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Back to life, back to reality

Gestern früh sind wir jetzt also tatsächlich in Frankfurt gelandet… Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass wir jetzt wieder im guten alten Deutschland sein sollen – nach 20 Reisestunden, einfach so, wieder zurück in der Realität! Aber so ist es, der Beweis steht vor mir: Mein Papa, der extra ganz früh aufgestanden ist um uns als unser privates Begrüssungskommittee am Flughafen in Empfang zu nehmen – der beste Papa überhaupt, der es auf sich genommen hat, uns bei der Hand zu nehmen und ganz sanft in die Wirklichkeit zurückzuführen! Ich freu mich wahnsinnig, ihn nach der langen Zeit zu sehen – wie ich mich überhaupt wahnsinnig auf zu Hause, auf alle lieben Menschen, die ich vermisst habe, freue!

Ju und Ste Airport

Auf der anderen Seite ist da aber auch ein ganz leeres, sehr wehmütiges Gefühl in mir: Soll dieses außergewöhnliche Jahr tatsächlich schon vorbei sein? Ich kann es einfach nicht glauben, nicht er- fassen. Es wird mir sehr fehlen, immer unterwegs zu sein und jeden Tag ganz andere Erfahrungen zu machen und ständig etwas Neues zu sehen, und – ganz im Ernst, auch wenn sich das viele nicht vorstellen können, mit ihrem Partner alleine so lange unterwegs zu sein- es wird mir auch wahnsinnig fehlen, so viel Zeit mit meinem Mann zu haben. In das Gefühlschaos mischen auch noch Vorfeude auf das Kommende, irgendwie Bekannte aber auch irgendwie Veränderte hinein, und auch ein wenig Sorge, wie sich die Zukunft jetzt weiter entwickeln wird ( neue Schule für mich, neuer Job für Stephan? Wie geht es überhaupt für uns weiter? Bleiben wir auf Dauer in Bayern, oder müssen wir in ein anderes Bundesland „auswandern“? Wollen wir jetzt eine Familie gründen?……)

So oder so ist es wohl an der Zeit, Bilanz zu ziehen, was ich an dieser Stelle in recht gegliederter Form tun möchte, um meine Gedanken zu ordnen und euch die Chance zu geben, Das ganze Gedankenchaos nachzuvollziehen, wenn ihr dies denn wollt.;-)

Diese und ähnliche Fragen haben wir uns in den letzten Tagen gestellt und versucht, sie ehrlich zu beantworten.

1.Würde ich die Reise noch mal machen?

Definitiv ja. Es war einfach einmalig- so eine Chance bekommt man nie wieder! Ich bin einfach dankbar für die vielen schönen Minuten, Stunden, Tage und Wochen…

2.Würde ich die Reise noch mal genau so machen?

Bis auf kleinste Details ( weniger Zeit in Australien, dafür 1-2 Wochen Zwischenstopp in Malaysia) würde ich die Reise wieder so durchführen. Vielleicht an der einen Stelle etwas mehr, an der anderen etwas weniger Geld ausgeben, vielleicht insgesamt etwas langsamer machen, aber alles in allem würde ich die gleichen Länder, im gleichen Rhythmus bzw. in gleicher Reihenfolge wieder besuchen wollen…

3. Habe ich meine „Quarterlife-Crisis“ jetzt überwunden und nicht mehr das Gefühl, was verpasst zu haben?

Wie? Was für ne Quarterlife-Crisis? Nie davon gehört;-) Ich sage nur: Chancen nutzen! Diese einmalige Gelegenheit mussten wir doch einfach ergreifen – herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an den Freistaat Bayern, der uns durch die Einstellungspolitik diese Chance beschert hat (Achtung Ironie!;-)

4. Ist die Reiselust jetzt bei mir verflogen?

Mitnichten! Klar haben wir jetzt viel gesehen, aber die Welt ist so groß und es gibt noch so viel zu entdecken! Auf meinem Plan stehen als nächstes noch Brasilien, Argentinien und Chile, Kuba, Malaysia, Indonesien, Namibia, Südafrika, Marokko… Aber ok, das hat ja Zeit – dieses Jahr geht’s wohl höchstens noch nach Italien;-)

5. Was würde ich jetzt – nach Abschluss dieser Reise – anderen Weltreisenden empfehlen?

Glaubt an euch und euren Traum- auch, wenn der Eurokurs grade nicht wirklich budgetfreundlich ist 😉 Jeder kann das machen, wenn er will und ein bisschen sparsam ist – in vielen Ländern, vor allem in Asien, kann man wirklich mit ziemlich wenig Geld auskommen und ganz viel von anderen Kulturen lernen! Und beachtet einige wichtige Tipps:

Vergesst nicht, KLOPAPIER! Klebeband, Notizzettel, Kugelschreiber, eine Luftmatratze, warme Decke und unterschiedlichste Kabel mitzunehmen! – Besonders in wenig erschlossenen Ländern wie der Mongolei ist sonst an ein zivilisiertes Überleben nicht zu denken… ( Wer erinnert sich nicht an die stundenlangen Nachtwachen ohne Elektrizität auf dem harten Holzbrett, mit Käfern im Haar und Klo in der Natur?)

Beantragt mehrere Kreditkarten und diese auch rechtzeitig ;-)- sonst kann es passieren, dass man pleite in Peru steht und plötzlich kein Bargeld mehr bekommt…( Danke an die DKB für Ihre schnelle Nothilfe)

Esst nie an Ständen am Straßenrand, bei denen ihr nicht mal vorbeigehen könnt, ohne die Nase zu rümpfen ( oder die vor Fliegen wimmeln)- und denkt daran: Cook ist, Boil it, Peel it Or Forget it!;-) – euer Verdauungssystem (und eure Reiseapotheke) werden es euch danken!

Immer Augen offen halten: Manchmal findet man in Bus, Zug und Bahn äußert nützliche Gegenstände oder überlebenswichtige Dinge (zB ausgelesene Romane in Deutsch, Englisch, Französisch oder gar Spanisch –  wenn einem in China der Lesestoff ausgeht, ist man sonst nämlich echt verratzt)

Bleibt zu Hause, wenn ihr an Reiseübelkeit leidet- sicherheitshalber

6. Habe ich mich durch die Reise verändert?

Hmm, schwer zu sagen. Ich glaube, Stephan hat sich nicht so sehr verändert, ich bin wohl etwas ruhiger und geduldiger geworden – ich kann jetzt auch mal eine Stunde “ Chillen“ ohne etwas Sinnvolles zu tun zu haben… Ansonsten werden wohl die nächsten Wochen erst zeigen, ob und inwiefern wir uns verändert haben… Ihr dürft mich gerne drauf hinweisen!

