraum.
Nach dem Sundowner in der coolen Bar sind wir dann allerdings vom Abschiedsschmerz geplagt gleich nach Hause gegangen, ohne die Tandems auf dem Square auszuprobieren – vielleicht schaffen wir das ja noch am 27.08….Übrigen haben wir heute auch ein interessantes Tandemgespann beobachten können, was dem unbeteiligten Zuschauer wieder einmal vor Augen führt, warum manche Menschen dünn und gestresst, manche anderen aber fett und entspannt sind..

IMG_0740(Wer jetzt lacht: WIR sind heute über 23000 Schritte zu Fuß gegangen!)

Morgen geht’s jetzt nochmals in die Wildnis – Gott sei Dank nur eine Nacht;-) – um im Nationalpark Terelj reiten zu gehen – diesmal auf richtigen Pferden…und natürlich schauen wir uns noch die mongolische „Freiheitsstatue“- Dschingghis Khan mit begehbarem Kopf, natürlich hoch zu Rosse – auf dem Rückweg an.

Ulan Baator : Großstadt mit Charme

Endlich wieder in der Zivilisation! Als wir unser Hostelzimmer betreten haben, musste ich erst einmal ein paar Freudenhüpfer unternehemn – es ist soooo schön, wieder in der richitgen Welt zu sein! Und Ulan Baatar ist ganz anders, als es uns am ersten Morgen erschien – so fanden wir heraus, nachdem wir erst mal ausgiebigst (!) geduscht und gefacebookt und telefoniert und geblogt hatten ( Mein Papa sagte ganz treffend zu meinem Wüstengejammer: „Na, du hast es ja überlebt“;-)

Also, Ulan Baator war mächtig bevölkert gestern nachmittag – superviel los, es war ja schließlich Samstag. Zum Abendessen trafen wir uns nochmals mit unseren mittlerweile echt sehr ans Herz gewachsenen Mitreisenden, und Hatong führte uns in ein koreanisches Restaurant aus ( ausführen stimmt tatsächlich – sie ließ es sich nicht nehmen, uns alle einzuladen) Koreaner essen alle am liebsten koreanisch, was wir jetzt – nach diesem Essen- durchaus verstehen können, da es wirklich sehr sehr lecker und einzigartig war. Man bestellt ein Hauptgericht ( zB Fisch oder Fleisch oder einen vegetarischen Topf) und bekommt immer zahlreiche side dishes- etwa eingelegtes Gemüse, Teigtaschen, Salat etc – umsonst dazu- und zwar, so viel man vertilgen kann. Ihr könnt euch vorstellen, das hat Stephan ausnehmend gut gefallen! Und Ha-Tong ist so lieb, sie hat sich wahnsinnig gefreut, dass es uns geschmekct hat, und dass sie uns ihre Kultur näher bringen konnte. Außerdem hat sie uns eine große Hilfe dagelassen – nämlich ihren Mongolei-Führer – den wir eigtl in Frankfurt am Flughafen kaufen wollten, wo man uns aber mitteilte, dass man dies nicht führe, da die Mongolei als Reiseziel zu speziell sei.

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Anschließend sind wir noch auf einen German Cake in den Department Store gegangen und haben uns dann in unserem zugegebenermaßen überdimensionierten Hostelzimmer nidergelassen, um noch Fotos auszutauschen. leider musste Ha-Tong bald fahren, da sie ihren Heimflug ganz früh am nächsten Morgen erwischen musste! Der Abschied fiel uns allen schwer, aber wir hoffen, dass wir in Kontakt bleiben! Vielleicht verändern wir sogar die Route, um sie in Seoul zu besuchen…

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Heute morgen wechselten wir zuallererst – notgedrungen, aber nicht ganz unfreiwillig – das Hostel.

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Zwar ist das Zimmer nun eher ein Wandschrank

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, aber: hier kann man Wäsche waschen und die Hostelmutter ist total nett und hat uns tatsächlich innerhalb kürzester Zeit die herißersehnten Transsibirischen Eisenbahn-Tickets für unser Wunschdatum – den 28.08. -organisiert. So bestens für die nächsten Tage gerüstet, konnten wir mit dem in UB verbliebenen niederländischen Lulatsch ;-9 Will gegen 14 Uhr unsere Entdeckertour in dieser Millionenstadt starten. Cool ist, dass man alles für Touristen zu Fuß erreichen kann – das kommt manchen von uns (Julia) sehr entgegen ( kostet kein Geld, verbennt Kalorien), und auch Stephan und Will sind damit sehr einverstanden. Zunächst wandern wir in das große Kloster, in dem eine etwa 35 Meter hohe buddhistische Statue verborgen ist.

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In einem der Nebengebäude können wir dann noch einer Art buddhistischer Andacht beiwohnen, und auch der Tantra-Tempel – ja, genau das, was man sich darunter vorstellt;-)

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– ist ganz interessant anzusehen. Aber das beste ist: Wir können dem Gesang und dem Musizieren der Mönche lauschen – man nennt das wohl „Chant“- und es ist brutal lustig, weil jeder Mönch ein anderes Instrument spielt und sich jeder wirklich Mühe gibt – mich hat es aber stark an meine Schulklasse erinnert, wenn wir mit Orff-Instrumenten musiziert haben – jeder tut, was er kann, aber musikalisch ist das ja nicht gerade;-)

Ach ja: Auf dem Klostergelände gibt es – natürlich – auch einen Geldautomaten;-)

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Auf dem Rückweg vom Kloster werden uns dann mal wieder die krassen sozialen Gegensätze vor Augen geführt: Direkt hinter riesigen Hochglanzwerbeplakaten befinden sich die Slums – teilweise kleine Holzhütten, teilweise Stadt-Gers- und direkt davor brausen die dicken Jeeps vorbei.

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Wir überlegen, ob wir durch eine dieser Slum-Straßen gehen sollen, um wieder in die Innenstadt zu gelangen, und entscheiden uns dafür – meine Ansicht: “ ich hab ja kein Geld dabei, und meine Virginity hab ich schließlich auch schon verloren!“, worüber sich die beiden ängstlichen Herren doch gut amüsieren, und natürlich passieren wir hier unbehelligt diese Seitengasse.

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Danach geht es erst mal zum Koffeintanken in ein europäisches Café – und lustigerweise trifft Will hier einen Reisegefährten aus einer früheren Reise wieder – was für ein Zufall! Dieser empfiehlt uns auch gleich ein Restaurant für den Abend – einen sehr chicen Italiener, bei dessen Preisen wir ( lso für UB-Verhältnisse) fast aus den Latschen kippen – aber ein superfancy Schuppen, und am Ende zahlen wir für Antipasti, Pizza und Pasta zu dritt dann doch nur 28 Euro, geht also noch.