7. Ist uns auch etwas Negatives auf der Reise widerfahren?

Von schwierigen Situationen haben wir euch ja bereits an dieser Stelle aus jeweils aktuellem Anlass berichtet. Aber, ganz ehrlich: Es ist nichts passiert, was wirklich von Bedeutung gewesen wäre. Wir sind weder beschissen, noch überfallen und ausgeraubt und schon gar nicht entführt worden… Klar, Bens Tasche ist in Thailand am Strand verschwunden, und manch ein Taxifahrer wollte unsere weißen Nasen extra Blechen lassen, aber: Alles in allem wirklich harmlos – wir hatten Glück!

8. Was habe ich auf der Reise gelernt?

Die Eindrücke dieser Reise – und damit auch das, was wir gelernt haben – sind zu vielfältig, um das hier so einfach zusammenfassen zu können, aber einige Grunderkenntnisse über das Leben konnte ich doch gewinnen:

A) Insbesondere in Indien hat sich sehr deutlich gezeigt, wie extrem die Armut ist, die auf unserer Erde herrscht, und wie viel man schon mit ganz wenig Geld bewegen kann- eine Erkenntnis, die mich in meinen Bestrebungen, anderen zu helfen, weiter bestärkt hat, und die uns auch motiviert, Mitmenschen davon zu berichten und diese dafür zu begeistern, selbst auch etwas für andere tun zu wollen

B) Nach über 40 Wochen Leben aus dem Rucksack und insgesamt 8 Wochen Leben im Auto (= zu zweit auf etwa 3 qm, nur ein Bett, kein Bad, keine Küche…) ist absolut klar, mit wie wenig man tatsächlich auskommen kann und wie luxuriös unser Leben zu Hause – selbst das momentane im Keller der WG- eigentlich ist

C) Überall auf der Welt sind uns wahnsinnig nette und hilfsbereite Menschen begegnet- selbst dort, wo man es am wenigsten vermuten würde… und: man kann sich wirklich mit jedem verständigen, und sei es mit Hand und Fuß!

D) Gesundheit ist unser wichtigstes Gut – das wird einem erst recht bewusst, wenn man in Ländern unterwegs ist, in denen es tödliche Krankheiten, aber für die meisten Menschen keine Krankenversorgung gibt…

E) Heimat ist – trotz des auf Reisen gültigen Spruches „Home is, where your Backpack is“ – eben nicht auf der ganzen Welt, sondern da, wo man mit Familie und Freunden zusammen sein kann

F) Ich habe so viele schöne Städte und lebenswerte Orte gesehen- und trotzdem weiß ich jetzt: Ich würde niemals auswandern – trotz des suboptimalen Wetters in Deutschland 😉

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Falls ihr noch Fragen habt, die ihr gerne geklärt haben möchtet, postet sie doch einfach in den Kommentaren – ich werde sie nach bestem Wissen und Gewissen beantworten…

Ab Dienstag sind wir jetzt also wieder im kleinen blauen Schlösschen mit dem kleinen blauen Rösschen – wer vorbeikommen will, ist herzlich jederzeit eingeladen, wir freuen uns über ganz viele liebe Menschen und ein freudiges Wiedersehen!

 

 

Lima- Sex, Drugs and Rock´n´Roll im alten Peru

ACHTUNG: PARENTAL ADVISORY – Dieser Artikel enthält explizite Inhalte und sollte daher nur unter elterlicher Überwachung gelesen werden!

Achtung: Es handelt sich hierbei natürlich nicht um persönliche Erfahrungen von Stephan und Julia, also keine Sorge;-)

Eigentlich wollten wir unseren letzten Tag in Südamerika nur noch ganz ruhig mit Flanieren und Stimmung-Aufsaugen verbringen, aber dann erwischte uns doch noch dieser blöde Bildungs-Tick und die Angst, etwas verpassen zu können, und so machten wir uns auf den Weg nach Freetown (keine Ahnung, wieso der Teil der Stadt so genannt wird) zum dort ansässigen berühmten Museo Larco. Hier sind zahlreiche Keramik-Kunstwerke der frühen peruanischen Hochkulturen ausgestellt, und nachdem uns der Moche-Tempel in Trujillo schon so begeistert hatte, wollten wir uns das nicht entgehen lassen.
Und wir wurden nicht enttäuscht: Schon die Außenanlage des Museums ist atemberaubend – Blütenprachten begegnen dem geneigten Auge, bei denen man sich fragt, wie so etwas in einer Wüstenstadt wie Lima überhaupt möglich ist.

In den Ausstellungsräumen: Keramikgefäße, die ihresgleichen auf der Welt suchen – von bunt bemalten, aber einfach geformten Stücken, wie sie die Chimu meist fertigten,

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über beeindruckende Teppiche

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bis zu den extrem detailreich ausgestalteten Keramikkrügen der Moche – hier gibt es nichts, was dem Betrachter fehlen könnte. Gerade die Lebenswirklichkeit und die rituellen Opferungen, die bei den Moche zelebriert wurden, sind Hauptmotive der Tonkunst (Wissen hierüber wurde übrigens hauptsächlich über die aufgefundenen Krüge transportiert!).
So erfährt man von den Darstellungen, dass es zwischen den hochangesehenen Kriegern in der Moche-Gesellschaft rituelle Kämpfe gab, bei denen man versuchte, dem Gegner die Haarpracht (also den Schmuck) zu rauben. Der Verlierer wurde – als besondere Gabe an die Götter – nackt und aufrecht durch einen Kehlenschnitt getötet, ausgeblutet und somit geopfert, was ihm zu großer Ehre gereichen sollte…In diesem Zusammenhang finden sich zahlreiche Keramiken, die eben die ehrenvollen Krieger in voller Montur,

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aber eben auch die nackten und als sehr ptoent präsentierten Gefangenen, die dann geopfert werden sollten, darstellen.

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Neben einigen Alltagsszenen – Medizinmänner beim Heilen,

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wichtige Bestandteile des agrargeprägten Lebens, etc

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– die in riesigen gläsernen Schränken aufbewahhrt werden, weil man nicht alle dieser extrem außergewöhnlichen Werke gleichzeitig ausstellen kann,

gibt es dann noch eine Sammlung, die besonders pikant ist und wohl auch die meisten Besucher anlockt: Den Sala Erotica, in dem die Keramiken ausgestellt sind, in denen die Moche sich – übrigens wie bereits angedeutet vor etwa 1700 Jahren – mit allen Spielarten (und wenn wir sagen alle meinen wir alle) sexueller Praktiken auseinandergesetzt haben.

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Hier finden sich neben Darstellung von Frauenkörpern (als empfangende, passive Wesen)

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und Männerkörper (stets als potent und viril wiedergegeben)

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auch zahlreiche Gefäße (es handelt sich immer um Gefäße, nicht vergessen;-) die phallisch geformt oder auf denen gar Paare – Mann und Frau, aber durchaus auch Mann und Mann – beim Liebesspiel dargestellt werden.

(Unglaubliches Zitat Stephan: „Das ist aber jetzt explizit!“) Neben den üblichen Stellungen– interessanterweise kannten die Moche die Missionarsstellung wohl bereits, bevor die Spanier hier ankamen – gibt es auch einige Keramiken, die die Menschen „a tergo“ zeigen.

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Julia stellte erst nach genauem Hinsehen – und nach Abgleich mit der Überschrift „Nichtreproduktive sexuelle Praktiken“ – fest, dass es sich hier mitnichten „nur“ um die bekannte Position „von hinten“ handelt, sondern dass tatsächlich bereits zu dieser Zeit „von hinten“ auch genau so gemeint war.

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Nach dieser Erkenntnis schockierte uns auch der große Bereich zum Oralverkehr nicht mehr wirklich,

 

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und wir kicherten wie die Teenager über die wirklich seeeeehr detailgenaue (wenn auch manhcmal scheinbar leicht übertriebene) Darstellung.
Nach diesem sehr interessanten Bildungspunkt (der schlüpfrigste, überhaupt, da können nicht mal die Kamasutra-Tempel in Nordindien mithalten) beschlossen wir dann, zur Feier des Tages, und zum Abschluss unserer großen Reise, noch mal richtig schön essen zu gehen, und zwar direkt im Restaurant dort, das einfach himmlisch zugewachsen ist

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und hervorragendes Essen bietet (zu einem wieder einmal unschlagbar günstigen Preis – verglichen mit Deutschland jedenfalls…)

Ein traumhafter letzter Tag dieser absolut traumhaften Reise!
(Anmerkung der Redaktion: Großmächtiger Abschlussartikel folgt)

Lima – Miraflores = Miezaflores

Die letzten beiden Tage (ich kann es echt nicht glauben!!! Wie konnte die Zeit so schnell rumgehen?????????) verbringen wir nun noch einmal in Lima – in dem Stadteil, sogarin dem Hostel, in dem wir auch diesen letzten Teil der Reise begonnen hatten. Irgendwie spiegelt das noch intensiver das Gefühl wider, dass sich alles wiederholt und wir wieder „zurück auf Anfang“ kehren.

Vorerst möchten wir euch aber noch mit dem (vor)letzten bebilderten Reisebericht erfreuen – das sind wir unserer Leserschaft schließlich schuldig, die immer von uns mit neuesten Erkenntnissen, wichtigen geschichtlichen Daten oder auch Skurrillitäten versorgt werden sollte…

Miraflores – übrigens der urbanste, touristischste und „kapitalistischste“ Stadtteil Limas, mit vielen hübschen Innenhöfen,

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zahlreichen außergewöhnlichen Geschäften

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und hunderten von Bars

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– zeigte uns heute zu allen Tageszeiten – und zwar morgens, als wir mit dem Nachtbus ankamen, mittags, als wir spazieren gingen, und abends, für einen (vor-)letzten Bummel – ein anderes Gesicht: In der Früh leer und grau, zwischendrin irgendwie unentschlossen, und zu fortschreitender Stunde immer voller und quirliger.

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Einheimische, die sich für den Bus anstellen, Anzugträger, die aus den Büros strömen, Touristen und Studenten, die die beiden zentral gelegenen Parks fluten. Und dort – man kann es kaum glauben – Katzen, Katzen und nochmals Katzen!

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Diese stehen, liegen und sitzen einfach überall herum, sei es in Beeten,

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auf den Parkpfaden (wirklich mitten im Weg!)

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oder auch auf den steinernen Stehlen…

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Man kommt nicht an ihnen vorbei, selbst wenn man es wollte (was für uns sicher nicht zutrifft;-) Auch in den Mini-Amphi-Theatern, die hervorragende Sitzgelegenheiten bieten, um dort zu picknicken oder einfach die Atmosphäre zu genießen,

20150528_174108sind die Miezen unterwegs – Miezen aller Farben, Formen, Abstammung, Rassen – es ist ein richtiges Phänomen – das was für Nordperu der El Nino, ist für Lima wohl der El Miezo;-)

Anfangs beobachteten wir nur schüchtern, wie die Miezen auf einigen Anwesenden genütlich in den Tag schlummerten,

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doch bald konnten wir uns nicht zurückhaten und schnappten uns jeder eine kleine niedliche Katze – und tatsächlich, die sind so zutraulich, dass sie sich dann einfach in deine Arme oder auf deinen  Schoß kuscheln und nicht mehr wegwollen

!In einer davon entdeckten wir sogar unsere lang verschollene Nala wieder, die es irgendwie auf ein Schiff nach Südamerika geschafft haben und hier in der Miezenkommune ein neues Leben begonnen haben muss…;-)

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Besonders herzerwärmend wurde es, nachdem wir von einem längeren Spaziergang dann bei Dunkelheit nochmals in den Park zurückkehrten – wir hatten uns noch keine 30 Sekunden hingesetzt und wollten erst mal die Miezen-Lage sondieren, als plötzlich der Kater, den wir vorher bereits ausgiebisgt gestreichelt hatten, ganz unauffällig von hinten heranschlich und sich einfach direkt auf uns beide drauf legte – sozusagen Oberkörper auf Stephans Schoß und Hinterteil auf meinem! Wie süß und diplomatisch ist das denn? Anscheinend hatte er unsere Streicheleinheiten so genossen und sich bei uns so sicher gefühlt, dass er uns sofort wiedererkannt und sich wieder zu uns gesellt hatte. Bald war es ihm allerdings auf dieser Kombi-Sitzgelegenheit nicht mehr bequem genug und er siedelte nun auf meinen Schoß um (SIEG!;-). Stephan holte sich aber gleich eine kleine schmale süße graue Kätzin, die sich direkt vor uns gelegt hatte, und die schmiegte sich sofort in seine Arme und war nach gefühlten 5 Sekunden auf seinem Schoß eingeschlafen.

Und als wir da so saßen und unser Miezenglück nicht fassen konnten, da schnupperte es plötzlich hinter uns, und ein buntes dünnes Miezchen quetschte sich zwischen unseren Armen durch und legte sich ganz vorsichtg zwischen die beiden sich bereits auf unserem Schoß befindenden Felinen – und schlief dann mit dem Köpfchen auf dem Hintern des Katers, der sich übrigens dadurch nicht aus der Ruhe bringen ließ, ein.