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Zuvor besuchen wir noch im Staatstheater eine „Traditional Mongolian Show“, die wir zunächst für Nepp halten – aber: Das Theater gleicht eher einem Opernhaus, und die Show, die etwa eineinhalb Stunden dauert, ist eine Art Variété – mit traditionellem mongloischen tanz in atemberaubenden Kostümen, einem Orchester mit traditionellen monglolischen Instrumenten plus feinstem Gesang und – last but not least – throat singing. Dies ist eine ganz eigene musikalische Kunstform, und wer das noch nicht gehört hat, sollte dringend mal auf youtube nachsehen  echt supercool!

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Total geplättet von den heutigen Einsrücken und superbegeistert von dieser sehr charmanten und irgendwie außergewöhnlichen Metropole gehen wir ganz zum Schluss nochmals über den großen Dschingghis Khan-Platz – der, auf dem am ersten Tag so viele Bräute aufgelaufen waren ( ach ja, heute sind wir wieder drei Hochzeitsgesellschaften begegnet – soll das ein Zeichen sein? Wir sind doch schon verheiratet;-).

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Am Abend ist hier eine absolut einnehmende Atmosphäre, es ist bei 15 Grad noch richtig mild, und man kann sich ein Tandem, Tridem oder sogar- äh?- Vierrad ausleihen und damit eben zu zweit, zu dritt oder zu viert über den riesigen Platz radeln. Leider hatten die zwei Jungs heute keine Lust mehr, aber ich hoffe, dass wir es morgen schaffen können!

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Also, bis dann!

 

 

Letzter Tag Wüstentour: Die Mongolen sind also doch gastfreundlich!

Komischer Titel, werdet ihr euch denken – und es ist ja nicht gerade so, als ob wir die letzten Tage nicht freundlich aufgenommen worden wären – aber eben nur als einigermaßen lästige Touristen, denen man einen Milchtee ausgibt und die man dann schleunigst in ihre Gers verfrachtet (leichte Übertreibung). Heute aber endlich mal das authentische Bild: Wir werden von einer Großfamilie mit Oma und Enkeln empfangen, die gerade die Ziegen melken. Sie bewirten uns fürstlich – mit Milchtee, selbstgebranntem Wodka, Ziege aus einem großen Kochtopf und dann auch noch mit der aus dem Sud gewonnenen Reissuppe! Wir können sogar Fragen stellen und die Menschen möchten wissen, woher wir kommen. Ha-Tong, unsere koreanische Mitreisende, hat sogar an ein wirklich cooes Gimmick gedacht, um den Nomaden eine freude zu machen: Sie hat eine Polaroid-Sofortbildkamera dabei, mit der sie Fotos machen und diese dann sofort entwickelt an die Einheimischen, die über keinerlei technisches Equipment verfügen, geben kann. Als die Familie dann glücklich und in feinsten Zwirn herausgeputzt – die wirklich schwer arbeitende Ger-Herrin hat sich extra in ihr schönstes traditionelles gewand geworfen – funktionierte aber leider die japanische Kamera plötzlich nicht mehr! What a pity! Wir vermuten, dass es an den arschkalten Temperaturen dort bei der Familie im Gebirge lag… Das ist übrigens noch ein weiterer Grund für die Koreaner, die Japaner zu hassen, die zum Einen bei ihrer Eroberung Koreas  dort schlimme Kriegsverbrechen begangen, den Koreanern ihre – jetzt als japanisch bekannte – Kultur gestohlen und nun eben auch nicht funkionierende Kameras produziert haben…

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Aber natürlich wusten wir uns zu helfen – wir machten einfach einige Digitalfotos – nun auch inklusive der drei Söhne und der besten Pferde – und unser Guide Otkor hat versprochen, sie bei seinem nächsten Besuch ausgedruckt mitzubringen. Alles, was die Familie uns anbot, war zwar nicht gerade nach unserem europäischen Geschmack, aber durchaus genießbar, obwohl man es in den Gers mit der Hygiene beim Kochen nicht so genau nimmt. Man muss aufpassen, dass der eigene Kopf, also die Vorstellungen, die man so zu Essenszubereitung hat, einem nicht den Appetit und damit die Neugierde auf lukullische Erfahrungen dieser Art nehmen. Aber wir sind ja schließlich gegen alles Mögliche geimpft, und wir hatten auch tatsächlich an diesem Abend keinerlei Probleme nach dem Essen.

In der Mongolei wird außerhalb Ulan Baators hauptsächlich mit Tierdung geheizt, was wir in unserem heutigen Nachtlager – dem eigentlichen Wintercamp der Nomadenfamilie – durchaus zu schätzen wussten und gerne den dort befindlichen Ofen einheizten ( bei etwa 2 Grad plus durchaus empfehlenswert).

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Da Stephan, sobald er der Behausung ansichtig wurde, „Dibs!“ ausrief, konnten wir beide im einzigen Bett schlafen ( wir wollten die anderen beiden dafür mit einem Bier entschädigen, hat aber bisher leider noch nicht geklappt;-) Auch hier war die Aussicht wieder grandios, die Nacht aber eher unbefriedigend – bezüglich der geschlafenen Stunden, versteht sich, da auch hier im feudalen Holzbett leider keine Matratze zu finden war.

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Am nächsten Morgen brachen wir dann nach fürstlichem Frühstück ( french Toast) auf Richtung UB und erreichten damit nach einer letzten Lunchpause in der Steppe alsbald die Zivilisation, von der wir euch das nächste Mal berichten…

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GOTTSEIDANK SIND DINOSAURIER MOSTLY leiser als Kamele (weil sie bereits lange ausgestorben sind)

Heute haben wir unseren heimeligen und kaum touristischen Standort (;-) nahe der Sanddünen, die Julia und ich trotz größter Anstrengung nicht ganz besteigen konnten, verlassen. Da unsere äußerst sportlichen Mitreisenden jedoch den Gipfel auch nur auf Händen und Knien erreichen konnten, war eine lange Pause, die bis zur Rückkehr unserer Begleiter dauerte, eine durchaus wohlüberlegte und trotz des schönen Sonnenuntergangs, den es zu sehen gegeben hätte, eine weise Entscheidung. Am Ende unserer langen Reise würden wir es vielleicht auch schaffen – Mal sehen.