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Stephan und ich freuten uns diebisch, waren wir doch im Katzenliebhaber-Himmel angelangt, und planten gleich, wie wir die drei Süßen wohl mit nach Hause nehmen könnten.

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Im Zuge dessen verpassten wir ihnen auch gleich mal ihre neuen Namen: „Big Boss“ für den zuerst vorstellig gewordenen Kater, „Sleeping Beauty“ für das kleine Schätzchen, was in Stephans Hand eingeschlafen war, und „Sandwich“ für das Miezchen, was sich so frech, aber doch ganz vorsichtig dazugequetscht hatte. Leider mussten wir irgendwann einsehen, dass wir die lieben Viecher leider nicht retten können (aus mehreren Gründen – und nur ein, wenn auch nicht unerheblicher, davon ist unsere extrem verzogene Einzelmieze, die momentan schon in widrigen Umständen leben muss;-)  Schweren Herzens ließen wir die Miezen, nachem sie sich zwischendurch, weil Stephan sich unterstanden hatte, sich zu bewegen, auf meinen Schoß umgesiedelt hatten,

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dann doch leider sanft wecken und absetzen – waren uns aber einig, dass dieser unscheinbare Park im Herzen Miraflores einer der außergewöhnlichsten Orte gewesen war, die wir auf unserer Tour erlebt hatten – und das will schon was heißen!

Trujillo – Mansion über Mansion

Mansion = Hochherrschaftliches Anwesen, Kolonialer Prachtbau

Von solchen „Mansions“ wimmelt es hier in Trujillo nur so – und zwar nicht nur am berühmten Plaza de Armas (laut Lonely Planet der schönste und gepflegteste in ganz Mittel- und Südamerika),

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sondern in der ganzen historischen Altstadt. Und das hat seinen Grund – diese Stadt mit 300 000 Einwochnern, die aufgrund ihrer bevorzugten Lage am Rio Mochschon immer als „reich“ galt, wurde von Francisco Pizarro höchstpersönich geggründet und wurde somit schnell zum Zentrum kolonialer Macht an der Nordküste Perus. Kein Wunder, dass die Stadt während der Inka-Rebellion im 16. Jahrhundert belagert wurde… Übrigens setzt sich dieser „Geist der Revolution“ auch in spätere Jahrhunderte fort – nicht nur, dass Simon Bolivar hier höchstpersönlich die Abspaltung von Spanien plante (an diesem Schreibtisch, wohlgemerkt),

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nein, Trujillo war auch die erste Stadt Perus, die tatsächlich im Jahre 1820 ihre Unabhängigkeit erklärte.

 

Oha, jetzt bin ich wohl etwas abgeschweift… Also wie auch immer: Die Stadt ist wahnsinnig geschichtsträchtig, und insbesondere das koloniale Erbe lässt sich eben nicht verleugnen . Ein hochherrschaftliches Anwesen – in hübschen Farben restauriert, mit weißen Elementen abgesetzt und mit dunklen Holzintarsein ausgestattet – reiht sich hier an das nächste,

und das Schönste ist: Diese Gebäude werden genutzt! Die Schmuckstücke von Banken (nee, ist klar), aber auch die Kleinode und versteckten Schönheiten, sei es als Restaurant oder Hotel, aber auch als Saftbar, Einkaufsmarkt, Fabrikverkauf, und und und…

Wir haben natürlich auch davon profitiert: Da hier gerade Nebensaison ist (was man zwar nicht an den Temperaturen, aber am bedeckten Himmel und natürlich an den Preisen erkennen kann;-), konnten wir in einem kolonialen Anwesen nächtigen

(übrigens wirken diese von außen immer recht übersichtlich – also rein größentechnisch – betritt man dann aber das Innere, erstrecken sich die Gebäude inklusive Innenhöfe und Seitentrakte über den ganzen Block – wirklich imposant) und in einem richtigen Restaurant zu Abend speisen (denn von essen kann hier keine Rede sein)…

 

 

 

 

North Coast – Huaca del Sol y Huaca de la Luna

Peru gilt als eine der geschichtsträchtigsten Länder der Welt – siedelten hier doch bereits vor tausenden von Jahren weit entwickelte Hochkulturen. Neben den Nazca, die in der Nähe von Ica siedelten und – wir berichteten – eventuell mit Außerirdischen bzw. ihren Göttern in Kontakt treten konnten, haben auch die Kultur der Moche und der Chimu großen Einfluss auf die Entwicklung des Landes genommen. Viele hundert Jahre später waren es dann die Inka, die dem Gebiet ihren imposanten Stempel aufdrückten. Leider half jedoch der Status als Hochkultur in diesem Fall nichts, als die meuchelnden und goldwütigen Conquistadores hier einfielen und die beeindruckenden Bauten und Kunstwerke zerstörten und so unersetzliche Kulturschätze dem Erdboden gleichmachten.
Glücklicherweise fanden die wütenden Horden nicht sämtiche Stätten und bei Weitem nicht alle Plastiken, Skulpturen, Kunstwerke und Textilien, die von den Menschen dieser Hochkulturen erschaffen wurden, und so blieben diese für die Nachwelt erhalten.
Ein eindrückliches Zeugnis der Epoche der Moche durften wir heute bewundern – die Tempel der Sonne und des Mondes (Los Huacas del Sole y de la Luna), die direkt am Fuß eines außergewöhnlcihen Berges – zu Ehren der Dios de montanas – erschaffen wurden .

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Diese Tempel wurden zwischen 100 und 600 nach Christus erbaut und beeindrucken allein durch ihre immense Größe. But it´s not only size, that matters 😉 (gell Stephan;-) , sondern die Bauweise der Tempel. Errichtet wurden die Tempel aus Lehmziegeln, die von den Familien „gespendet“ werden mussten – diese zeichneten die von ihnen beigetragenen Ziegel mit ihren Familienzeichen, die auch heute noch – hunderte von Jahren später – zu erkennen sind.

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Da die Moche sich der Erdbebengefahr, die in ihrem Gebiet herrschte, sehr bewusst waren, wurden die Ziegel abwechselnd quer und längs verbaut sowie in einzelnen Abschnitten angeordnet, die bei Erdbewegeungen den nötigen Spielraum garantieren sollten.

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Einige der Wände des Huaca de la Lunes wurden mit natürlich gewonnenen Farben bemalt – unglaublich, wie gut die Farben erhalten sind, oder?

Dies ist alleine der Tatsache geschuldet, dass insgesamt sieben Tempel übereinander errichtet wurden – einer immer größer als der vorherige – und die äußeren Wände so die innen liegenden, eigentlich eingebauten Wände aufs Vortrefflichste konservierten und erhielten, bis der ganze Komplex in den 90er Jahren ausgegraben und archäologisch untersucht wurde.

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Wir durften (oder mussten? Man weiß es nicht genau) an einer sehr interessanten, wenn auch auf spanisch gehaltenen Führung teilnehmen,

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die hochspannend und für uns – zu unserer Überraschung- sehr verständlich war. Bald erfuhren wir auch, woran das lag – der junge Mann, der äußerst motiviert und mit vollem Körpereinsatz erklärte – David –

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ist im echten Leben Grundschullehrer! Da ist doch klar, dass auf jedes freudig geäußerte „Correcto?“ ein gewinnendes, lobendes „Muy bien!“ folgen musste;-)
David erklärte uns auch die Funktion der und Anordnung der Opferplätze (gruselig, wenn man darüber nachdenkt, dass hier Menschenopfer, nachdem man sie ausblutete und etwa 15 Tage liegen ließ, in Schichten übereinandergestapelt „aufbewahrt“ wurden)

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sowie die herrlichsten fast 2000 Jahre alte Stufenbauten , die wir je erblickt haben, dargestellt werden hier – in Farbe! – die unterschiedlichen Stände der Moche-Gesellschaft sowie Fruchtbarkeits- und Machtsymbole, die mit dem Tierreich verknüpft sind.

Und auch eine Bogenwand, die hier gefunden wurde ist bewundernswert erhalten und stellt die drei Welten der Moche – die Wasserwelt, die Welt des Gegenwärtigen und die Welt der Zukunft- dar. Wer genau hinschaut, erkennt Hummer und Fischerboote, aber auch kopflose Menschenkörper, die wohl für die Opferungen stehen sollen.

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Sehr beeindruckt begaben wir uns danach noch auf den höchsten Punkt des Mondtempels, um von hier aus den Blick über die Ausgrabungsstätte der eigentlichen Mochesiedlung und den riesigen Sonnentempel schweifen zu lassen.

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Die anschließende Wanderung durch das sandige Gelände hin zu der pompösen, wenn auch nicht mehr ganz intakten Pyramide führte uns nochmals die schieren Ausmaße des hiesigen Komplexes vor Augen, und wir mussten es anhand perspektivischer Fotos (Julia=so klein, Tempel=so groß) dokumentieren;-)

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So mit Informationen angefüllt kamen wir uns wieder mal sehr gebildet vor und konnten den Tag in aller Ruhe in den belebten Straßen der Altstadt Trujillos ausklingen lassen.

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Peru-Alltag auf Castellano

Jetzt wird es aber mal Zeit – Nun haben wir hier in Peru schon so viele wahnsinnig tolle Erfahrungen gesammelt und entnervende Angelegenheiten erlebt, aber eigentlich noch gar nichts über die Alltagskultur berichtet – Sapperlott!
Gerade die letzten Tage, die wir jetzt hier zwischen Trujillo und Huanchaco unterwegs waren – haben wir noch mal richtig authentische Eindrücke gewinnen können, da es hier erstens kaum Touristen gibt und zweitens mangels der dritten anwesenden Partei auf dieser Reise und langsam ausgehender Reserven viel weniger „Taxi“ und „Nudeln“ und viel häufiger „Bus“ und „Street Food“ hieß.
Unsere Erkenntnisse:
Das öffentliche Bus-System in Peru ist einfach geil!

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Die Idee: Zahlreiche Busse absolvieren – mit Busfahrer und Kontrolleur/Anwerber – die gleiche Route entlang markanter Punkte, aber anstelle von Bushaltestellen wird einfach immer dort angehalten, wo jemand den Arm hinaus streckt und den Bus zu sich heranwinkt. Besteht einmal zu wenig Interesse an der Dienstleistung Bus (was wir uns bisher in keinem der vollgestopften Busse vorstellen konnten)

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, hängt der junge Mann, der eigentlich das Geld für die Tickets kassiert – sich einfach aus der Tür raus und schreit den zufällig anwesenden Passanten lauthals die Route des Busses zu.

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Zwischendurch hüpft er – an Restauarants oder auch öffentlichen Stellen -immer wieder schnell aus dem Bus, um eine Art Stechkarte abzuwerten, die wohl beweisen soll, wie oft und vor allem wie schnell der Bus seine Runde geschafft hat;-

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Unser Bus heute von Huanchaco nach Trujillo zum Beispiel war zudem noch ein besonderes Unikat: Nicht nur, dass der Boden fast durchgerostet war

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– nein, der ganze Fahrerraum war mit katholischen Reliquien und Ikonenblidchen sowie mit einer Klorolle (wozu auch immer man die da wohl braucht?) ausgestattet.

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Die uns bereits bekannte und sehr liebgewonnene südamerikanische Musik brüllte in voller Lautstärke aus den Boxen, aber der Fahrer hatte Kopfhörer auf -wahrscheinlich bevorzugt er französischen Rap, auch wenn dies zu Lasten der Verkehrssicherheit gehen könnte;-) Als wir dann auch noch den Punkt verpassten, an dem wir hätten aussteigen sollen, (ohne Haltestellen ist das für Ortsfremde halt schlecht zu erkennen;-) genossen wir einfach eine kostenlose Stadtrundfahrt, bis die beiden Herren, die den Bus kontrollieren, uns an der passenden Stelle mit Anweisungen und Wegbeschreibungen in die frische Luft entließen…. Eine sehr spannende Erfahrung, wieder mal;-)
Auch unsere Minibusfahrt heute ( Minibusse heißen hier Collectivos, weil viele Menschen sich so ein Gefährt teilen) war sehr aufschlussreich: Zunächst saßen wir in einem fast leeren Collectivo, aber sobald wir um einige Straßenecken gebogen waren, hielten wir alle 15 Meter an, um Menschen unterschiedlichsten Alters und Geschlechts aufzunehmen – teilweise bepackt mit großen Einkaufstüten, teilweise mit Babies, teilweise mit Ziegelsteinen (!!!) – was man hier nicht alles transportieren muss…

In Trujillo ist  insgesamt wahnsinnig viel los – hier klettern die Menschen fast wie kleine Ameisen durcheinander (es wirkt jedenfalls so, weil es plötzlich überall so voll ist) . Diesen Eindruck erhielten wir zwar am Nachmittag, er manifestierte sich jedoch am Abend, nach Sonnenuntergang: Scheinbar hält es keinen Peruaner in seinen 4 Wänden, sobald die Sonne untergegangen und die Arbeit niedergelegt ist -man schnappt sich seine Familie oder wahlweise seine Freunde und stürmt nach draußen, um dort zu spazieren, Kunststückchen auszuprobieren oder einfach nur zu chillen. Und natürlich wird man auch hierbei wieder mit Essen versorgt: Alle paar Minuten kommt ein netter Mensch mit Süßigkeiten, Kuchen, Amorada oder Chips vorbei (alles je 1 Sol) und bietet seine Ware feil.