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Leider mussten wir am Ende der Wanderung den süßen zahmen Hund alleine in den Dünen zurücklassen, das uns „anvertraute/untergeschobene“ ritalinbenötigende mongolische Kind mussten wir hingegen leider wieder mit ins Camp nehmen, da sein Verschwinden wahrscheinlich aufgefallen und uns Langnasen zur Last gelegt worden wäre. Wenigstens war Julia durch die soeben überstanden Strapatzen trotz der bescheidenen Bettstatt so müde, dass sie bis 5 Uhr fast durchgängig „ausschlafen“ konnte. Heute beklagte sie sich hauptsächlich nur über die üblichen Rückenschmerzen (bumpy roads) und einen roten Hintern, für den ich ausnahmsweise nicht, sondern die Kamele, die übrigens wirklich stinken, verantwortlich sind. Aber wer kommt schon auf die Idee die Viecher zu reiten. Na gut die Araber, aber die spinnen ja eh! (Der Hintern tut ihr übrigens immer noch weh. Ob er noch rot ist kann ich nicht sagen, aber Julia betreibt schon seit Tagen Paviankörperpflege bei mir, was zu diesem Bild durchaus passen würde.)

IMG_20140819_105304Nach diesem Exkurs in unsere duschfreie Körperpflege zurück zum Tagesgeschäft („Tages-Geschehen bitte, sonst kommt das blöd rüber!“)
Nach einem sehr gesunden Frühstück (Müsli, sehr mongolisch!) machten wir uns wieder mit unserem scheinbar unkaputtbaren russischen Minivan auf den Weg Richtung Red Cliffes, dem mongolischen Dinosauriertal. Hier von Straßen zu reden wäre eine Farce, weshalb der Spruch „on the road again“ hier doch eher unpassend erscheint.

IMG_20140821_042952Mit dem Ausspruch „Hoffentlich sind die Dinosaurier nicht so laut wie die Kamele!“ ging es also los und über Huckel, Hügel und Berge weiter auf mongolischen Wegen, die zwar eher wahllos strukturiert, aber stets ans Ziel zu führen scheinen. Als wir uns gerade im Van darüber ausließen, wie stabil dieser doch sei, hatten wir natürlich eine Panne, was Julias Hang zum Aberglauben wieder einmal bestärkte.

IMG_20140821_043358Wie bei russischen Vans aber so üblich, war alles schnell mit Hilfe von etwas Kleber und Panzertape behoben, so dass wir bald die Kleinstadt (400 Einwohner, was für mongolische Verhältnisse wirklich groß ist) erreichten, in der es eine öffentliche Dusche geben sollte.

IMG_20140821_073235Natürlich war diese geschlossen, was uns nicht wirklich schocken konnte, da wir ja erstens Sterilium, zweitens Babaywaschtücher und drittens vom Sand verstopfte Nasen hatten. Nach einem kurzen „Einkaufsbummel“ in der „Einkaufsstraße“

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der Region und einem Lunch bei einer dem Guide bekannten Familie in einem richtigen, wenn auch schiefen Haus
(Na, die hätten wirklich das duale Ausbildungssystem in der Mongolei einführen sollen)

IMG_20140821_094228fuhren wir dann weiter zu den Redcliffes, wo man schon 1923 Dinausaurierknochen gefunden hat und diese dann natürlich direkt damals noch per Kamelkarawane über China in die USA verschifft hatte. Julia war trotz atemberaubender Kulisse sehr enttäuscht darüber, dass es im Dinosauriertal keine Dinos gibt – bei jeder Schulklasse hätte dieser Umstand zu einer Meuterei geführt… Die Mongolen sind halt kreativ bei der Benennung der Sights, deshalb halten wir uns jetzt an die zweite offizielle Bezeichnung der herrlichen Felsenkulisse; „Flaming Cliffs“.

IMG_20140821_102534Diese brennen zwar nicht, sind aber aufgrund ihrer Eisenhaltigkeit und dem entstehenden Rost rot gefärbt und wirken wie aus einer anderen Zeit, so dass durchaus eine prähistorische Stimmung bei uns aufkam.

IMG_20140821_103330Außerdem stellten wir wieder einmal fest, dass es in der Mongolei wirklich keinerlei Sicherheitsvorkehrungen gibt und man die Touristen bei ihren Wanderungen hier noch ihrem gesunden Menschenverstand und ihrem hoffentlich vorhandenen Selbsterhaltungstrrieb überlässt.

IMG_20140821_105425Da Julia vor allem Ersteres manchmal vermissen lässt, musste ich sie heroisch retten, weil sie unbedingt auprobieren wollte, ob die nicht sehr stabil wirkenden Überhangklippen aus dem porösen Material tatsächlich brechen und hinabstürzen würden, wenn dicke Toruisten darauf steigen. Ich konnte sie davon überzeugen, mir ihre Hand vorher zu reichen, und habe sie nur so im letzten Moment noch hinaufreißen und vor dem Absturz bewahren können (@mitlesende Mütter: leichte Übertreibung;-)
Am Ende haben wir dann doch noch einige paläontologische Überbleibsel, nämlich halb im Gestein verborgene Dino-Eier entdeckt,

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was Julia so weit zufriedenstellte, dass sie sich mit einiger Mühe zurück in den Van bugsieren ließ, wo sie den Guide zum wiederholten Male damit nervte, ihn zu fragen, wo denn nun hier die Dinosaurier seien – ein Witz, den dieser sicher noch nie zu hören bekommen hat. Ohnehin beschwert sich Julia ständig über alles, und ich bin supertapfer (aber wehe, man verlangt von ihm in Deutschland auf einen nicht perfeten Lattenrost zu schlafen oder zehn Meter zu Fuß zu gehen- das geht gar nicht 😉 [Kommentar Julia]
Ohnehin ist in der Mongolei vieles anders! So ist bis hierher in die Steppe die Info über die Existenz von Matratzen oder Toiletten nicht vorgedrungen – aber wir haben uns jetzt echt fast dran gewöhnt. Nur, als ich heute vorschlug, noch eine weitere Woche in der Wildnis zu verbringen, kam es fast zum Aufstand. Wir konnten uns zunächst auf zwei Tage Ulan Baator einigen (kommt eben immer darauf an, wie man Wildnis definiert;-)

Gen Abend haben wir dann wieder ein Gercamp einer Familie aufgesucht und uns mehr oder weniger (je nachdem wen man fragt) häuslich eingerichtet.

IMG_20140821_134335Beim Dinner haben wir dann mit unserem Guide Otkor, der einen Bruder hat, der in Nürnberg lebt, über die Vorzüge der Civilisation im Allgemeinen, und Deutschlands im Besonderen gesprochen. Dabei führte Otkor uns wiedereinmal vor Augen, wie gut es uns geht, als er uns aus seiner mongolischen Sichtweise von seinen Besuchen in Deutschland, dem Land der Nörgler, erzählte und dabei über fast alles ins Schwärmen geriet. Besonders Schwimmbäder und, da kann ich ihn voll und ganz verstehen, Hot tubs haben es ihm angetan. Einfach so ins Wasser springen zu können, wenn man das will, ist halt ein Luxus, den man erst richtig zu schätzen weiß, wenn man die Wüste besucht hat. Er der hier aufgewachsen ist, ist ganz fasziniert von uns Deutschen, unserer Pünktlichkeit, unserer Arbeitsmoral und unsern – na was denkt ihr? Klar, Straßen!
Während dieses Gesprächs kam übrigens die mir völlig unbekannte Tatsache zu Tage, dass Koreaner in ihrer Sprache ein deutsches Wort entlehnt haben (aufgenommen). Dabei handelt es sich nicht um Blitzkrieg, damit hatten die Koreaner ja auch wenig zu tun, sondern um das schöne Wort „Arbeit“. So nennen die Koreaner nämlich einen Halbtagsjob ohne notwendige Ausbildung, was recht viel über die koreanische Meinung über unsere „Arbeits“moral aussagt. Da die Koreaner aber wie wir Deutschen als Complaining people bekannt sind, muss man auf diesen Umstand nicht viel geben. Übrigens haben wir festgestellt, dass nicht Ha Tong sondern Julia die Koreanerin unserer kleinen Reise-Gruppe ist, da sie sich über viel mehr beschwert als unsere richtige Koreanerin. Diesen Umstand hat sie übrigens selbst so festgestellt und sich damit insbesondere bei Ha Tong sehr beliebt gemacht. Natürlich war das nur ein Scherz, den unsere Mitreisenden auch als solchen verstanden, so dass keine spontane Hetzjagd mit anschließender Steinigung nötig war, um die Situation zu bereinigen.
Die Situation bereinigen wollte ich übrigens heute nacht auch, als ich nochmals 15 Minuten Spaziergang in völliger und ich meine damit wirklich völliger Dunkelheit unternahm, um mein Toilettenpapier zu verbrennen.

IMG_20140821_112009Ich Trottel hatte nämlich beim ersten Toilettengang (und hier hat das wirklich mit gehen zu tun, da das hiesige Toilettenhäuschen so stinkt, dass man lieber die nächsten Freiluftmöglichkeiten (Hügel in 10 Minuten Entfernung) aufsucht) das Feuerzeug vergessen. Der Boden war zu hart um ein Loch zu graben und um Feuer auf Indianerart zu machen fehlte mir ebenso die Zeit, wie das Equipment und auch die Kenntnis, so dass ich eben versuchte mir die Richtung zu merken und zurückkam, um alles zu bereinigen. Doch der gemeine Mongoleitourist und dazu gehöre ich nunmal, findet sich in der dunklen Steppe nicht so gut zurecht, so dass ich mich ziemlich verlaufen habe. Zu meiner Rettung muss ich aber feststellen, dass ich erst aufgegeben habe zu suchen, als ich von Augen beobachtet wurde, die von meiner kleinen Taschenlampe angestrahlt sogleich verschwanden. Ob Wolf oder wilder Wüstenhund, das war genug für mein ökologisches Gewissen und ich machte mich unverrichteter Dinge auf den Rückweg. Leichte Bedenken im Hinterkopf, ob eine so weite Wanderung für einen Toilettengang mitten in der Nacht wirklich sinnvoll war, beschleunigte ich meine Schritte in die Richtung, in welcher ich das Lager vermutete und stieß dabei auf einen grusseligen Platz, über dessen Zweck ich nur Vermutungen anstellen kann, welche von satanistischen Messen über Tierfriedhof bis hin zu ordentlich aufbewahrten Küchenabfällen reichen.

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So weiter motiviert ging ich noch ein wenig schneller und fand als bald das sprichwörtliche Licht, hier nicht im Tunnel sondern eben in der Steppe, das mich nach Hause führte. Sogleich musste ich mein eben überstandenes Abenteuer erzählen, was dazu führte, dass Julia mich nun wohl wecken wird, wenn sie Nachts mal kurz das Pferd suchen geht. (Mongolische Redewendung für den Toilettengang in der Steppe)
Nun das ist mir auch lieber, da ich euch allen ja versprochen habe unsere Prinzessin wieder gesund zurückzubringen, und gesund heißt, da bin ich ziemlich sicher, nicht von einem Hund/Wolf gefressen zu werden!

Mongolia – Gobi: Erster richtiger Wüstentag

Bin soeben durch äußerst seltsame Geräusche aus dem mittäglichen Wüstenschlaf aufgeschreckt. Nach kurzer Orientierungslosigkeit war aber klar: Es sind nur die Kamelbabys, die nach ihren Müttern (=Milchquelle) rufen. Wirklich herzzerreissend! Man muss sich aber trotzdem keine Sorgen machen – sobald die Kamele von ihren Ausritten zurück sind, werden sie sofort zu den Kleinen gebracht, um sie zu säugen.

IMG_20140819_135810A propos Kamelausritt:

Auch wir hatten einen solchen heute morgen auf dem Programm stehen. In unserer kleinen Vierergruppe – plus 4 Kamele, versteht sich – brachen wir vom Jurtenlager über die Steppe um einen kleinen Schlammfluss herum in Richtung Dünen auf. Wie es ist, auf einem Kamel zu reiten? –  Mmmh – äh- interessant! Nein, also, anfangs war es gar nicht mein Ding, und der Rücken tat weh, aber wenn man die richtige Position auf diesen zugegebenermaßen ziemlich stinkigen (aber kein Problem, wir müffeln ja nach 5 Tagen ohne Dusche alle;-) Tieren gefunden hat (Position=wie ein nasser Sandsack im Sattel hängen), ist es eigentlich sehr lustig und man fühlt sich in dieser Höhe auf den zweihöckrigen Wüstenschiffen über alles erhaben. Für Menschen mit motion sickness ist das aber nicht unbedingt empfehlenswert.