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Übrigens genießen wir die Vielfalt des Angebotes hier sehr – leider bekommt man sonst manchmal den Eindruck, dass „Hähnchen“ hier – wie das Bier in Bayern – als absolutes Grundnahrungsmittel gilt und man dieses am liebsten zu jeder Tages- und Nachtzeit konsumieren würde (Beispiel für einen typischen peruanischen Tagesspeiseplan: Morgens: Süßliche Semmel mit kaltem, geschreddertem Hühnerfleisch, Mittags: Suppe mit Hühnerinnereieneinlage, danach Pollo al Saltado, Abends: ¼ Hähnchen mit Papas Fritas und Ensaladas)

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. (@Stefanie: Ja, wir mochten Hähnchen einmal – aber wir würden mittlerweile liebend gerne gegen Meerschweinchen, Krokodil oder Emu tauschen! Stephan ließ sich sogar ohne körperlichen Widerstand in ein vegetarisches Resto führen

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– ich denke, das beweist, wie verzweifelt wir bemüht sind, dem allgegenwärtigen Hähnchen zu entgehen…;Der einzige Grund, weshalb wir überhaupt noch über den Konsum von„Pollo“ nachdenken, ist der unfassbar laute und zeitlose Hahn neben unserem Zimmerfenster, an dem wir uns gerne für die schlaflosen Nächte rächen würden…)

Ein weiterer wichtiger Aspekt des alltäglichen Lebens- neben öffenltichen Verkehrsmitteln, Freizeitgestaltung und Ernährung – ist, wie könnte es auch anders sein, der allgemeingültige Toilettengang (Ich kann Ben förmlich hören: „Schreibt ihr schon wieder über Klos????!!!“)
Die hygienischen Facilitäten hier verdienen übrigens in jeder Hinsicht die Bezeichnung „Toilette“, handelt es sich hierbei doch tatsächlich um weiße bzw. knatschbunte (bau und grün sind sehr beliebt) Keramikschüsseln. Also kein Vergleich zu den mit speziellem Odeur ausgestatteten Löchern, die uns in China so oft begegent sind. Aber: Die Leitungen hier sind wohl dermaßen schmal und der Wasserdruck so schwach (mal ganz abgesehen von den hiesigen Klärvorrichtungen), dass Toilettenpapier auf keinen Fall mit weggespült werden darf, sondern stattdessen in kleinen Behältern neben dem Klo gesammelt werden muss (was übrigens für einen ganz eigenen Duft sorgt – meine Assoziation dazu ist „Windeleimer“).
Zitat Stephan: „Jetzt aber mal wieder zu angenehmen Details, ja! Wir wollen hier ja keinen falschen Eindruck erwecken…“
Na gut! Also, neues Thema… Ah ja: Musik. Wie oben bereits angedeutet: Die Menschen hier lieben Musik! Am liebsten so, wie Musik bereits von unseren Vorfahren gedacht war: laut und inbrünstig! Sei es der Bus, der wie eine fahrende Disko wummert, die Einkaufsstraße, in der von jedem Laden andere Melodien schallen, oder auch einfach die peruanischen Kombos, die in der Fußgängerzone singen

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(nein – nicht, wie ihr euch das vorstellt – es kann keine Rede von Panflöten und bunten Umhängen sein, wie man das von peruanischen Bands in der Frankfurter Fußgängerzone kennt!) – Musik ist überall, und ohne könnte sich hier sicher niemand entspannen oder gar konzentrieren – keine Ahnung, wie wir in Europa das eigentlich ohne schaffen;-)

Und gerade dieser Aspekt ist es, der uns zu Haue sicher fehlen wird: Die große Zahl an glücklich lächelnden Menschen, die abends die Straßen entlangflanieren und sich dabei von Zeit zu Zeit im Takt wiegen – ein Lebensgefühl, dass man einfach in unserem unterkühlten Deutschland nicht finden kann.. Andererseits fallen wir in unserem Heimatland natürlich auch nicht so auf – nicht, dass wir optisch nun, ohne unsere „Blondine“ Ben, nicht ganz gut einblenden könnten (also bezüglich Haarfarbe, Augenfarbe, Hautfarbe), aber wir sind – wieder mal – einfach zu groß und unser Spanisch (Sorry: castellano) ist leider, leider nach wie vor nicht gut genug, um hier erfolgreich untertauchen zu können;-)

Huanchaco – Küstenstädtchen mit Shabby-Chic

Nach einer laaaaaangen Nachtbusfahrt (zwar im Luxus-Schlafbus, aber was man hier unter „Luxus“ versteht, ist ein ganz anderes Kapitel  –  Zitat Stephan: „Was meinst du? Etwa das Gepiepse die ganze Nacht, weil der Busfahrer ständig schneller fährt als per Maximalgeschwindigkeit erlaubt ist? Oder dass man die Sitze nur leicht verstellen kann und von 180 ° Liegen keine Rede sein kann???“)

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erreichten wir etwas erschöpft, aber wohlbehalten die Stadt Trujillo und ließen uns von hier aus direkt in das angeblich „beschauliche“ Küstenstädtchen Huanchaco bringen. Doch auf den ersten Blick konnten wir diese Ansicht nicht so richtig teilen: Beschaulich ist was anderes, hier denkt man eher an Nachkriegszustände, weil sich sämtliche Gebäude in der Bauphase zu befinden scheinen und auch Straßen und Wege eher behelfsmäßig angelegt sind.

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Auch, dass der Strand per Sandsäcken – anstelle von einer Kaimauer – abgetrennt ist, erscheint erst mal befremdlich. Aus unseren leicht schockierten Gesichtsausdrücken ließ sich schließen, dass wir hier – unter tristgrauem Himmel –  sicher nicht wie geplant mehrere Tage verbringen würden!

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Nach einem Mittagsschläfchen in unserem Hostel (was übrgens sehr gepflegt und sehr hübsch angelegt ist)

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entschieden wir dennoch, uns auf einen kleinen Erkundungsspaziergang zu begeben- und siehe da: Wenn man nicht mehr so müde ist – und wenn die Sonne scheint –  sieht die Welt gleich ganz anders aus. Ja, es gibt hier viele Baustellen und die in Peru übliche Bauweise, nur die unteren Stockwerke fertig zu stellen und oben das Gestänge rauschauen zu lassen, um bei Bedarf noch höher bauen zu können.

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Aber es gibt auch zahlreiche süße kleine bunte Gebäude, die die Straßen am meer und dahinter säumen und von kleinen Parkanlagen durchzogen sind. Eine herrliche Kirche thront über der Stadt.