IMG_20140820_051825Bis man wieder absteigt, was übrigens eine heikle Angelegenheit ist: Der Hintern tut richtig weh vom langen Scheuern auf diesem Sattel…  Ist aber nur eine kleine Unannehmlichkeit neben all den anderen fehlenden Luxusgütern: Dusche, WC, Schlaf;-)

Der Ausflug auf den kamelrücken hat sich aber in jedem Fall gelohnt, die Dünen sind atemberaubend schön und wirken beinahe unberührt. Barfuß steigen wir alle hinauf und genossen von da aus den Blick auf die umliegenden Hügel und das Gefühl von Sand auf unserer Haut. Lusitg war, dass wieder mal die großen Unterschiede zwischen us und und unseren reiseerprobten Weggefährten zu Tage traten: „They are running, not walking!“ sagten wir, wohingegen die beiden meinten: „Why are you so slow? Are you injured?“ Frei übersetzt heißt das so viel wie: Zwei deutsche Touris sind einfach noch zu ungeübt und zu fett, um mit den Leichtgewichten mithalten zu können.

IMG_20140820_052429 IMG_20140820_052434_1 Dafür sind wir aber romantischer, was vielleicht auch daran liegt, das wir das einzige Pärchen auf der Tour sind, welche sich nicht gerade als der klassische romantische Liebesurlaub entpuppt;-) Trotzdem hat Stephan für mich ein großes Herz in den Sand gezaubert (nein, nciht was ihr denkt;-)

IMG_20140820_052413Mal sehen, wie es heute abend wird – gegen 18 Uhr fahren wir zur höchsten Düne der Gobi-Wüste, um von da aus den Sonnenuntergang zu genießen. Also dann, wenn Stephan und ich es auch on time schaffen;-) Drückt uns die Daumen, dass wir den Gipfel erreichen werden.

Mongolia – Das Land der Wünsche

So, ihr Lieben, jetzt bin ich mal dran mit Schreiben! In diesem Land bekommt man wirklich viele Gelegenheiten, sich etwas zu wünschen:
Gestern nacht dürften wir den besten Sternenhimmel bestaunen, den ich je zu Gesicht bekommen habe: Alles richtig klar, die Sternbilder deutlich sichtbar, die Milchstraße im Blick und abertausende von Sternschnuppen! Einfach der Hammer! Und ihr wisst ja: Zu jeder Sternschnuppe gehört ein Herzenswunsch – und die haben wir uns natürlich auch nicht nehmen lassen…IMG_20140819_105305
Aber auch sonst haben die Mongolen überall im Land genug Gelegenheit, um Wünsche loszuschicken: So ist es Brauch, Steine auf große aufgeschichtete Steinpyramiden zu werfen und dann im Uhrzeigersinn drei Mal darum herumzugehen. Natürlich habe ich das schon mehrmals gemacht – iht kennt ja mein abergläubisches Wesen – und ich hoffe wirklich, das etwas dran ist an dieser Tradition.

IMG_20140818_105302Zuletzt konnten wir einen derartigen Steinhaufen heute übrigens in dem Nationalpark sehen, den wir am späten Nachmittag nach einer sehr anregenden Busfahrt mit Diskussionen über Gott und die Welt, Vorurteile der anderen Nationen gegenüber den Deutschen und tiefsinnigen Betrachtung der „Marktsituation der ÜBER30-Jährigen“ besuchten.
Nur ein kleiner Exkurs zum Nationalpark: Überwältigende Natur und -was noch besser ist- hunderte sehr aktiver und poussierlicher kleiner Tiere, die Pika genannt werden und unseren Feldmäusen gar nicht unähnlich sind…

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IMG_20140818_110846Aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Wünsche…
Viele Wünsche, die man an einen Traumurlaub stellt, werden hier erfüllt: Atemberaubende Landschaften, vielfältiges Tierreich, aber kaum Insekten, ein angenehmes Klima, Stille und Ruhe, kaum Touristen, exotisches Essen, romantische Sonnenuntergänge…
Leider, leider – und ich muss es wohl so sagen – bleibt die Mongolei ein Traumland vor allem für Hartgesottene. Viele meiner ganz persönlichen Wünsche bleiben unerfüllt: Toiletten gibt es so gut wie gar keine, und wenn, sind sie eine Zumutung für Augen und Ohren. Von Duschen brauchen wir gar nicht sprechen, In den Gers -also den Jurten – ist es zwar gemütlich, allerdings gibt es hier keine Matratzen, sondern Betten, die lediglich mit Holzbrettern ausgestattet sind, was mich um zwei sehr wichtige Wünsche bringt: Angenehmen, geruhsamen Schlaf und rückenschmerzenfreie Tage und Nächte.
Dazu kommen noch einige Kleinigkeiten, die einen durchaus verzweifeln lassen können – etwa die Straßenlage oder auch die Tatsache, dass in der Hauptstadt mit über 1,5 Millionen Menschen kaum jemand Englisch spricht bzw. überhaupt mit uns sprechen will… Die Mongolen sind leider auch nicht so freundlich, wie immer behauptet wird: Spricht man die Großstädter auf der Straße an, drehen sie sich weg oder schütteln nur ängstlich und verzweifelt den Kopf, und in der Steppe, wo die Gastfreundschaf zumindest früher groß geschrieben wurde, serviert man uns – eventuell – einen schnellen Milchtee, und dann werden wir zu den Jurten gebracht bzw. abgeschoben.

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Bitte versteht mich nicht falsch – hier ist es wirklich schön, aber man muss einiges in Kauf nehmen, um eben unberührte Landschaften und Stille genießen zu können – und dazu gehören eben auch einige Annehmlichkeiten der Zivilisation, ohne die ich für eine Woche zwar schon mal auskomme, die ich aber auf keinen Fall länger missen möchte… Ich hoffe, Stephan sieht das genau so, und wir können dann nach einigen Tagen Ulaan Baator weiter nach China, das uns sicher wieder einoge andere Überraschungen präsentieren wird…

PS: Das hört sich ja jetzt doch negativer an, als ich wollte – aber so ist das halt um halb drei morgens, wenn alle Welt schläft, es kein elektrisches Licht gibt und man außerdem schon seit Stunden nicht schlafen kann, weil die verdammte Matratze ein Holzbrett ist! So;-)

 

Wieder ein Tag in der Steppe – oder: „Did the bug rape you? – Just a little bit!“

Nach den gestrigen Ergüssen halte ich mich heute ein wenig kürzer: Wüste…und das könnte es auch schon gewesen sein, aber ich weiß ihr wollt mehr und eventuell ist das der letzte direkte Eintrag von diesem wirklich beeindruckenden Tripp, da die Batterie bald zur Neige geht. Zwar haben die Nomaden hier über Solarpaneele Elektrizität in ihren Gers, aber wer hat schon mal versucht einen Laptop direkt an eine Autobatterie anzuschließen?

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Wir haben heute wieder viel erlebt, weshalb sich die bisherigen drei Tage (Wahnsinn, erst so kurz!!!) wie Wochen anfühlen. Die Mongolei ist einfach wunderschön und nach jedem Hügel kann sich die Landschaft von jetzt auf gleich ändern! Und das Beste ist, es scheint fast so, als ob unsere kleine Gruppe die einzigen Touristen weit und breit wären. Gestern sind uns den ganzen Tag über nur zwei andere russische Vans, die übrigens hier immer noch produziert und für schlappe 3000 Dollar zu haben sind, begegnet. Davon war einer von oben bis unten mit Mongolen geefüllt und nur der zweite brachte drei Touristen zu dem Hotspot (Weiße Klippen) den wir gerade im Begriff waren zu verlassen. „That place is really beautiful, but quite crowded!“

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Ein Wahnsinnsanblick sind die Klippen schon gewesen, die eigentlich eher rot als weiß mitten in der Wüste zu liegen scheinen und auf Entdecker, wie uns, warten. Und man fühlt sich wirklich ein wenig wie ein kolonialer Entdecker, wenn man völlig ungesichert an Klippenrändern steht (Guide:“Stephen, don´t kill yourself!“) oder über eine völlig versandete Schlucht in die Tiefe wandert, um unten angekommen das soeben todesmutig überwundene Terrain nun aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

IMG_20140817_094858Neuer Blickwinkel ist übrigens ein gutes Stichwort, denn davon gab es auch im übertragenen Sinn gestern einige zu erringen. So haben wir zum Beispiel die größte Toilette der Welt benutzt und dabei festgestellt, dass das Verbrennen von benutztem Toilettenpapier schwieriger ist als gedacht. Außerdem ist der Sternenhimmel hier draußen in der Wüste wirklich einzigartig. Für alle Astronomen unter euch oder die, die es noch werden wollen: 0 % Lichtverschmutzung…
Des weiteren ist im freien Schlafen in der Wüste zwar durchaus möglich, wegen der eventuell auf einen Snack vorbeikommenden Wölfe aber wenig empfehlenswert. Hier hatte besonders Julia eine tiefergehende Erkenntnis über den Sinn und Unsinn von Guarddogs in dieser Region, die zwar vorletzte Nacht ständig gebellt haben aber damit wohl auch im Gegensatz zu heute Nacht die hungrigen Hundevorväter fern gehalten haben. Unsere koreanische outdoor- und campingliebende Begleiterin Hanto überdachte deshalb nach sehr kurzem Zögern ihre spontane Entscheidung unter dem Sternenhimmel zu nächtigen und schloss sich uns im Ger an, wo es heute galt, auf Holzpritschen zu schlafen, die unserer Prinzessin schwer zusetzten. „Nächste Nacht schlaf ich im Auto!“ Aber Julia hält durch und findet die Mongolei durchaus, wie sag ich es jetzt, interessant!
Aber leben möchte Sie hier nicht auf Dauer und da stimme ich ihr uneingeschränkt zu.
Das Abendessen übrigens aus selbstgemachten mongolischen Nudeln und getrocknetem Ziegenfleisch hat Julia besser weggesteckt als ich, wahrscheinlich, weil ich in einem unbedachten Moment dabei zugesehen habe, wie diese hier sehr typische Mahlzeit zubereitet wurde. Ich erspar euch die Einzelheiten, aber ich habe unseren guten Vegetarier und sagt das bitte nicht weiter dieses eine Mal fast um seinen fleischlosen Teller beneidet.

CAM01458Es war wie alles hier auf jeden Fall eine Erfahrung. Eine Erfahrung, die uns nicht nur etwas über dieses Land und die Menschen hier, sondern auch über uns selbst einiges beibringt und manches in den Köpfen zurechtrückt, was man sich darin so schön zurechtgelegt hat.
Die Menschen hier sind übrigens durchaus glücklich mit ihrem Leben, obwohl die Frau bei der wir heute wohnen durften zur Zeit ganz alleine hier draußen ist, da ihr Mann mit den Tieren (außer den Kamelen) aufgrund des diesjährigen harten Winters und dem damit einhergehenden Wassermangels im Sommer in ein etwas grüneres Gebiet ziehen musste. Obwohl allein unter Wölfen scheint sie durchaus zufrieden zu sein und lächelt uns entweder an oder schaut uns wie eine Kuriosität die es müde zu belächeln gilt an und trägt dabei einen Habitus der Ruhe und Gelassenheit zur Schau, von dem wir Europäer, die wir unser Auto waschen müssen und zur Arbeit gehen und ins Kino, etc., durchaus etwas lernen können. So genug lamentiert, ihr merkt die Einsamkeit insbesondere am Morgen. Julia schläft ein wenig auf meinem  Schlafsack, damit sie wenigstens noch eine Stunde Schlaf bekommt, macht mich philosophisch.

CAM01305Ach ja – Julia hatte heute noch ein spannendes Erlebnis mit Insekten – ihr wisst ja alle, dass Julia Tiere sehr liebt, aber ganz und gr nicht unsere sehr kleinen, teils haarigen oder chitinlastigen Begleiter. Und heute hatte sich tatsächlich ein zugegebenermaßen recht großer schwarzweißer Käfer für etwa 40 Minuten in ihrem Hosenbein versteckt und kam dann herausspaziert – was natürlich einen halben Panikanfall und wilde Kontrollmaßnahmen nach sich zog. Will fragte sie freundlich: „Did the bug rape you?“ – und sie tatsächlich: „Yes, a little bit!“ Da muss unsere Prinzessin aber noch etwas weniger sensibel werden,w as Insekten angeht, denke ich;-)
Wieder zurück zum business as usual, das Toilettenpapier geschnappt, das Toilettenfeuerzeug verstaut und passende Stelle zum… gesucht.

Die Surrealität der Steppe oder, wie sich ein Schaf den A… kratzt!

Nach einer längeren erzwungenen Pause („In der Steppe finde ich einfach kein unverschlüsseltes W-Lan!!“) , hier nun die Fortsetzung unseres Mongolien-Trips. Ich sitze gerade um 6:00 Uhr Ortszeit auf einem Felsen mitten in der Mongolischen Steppe.