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Der Strand erweist sich beim näheren Hinsehen zwar nicht gerade als Südseejuwel (warum sollte er auch?), ist jedoch feinsandig und schön breit, und man kann die hereinbrechenden Wellen sowie die darauf trainierenden Surfer prima von hier aus beobachten.

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So schlenderten wir einigermaßen beruhigt die  – doch noch entdeckte- Promenade bis zum Steg entlang, der herrlich in den Ozean ragt und insbesondere bei Sonnenuntergang ein prima Fotomotiv bietet.

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Auch einen weiteren sehr interessante Aspekt dieser kleinen Küstenstadt entdeckten wir auf diesem Spaziergang: Hier fahren die Männer- wie es ihre Tradition vorgibt – immer noch mit kleinen selbstgebundenen Kanus aus Schilf zum Fischen aufs Meer hinaus, wobei sie beide Beine jeweils aus dem Boot ins Wasser hängen lassen.

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Auf diese Weise wird wohl schon seit Jahrhunderten zur See gefahren (nur die Konstruktion – heute mit Styropor und Colaflaschenfüllung für den Auftrieb) scheint sich leicht verändert zu haben).

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Und diese Boote sind auch wahnsinnig pittoresk, gell;-)

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So haben wir doch noch unseren „Frieden“ mit diesem Städtchen gemacht – das insbesondere bei schönem Wetter – eine gemütliche Atmosphäre vermittelt und zu langen Spaziergängen und Vorlese-Sessions am Strand einlädt…

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(Wir haben es auch mit Schwimmen versucht – jawohl, trotz der zapfigen Wassertemperatur – da aber das Meer hier nicht gerade besonders sauber ist, haben wir das zeimlich schnell wieder aufgegeben und uns stattdessen auf der Uferseite aufgehalten)

Insgesamt also schon richtig, um sich noch etwas zu erholen,

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bevor es dann mit Abstechern in Chan Chan und Trujillo in insgesamt 35 Reisestunden zurück in den deutschen Alltag geht…

 

 

Flugreisen in PERU – Panik, Erschütterung, Rage, Unverständnis

Alle diese der dem Sammelbegriff „Aufregung“ zugeordneten Gefühle durchströmten uns heute, als wir unsere (letzte winzige) Flugreise von Lima nach Trujillo an der Nordküste Perus antreten wollten. Hatten wir doch bisher in Südamerika schon vieles erlebt, sowohl, was Flugbuchungen ( eigentlich wollte ich hierzu in Kolumbien einen eigenen Artikel schreiben, n, wollte dann aber keine Zeit mehr dafür verschwenden, ich sage nur so viel – 8 Stunden Rumgefummel am Internet und am Telefon für eine Flugbuchung, weil unsere deutschen Kreditkarten nicht angenommen wurden (und zwar auf Spanisch und Englisch) Ende vom Lied: Tickets  im Supermarkt bar bezahlt, Flüge jeweils mehrere Stunden Verspätung, dabei eingesperrt sein in der Maschine…. etc etc)als auch Mietwagen ( Bei Abholung Wartezeit etwa 2 Stunden, Kosten plötzlich viel höher, da km-Limit, Abgabe am Flughafen angeblich möglich – keiner da, als wir an Abgabestelle ankommen, Stephan muss durch den ganzen Airport rennen, um jemanden zu finden, der zuständig ist, Fazit: Dafür bekommen wir auch noch Parkgebühren berechnet und nach 14 Tagen ist jetzt immer noch nicht die Sicherheitssumme auf der Kreditkarte wieder freigegeben etc etc) angeht, so setzte dieses neuerliche Verwaltungs- und Touristenverarsche-Chaos dem Ganzen echt die Krone auf:

Wir:  ganz in Ruhe und bester Stimmung zum Flughafen gefahren

Schalterpersonal: Guten Tag, Tickets bitte …ba bla bla… Und jetzt bitte ihre peruanische Wohnbestätigung

Wir: Wie bitte? Wir sind doch Deutsche, wohnen nicht hier

Schalterpersonal: Ahja, dann dürfen sie aber zu dem von Ihnen gebuchten Ticketpreis nicht fleigen – diese Tickets dürfen nur Einheimische kaufen

Wir: Wie bitte??????? Wir haben die Tickets online mit unseren deutschen Passdaten gekauftt, und jetzt sollen die nicht gelten????

Schalterpersonal: Ja, tut uns leid, bei diesen Ticketpreisen steht ein Hinweis (winzig klein, auf spanisch, ANmerkung der Redaktion), dass man diese Tickets zum Sonderpreis (130 Dollar ??? Was soll daran eigtl ein Sonderpreis sein???? Anerkung der Redktion) buchen darf . Sie können aber gerne die Strafsumme von 170 Dollar pro Mann bezahlen und dann trotzdem fliegen, ansonsten lassen wir sie nicht auf die Maschine

Wir:????????????????????????????????????????????????????????????????????????

Wir: Wir haben doch mit unseren deutschen (!!!) Pässen gebucht, wieso kriegen wir vom System dann eigentlich eine Bestätigung und die Tickets geschickt, wenn das doch nur für Einheimische gelten soll

Schalterpersonal: Ja, tut uns leid, das passiert leider sehr oft, aber ist ja kein Problem, zahlen Sie einfach die 170 Dollar Strafe pro Mann, dann dürfen Sie mitfliegen

Wir: Julia in Tränen, Stephan am Rande dereines Wutanfalles(ist ja nicht so, als ob wir die Woche nicht genug Pech hatten und als ob wir nicht auch ein Zimmer in Trujillo und Pläne für die Woche dort hätten…)

Wir: Wir werden nicht zahlen! Das ist ja teurer als das Ticket insgesamt gewesen ist!!! Wir wollen unser Geld zurück!

Schalterpersonal: Das geht leider nicht. Wir können Ihnen nur die Steuer erstatten

Wir:?????????????????????????????????????????????