IMG_20140816_063329Unter mir erwachen die Goats und Schafe der Familie, bei der wir in den Jurten geschlafen haben, langsam und auch die sogenannten Gers unter mir liegen noch ganz verschlafen und still da. Hier in der Steppe beginnt der Tag spät, aber dafür sind die frühen Morgenstunden um so ruhiger. Irgendwie wirkt es surreal hier zu sitzen, dem Sonnenaufgang zuzusehen und vorgestern noch in Deutschland mitten im Leben gewesen zu sein. Hier in der mongolischen Steppe laufen die Uhren langsamer. Das ist auch verständlich, wenn man die „Straßen“ in dieser Region betrachtet und dabei zu verstehen beginnt, dass selbst der Weg zum nächsten Kloster, dass eigentlich nur 30 Minuten Luftlinie von einem entfernt ist, etliche Stunden aufreibender Fahrt bedeutet. Da muss einem das morgendliche Gebet schon einiges Wert sein. Deshalb ist es auch verständlich, dass sich die „restoring buddhism in mongolia“ Bewegung nur langsam durchzusetzen beginnt.

IMG_20140816_093153 IMG_20140816_093302 IMG_20140816_092408 Die Mönche hingegen gehen mit dem Zahn der Zeit und fahren innerhalb ihres Klosters im Nirgendwo auf elektrischen Einrädern durch die Gegend, wahrscheinlich um all ihre Kraft für das Gebet und weniger für den Weg zur Toilette zu verbrauchen. Und dieser Weg ist hier draußen recht weit und ob Mönch oder Nomade, Tourguide oder Tourist: Jeder hat ihn irgendwann einmal zu gehen, obschon hier die Penisträger wieder einmal klar im Vorteil sind, was sich wohl von alleine erklärt.
Aber jetzt mal von vorne. Gestern früh in Ulan Bataar angekommen, haben wir nach einigem hin und her (in ganz Mongolia gibt es kein einziges Straßenschild, weshalb Straßennamen völlig unnötig sind und von den Touristen weit überschätzt werden) unser Guesthouse „Golden Gobi“ gefunden und konnten sofort am internationaleen (Backpackercommunity) Frühstück teilnehmen. Dort erklärte sich auch, warum Julia und ich auf unserer mehrstündigen Odyssee durch Ulan Baatar zuvor keinen einzigen Touristen gesehen haben. Die waren nämlich alle schon hier und brabbelten in mehr oder minder gutem Englisch (FRANZOSEN) von ihren Erfahrungen der letzten Tage. Und Erfahrungen kann man in der Mongolei unendlich viele machen, da sich hier nicht nur das Wetter, sondern auch die Landschaft hinter jedem kleinen Hügel von jetzt auf gleich völlig ändern kann.

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SO geistig und körperlich gestärkt haben Julia und ich uns gleich (wir sind ja gute Deutsche) an die Planung unserer nächsten Tage gemacht, was sich dank tatkräftiger Unterstützung der Guestmutter bald zu einem Verkaufsgespräch mit einem Guide verwandelte. Dieses verlief so gut, dass wir gleich für den nächsten Tag eine Tour gebucht haben, die uns nun im russischen Kleinbus, den wir einstimmig Comet genannt haben, in die tiefe Steppe Richtung Wüste Gobi (also für alle geografisch Ungebildeten unter euch, in den Süden der Mongolei) gebracht hat, wo ich nun hier sitze. Und einer Herde Schafe und Ziegen bei der Verrichtung des Tagesgeschäfts zusehen kann. Das ist nunmehr einen kurzen Exkurs wert. Denn was es hier zu beobachten gibt, könnte für sich genommen einen ganzen Blogeintrag füllen. Es wird nämlich gleichzeitig um Weibchen geworben, um Macht gekämpft, gefressen, getrunken, geschlafen, gef…. und sich ordentlich am Hintern gekratzt.

IMG_20140817_004739Eben all das, was wir Menschen den lieben langen Tag auch so machen. Quasi das Leben in seiner Reinform ist hier zu betrachten und ich erhebe mich quasi als beschreibender und überlegener Gott über diesem Mikrokosmos der Steppe. Und was bleibt am Ende, wenn die Herde alsbald wieder auf die Weide getrieben wird von ihr zurück? Richtig  – Scheisse, Mist, Exkremente und ein gewisser Duft in der Luft, der all das zuvor Beschriebene und vor allem letzteres beinhaltet und zu einer Kakophonie des Lebens verschmilzt.
Ihr könntet jetzt natürlich fragen, warum ich so philosophisch drauf bin. Nun, das liegt an mehreren Gründen, die ich euch noch schnell erklären möchte, bevor ich dann auch „endlich“, werdet ihr sagen für heute schließe.
Zum Einen bin ich ein wenig von der Atmosphäre hier ergriffen, von all den Eindrücken und vor Allem der Realität hier berührt. Hier sind Tod und Leben so eng miteinander verknüpft, dass man beides quasi spüren kann, riechen kann, wenn man die Nase nur weit genug in den immer wieder erfrischend aufkommenden Wind steckt. Zum Anderen bin ich selbst hier mit einem nussliebenden zweimetergroßen Niederländer namens Will unterwegs, der natürlich Vegetarier und Buddhist ist, in seinen Ansichten und Reden sehr stark an Jesus erinnert und der mich nicht nur was mein Englisch betrifft an die Grenzen meiner Argumentationsfähigkiet bringt. So viel Esoterik färbt ab!

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Vor alllem aber liegt das an der absoluten Stille und Ruhe hier draußen, die heute Nacht nur durch mein Schnarchen gestört einfach alles zu durchdringen scheint.
Bevor ich jetzt wieder abdrifte, was vielleicht auch am Schlafmangel liegt, da wir auf viel zu kleinen Metallgestellbetten in einer Jurte davon nur wenig abbekamen (Irgendjemand hat total geschnarcht“!!!!!“) gebe ich noch ein paar banalere Anekdoten zum besten:

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1. Julia hat es natürlich gleich bei der ersten Familie in der Steppe geschafft, unhöflich zu sein, was natürlich ausschließlich auf ihren guten Maniieren beruhte. Sie hat nämlich den zur Begrüßung angebotenen frischen und selbstgemachten Yogurt an mich weitergereicht, weil ich weiter wegsaß-  und damit anscheinend den Eindruck vermittelt, sie wolle ihn nicht! Obwohl sie dann durch den Guide übersetzt das Missverständnis aufzuklären versuchte, hat sie dann keinen Yogurt bekommen, weshalb ich meinen natürlich ritterlich mit ihr geteilt habe. (Das habe ich übrigens auch mit dem „Begrüßungskeks“ (einer Art getrocknetem Ziegenkäse-superhart und salzig das Ding) versucht, den ich Trottel mir genommen habe und welchen ich alleine einfach nicht runter bekommen konnte. Aber keine wollte ein Stück. Gut, man konnte auch keine Stücke abbrechen, aber naja. Ich habe den Klumpen dann unauffällig im Van verstaut und so niemanden beleidigt, obwohl es mir um die Arbeit, die die Nomaden damit hatten, schon leid tut.
2. Unser Guide ist nicht nur Guide, sondern kocht auch für uns und das garnichtmal schlecht, besonders wenn man sein eingeschränktes Equipment bedenkt. Doch da wir ja einen Vegetarier dabei haben gibt es in diesem Land das fast ausschließlich vom Fleich lebt, erschreckend wenig Fleisch für uns zu essen. Da ich auch über keinerlei Kissen verfüge, ist dem Vegetarieproblem wohl nicht quasi über Nacht beizukommen. Außerdem würde der Käsjesus, der übrigens wirklich ausnehmend nett und verdammt lustig , also eine ansonsten super Reisebegleitung ist, bestimmt bei der ersten Chance wiederauferstehen. Also eben weniger Fleisch, was solls. Wer kann schon von sich behaupten, dass er in der mongolischen Steppe den besten Tofu seines bisherigen zugegebenermaßen wenig tofubelasteten Lebens gegessen hat.

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Ich,(Literarischer Kniff, jetzt mit Ich anzufangen, cool gell!) geh jetzt dann wieder runter und hoffe auf einen gemilchten Tee bei der Gastfamilie, um mich ein wenig aufzuwärmen, denn noch ist es erfrischend kalt draußen und der Felsen auf dem ich so schön sitze hat für meinen Hintern auch negative Konsequenzen. Also, auf ins Getümmel und noch einen letzten gottgleichen Blick auf die Herde unter mir geworfen und oh, da versucht doch tatsächlich eine Ziege zu mir rauf zu kommen, vielleicht um mich von meinem Platz zu vertreiben. Quasi selbst diesen zu übernehmen,. Gott von seinem Thron zu stürzen und sich dann an den Laptop zu setzen und selbst über die niederen Kreaturen da unten in der Steppe in ihren Jurten zu bloggen!

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Was für eine verrückte Welt!!!!!!

Ulan Bataar oder auch: Positiver Kulturschock?

Abschied in Frankfurt: Hart, wirklich hart… Keine weiteren Kommentare dazu!;-)

Aber: Das Flugzeug der Mongolian Air – entgegen aller Erwartungen superluxuriös… Einen so angenehmen, leeren Flug, bei dem man die drei Mittelsitze zum Hinlegen, Schlafen und Fernsehen hat – unbezahlbar!

Gegen 4:30 Uhr Ortszeit sind wir dann gelandet. An sich ist der Flughafen weder besonders groß, noch besonders klein, weder besonders modern noch rückständig – dafür waren unsere Rucksäcke aber innerhalb von 15 Minuten auf dem Band und wir bereits durch die Kontrolle durch.

Erst der Weg per Taxi nach Ulan Bataar bringt die ersten Erkenntnisse: 1. Hier spricht wirklich niemand(!) Englisch, 2. Baustellen und Straßensanierungsarbeiten werden sehr unkompliziert gelöst – alle paar Meter sind die Straßen aufgerissen und das Steinmaterial liegt einfach zu kleinen Haufen aufgeschüttet am Ort des Geschehens – aber kein Problem, man kann ja im Zickzack um diese „Baustellchen“ herumfahren.

IMG_20140814_234117Am Dschinghis Khan Platz angekommen – wohlgemerkt morgens gegen 5:45 Uhr – der by the way wirklich sehr beeindruckend in seiner Großzügigkeit ist, erleben wir eine kleine, aber sehr erfreuliche Überraschung: Eine Hochzeitsgesellschaft eilt auf die riesigen Stufen des Stadtpalastes zu – die Braut im weißen Kleid, der Bräutigam im Anzug, und viele Hochzeitsgäste sowie scheinbar die Brauteltern in typischer nomadisch-traditioneller Klaidung. Ein spannender Gegensatz, insbesondere unerwartet um diese doch eher unchristliche Uhrzeit. Allerdings – vielleicht hat man die Location wegen des romantischen Sonnenaufgangs über der Stadt gewählt? Oder – und das ist wohl wahrscheinlicher – man will vielleicht nur die Zeit nutzen, zu der dieser Platz wirklich vollkommen menschenleer ist – bis auf uns zwei Rucksacktouristen jedenfalls;-)

IMG_20140815_001703IMG_20140815_001731Mit uns hat aber augenscheinlich niemand gerechnet, wir werden neugierig und teilweise ein bisschen skeptisch beäugt, als wären wir außergewöhnliche Wesen. Bald ist auch klar, wieso das der Fall ist: Ulan Baatar scheint vom westlichen Tourismus nahezu unberührt – es gibt weder eine zentrale Tourist Information noch eine große Innenstadtsstraße mit Geschäften und Cafés – nicht mal einen Starbucks 😉 DAS habe ich tatsächlich in keiner Großsstadt bisher erlebt! Dementsprechend – mmmmh – wie drücke ich das jetzt am besten aus – sportlich gestaltet sich auch die Suche nach dem Hostel: Nachdem kaum jemand Englisch spricht und viele Straßen keine Namen tragen, irren wir recht lange zu Fuß durch die Hauptstadt der Mongolei. Nur das Internet in einer Mall (so etwas gibt es also doch!) kann uns nach einigen anstrengenden Stunden ( okay, so kam es uns jedenfalls vor;-) zum Hostel führen. Hier werden wir gleich mit Brot und Marmelade sowie grünem Tee empfangen und kommen mit einem Franzosen und einem Israeli ins Gespräch, die sich aber ob unseres „fortgeschrittenen Alters“ (hier ist jedermann erst 22) etwas zurückhaltend zeigen. Nach langen und zähen Verhandlungen mit einem Tourguide können wir aber dann erreichen, was wir uns für die Zeit in der Mongolei vorgenommen hatten: Wir machen mit Will aus den Niederlanden, einem „Girl“ aus Korea und natürlich mit Fahrer und Guide eine Tour durch die mongolische Steppe zum Rande der Wüste Gobi, wo wir in Nomadenzelten schlafen, viel wandern und Natur bestaunen sowie eventuell Pferde bzw. sogar Kamele reiten können. Mal sehen, wie das wird – freue mich auf die kulturelle Erfahrung, habe aber die Information “ you understand – no luxury tour?! no shower and you have to pay for toilet“  mit etwas gemischten Gefühlen aufgenommen;-)

Wir berichten – natürlich mit paassenden Fotos – dann ab nächster Woche wieder an gleicher Stelle!

Bis dahin: Said Benno (oder so ähnlich);-)