Nach langen Diskussionen mit verschiedenen Mitarbeitern der Airline (übrigens LAN Peru, die ich niemandem je empfehlen würde) wurden wir dann noch zum Verkaufsschalter geschickt („No, Sir, I´m sorry, I can´t do anything for you!“) und dann  – Höhepunkt der ganzen Veranstaltung – mussten wir ins Büro von LAN, das sich natürlich nicht am Flughafen befindet (das wäre ja auch Schmarren, oder, das Hauptbüro einer Airline direkt am Flughafen, wer denkt denn an so was?), und zwar mit dem Taxi – vielen Dank, nchmals Geld zum Fenster rausgehauen. Dort angekommen mussten wir uns erst mal in eine ewig lange Schlange anstellen, bis wir an eine Mitarbeoterin kamen, die leider kein Wort Englisch  sprach und und sowieso mit diesem Problem nicht weiterhelfen könne… Julia wieder in Tränen, Stephan mittlerweile resigniert – doch da nahte die Rettung: Die Supervisorin, die auf unsere „Guter Bulle, böser Bulle“ -Masche (naja, Masche wäre, wenn wir es absichtlich getan hätten, oder?) reinfiel und endlich endlich Verständnis für uns zeigte und uns half. Für diese sehr kluge und auch noch sehr schöne Frau war es total unverständlich, dass man uns überhaupt so genau kntrolliert habe, das sei totaler Bürokratie-Schmarren, und sie fände diese Regelung, dass es Einheimischen- und Touristenpreise gebe, man aber trotzdem Tickets buchen könne, absolut dneben… Und dann, ja dann, machte sie für uns eine Ausnahme und erstattete tatsächlich die Kosten auf unsere Kreidtkarte zurück bzw. versprach, dass dies in den nächsten 30 Tagen erfolgen werde.. (wollen wir hoffen, dass das jetzt auch klappt!)

Total entnervt entschieden wir jetzt, dann doch mit dem Nachtbus zu fahren, der uns in etwa 9 Stunden auch as Ziel bringen würde – und so ruckelten wir dann doch noch, endlich endlich unserem Ziel entgegen…

 

PUUUUUUUUUUHH, Peru, du machst uns manchmal echt fertig!

 

 

Barranco – Kakao, Kunst und Kultur

Man entdeckt tatsächlich mehr, wenn man etwas Zeit und Muße hat, ein Viertel mal so richtig zu erkunden – und gerade Barranco bietet so sympathische kleine Ecken, dass man es hier wirklich gut aushalten kann und sich (fast schon) ein wenig zu Hause fühlt…

So entdeckten wir das hiesige Schoko-Museum – eigentlich ja auch nicht verwunderlich, dass es hier ein solches gibt, gilt doch Südamerika(und speziell Kolumbien, Equador und Peru) als wichtigster Kakaobohnen-Lieferant der Welt.

Neben den leicht antiquierten Maschinen hier

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konnte man auch Köstlichkeiten wie Schoko-Likör und die hiesige „Cocolate-Jam“ (eine Art Marmelade aus Schokolade und Fruchtanteilen) probieren – habe ich natürlich gleich standesgemäß auf Crepe versucht…

20150519_170744Fazit: Sehr interessante Mischng, gerade mit Ananas sehr lecker, Stephan fand es allerdings nicht so deliziös, aber über Geschmack lässt sich ja nicht streiten;-)

Zudem fanden wir einen kleinen Kunsthandwerkermarkt mit Kleinstkunstbühne, der nur am Wochenende geöffnet hat

20150516_115846und auf dem zahlreiche Modeexperimente, handgenähnte Mäppchen/Laptoptaschen, selbst gearbeiteter Schmuck und – natürlich – auch Fressalien angeboten werden,

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während auf der Bühne wahlweise ein Zauberer auftritt oder die Frauen der Umgebung sich – ernsthaft – zum Yoga treffen, während alle anderen ihnen dabei zuschauen…

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Sehr spannend, in diese Mischung aus Einheimischen-Treffpunkt und Touri-Destination einzutauchen – und lecker in beiden Fällen noch dazu;-)

 

Lima – Hauptstadt mit tausenden Stadtvierteln

Vor einigen Wochen legten wir ja bereits eine kleine „Zwangspause“ in Lima ein, weil Julia durch Fieber etc am Weiterreisen gehindert war. DIe Zeit hier verbachte sie zwar nur im Bett, aber zumindest Ben und Stephan schnupperten ein wenig Lima-Luft im Zentrum des Stadtteil Miraflores, der als „Touristen-und Ausgeh-Zentrum“ gilt.

Da wir ja nun unerwarteterweise wieder ein paar Tage „Ruhepause“ hier einlegen durften, erkundeten wir diesmal die Stadtviertel El Surco und Barranco – mit überraschendem Ergebnis: Jeder dieser Stadtteile ist eigentlich eine eigene Stadt für sich – mit eigenem Stadtkern, eigener Atmosphäre und ganz eigener bzw. eigenwilliger Bevölkerung.

In Surco leben scheinbar die Reichen und Schönen – neben Hochglanzmalls gibt es hier vor allem teure Restaurants und abgeschirmte Häuser zu sehen.

In Barranco, wo wir jetzt (übrigens mal wieder in einem Bordell, booking.com hätte uns ruhig vorwarnen können;-) mehrere Tage verbracht haben, lebt man mitten unter „normalen“ Einheimischen,

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bis man ein paar Straßen weiter ins historische Zentrum des Viertels kommt, in dem wunderschöne Kirchen und Bauten bewundern

und entweder von einer Terrasse aus das Meer beobachten

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oder durch eine kleine süße Gasse bis hinunter zum Strand wandern kann,

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wo sich – ähnlich wie in Miraflores – sehr instabil wirkende Sandklippen türmen, auf denen Wohnhäuser errichtet wurden.

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Abgesehen von der Tatsache, dass es hier tagsüber sehr ruhig ist, abends nach Sonnenuntergang allerdings – auf der Straße,

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aber auch in den Clubs,

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lautstark der Bär tanzt, gibt es hier einige leckere und absolut preisgunstige peruanische Restos, und wer Lust hat (und sich traut) kann zum Beispiel eine der pappsüßen Nachspeisen an kleinen Ständchen probieren. Ansonsten genießen wir gerade auch die anderen Vorteile eines etwas längeren Aufenthaltes in einer großen Stadt: Eine vorzügliche Internetverbindung und Lieferdienste, die einem von Pizza über „Chifa“ (hier chinesisch) bis sogar zu KFC alles direkt ins Haus bzw. ins Hotelzimmer bringen.

Morgen verlassen wir Lima dann (endlich?), weil wir noch eine Woche an der Nordküste Perus verbringen werden, und schauen wohl nur noch mal kurz vor unserem Rückflug am 29.05. zum „Adieu-Sagen“ vorbei…

 

PS: Falls ihr euch wundert, warum wir uns nicht noch mehr Stadtviertel angesehen haben – der Verkehr hier ist zu jeder Tages- und Nachtzeit mörderisch!!!

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Die Taxis sind zwar wirklich günstig – und die Einheimischen-Busse spottbillig – aber für eine Strecke von etwa 5 Kilometern muss man bei dem extremen Verkehr („Trafico loco) mit etwa sechzig bis neunzig Minuten Fahrzeit (einfach)  rechnen… Und darauf hatten wir jetzt momentan verständlicherweise einfach nicht soooo viel Lust;-)